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Surreal (eBook)

An den Grenzen der Realität

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
420 Seiten
Hybrid Verlag
978-3-96741-182-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Surreal -  Mandy Lensey
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Die Journalistin Lea wird von wiederkehrenden Albträumen gequält. Als die Motive daraus sich in ihr Leben schleichen, möchte sie die Ursache dafür finden, ohne zu wissen, in welche Gefahr sie ihre Psyche damit bringt. Denn je länger sie forscht, desto stärker wird die Frage: Ist ihr Leben echt - oder der Traum ihr Leben?

Mandy Lensey ist eine tierverrückte Münchnerin, die ihre Freizeit gerne im Wald oder im Fitnessstudio verbringt. Ihre Ideen sammelt sie bei guten Kaffee und Kuchen.

Mandy Lensey ist eine tierverrückte Münchnerin, die ihre Freizeit gerne im Wald oder im Fitnessstudio verbringt. Ihre Ideen sammelt sie bei guten Kaffee und Kuchen.

Kapitel 2

 

Lea

 

Lea bog in das Parkhaus des Senders ein und stellte ihr weißes Cabrio ab. Es war Montagmorgen. Ein kritischer Blick in den Rückspiegel und zwei geschickte Handbewegungen brachten die Frisur wieder in Ordnung — ein Nachteil, wenn man mit offenem Verdeck fährt. Mit einem Gähnen griff sie nach ihrer Tasche und dem Kaffeebecher, den sie von Zuhause mitgenommen hatte, und trank vorsichtig einen Schluck. Genug Zeit geschunden, ab in die Arbeit. Widerwillig schwang sie die Beine aus dem Auto und stöckelte zum Fahrstuhl. Laut hallten ihre Pfennigabsätze auf dem Beton wider.

Ich hasse diese Dinger.

Die High Heels würde sie am liebsten vom Fuß reißen und in den Müll werfen, aber in der Redaktion erwartete man ein gewisses Auftreten. Sie vermisste ihre Jogginghose. Ihre gute alte, labbrige Jogginghose.

Der Lift fuhr mit einem Ruck los und brummte, kündigte blechern den dritten Stock an.

Nerviges Teil!

Die Tür ging auf und sofort umfing sie der gewöhnlich laute Wirrwarr aus Stimmen, klickenden Tasten und klingelnden Telefonen. Für sie klang das wie Musik in den Ohren, auch wenn sie die Kleiderordnung für schwachsinnig hielt.

Jede Woche berichtete sie über ein gesellschaftlich angesagtes Thema. Der letzte Bericht handelte von der artgerechten Haltung von Nutztieren, denn der aktuelle Trend ging in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, was ihr sehr gefiel.

Worüber wollte sie diese Woche berichten? Vielleicht könnte sie ein anschließendes Thema hinterher schieben über die enormen Methangasausscheidungen der Tiere und die daraus resultierenden schädlichen Umweltfaktoren?

Viel Fleisch, viele furzende Viecher. Lea schmunzelte.

Sie bog links ab, lief an sämtlichen Schreibtischen vorbei, direkt auf den Konferenzraum zu. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und, oh Überraschung, ihr Kollege Patrick stand vor ihr. Groß und gut gebaut, mit bernsteinfarbenen Augen, die Güte ausstrahlten. Ein netter, lästiger Kerl.

Sie spähte an ihm vorbei und sah durch die Glastür den pummeligen Mann, der sich rege mit Beata unterhielt. Ihr Chef Markus und seine unersetzliche rechte Hand. Die beiden leiteten den Sender und dirigierten ihre fleißigen Bienchen, wie Markus seine Angestellten gerne nannte, vom Büro oder Konferenzraum aus.

Beata lebte schon lange in Deutschland, doch ihr Dialekt verriet ihre osteuropäische Herkunft. Die schwarzen Haare trug sie zu einem Zopf gebunden, der ihr bis zur Hüfte reichte. Knallroter Lippenstift zierte ihren Mund und leider auch oft die Zähne. Übermäßiger Zigarettenkonsum war schuld an ihrer tiefen, kratzigen Stimme und den Falten in ihrem Gesicht. Beatas wahres Alter zu schätzen schien unmöglich und Lea wagte nicht zu fragen.

