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Hildur - Die Spur im Fjord (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman - Der Nr.-1-Island-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-30631-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hildur - Die Spur im Fjord -  Satu Rämö
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Einst verschwanden ihre Schwestern spurlos. Jetzt leitet Hildur Rúnarsdóttir die Einheit für vermisste Kinder in den Westfjorden, und ihr altes Trauma holt sie wieder ein
Sie surft auf den eisigen Wellen des Atlantiks, umgeben von der rauen Natur Islands, um ihren größten Schmerz zu vergessen. Was wurde aus ihren Schwestern, die seit über zwanzig Jahren vermisst werden? Diese Frage stellt sich Kriminalbeamtin Hildur Rúnarsdóttir jeden Tag, wenn sie als Leiterin der Einheit für vermisste Kinder in den abgelegenen Westfjorden unterwegs ist. Doch als eine Lawine die Gegend erschüttert und darunter ein Mann mit durchtrennter Kehle auftaucht, hat Hildur es schon bald mit einer Serie von grausamen Morden zu tun, die ihr alles abverlangt. Dabei ahnt sie nicht: Auch die Suche nach ihren Schwestern hat gerade erst begonnen ...

Die Finnin Satu Rämö zog vor zwanzig Jahren für ein Auslandssemester nach Island, um isländische Kultur und Literatur zu studieren. Heute arbeitet sie als Autorin, Bloggerin und Mentorin und lebt mit ihrem isländischen Mann und ihren zwei Kindern in der Kleinstadt Ísafjörður im Nordwesten Islands. Nach zahlreichen erfolgreichen Sachbüchern, in denen sie über ihre Wahlheimat schreibt, gelang ihr mit »Hildur - Die Spur im Fjord« auf Anhieb der Durchbruch als Krimiautorin. Der Auftakt der Reihe um die außergewöhnliche Kommissarin Hildur Rúnarsdóttir begeisterte die Leser*innen in ihrer Heimat und stand wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste.

3


Hildur hielt vor der Polizeistation im Dorf und trommelte auf das Lenkrad ihres Dienstwagens. Durch das Fenster des Škoda Octavia hatte man Ausblick auf den Parkplatz der Grillstube. Hildur beobachtete einen Mann mit zurückgegelten Haaren und einem dünnen Jackett, der gerade in seinen äußerst teuer aussehenden Range Rover stieg. Hildur wusste das Baujahr nicht genau zu bestimmen, schätzte aber, dass man für den Preis des Wagens hier im Dorf zwei kleine Reihenhäuser hätte kaufen können und danach noch genug Geld für ein paar Auslandsreisen übrig gehabt hätte. Dann verschmolz das schwarze Fahrzeug allmählich mit der grauen Landschaft, der Mann am Steuer wurde zu einem undeutlichen Fleck und verschwand schließlich ganz aus dem Blickfeld.

Hildur schaltete die Scheibenwischer ein. Sie glitten träge über die Windschutzscheibe. Jetzt kam der Regen also. Der kräftige Südwind, den die Wettervorhersage angekündigt hatte, brachte fast immer Regen, folglich würden die klaren Frosttage noch eine Weile auf sich warten lassen. In diesem Winkel der Erde war der Herbst lang und dunkel.

Hildur stellte das Radio an und wartete weiter auf ihre Chefin. Elísabet war die erste Vorgesetzte, die Hildur wirklich mochte. Beta war vor einigen Jahren von Reykjavík nach Ísafjörður gezogen. Ihr Mann Óliver, der als Programmierer arbeitete, stammte von hier, vom Ufer des Fjords. Nach der Geburt ihrer Zwillinge hatte die Familie davon geträumt, in eine ruhige Landgemeinde zu ziehen, und als die Stelle des Polizeichefs frei wurde, hatte Beta sich beworben und die Stelle bekommen. Óliver arbeitete im Homeoffice für eine Firma in Reykjavík, und die Kinder gingen in die Kita im Dorf.

Beta war zwar karriereorientiert, stand aber trotzdem mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Keine unnötigen Dramen, keine zu engen Beziehungen zu den örtlichen Entscheidungsträgern. Hildur wusste, dass Beta nicht einmal zu den wöchentlichen Versammlungen der Freimaurer ging. Das wäre andererseits auch gar nicht möglich gewesen, denn als Mitglieder waren nur Männer zugelassen. Als Beta ihre Stelle antrat, hatte sie allen klargemacht, dass sie die Polizeichefin des kleinen Polizeibezirks sein wollte und kein Interesse daran hatte, eine führende Stellung in der Polizeiorganisation der Hauptstadt anzustreben. Sie war nach Ísafjörður gekommen, um näher an den Menschen zu sein und praktische Polizeiarbeit zu leisten, wenn auch als Vorgesetzte.

