Grünes Samt (eBook)
389 Seiten
epubli (Verlag)
9783757523619 (ISBN)
Sofia Maier, geboren und aufgewachsen in Nürtingen, hat während des ersten Lockdowns 2020 ihren lang ersehnten Traum verwirklicht und ihren ersten Roman veröffentlicht. Inspiriert von ihren Reisen, ihrer Liebe zu Büchern und ihrer Leidenschaft fürs Schreiben, erzählt sie Geschichten, die Herzen berühren. Mit ihrem zweiten Roman nimmt sie ihre Leser erneut mit auf eine emotionale Reise voller Tiefgang und Gefühl.
Sofia Maier ist eine neue Autorin. Mit ihrem Debütroman erfüllte sie sich einen langjährigen Traum, der durch das Self-Publishing nun möglich wurde. Sofia lebt mit ihrem Mann in der nähe von Stuttgart und schreibt am liebsten Liebesromane mit dominanten Helden und starken Heldinnen.
Kapitel 1
Da saß ich nun, im Flieger, der mich sprichwörtlich an das andere Ende der Welt bringen würde. Zu dem wunderschönsten Ort auf Erden in meinen Augen. Hawaii. Vor Jahren hatte ich mich in diese Inselgruppe verliebt, als ich mit meiner besten Freundin Mia eine Tour durch die USA machte. Schon damals stiegen wir aus dem Flieger und es war um mich geschehen. Dieser Ort hatte mich magisch angezogen, so wie die Erde von der Sonne angezogen wird. Begeistert von den lebensfrohen und freundlichen Menschen, die ihre Traditionen zelebrieren und einem das hawaiianische Lebensgefühl übermitteln, sei es durch einen Hula Tanz oder dem Lei – der berühmten polynesischen Blumenkette – den Sie uns in der Ankunftshalle des Flughafens umhingen. Überwältigt von der atemberaubenden und abwechslungsreichen Natur. Rauschenden Wasserfällen, üppigen und saftigen grünen Regenwäldern. Den viele Vulkanen und farbigen weiten Traumstränden in Papakolea grün und Punalu`u schwarz. Am allermeisten hatten es mir die Berge angetan. Diese wunderschöne samtig grüne bergige Landschaft, die sich stolz aus dem Meer erhebt. Eine wilde Steilküste aus Felsnadeln und Felszähnen auf der einen Seite der Insel. Flachere, genauso eindrucksvolle Lavaformationen, auf der anderen Seite, gegen die das Meer mit Gischtkaskaden anbrandet. Nach Hawaii zu kommen fühlte sich an, als würde man von einer Schwarz-Weiß-Welt, in eine bunte Welt wechseln. Ich wollte diesen Ort nie wieder verlassen. War der Urlaub zu schnell vorüber und wir zurück in unserem tristen Leben im kalten Deutschland. Doch die Erlebnisse blieben wie ein gehüteter Schatz verborgen in meinem Inneren. Ich hörte nie auf, über diese Landschaften zu träumen, und packte die gut versteckten Erinnerungen jedes Mal aus, wenn ich eine Aufmunterung benötigte. Die Gedanken an diesen Ort hatten die Macht meine traurige Seele zu heilen. Daher konnte es doch nur die richtige Entscheidung sein. Oder etwa nicht? Meine Gedanken überschlugen sich, wie kleine Dominosteine, die nacheinander umfielen, sobald man den Ersten in Gang setzte. „Hör jetzt auf darüber nachzudenken“, ermahnte ich mich selbst. „Du hast das richtige getan Emma. Ein neues Kapitel startet nachdem das alte ganz und gar nicht so gelaufen ist, wie du dir das vorgestellt hattest. Vielleicht sollte es auch einfach so kommen. Schicksal.