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Verschwinden ist keine Lösung (eBook)

Ein Dave Robicheaux-Krimi, Band 23
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
472 Seiten
Pendragon Verlag
978-3-86532-856-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verschwinden ist keine Lösung -  James Lee Burke
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Der Mafia-Spross Johnny Shondell hat sich in die Tochter eines rivalisierenden Clans verliebt. Isolde Balangier soll als Friedensangebot verheiratet werden - allerdings nicht an Johnny. Daraufhin tauchen die beiden unter. Als Dave Robicheaux mit der Suche nach dem verschwundenen Paar beauftragt wird, werden er und sein bester Kumpel Clete Purcel in die gefährliche Welt des organisierten Verbrechens gezogen. Nicht nur, dass das eingespielte Team zwischen die Fronten gerät; Dave verliebt sich fatalerweise auch noch in die Frau des Mafiosi Adonis Belangier. Bald schon sieht sich der Detective mit den Grenzen seines Verstandes konfrontiert, als die Ankunft eines mysteriösen Fremden innere Dämonen weckt, von denen Dave dachte, dass er sie längst überwunden hätte ...

James Lee Burke, 1936 in Louisiana geboren, wurde bereits Ende der 1960er Jahre als neue Stimme aus den Südstaaten gefeiert. Mitte der 1980er Jahre begann er Kriminalromane zu schreiben, in denen er die unvergleichliche Atmosphäre von New Orleans mit starken Geschichten verbindet. »America's best novelist«, schrieb »The Denver Post« über James Lee Burke. Er wuchs an der Golf-Küste auf, schlug sich nach dem Studium mit diversen Jobs durch, u.?a. bei einer Ölfirma, als Journalist, Englischdozent und Sozialarbeiter. Burke schrieb 26 Kriminalromane, Kurzgeschichten und wurde mit zahlreichen Preisen bedacht, wie z.?B. zwei Mal mit dem Edgar Allan Poe Award und mehrfach mit dem Hammett Prize sowie mit einer Nominierung für den Pulitzer-Preis. Seinen internationalen Durchbruch hatte er mit der außergewöhnlichen Krimi-Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux. Robicheaux gehört zu den sperrigsten Ermittlern der Kriminalliteratur. Innerhalb der Dave-Robicheaux-Reihe veröffentlichte Burke seit 1987 insgesamt 23 Bände. Im Pendragon Verlag werden in den nächsten Jahren regelmäßig Kriminalromane der Robicheaux-Reihe erscheinen. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: Mississippi Delta - Im Sumpf der Rache (Originaltitel: »Heaven's Prisoners«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (Originaltitel »In the Electric Mist ...«) mit Tommy Lee Jones und John Goodman Burke wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet, zuletzt 2015.

James Lee Burke, 1936 in Louisiana geboren, wurde bereits Ende der 1960er Jahre als neue Stimme aus den Südstaaten gefeiert. Mitte der 1980er Jahre begann er Kriminalromane zu schreiben, in denen er die unvergleichliche Atmosphäre von New Orleans mit starken Geschichten verbindet. »America's best novelist«, schrieb »The Denver Post« über James Lee Burke. Er wuchs an der Golf-Küste auf, schlug sich nach dem Studium mit diversen Jobs durch, u. a. bei einer Ölfirma, als Journalist, Englischdozent und Sozialarbeiter. Burke schrieb 26 Kriminalromane, Kurzgeschichten und wurde mit zahlreichen Preisen bedacht, wie z. B. zwei Mal mit dem Edgar Allan Poe Award und mehrfach mit dem Hammett Prize sowie mit einer Nominierung für den Pulitzer-Preis. Seinen internationalen Durchbruch hatte er mit der außergewöhnlichen Krimi-Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux. Robicheaux gehört zu den sperrigsten Ermittlern der Kriminalliteratur. Innerhalb der Dave-Robicheaux-Reihe veröffentlichte Burke seit 1987 insgesamt 23 Bände. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache (Originaltitel: »Heaven's Prisoners«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (Originaltitel »In the Electric Mist …«) mit Tommy Lee Jones und John Goodman Burke wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet, zuletzt 2015.

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Ihr wisst ja, wie das ist, wenn man zu lange auf dem Globus herumgewandert ist und sich schon zu oft mit vier Fingerbreit Jack im Humpen und einem Bier oder mit irgendeinem anderen Fusel, den man gerade zur Hand hat, die Birne weggeballert hat. Und wenn das nicht reichte, man am nächsten Morgen vielleicht mit einem halben Dutzend Bechergläsern voll zerstoßenem Eis, Kirschen, Orangenscheiben und Wodka noch eins draufsetzt, um die Schlangen und Spinnen zurück in den Keller zu treiben.

Wow, wie irre. Wer hätte gedacht, dass wir je sterben würden?

