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Watson James und die verschwundene Lilie (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
476 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-83079-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Watson James und die verschwundene Lilie -  Marcus Straßer
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Maria hat es echt nicht leicht. Sollte sich ein zwölfjähriges Mädchen allein um ihre beiden kleinen Brüder und Großeltern kümmern? Wohl kaum. Aber Maria kümmert sich. Es ist ja sonst niemand da. Aber alles wird anders, als sie diesen seltsamen Kerl kennenlernt: Watson James. Er selbst hält sich für den größten Detektiv aller Zeiten - die Polizei eher nicht so sehr. Aber Maria verspricht, ihm zu helfen. Er will eine mysteriöse Frau finden, die vor langer Zeit verschwunden ist. Er weiß nicht warum oder wo, aber er ist sich sicher, dass er Hilfe braucht, um diesen Fall zu lösen. Marias Hilfe. Also machen sie sich auf, die verschwundene Frau zu finden. Sie durchstreifen seltsame Dörfer, verlassene Krankenhäuser, dunkle Friedhöfe und jeder Schritt, jeder Ort bringt sie ein kleines bisschen näher heran an die Lösung des Falls. Aber wollen sie das alles überhaupt wirklich wissen? Vielleicht geht es gar nicht um den Fall? Um die Rätsel? Vielleicht geht es einfach nur darum, sich selbst ein bisschen besser zu verstehen? Maria. Und Watson James.

Marcus Straßer lebt seit 50 Jahren auf diesem Planeten und ist eigentlich Diplom-Physiker. Das Schicksal hat ihn jedoch in Richtung Computer geführt und daher arbeitet er nun als Programmierer in einer Softwarefirma für Verlage und die Buchbranche. Nebenher hat er aber schon immer nicht nur Computerprogramme geschrieben, sondern auch Geschichten und Bücher.

Marcus Straßer lebt seit 50 Jahren auf diesem Planeten und ist eigentlich Diplom-Physiker. Das Schicksal hat ihn jedoch in Richtung Computer geführt und daher arbeitet er nun als Programmierer in einer Softwarefirma für Verlage und die Buchbranche. Nebenher hat er aber schon immer nicht nur Computerprogramme geschrieben, sondern auch Geschichten und Bücher.

Eins

 

„Hallo? Ich … ich wollte nur mal fragen … was Sie da machen?“

Maria rannte dem seltsamen Mann hinterher und überlegte für einen Moment, ob sie ihn vorsichtig am Ärmel ziehen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Der Mann war mindestens zwei Köpfe größer als sie, was kein Wunder war, denn Maria war ja erst zwölf Jahre alt. Er war ohne Frage auch sicher dreimal so alt wie sie. Oder vielleicht sogar viermal? Er trug über einer braunen Hose einen braunen Mantel mit mindestens einhundert braunen Taschen. Um seinen Hals hing ein dünner, zerschlissener, grüner Schal mit gelben Punkten. Seine Haare waren so wild und durcheinander, wie es der stolze Schnurrbart gerade nicht war.

Er schritt nachdenklich auf und ab und schien etwas zu suchen.

„Was … was suchen Sie denn da?“

Der Mann drehte sich nicht um, sondern schnaubte nur verächtlich.

„Gibt es hier etwas Besonders?“

Wieder keine Antwort. Der Mann betrachtete schweigend ein zerwühltes Blumenbeet.

„Hallo? Ich … “

„Was?“, schrie der Mann plötzlich und drehte sich um. Er starrte Maria mit wütenden, weit aufgerissenen Augen an. Maria stolperte erschrocken einen Schritt zurück.

„Ich … Ich …“ Ihr fehlten plötzlich die Worte.

„Du willst mit mir sprechen? Oder nur sehen, was dieser seltsame Mann da so treibt? Ist das eine alberne Mutprobe? Haben die anderen Kinder gesagt, dass du mich ansprechen sollst? Dass du herausfinden mögest, was ich hier mache: ‚Frag doch mal den komischen Kerl da drüben. Das traust du dich sicher nicht. Der ist verrückt, der Kerl. Los schon, traust du dich?‘ – Haben sie das gesagt? Natürlich haben sie das gesagt.“

Maria zitterte. Sie wollte etwas erwidern, aber dann stockte sie.