Hildur dagegen hatte diesen Ort nicht gewählt, sondern der Ort hatte sie gewählt. Sie war in dieser entlegenen Gegend geboren.

Die gebirgigen Westfjorde lagen im Nordwesten Islands, weit weg von Städten, Ampeln und internationalen Flughäfen. Einer alten Volkssage zufolge hatten einstmals zwei Riesentrolle erbittert versucht, die Westfjorde von der Insel Island abzureißen. Kurz bevor sie es geschafft hatten, war jedoch die Sonne aufgegangen. Da Trolle keine Sonnenstrahlen vertragen, waren sie zu Bergen erstarrt und die Westfjorde blieben durch eine sieben Kilometer breite Landbrücke mit der Hauptinsel verbunden.

Zwei kurvenreiche Gebirgsstraßen verbanden die Westfjorde mit dem Rest Islands, doch auf ihnen herrschte wenig Verkehr. Die Westfjorde bildeten ein Fünftel der Gesamtfläche Islands, aber nur zwei Prozent der Bevölkerung lebten hier. Rund siebentausend Kinder und Erwachsene. Fischer, Lehrer, Fernfahrer, Beschäftigte der Tourismusbranche und einige Polizistinnen und Polizisten.

Hildur sah sich um und seufzte. Der Regen prasselte immer heftiger auf die Scheibe. Wenn es hier regnete, dann regnete es richtig. Wenn es windig war, blies der Wind erbarmungslos über die Ebenen und heulte in den Fjorden. Island war weit weg vom Rest der Welt. Mehrere tausend Kilometer von Europa und den USA entfernt. Eine einsame, kleine, von Lavagestein und Gletschern bedeckte Insel mitten im kalten Meer. Und im entlegensten Teil dieser Insel hatte jemand eine Siedlung gegründet. Wie hatte irgendwer auf die Idee kommen können, hierherzuziehen, so weit weg von allem? Hildur trommelte auf das Lenkrad und grub in ihrem Gedächtnis.

Der erste Bewohner hatte wohl Helgi geheißen und norwegische Wurzeln gehabt. Vor ungefähr tausend Jahren hatte er in dieser Gegend einen leeren Fjord gesucht, an dem er sich mit seiner Familie niederlassen konnte. Helgi war an diesen Fjord gekommen, hatte festgestellt, dass er taugte, und im Uferwasser eine Harpune gefunden, die bei der Robbenjagd verwendet wurde. Er hatte dem Ort den Namen Skutulsfjörður, »Harpunenfjord«, gegeben und sich dort angesiedelt. Später wurde am Ufer noch eine Kirche gebaut und ein Handelsplatz gegründet, der Ísafjörður genannt wurde.

Helgi war Hildur von einem Kurs über die Geschichte der Besiedlung Islands in Erinnerung geblieben. Alte Sagen und die Vergangenheit der Menschen hatten sie immer fasziniert. Das erste dickere Buch, das sie selbst gelesen hatte, erzählte von dem Geächteten Fjalla-Eyvindur, der im 18. Jahrhundert in der Einöde Islands gelebt hatte. Sie hatte es im Grundschulalter im Bücherregal ihrer Eltern entdeckt und geradezu verschlungen. Auch heute noch las sie manchmal stundenlang Biografien oder alte Zeitungsartikel über bekannte Personen. Wenn sie im Sommer durch Island reiste, hielt sie bei jedem Heimatmuseum, das sie unterwegs entdeckte, und plagte das Personal mit Fragen. Die Vergangenheit war für sie wie eine stabile Wand, an die man sich lehnen konnte.

Hildur hatte an der Universität Geschichte studiert. Sie war im Gebiet der Westfjorde geboren und hatte als Kind mit ihren Schwestern und ihren Eltern dort gewohnt. Nach der Familientragödie war sie bei ihrer Tante untergekommen, die in derselben Gegend lebte. Sobald sie ihr Abitur in der Tasche hatte, war sie allein in die Hauptstadt Reykjavík gezogen, wo sie in einer kleinen Einzimmerwohnung im westlichen Teil der Innenstadt gewohnt hatte. Inzwischen zählte das Viertel zu den teuersten Wohngebieten der Stadt. In der Innenstadt von Reykjavík waren die Wohnungspreise derart angestiegen, dass sie sich mit ihrem Gehalt als Polizistin die ehemalige Studentenbude nicht mehr hätte leisten können.

Das Geschichtsstudium an der Universität hatte Spaß gemacht. Nach dem Examen hatte sie jedoch festgestellt, dass sie es zwar liebte, große gesellschaftliche Veränderungen und die Auswirkungen vergangener Ereignisse auf die Gegenwart zu analysieren, aber nicht das geringste Interesse an einer akademischen Laufbahn verspürte. Hildur hatte begonnen, sich nach praktischen Tätigkeiten zu sehnen. Verschwitzte Fitnesszentren und das Surfen auf den kalten Wellen des Meeres zogen sie stärker an als Hörsäle und die Aussicht auf eine Forscherkarriere.