“ Sagte ich mit bestimmter Stimme und versuchte, mich selbst zu überzeugen. Die ältere Dame im Nebensitz räusperte sich, warf mir einen irritierten Blick zu. Oh Gott, ich führte hier Selbstgespräche. Sie hielt mich sicher für total bescheuert. Ertappt und verlegen zuckte ich mit den Schultern, lächelte nett zurück. Mit einem Seufzen lehnte ich mich in den Sitz, drehte mich zu dem kleinen ovalen Fenster und betrachtete die Szenerie außerhalb des Bleivogels. Wolken, eine unendliche Weite aus weißem Flausch erstreckte sich über den Horizont. Ein wunderschöner und zugleich beruhigender Anblick, der meinen Puls und meine Atmung normalisierte. Augenblicklich ging es mir besser. Die Dominosteine in meinem Kopf verlangsamten sich, bis sie gänzlich zum Stehen kamen. Eigentlich sollte ich jetzt in einem anderen Flugzeug sitzen, das mich in die entgegengesetzte Richtung fliegen würde. Und nicht allein, sondern mit meinem Ehemann. Christian. Naja, er war ja jetzt nicht mein Mann. Aber wenn alles nach Plan verlaufen wäre, hätte ich ihn gestern geheiratet. Den großen dunkelhaarigen, schlaksigen, dennoch gutaussehenden und liebevollen Christian. Der Mann, der mich mit seiner humorvollen Art immer zum Lachen brachte. Der hochgewachsene Mann, der in jedem Fitnessstudio fehl am Platz wirkte und mir doch das Gefühl von Sicherheit vermittelte. Vier Jahre lang gaben wir ein schönes Vorzeige Paar ab. Unsere Freunde beschrieben uns als das Traumpaar. Aber was bedeutete das heutzutage? Hätten Sie uns so bezeichnet, wenn sie gewusst hätten das wir uns in den vier Jahren auseinandergelebt hatten und kaum gemeinsame Interessen mehr verfolgten? Das ich meine Träume für seine Karriere aufgegeben hatte? Das unser Sexleben, dem eines alten Rentnerpaares glich? Der äußere Schein trügte. Selbst ich, hatte einen unsichtbaren Schleier über meine Augen gelegt und diese Tatsachen verdeckt. Unsere Beziehung war nicht aufregend, aber wir teilten den gleichen Freundeskreis. Wir konnten gemeinsam lachen und hatten immer ein offenes Ohr für den anderen. Oh Gott, wenn ich hier so meinen eigenen Gedanken lauschte, hörte sich das ziemlich armselig an. Kein Wunder hatte er mich stehen lassen. Zu Anfang war alles wunderschön gewesen. Trotz der ruinierten neuen Schuhe, die er mir bescherte, als er mich an einem Kaffeewagen anrempelte. Sein charmantes Lächeln und sein zugleich reumütiger Dackelblick aus zwei haselnussbraunen Augen ließen mein Herz dahinschmelzen. Ich erwiderte sein Lächeln und es war um uns beide geschehen. Nach diesem Tag waren wir unzertrennlich. Doch mit der Zeit die verging und der gewöhnlichen Routine, verschwanden der Zauber und die Magie, der ersten Monate. Wir steckten in einem Alltag voller banaler Gewohnheiten fest. Warum hatte ich das nicht gemerkt? Oder besser gesagt warum hatte ich das verdrängt? Automatisch sagte ich „ja“, als er mir eines Abends bei einer Flasche Rotwein und einem leckeren Teller Pasta in unserer Lieblingstrattoria um die Ecke den Heiratsantrag machte. Es war der logische nächste Schritt dieser Beziehung. Ohne lange darüber nachzudenken, ließ ich mir den Verlobungsring an den Finger stecken. Womöglich ein Grund, warum ich nicht stinksauer war. Ein wenig wütend war ich schon, er hatte mich schließlich an unserem Hochzeitstag abserviert. Sowas passierte doch nur in Hollywood Komödien und nicht im realen Leben. Dachte ich zumindest immer. Unsere Gäste befanden sich bereits in der großen und mit roten Rosen dekorierten Kirche. In einem Traum von Weiß stand ich zuhause vor dem Spiegel. Wartete gemeinsam mit meiner besten Freundin und Brautjungfer Mia auf die Limousine, die uns zu dieser Kirche fahren sollte. Als plötzlich ein Schlüssel an der Türe zu hören war und Christian hereinplatzte. Mia kniff die Augen zusammen, rannte empört auf ihn zu. Sie wollte, dass er sich umdreht. „Was zum Teufel machst du hier? Es bringt Unglück die Braut vor der Trauung zu sehen.