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Zone 9 (eBook)

Caput Leonis
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
472 Seiten
Hybrid Verlag
978-3-96741-199-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zone 9 -  Mascha Fekete
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Die Residenz regiert über zehn Zonen, letzte Refugien der Menschheit. Kyra lebt in der neunten Zone, die von drei Gruppen beherrscht wird. Die Springer kämpfen für Recht und Ordnung, während die Sinister versuchen, den Guides die Macht zu entreißen. Kyra träumt davon, aus dem riesigen Gebäude auszubrechen und zu sehen, was sich außerhalb verbirgt. Evakuierungen von höherrangig gestellten Mitgliedern der Zone und schließlich das mysteriöse Verschwinden ihrer Freundin Ava ändern ihren Plan. Irgendetwas geht in der Zone vor sich, und es ist nichts Gutes ...

Mascha Fekete, geboren 1991, wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Bereits mit 14 griff sie zur Kamera und schuf dystopische und magische Welten für Kurzfilme. Sie lernte Judo, Gitarre und Klavier, lief über Mode-Laufstege und ritt durch die Wüste am Roten Meer. Behielt dabei immer eines im Hinterkopf: Das Schreiben. Eine Leidenschaft, die nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken ist.

Mascha Fekete, geboren 1991, wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Bereits mit 14 griff sie zur Kamera und schuf dystopische und magische Welten für Kurzfilme. Sie lernte Judo, Gitarre und Klavier, lief über Mode-Laufstege und ritt durch die Wüste am Roten Meer. Behielt dabei immer eines im Hinterkopf: Das Schreiben. Eine Leidenschaft, die nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken ist.

 

 

 

Kapitel Eins

 

 

 

Die Welt ist eine einzige Wüste. Jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster meines Zimmers blicke, frage ich mich, wie es vor zwanzig Jahren gewesen war. Ich habe mein ganzes Leben in der Zone 9 verbracht — ich kenne es nicht anders. Ein dicker Stempel ziert meine Stirn. Das erste Kind, das in dieser Zone geboren wurde. Zu Großem bestimmt. Nein, das bin ich ganz sicher nicht. Ich bin ein Niemand und werde auch nichts Großartiges bewirken. Das Einzige, um das ich mich sorge, ist zu überleben. Überleben im Chaos.

Nur wenn ich zu den Dünen hinausblicke, habe ich das Gefühl, wirklich atmen zu können, was seltsam ist, da die Luft da draußen mich umbringen würde. Ein Windzug streicht über den Sand und wirbelt die Körner auf. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn der Wind durch mein Haar gleitet? An seltenen Tagen, wenn die Wärme der Sonne durch mein Fenster blitzt, schließe ich meine Augen und stelle mir vor, draußen zu stehen. Tief atme ich ein und lasse weite Landschaften vor meinem inneren Auge entstehen. Grüne Wälder, wie ich sie aus Büchern kenne. Ich stelle mir vor, wie sie riechen könnten, wie sich die Rinde eines Baumes oder gar der Regen auf meiner Haut anfühlt. Doch sobald sich meine Lider wieder öffnen, kehrt der beklemmende Gedanke zurück, dass ich hinter den Mauern der neunten Zone verrotten soll. Täglich kommen mir die Gänge enger vor, die Zimmer kleiner und die Decke tiefer. Und wenn mir das Gefühl die Kehle zuschnürt, kämpfe ich mit mir selbst, keines der Fenster einzuschlagen — denn das wäre mein Tod. Die Luft des gesamten Planeten ist verseucht. Die Residenz hat zehn Zonen geschaffen, um die Menschen am Leben zu erhalten. Sie haben einen riesigen Filter erbaut, um das Atmen in diesem siebenstöckigen Gebäude zu ermöglichen. Wenn ich dicht an mein Fenster herantrete, kann ich noch einen Teil des weißen Schachts erkennen, der sich die Hauswand hochschlängelt.

Grausame Gerüchte schwirren durch die Zone, was mit denjenigen passiert, die sich hinauswagen. Verätzung der Luftröhre. Lähmung bis zum Tod. Herzstillstand. Fakt ist, dass es niemand wirklich weiß und jene, die es wissen, nehmen die Kenntnis mit in den Tod.