Zum Surfen hatte Hildur durch ihren damaligen Freund gefunden. Die Wellen hatten sie buchstäblich mitgerissen. Der Gedanke, das Meer zu zähmen, fesselte sie. Sie war berauscht von der Vorstellung, für einen kurzen Augenblick ein Stück des Meeres zu beherrschen. Von nun an war sie gleich nach den Vorlesungen, an den Wochenenden und an allen Urlaubstagen zum Surfen gegangen.

Allmählich hatte der Rausch des physischen Trainings den Sieg über das Universitätsstudium davongetragen. Als Hildur begonnen hatte, Vorlesungen zu schwänzen, um zum Training zu gehen, war ihr klar geworden, dass sie auf den falschen Beruf zusteuerte.

In jenem Sommer hatte Hildur beschlossen, sich bei der Polizeischule zu bewerben. Schon am ersten Tag der Ausbildung hatte sie gewusst, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Sie liebte das starke Gemeinschaftsgefühl und das harte physische Training.

Nach ihrem Abschluss war Hildur einige Jahre bei der Polizei im Hauptstadtgebiet tätig gewesen und hatte häufig mit dem Jugendschutz zusammengearbeitet. Wenn bei Straftaten Kinder oder in Schwierigkeiten geratene Jugendliche involviert waren, hatte sie als Kontaktperson der Polizei Verbindung zum Jugendschutz und zu Kinderpsychologen aufgenommen. Kindern zu helfen hatte ihr das Gefühl gegeben, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Vielleicht versuchte sie, wiedergutzumachen, was vor langer Zeit geschehen war. Sie hatte wohl gedacht, wenn sie es nicht einmal versuchen würde, wäre alles noch viel schwieriger.

Die Abteilung für vermisste Kinder, die in der Hauptstadt gegründet worden war, erhielt zusätzliche finanzielle Mittel, und man beschloss, das Modell auch in die isländischen Provinzen zu exportieren. Als im Polizeibezirk Ísafjörður eine Polizeikraft gesucht wurde, die einen Teil ihrer Arbeitszeit den Aufgaben der Abteilung für vermisste Kinder widmen sollte, wusste Hildur, dass ihre Chance gekommen war. Sie bewarb sich, bekam die Stelle und kehrte mit dem Surfbrett auf dem Autodach in ihre alte Heimat zurück. Das war nun bald zehn Jahre her. Der entspannte Alltag in der Landgemeinde gefiel ihr, und ganz besonders freute sie sich über die hervorragenden Surfbedingungen.

Hildur schreckte aus ihren Gedanken auf, als die Beifahrertür aufgerissen wurde. Die kleine, flinke Beta schlüpfte in den Wagen, schlug die Tür zu und seufzte tief. Der Regen hatte ihre Locken geplättet, aber an so etwas störte sie sich nicht.

»Na, was gibt’s Neues?«, fragte Hildur.

»Wir fahren zur Fjallavegur. Beide Streifenwagen sind im Einsatz, fast eine Stunde von hier. Also erledigen wir die Sache selbst.«

Hildur nickte und wartete auf weitere Informationen.

»Ich habe einen Anruf vom Jugendheim im Süden bekommen. Ein fünfzehnjähriger Junge namens Pétur, der dort auf Drogenentzug war, ist heute Nacht ausgerissen. Sie haben den Verdacht, dass er nach Ísafjörður wollte, um an Stoff zu kommen.«

»Warum denn ausgerechnet hierher?«, wunderte sich Hildur und...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2023
Reihe/Serie Die Hildur-Reihe
Übersetzer Gabriele Schrey-Vasara
Sprache deutsch
Original-Titel Hildur
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 2023 • Arnaldur Indriðason • Buch für den Urlaub • Buchgeschenk • eBooks • eva björg æggisdóttir • Fjord • hildur rúnarsdóttir • Hulda • Ísafjörður • Islandkrimi • Island-Krimi • Johanna Mo • Krimi • Krimi für Frauen • Kriminalromane • Krimis • Krimi Weihnachten • mörderisches island • neue Krimis 2023 • Neuerscheinung • Ragnar Jonasson • Ragnar Jónasson • Reiseführer Island • Scandi-Crime • Schwestern • Serienmörder • Skandinavische Krimis • Stricken • Surfen • trapped • Tunnel • urlaub auf island • vermisste KInder • verschwiegen • Westfjorde • Yrsa Sigurdardóttir
ISBN-10 3-641-30631-0 / 3641306310
ISBN-13 978-3-641-30631-1 / 9783641306311
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