Sie schaute kurz auf ihre eigenen Füße, aber da fand sie auch keine Antwort.

Sie blickte über ihre Schulter zurück. Zurück zu der flachen Mauer, hinter der sie undeutlich noch die anderen Kinder sehen konnte. Die anderen Kinder, die sie in der Tat ermutigt hatten, diesen seltsamen Kauz anzusprechen. Die darauf warteten, dass sie wieder zurückkäme und ihnen stolz berichten würde, was er ihr so alles erzählt hätte.

Der Mann schaute sie immer noch vorwurfsvoll an.

Maria fühlte sich elend. Nicht nur, weil sie sich ertappt sah, sondern weil sie merkte, dass das eine ziemlich, ziemlich fiese Idee gewesen war. Für einen Moment überlegte sie, wie sie es wohl fände, wenn jemand zu ihr gelaufen käme, um sie wie ein exotisches Tier zu begaffen.

Vermutlich nicht so gut.

„Entschuldigen Sie … bitte“, stammelte sie daher nur.

Der Mann kniff die Augen zusammen, blickte kurz ebenfalls zu den anderen Kindern hinüber und schien nachzudenken. Dann griff er in eine seiner unzähligen Taschen, holte eine kleine, runde Schachtel hervor und drückte sie Maria in die Hand.

Für einen absurden Moment fürchtete sie, dass es eine Bombe wäre, die jeden Moment explodieren könnte. Allerdings wäre es eine ziemlich kleine Bombe gewesen. Aus Pappe.

„Wenn du schon einmal hier bist, um zu erfahren, was ich denn wohl an diesem Ort praktiziere, so kannst du mir auch zur Seite stehen.“ Seine Stimme klang nun ruhig und besonnen, schien aber keinen Widerspruch zu dulden.

Maria blickte unsicher zwischen der Pappschachtel und der Mauer hin und her, als würde sie erwarten, dass ihr von dort jemand zurufen würde, was nun zu tun sei.

Der Mann kreiste mit seinem langen Zeigefinger um die Schachtel: „Öffne sie!“

Maria öffnete sie.

Die Schachtel war leer.

„Die Schachtel ist leer“, flüsterte sie.

„Natürlich ist sie leer.“ Der Mann schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu dem Blumenbeet um. Er beugte sich zu den struppigen Pflanzen herab und fuhr mit seiner Hand über den trockenen Boden.

„Du wolltest wissen, was ich hier suche? Ich suche nach Spuren. Jawohl. Spuren. Indizien. Auffälligkeiten. Dinge, die nicht passen. Nicht so sein sollten. Oder vielleicht gerade doch. Geheimnisse. Rätsel. Oder besser deren Lösung. Unentdeckte Mysterien.“ Er hatte sich erhoben und schaute Maria direkt in die ängstlichen Augen. Dann zog er ein rundes, grünes Blatt hervor, das er offenbar soeben vom Boden aufgehoben hatte, hielt es Maria kurz demonstrativ vor das Gesicht und legte es dann in die Schachtel.

Dann grinste er und es schien Maria, als hätte er längst alles vergessen, was zuvor geschehen war und als würde in diesem Moment nur das Blatt in der Schachtel von Bedeutung sein.

„Nun, mein Kind, was sagt dir das?“

„Was sagt mir was?“

Der Mann verdrehte frustriert die Augen, dann zeigte er erneut auf das Blatt: „Das Blatt!“

„Das Blatt?“

„Bist du ein Papagei?“

„Ein Pa…“ Maria stockte. „Nein, also … eigentlich nicht. Ich weiß nur nicht, was Sie meinen.“

Der Mann legte kurz seinen Kopf schief und schien erneut nachzudenken.

Maria überlegte, ob der Mann verrückt oder gefährlich sei oder vielleicht auch einfach beides.

„Womöglich solltest du zurück zu deinen Freunden dort hinter der Mauer gehen“, hörte sie ihn plötzlich flüstern.