»Hey Lea! Markus wartet schon auf dich.«

Patrick kratzte sich am Hinterkopf und lächelte auf sie herab.

»Ja, offensichtlich.«

»Wie war dein Wochenende?«, fragte er.

»Gut.«

Sie schob ihn beiseite, doch so leicht wollte er nicht aufgeben.

»Schönes Wetter heute, stimmt’s?«

Lea schmunzelte. Süß, wie er sich bemühte, sie in ein Gespräch zu verwickeln.

»Jaja, sehr schönes Wetter. Gibt’s sonst noch etwas?«

»Hast du später Lust auf ein Mittagessen?«

»Oh man, tut mir echt leid, Patrick, ich weiß leider nicht, was das ist.«

Sie zuckte mit den Schultern und ließ ihn stehen.

»Sowas tun Sterbliche, um am Leben zu bleiben!«, rief er ihr nach.

Ohne sich umzudrehen winkte sie ihm zu und verschwand hinter der Tür.

Patrick probierte es in regelmäßigen Abständen und sie bewunderte seine Ausdauer, aber eine Affäre mit einem Arbeitskollegen kam für sie nicht in Frage. Im Sender lauerten Schlangen und Aasgeier, die nur darauf warteten, dass jemand einen Fehltritt beging.

Markus brach sein Gespräch ab und drehte den Kopf zu ihr.

»Na, da bist du ja endlich!«

Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Lea spähte auf die Zeiger ihrer totschicken Analoguhr.

»Ich bin vier Minuten zu früh.«

»Normalerweise kommst du noch früher.«

»Hey, das mach ich freiwillig.«

»Hab mich dran gewöhnt.«

»Ach ja? Bekomm ich das dann auch bezahlt?«

»Guten Morgen, Liebes!«, grüßte Beata und rollte dabei das r.

Markus sah Lea an und lächelte wie ein kleiner Junge, der etwas im Schilde führte. Der Glanz in den blauen Augen, verriet seine Begeisterung.

»Ich habe heute Morgen mit einem Arzt der Uniklinik telefoniert. Er rief uns an, um zu fragen, ob wir Lust hätten, über seine Forschungen zu berichten.«

Beata rieb die Hände aneinander. »Das ist ein super Thema für die neue Freitagsshow, du musst …«

»Ist das nicht mehr meine Entscheidung?« Lea verschränkte die Arme vor der Brust.

»Doch, doch, Liebes! Aber dieses Thema wird dir sehr gefallen. Vertrau der guten Beata.« Beata grunzte belustigt und tätschelte Leas Schulter.

»Ja! Wir haben gleich zugesagt«, sagte Markus.

Lea schnaubte. »Ohne mich zu fragen?«

Vertraut legte Beata ihren Arm um Leas Schultern. »Wir kennen dich doch, Liebes.«

»So so, und worum geht’s?«

»Nahtoderfahrungen!«, sagte Markus.

Beide schauten sie erwartungsvoll an.

Lea schwieg und zog einen Stuhl heran. Sollten sie ruhig noch ein bisschen schmoren! Sie trank einen Schluck Kaffee, bevor sie den Becher betont langsam auf den Tisch stellte.

Das Kostüm spannte um ihren Bauch. Sie hätte das Teil wirklich eine Nummer größer kaufen sollen. Aber sie wollte einfach nicht zugeben, dass sie seit ihrer Schwangerschaft nicht mehr in eine XS passte.

»Was für ein Arzt soll das sein?«, fragte sie.

»Er heißt Doktor Stefan Friedrich und ist eigentlich Kardiologe. Er forscht seit dreißig Jahren im Bereich des Nahtods und kann erstaunliche Dinge berichten. Ich habe mir kurz ein paar davon angehört, aber besser, du sprichst gleich selbst mit ihm«, sagte Markus.

»Ich habe dir alle Infos auf deinen Platz gelegt, Liebes. Er wartet schon auf deinen Anruf.« Beata entblößte beim Lächeln ihre gelben Zähne.