Meine Gedanken drehen sich eher darum, ob die Wälder wirklich existieren oder es nur diesen Sand gibt. Die Aussicht, es nie herausfinden zu können, ist mehr als deprimierend. Meine Mutter ist der Meinung, wir sollten alle Gedanken an die Außenwelt verdrängen und uns glücklich schätzen, hier leben zu können. Die meisten haben es damals nicht in eine der Zonen geschafft. Mit mir schwanger, sind meine Eltern vor achtzehn Jahren in die neunte Zone gesteckt worden und konnten sich ein neues Leben aufbauen.

Manchmal erzählt mir meine Mutter, wie es vor der Seuche war. Die alte Welt. Sie wuchs auf einer Farm mit Hunderten von Apfelbäumen auf. Wir haben hier in Zone 9 auch Äpfel, aber Mutter meint, die schmecken nach nichts. Nicht wie Vater, der behauptete, sie wären das Beste, was die Zone zu bieten hat. Leise seufzend lasse ich den Kopf gegen die Fensterscheibe sinken. Ich vermisse ihn, auch wenn er früher nicht oft zu Hause war. Vater starb, kurz nachdem meine achtjährige Schwester auf die Welt kam. Mit seinem Tod hat unsere Familie ihren Wert verloren, denn in der Zone zählt nur der des Familienoberhauptes. Hat man keines, ist man stellenlos und hat wenig Chancen auf jeglichen Erfolg. Ich hatte das Glück, dass Vater damals einen sehr guten Freund im Botenbüro hatte. Er half mir schon in jungen Jahren, dort einen Job zu ergattern, auch wenn meine Mutter nicht glücklich über diesen ist. Sie meint, es sei zu gefährlich für ein so junges Mädchen wie mich. Ich sehe das ein wenig anders. Das Geld konnten wir schon immer gebrauchen und durch den Job habe ich die Möglichkeit herumzukommen.

»Kyra!«, ruft mich meine Mutter. »Ava ist da.«

Mein Blick zuckt zu meiner kleinen Standuhr. »Ich komme!«

Ava ist meine beste Freundin, oder besser gesagt meine einzige richtige Freundin in der Zone. Wir kennen uns seit der Kindheit und machen so ziemlich alles zusammen. Ich springe auf und stolpere fast zu dem Klamottenstapel neben meiner Matratze. Ein letztes Mal gleitet mein Blick aus dem Fenster, bevor ich mir das erstbeste Shirt überstreife. Vor dem Spiegelsplitter, den Ava vor ein paar Jahren an meine Wand geklebt hat, binde ich mir eilig die braunen Haare zusammen und werfe meine Umhängetasche um.

»Was machst du denn so lange?« Meine Mutter bleibt im Türrahmen stehen und zieht beide Augenbrauen nach oben.

Doch das erste, was meinen Blick fängt, sind ihre dunkelblonden Haare, die zu einem hohen Dutt zusammengebunden sind. Dazu das elegante hellblaue Shirt? Oder zumindest eines der wenigen ohne Löcher. Garantiert hat sie ein Bewerbungsgespräch. Wieder einmal. Seit Vater tot ist, bekommt sie keinen Job mehr in der Zone, aber darüber will sie nicht sprechen. Also schneide ich das Thema von mir aus ebenfalls nicht an. Sollte sie abends immer noch kein Wort darüber verlieren, werde ich die Antwort sowieso kennen.

Ich dränge mich an ihr vorbei. »Ich bin doch schon fertig.«

»Du weißt, dass Fitsch nur darauf wartet, dich aus dem Botenbüro zu schmeißen. Obwohl mir das eigentlich auch nicht so unrecht wäre.«

Es quält meine Mutter, dass ich diejenige sein muss, die diese Familie am Leben erhält, weil sie es nicht kann. Deswegen tut sie immer so, als müsste ich diesen Job nicht machen.

Sie dreht sich um, greift in die Obstschale und wirft mir einen Apfel zu. »Für Aldor.«

Ich fange das Stück Obst mit beiden Händen und sende ihr einen Luftkuss. Ein breites Lächeln schießt auf ihre Lippen.

Auch wenn ich es eilig habe, nehme ich mir den Moment und versuche, mir diesen Ausdruck einzuprägen. Vermutlich werde ich ihn länger nicht zu Gesicht bekommen. Der Optimismus vor einem Vorstellungsgespräch bringt sie zum Strahlen, nur um dann mit jeder Absage in ein tiefes Loch zu fallen.

»Na geh schon«, sagt sie immer noch lächelnd und scheucht mich mit beiden Händen hinaus.