“ Schnaubte sie. Er blieb ruhig, flüsterte etwas, das ich nicht verstand, da er zu leise sprach, und drückte Mias Schultern. Meine beste Freundin drehte sich zu mir um, fixierte mich einige Sekunden schweigend mit ihrem stechenden Blick, der meine Verunsicherung steigen ließ. Gleichzeitig signalisierte sie mir damit im Stillen, das sie für mich da sei, wenn ich sie brauche. Mia und ich kannten uns seit unserem fünften Lebensjahr und waren seit jeher unzertrennlich. Wir verstanden uns ohne Worte und kommunizierten oft nur mit unseren Augen. Sie nickte und verschwand in Richtung Schlafzimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich runzelte die Stirn, war sichtlich irritiert, von der Situation. Christian kam auf mich zu, sagte, dass er mir alles erklären würde, ich mich aber vorher setzen sollte. Au weia, das war kein gutes Zeichen. Ich sollte mich setzen damit ich vor Schreck nicht umkippte oder in Ohnmacht fiel oder sonst was. Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich auf der Armlehne meines grünen Lieblingssessels nieder. Christian hatte diesen ernsten und zugleich besorgniserregenden Blick in seinen Augen. Diesen hatte ich bis zum heutigen Tag nur ein einziges Mal an ihm erlebt. Vor zwei Jahren als unser geliebter Kater Carlo von einem Auto überfahren wurde. Damals war er mit diesem Blick auf mich zugekommen und hatte mir von dem Unglück erzählt. Dieser Blick ließ mich nun vergessen, dass ich hier im Brautkleid vor ihm saß. Es ging um etwas Ernstes. Nervös atmete er tief durch, fuhr sich mit der Hand durch das dünne braune Haar. „Es tut mir leid, dass ich hier so in letzter Sekunde reinplatze, aber für solche Dinge gibt es wohl nie den passenden Moment“ er nahm meine zittrigen Hände und legte sie sanft in seine. Das mulmige Gefühl im Bauch wuchs immer weiter an, verwandelte sich von einem kleinen ziehen in einen tropischen Wirbelsturm. Mein Herz blieb davon nicht verschont. Es hämmerte wild, wie ein Vorschlaghammer in meiner Brust. Das Blut rauschte wie eine Wildwasserbahn durch meine Ohren und Christians Stimme hörte sich so weit weg an. Eine leise Vorahnung, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde, schlich sich in mein Bewusstsein. Eine gefühlte Ewigkeit verging, in der keiner von uns beiden etwas sagte. „Christian?“ Durchbrach ich unsere Mauer des Schweigens. Er räusperte sich, suchte nach den passenden Worten. Nach ein paar weiteren Sekunden des Schweigens lies er die Bombe platzen „Emma ich kann dich heute nicht heiraten“. Bäm. Und was für eine Bombe das war. Ihre Schlagkraft verwandelte das Rauschen in meinen Ohren in einen schrillen Pfeifton. Meine Handflächen fingen an zu schwitzen und ich entzog sie ruckartig aus Christians Verschränkung. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, in dem Hochzeitskleid zu ersticken. Die enge Korsage, die Minuten zuvor meine Taille sanft umschmeichelte, nahm mir die Luft zum Atmen. „Was ist passiert?“ Stotterte ich „Sollen wir die Hochzeit verschieben?“ Meine Stimme klang panisch. Er blickte zum Fenster, hinaus in Richtung der Stadt, dem strahlenden blauen Himmel, dann wieder zurück zu mir und in mein mittlerweile blasses Gesicht. Er überlegte, wie er sich besser ausdrücken konnte, seine zwei kleinen Fältchen auf der Stirn verrieten ihn. „Ich will die Hochzeit nicht verschieben Emma. Ich will dich nicht mehr heiraten. Und du willst mich lieber auch nicht mehr heiraten.“ Da war er, dieser Moment, den man nur aus Hollywoodfilmen kannte. Die Braut, die ihren Bräutigam vor dem Traualtar stehen ließ, um mit ihrer wahren Liebe...
| Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Brüder • Hawaii • Insel • Liebe • Militär • Polizist • Trauma |
| ISBN-13 | 9783757523619 / 9783757523619 |
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