Mit den Fingern knetete Lea ihre Stirn. Es ärgerte sie, dass die beiden über ihren Kopf hinweg entschieden, aber dieses Thema klang wirklich spannend. Wieso ist ihr diese Idee nicht gekommen?

»Ist gut, ich mach mich gleich an die Arbeit.«

»Hervorragend, Liebes. So, und jetzt geh ich erst einmal eine rauchen.« Dabei rollte sie das r besonders lang.

»Du warst doch eben erst«, rief Markus ihr kopfschüttelnd hinterher.

»Papperlapapp, das ist schon eine gute halbe Stunde her.«

Lea erhob sich aus dem Stuhl, zupfte ihr cremefarbenes Kostüm zurecht, dankbar, dass alle Knöpfe an Ort und Stelle blieben. Sie schnappte nach dem Kaffeebecher und verließ ohne ein weiteres Wort den Konferenzraum.

 

 

Kleine gelbe Zettel, in ordentlicher Druckschrift beschrieben, klebten an ihrem Monitor — das mussten Beatas Notizen sein. Darunter lag ein Papier, zerknittert und schlecht gefaltet, auf dem etwas in kryptischer Schrift gekritzelt stand — definitiv Markus’ Nachricht.

Lea verdrehte die Augen und legte den Zettel auf die Seite; er wusste genau, dass sie seine Notizen ignorierte, wenn sie unleserlich waren.

Und wie er das weiß.

Sie griff nach ihrer Tasche und wühlte darin herum, bis ihre Fingerspitzen die glatte Folie ertasteten. Mit einem Knistern zog sie den Schokoriegel heraus und legte ihn neben den Monitor.

Kaum hörbar huschte Beata an ihrem Schreibtisch vorbei, vermutlich auf dem Weg zum Raucherraum.

»Ui, Schokolade am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen«, sagte sie.

»Was, echt? Ich habe eher das Gefühl, die Dinger vergrößern meine Sorgen.«

»Dann iss einfach mehr davon.«

Sie war verschwunden, ehe Lea antworten konnte. Die zwang stattdessen ihre Aufmerksamkeit auf die Telefonnummer des Kardiologen.

»Doktor Stefan Friedrich«, las sie den Namen laut vor. Nie von dem gehört.

Mit dem Telefon in der Hand überlegte sie kurz und legte es zurück. Vielleicht wäre es besser, vorab ein paar Informationen zu sammeln, wie es ihr Job als Journalistin verlangte. Sollte der Arzt ruhig noch ein wenig warten. Sie klappte den Laptop auf und griff nach dem Riegel.

 

 

Die Recherchen nahmen den ganzen Vormittag in Anspruch. Das Thema nahm sie unglaublich gefangen. Sie gehörte keiner Glaubensgemeinschaft an, aber auch sie glaubte an eine höhere Macht. Die Vorstellung, nach dem Tod würde nichts als Schwärze existieren, behagte ihr nicht.

Erst, als am Nachmittag ein flaues Gefühl in ihrem Magen rumorte, klappte sie den Laptop zu.

Müde rieb sie mit den Händen über ihr Gesicht und warf einen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk; halb vier.

Ihr Körper verlangte nach Zucker. Am besten dem schnellen, einfachen und ungesunden.

Hmm, ein Käsekuchen oder eins von den leckeren kleinen Plunderteilen, die es jeden Montag im Sonderangebot gibt.

Sie musste noch dringend einkaufen, bevor sie Jady aus dem Kindergarten abholte. Auf dem Weg dorthin gab es einen kleinen Bäcker, der leckere, selbstgebackene Teilchen anbot. Ihr Blick wanderte zu ihrem Bauch und den straffen Knöpfen, die warnend an dem Stoff des Kostüms zerrten.

Sie presste die Lippen aufeinander und grummelte.

 

 

»Mamaaaaa!«

Das kleine Mädchen jubelte und stürmte aus dem Gruppenraum heran, gefolgt von einer Schar...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Albtraum • Gewalt • Krimi • Leben • Missbrauch • Nahtod • Oneiroid • Psyche • Spannung • Thriller • Traum
ISBN-10 3-96741-182-6 / 3967411826
ISBN-13 978-3-96741-182-9 / 9783967411829
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