Ich zwinge meine Mundwinkel zu einem Grinsen in die Höhe. Es soll ihr Glück wünschen. Auch wenn ich nicht dran glaube, hoffe ich für sie, dass es diesmal klappt. Schweren Herzens wende ich mich von ihr ab und eile aus der Wohnung. Ich bin wirklich spät dran.

 

***

 

»Willst du, dass ich gekündigt werde?«, begrüßt mich Ava. Sie lehnt am Geländer direkt vor meiner Wohnung, beide Ellenbogen an den Eisenstangen und reckt die von Sommersprossen umgebene Nase. Als sie sich davon wegdrückt, rutscht das smaragdgrüne Shirt ihren Unterarm hoch. Das hatte ich ihr vor einem Jahr mal geliehen. Inzwischen habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet, es nie wieder selbst zu tragen. Es hat sowieso einen Riss am Ärmelende.

»Tschuldige, ich hab mich in den Dünen verloren«, murmle ich und bemühe mich, keine Enge in meiner Brust aufkommen zu lassen. Was schwer ist, denn sofort stechen mir die grauen Wände in die Augen, die die neunte Zone zu einem Block formen. Sie stehlen mir jegliche Sicht auf den Himmel, die Wüste, die Sonne. Ich kann mich noch dumpf an eine Zeit erinnern, als die Mauern heller waren. Inzwischen hat sie der Dreck stark verdunkelt — zumindest in Ebene 2.

Die gesamte Zone 9 ist eigentlich ein altes Bürogebäude. Das Zentrum ist mittig offen und jede Ebene wird von einem schmalen Gang mit Geländer gerahmt. So kann man von jedem Stockwerk aus in die Halle der Ebene 1 hinuntersehen. Das ist ganz gut, denn dort finden unsere Versammlungen statt. Wäre da nicht die Tatsache, dass es dann fast unmöglich ist, einen Platz an den Eisenstangen zu bekommen. In den Gängen tummeln sich Menschenmassen. Jede dritte Tür im Zentrum wurde zu einem Geschäft oder einer Bar umfunktioniert.

Ava hebt eine Augenbraue und ihr leuchtend blauer Blick reißt meinen von den farblosen Mauern. »Du und deine Wüste. Irgendwann schmeiß ich dich dorthin hinaus.«

Wir lachen über Avas eigentlich gar nicht so lustigen Witz und gehen den Flur zwischen Geländer und Hauswand entlang. Kaum fünf Meter entfernt sitzt Aldor auf einem dunkelblauen Handtuch an die Wand gelehnt und winkt uns freundlich zu. Ein älterer Mann, der sich keine Wohnung in der Zone leisten kann. Jeden Tag bekommt er ein Stück Obst von uns. Wir haben zwar selbst nicht viel, aber meine Mutter findet es wichtiger zu teilen und wir kennen Aldor schon, seit wir hier leben.

»Hey Aldor, na, wie gehts dir heute?«

»Alles gut, Kyra. Danke«, antwortet er, während er den Apfel fängt. Die losen Fäden an seinen Ärmelenden schwingen dabei durch die Gegend. »Ihr zwei seht heute wieder so aus, als könntet ihr die ganze Zone für euch gewinnen. Heute wird ein guter Tag, das spüre ich.«

Aldor beißt in den Apfel und grinst über beide Ohren.

»Kyra will heute lieber in die Wüste«, neckt mich Ava, was mich mit den Augen rollen lässt.

»Die Wüste?«, fragt Aldor. »Die Wüste kenne ich nur zu gut. Sie ist trocken und heiß, doch auch wunderschön und unendlich. Wenn die Nacht die Hitze verdrängt und die Sterne den Sand erhellen, ist dein Geist frei.«

Aldors Worte dringen direkt in meine Seele. Nicht die Formulierung fasziniert mich, sondern die Echtheit darin. Er kennt die Wüste, hat sie selbst erlebt. Bevor wir in dieses Gefängnis gesperrt wurden, ist Aldor hunderte Male durch den Sand gewandert und ich fühle seine Worte, als würde ich sie selbst erleben. Sie schüren meine Sehnsucht.

Ava stößt mir den Ellenbogen in die Rippen. »Komm jetzt, sonst sind wir wirklich unseren Job los.«

Ava...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Evakuierung • Kampf • Krimi • Menschheit • Ordnug • Refugium • Residenz • Roman • Spannung • Springer • Thriller
ISBN-10 3-96741-199-0 / 3967411990
ISBN-13 978-3-96741-199-7 / 9783967411997
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