Aber wozu all das Geschwafel? Ich sag euch, was das soll. Ich rede von diesen Augenblicken, wenn man seine Rüstung ablegt, zugedröhnt oder nicht, und sich in der Unermesslichkeit der Schöpfung verliert und zu tief in unsere Vergänglichkeit blickt, in unseren Hang zur Gier und der Bereitschaft, den großen blauen Planeten zu zerstören, und einen kurzen Moment lang erschrickst du dich so sehr, dass du dich fragst, warum du dein Porridge nicht schon vor langer Zeit an der Decke verteilt hast.

Einmal überkam mich dieses Gefühl, als ich im Sonnenuntergang auf einem Pier in Texas stand, während die Wellen unter mir entlangrollten und so hart wie Blei gegen die Pfähle schlugen. Der Wind blies eine eiskalte, schimmernde Gischt auf meine Haut und Kleidung, die Wolken erstrahlten in grüngoldenem Licht, so hell wie Acetylen-Fackeln, vom Vergnügungspier schallte Dampforgelmusik und das Ploppen von Schießbuden herüber. Es war einer der Augenblicke, in denen man zwischen Leben und Tod hängt und sich danach sehnt, gleichermaßen an der Erde und der Ewigkeit festzuhalten, und jene Tage und Nächte bereut, die man über das Seitendeck gekippt ist, während man gerade dabei war, sein Leben zu zerlegen.

Ich rede von der Erkenntnis, sterblich zu sein, aber nicht von der Art, die einen im Hospiz beschleicht, oder beim Krächzen der Aasvögel auf einem Schlachtfeld, oder wenn ein betrunkener Fahrer über einen Bordstein donnert und auf einen Spielplatz zuhält. Ich rede davon, zu sehen, wie das siebte Siegel gebrochen wird und eine Reihe mittelalterlicher Leibeigener, Lehnsherren und Jungfrauen sich auf den Weg über einen Hügel begibt, in ein Tal so dunkel wie Öl, und ihre Silhouetten wie Kohlestücke vom Wind verweht werden.

Die Menschen, die diese Momente metaphysischer Klarheit erleben, gehören für mich zu den Mitgliedern des Drei-Prozent-Clubs, denn meiner Meinung nach sind das ungefähr die drei Prozent, die ein paar ihrer Hirnlappen verbrutzeln und hinterher in der Lage sind, darüber zu reden. Du kannst deine Schulden auf vielerlei Arten begleichen: auf einem Nachtmarsch gespickt mit chinesischen Landminen und zu Sprengfallen umgebauten 105-mm-Blindgängern; im Strafarbeitslager von Angola; auf den Knien und mit einem Rosenkranz um die Fingerknöchel gewickelt auf dem harten Boden eines Klosters; oder den Stimmen in deinem Kopf lauschend, die so laut sind wie Megafone. Die Umgebung spielt keine Rolle. Du sitzt für den Moment in einer Blackbox. Du schwitzt sprichwörtlich Blut. Das einen Motherfucker zu nennen, trifft’s nicht mal annähernd.

Wenn du mit der langen Nacht der Seele durch bist oder sie mit dir durch ist, bist du nicht mehr dieselbe Person. Die irdischen Ängste verschwinden, als wäre ein fettes Gewicht von der Waage genommen worden. Du hast keinen Bock mehr, zu streiten oder einen Groll zu hegen; Introvertiertheit wird zur Lebensweise; während einer gewöhnlichen Unterhaltung wach zu bleiben, fällt schwer.

Der Nachteil ist, dass man allein ist. Der einzige Bewohner einer Kathedrale, in der man hört, wie das Echo des eigenen Herzschlags von den Wänden hallt.

Was hat das alles mit Johnny Shondell zu tun? Ich sage es euch. Er war aus einer anderen Epoche – eine Epoche, die wir ständig wiederauferstehen lassen wollen, ob wir es nun zugeben oder nicht – selbst wenn er mehr ein Symbol als ein Teil davon war. Jesus hat über die Menschen gesprochen, die im Mutterleib anders erschaffen werden. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Vielleicht waren manche Leute nie in einem Mutterleib. Sie schwebten in einer goldenen Blase herab und wurden irgendwie für den Rest von uns zu einer Ikone. Das zumindest dachte ich von Johnny und Isolde. Nennt es Betrug oder die Dummheit der Masse, wen kümmert’s? Die einzige Realität, die du hast, ist die, an die du glaubst. Und den Rest schmeiß einfach weg, sage ich.

Damals, in dieser anderen Epoche, als Amerika noch Amerika war, im Guten wie im Schlechten, waren Präsidenten Männer wie Harry Truman und Dwight Eisenhower; es gab keine tägliche Ankunft des Clown-Autos. Manche behaupten, das sei nur nostalgisches Gerede. Doch sie irren sich. Für uns in Louisiana war es die Zeit der Musik, der Autokinos, des Himmels voller Sterne und der Landstraßen, die endlos zwischen Wiesen, Eichen und Louisiana-Moos mäanderten. Wenn ihr mir nicht glaubt, fragt meinen Freund Clete Purcel. Er wird euch davon erzählen. Ich kann ihn förmlich hören: „Es war alles in bester Ordnung, mein Guter. Das kann ich dir sagen. Ich würd’ dich nicht verarschen.“

Aber kehren wir zurück zu jenem Sommerabend vor vielen Jahren auf dem Pier. Ich hatte am nächsten Tag eine Verabredung im Huntsville Pen, über die ich nicht nachdenken mochte, also ging ich hinunter auf den Vergnügungspier und sah Johnny Shondell zu, der oben auf der Bühne stand und für eine Schar Teenagerinnen schmetterte, deren Gesichter nicht nur vor Bewunderung glühten, sondern auch mit einer Verletzlichkeit, bei der man sich danach sehnte, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen.