Sollte sie? Wollte sie? Eigentlich nicht. So richtig wusste sie immer noch nicht, warum sie eigentlich hier war. Warum sie den Kindern gefolgt war. Dieser Anika und den Kindern aus ihrer Klasse, die sie nicht mochte und die Maria nicht mochten. Aber für einen Moment hatte es sich wunderbar angefühlt, einmal dabei zu sein. Mit einer Gruppe durch die Straßen zu ziehen. Aber jetzt überlegte Maria, ob das alles nur ein reichlich hinterhältiger Plan gewesen war, sie hier dieser absurden Mutprobe zu unterziehen.

Sie senkte verbittert die Augen. Erst jetzt bemerkte sie die riesigen Schuhe, die ihr Gegenüber trug: Rundlich, rot und viel zu groß.

„Nein“, der Mann klatschte zynisch grinsend in die Hände, „deine Freunde sind schon wieder verschwunden. So ein Pech. Was für ein feiger Haufen, mit dem du da unterwegs bist. Oder treulos. Vermutlich beides.“

Vermutlich.

„Nun gut, nun gut. Dies ist sicher keine Veranlassung für Trauer oder Frustration. Versuchen wir es schlicht noch einmal: Was sagt dir dieses Blatt?“

Maria schaute noch einmal in die kleine Kiste und versuchte mit aller Kraft etwas Besonderes an dem Blatt zu entdecken. Aber da war nichts. Es war ein völlig belangloses, langweiliges, grünes Blatt, von einem der Bäume, die sich hier auf dem Kirchplatz befanden.

„Ich weiß es nicht. Es ist ein Blatt. Von einem der Bäume hier vermutlich.“

„Vermutlich? Schau dich um!“

Maria schaute sich um: Sie standen auf einem kleinen Platz, der offiziell zu einer Kirche gehörte, aber eher wie ein zu groß geratener Schrebergarten wirkte. Es gab einige wenig gepflegte Blumenbeete und drei große Bäume, einer von ihnen direkt an der Flanke der wuchtigen Kirche, deren Haupteingang über eine breite, zertretene Treppe hinab in diesen kleinen Park führte, der bis auf wenige Ausgänge von einer hüfthohen Mauer umgeben war, hinter der noch bis vor wenigen Minuten die anderen Kinder gekauert und Maria beobachtet hatten.

Maria verglich die Form des Blattes mit den Blättern an den Bäumen.

„Das Blatt stammt von einem der Bäume hier.“ In dem Moment, als sie das aussprach, kam sie sich furchtbar albern vor. Natürlich stammte das Blatt von einem der Bäume hier. Woher auch sonst?

„Korrekt! Aber warum haben wir es hier in diesem Blumenbeet gefunden, sicher an die zehn Meter entfernt von diesem Baum dort an der Kirchenmauer?“

„Wind?“

Der Mann schien irritiert von Marias einsilbiger Antwort und blickte sich um. Mit einem Mal fragte sie sich, ob der Mann die Antworten auf seine eigenen Fragen bereits kannte oder eben gerade nicht.

„Wind? Womöglich. Aber wie können wir dies verifizieren?“

„Verifizieren?“

„Sicherstellen. Herausfinden.“

„Was soll es denn sonst gewesen sein? Es wird wohl kaum jemand das Blatt hierhin getragen haben, oder?“

Wieder dachte der Mann nach.

„Nein, vermutlich nicht.“

Maria verstand immer noch nicht die Bedeutung des Blattes oder der Bäume oder dieser ganzen absurden Situation. War das hier ein Rätsel? Eigentlich liebte Maria Rätsel. Der einzige Grund, warum sie die große Zeitung ihrer Großeltern jeden Morgen las, war das kleine Rätsel für Kinder auf der letzten Seite.

Sie dachte nach: „Wir … wir könnten schauen, ob bei den anderen Bäumen auch Blätter zu finden sind.“

Die Augen des Mannes...

Erscheint lt. Verlag 26.1.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Detektiv • Erwachsen Sein • Familie • Freundschaft • Kind sein • Krimi • Sherlock Holmes • Verantwortung
ISBN-10 3-347-83079-2 / 3347830792
ISBN-13 978-3-347-83079-0 / 9783347830790
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