Johnnys Eltern waren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, als er noch sehr jung war, und sein Onkel Mark hatte ihn großgezogen. Ich hatte verfolgt, wie er in New Iberia aufwuchs, so wie man Kinder eben im Auge behält, die in einer Kleinstadt aufwachsen: Man trifft sie beim Gottesdienst, in einem Café, wo sie Flipper spielen, sieht sie einen Baseball schlagen, bei den State Finals als Quarterback spielen, beim Schulball abrocken, im Golden Gloves beim Boxen oder wie sie Autos klauen oder in grausame und hasserfüllte Tätigkeiten verwickelt sind wie zum Beispiel dem Nigger-Knocking, sowie bei Misshandlungen der Ärmsten der Armen. Johnny passte in keine Schublade. Sein musikalisches Talent war kurz davor, kosmisch zu sein und nachdem man ihn das erste Mal spielen und singen gehört hatte, wusste man, dass er, wenn er am Schweif eines Kometen hinge, er beidem, der Sterblichkeit und dem Unmöglichen, trotzen würde. Jep, genauso war’s. Auf seiner Reise über den Himmel würde er den Rest von uns mit Sternenstaub besprenkeln, obwohl er zur Shondell-Familie gehörte, zu den millionenschweren Lügnern und Pennern, die sie waren. Die Shondells hatten Geld, darauf könnt ihr einen lassen, tonnenweise, doch wie die meisten Reichen unserer karibischen Kultur haben sie es auf dem Rücken Anderer verdient und hatten Familiengeheimnisse, bei denen es um Sex mit anderen Ethnien und die Ausbeutung der außerehelichen Kinder ging, die sie zeugten. Seid nicht schockiert. In Louisiana haben wir keine Konföderierten auf den Dachböden. Bei uns sind sie überall, einschließlich im Keller und in den Nebengebäuden, den Zisternen und manchmal liegen sie sogar zwischen den Astgabeln unserer Virginia-Eichen auf der Lauer.

Johnny trug eine weiße Hose und ein braunes Seidenhemd, das sich im Wind blähte. Von seiner Statur her war er schlank wie eine Gerte, sein dichtes, schwarzes Haar mit Pomade zurückgekämmt und glänzend; die Sterne über uns flimmerten kalt und weiß, als wäre der Hintergrund nur für diesen einen Moment erschaffen worden, einen homerischen, so unsinnig das klingen mag. Hey, selbst die Wellen unter dem Mond hatten einen Farbton wie dunkler Wein angenommen, als würde ich dem Ende oder dem Beginn einer neuen Ära zusehen.

„Ich kenne Sie“, sagte eine Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um. Das Mädchen, das gesprochen hatte, konnte höchstens 17 sein. Sie hatte weißlich-blondes Haar, ihr Teint die Farbe von Kreide, die Wangen rosa wie die einer Puppe. Ein Tattoo mit Rosen und Orchideen ergoss sich von ihrer linken Schulter herab (und das zu einer Zeit, als es braven Mädchen in New Iberia nicht erlaubt war, mit nackten Armen das Haus zu verlassen). „Erinnern Sie sich an mich?“

„Tut mir leid, ich habe keine Brille dabei“, log ich.

„Ich bin Isolde Balangie. Sie kennen meine Familie.“

Oh, ja, dachte ich.

„Sie sind Police Officer“, sagte sie. „Sie sind immer in das Restaurant meines Vaters im French Quarter gekommen. Aber Sie sind aus New Iberia. Unsere Familie kommt auch daher. Ich meine, aus Italien.“

„Ich war Police Officer.“

„Sind Sie keiner mehr?“

„Doch, manchmal schon.“

Sie hatte haselnussbraune Augen, die auf eine verschlafene Weise von einem wegdrifteten und dann zu einem...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2023
Reihe/Serie Ein Dave Robicheaux-Krimi
Nachwort Jochen König
Übersetzer Jürgen Bürger
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amerikanische Gesellschaft • Brutalität • Dave Robicheaux • Detektiv • Diskriminierung • Ermittler • Korruption • Leiche • Liebe • politisch • Polizeiarbeit • Schuld • sozialkritisch • Spannungsroman • Teufel • Thriller
ISBN-10 3-86532-856-3 / 3865328563
ISBN-13 978-3-86532-856-4 / 9783865328564
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