SHIT HAPPENDS (eBook)
145 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
9783754990575 (ISBN)
Anfang der 70iger Jahre in Augsburg geboren und aufgewachsen, stellte mich mein Erwachsenwerden vor große Herausforderungen. Im letzten Drittel meines Lebens denke ich darüber nach, Erlebtes, Gehörtes und Recherchiertes zu Papier zu bringen. Die Romanform habe ich dabei sehr bewusst gewählt, da sie mir erstens die Wahrung der Identitäten, der Protagonisten ermöglicht und zweitens einen Spielraum zwischen Recherche, Biographie und Phantasie lässt.
Anfang der 70iger Jahre in Augsburg geboren und aufgewachsen, stellte mich mein Erwachsenwerden vor große Herausforderungen. Im letzten Drittel meines Lebens denke ich darüber nach, Erlebtes, Gehörtes und Recherchiertes zu Papier zu bringen. Die Romanform habe ich dabei sehr bewusst gewählt, da sie mir erstens die Wahrung der Identitäten, der Protagonisten ermöglicht und zweitens einen Spielraum zwischen Recherche, Biographie und Phantasie lässt.
EINS
Endlich frei!
Ich stehe vor dem Familiengericht in Bremen und habe eben meine Scheidung von Richard hinter mich gebracht. Ein Ereignis, welches ich seit Monaten sehnlich herbeiwünschte, doch jetzt, als es endlich soweit ist, kommt keine richtige Freude auf.
Die Verhandlung hat kaum eine Stunde gedauert und meine Ehe mit Richard ist Gesichte. Warum freue ich mich nicht?
Es ist früher Vormittag und zur Abwechslung haben wir mal strahlenden Sonnenschein, in Bremen nicht unbedingt die Regel. Der ständige und oft heftige Wind, der in diesem kleinen Bundesland allgegenwärtig ist, schiebt unaufhaltsam Wolken vor die Sonne, ein anhaltender Sonnenschein, wie ich ihn aus Bayern gewöhnt bin, kommt hier kaum vor. Ich strecke mein Gesicht der wärmenden Sonne entgegen, atme tief durch und genieße diesen Moment in vollen Zügen.
Endlich geschafft!
Ich kann das Kapitel Richard hinter mir lassen.
Er tat mir während der Verhandlung so verdammt leid.
Es gab eine Zeit, in der wir uns geliebt haben, dachten wir jedenfalls. Heute weiß ich nicht mehr, ob es wirklich Liebe, oder viel mehr nur Leidenschaft und guter Sex war. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, Richard hat immer betont, wie sehr er mich liebt, doch bin ich mir heute nicht mehr sicher, ob er überhaupt weiß, was Liebe ist, was es bedeutet zu lieben. Er hat heute so sehr um den Fortbestand unserer Ehe gekämpft. Beinahe hätte er den Richter davon überzeugt, die Scheidung nicht auszusprechen. Erst mein ehrlicher Einwand und dringender Appell an ihn, dass ich für Richard sicherlich noch etwas empfinde, er aber nicht gut für mich ist, wir uns gegenseitig nicht gut tun, zusammen bringen wir die schlechtesten Seiten von uns hervor, hat den Ausschlag gegeben und den Richter dazu veranlasst, meinem Antrag auf Beendigung der Ehe zuzustimmen.
Da Richard noch immer, wegen des gemeinsam verübten Bankraubes, in Hamburg in Haft sitzt und ich erst vor einigen Monaten aus dem Bremer Strafvollzug entlassen wurde, war es für mich ein Leichtes, die Situation so darzustellen, dass wir nicht gut füreinander sind, ich ein neues Leben beginnen möchte und dies nur ohne seinen „schlechten“ Einfluss schaffe. Diese Darstellung hat natürlich mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun, was wohl auch der Grund für mein schlechtes Gewissen ist. Richard ist nicht besser, oder schlechter als ich, wir haben uns Beide nichts geschenkt, aber ich wollte die Trennung unbedingt und hätte diese sicher nicht erreicht, ohne mich als „armes verführtes“ Mädchen darzustellen.
Richard hatte acht Jahre Freiheitsstrafe, die beiden Mittäter fünf Jahre und ich wegen Beihilfe „nur“ zwei Jahre Haft erhalten. Da die Beute nur durch drei Personen geteilt wurde und ich keinen materiellen Wert aus der Tat erzielte, wurde ich nicht wegen Mittäterschaft, sondern wegen Beihilfe verurteilt und bin mit einer relativ glimpflichen Strafe davongekommen. Richard hat heute am Tag unserer Scheidung noch einige Jahre Knast vor sich.
Ich wollte und musste ihn loswerden. Zu frisch sind noch die Wunden, die er mir zugefügt hat. Niemals werde ich vergessen können, wie er, als ich noch als Prostituierte arbeitete, von mir verlangt hat, mit ihm und noch zwei weiteren Männern (Zuhältern) ins Bett zu gehen. Ich habe ihn geliebt und habe mitgemacht, wenn auch unter Protest und verdammt wütend auf ihn. Alles nur damit er vor den Typen nicht sein Gesicht verliert, was im Rotlichtmilieu sofort mit Ausgrenzung bestraft worden wäre. Kein Zuhälter der etwas auf sich hält, gibt sich mit einem „Weichei“ ab der seine Frau nicht im Griff hat.
Unsagbar wütend auf ihn, wollte ich ihn spüren lassen, wie sehr er mich mit dieser „Bitte“ verletzt hatte, indem ich vorgab, mit einem der Männer sehr viel Spaß zu haben. Was allerdings, kaum waren die Typen aus dem Haus, für mich sehr schnell nach Hinten losgegangen ist.
Richard hat mich brutal vergewaltigt.
Es gibt keine Vergewaltigung in der Ehe?
Das kann man verdammt noch mal ganz anders sehen.
Den Zuhälter, dem ich an diesem Abend die Nacht seines Lebens beschert hatte, habe ich später noch einmal wieder gesehen. Als Richard und unsere beiden Mittäter wegen des Bankraubes vor Gericht standen, war auch der Zuhälter, als Zuschauer anwesend. Eine eher peinliche Situation, denn ich erkannte ihn leider zunächst nicht.
Während der Großteil der Verhandlung an mir vorbei rauschte, lies ich des Öfteren meinen Blick über die Zuschauer schweifen und dabei fiel mir gleich zu Beginn ein sehr attraktiver Mann auf, der mein Interesse weckte, vielleicht bedingt durch meine lange Abstinenz, ich saß zu diesem Zeitpunkt bereits seit neun Monaten im Knast. Allerdings wunderte ich mich die ganze Zeit darüber, dass er jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen, selig lächelte. Anders kann ich seinen glücklichen Gesichtsausdruck nicht beschreiben. Erst am Ende der Verhandlung, als ich von einer Beamtin aus dem Gerichtssaal geführt wurde und er sich so platziert hatte, dass ich an ihm vorbei musste, sah er mich durchdringend an.
>>Du weißt nicht mehr wer ich bin, oder?<<
Er klingt amüsiert und auch etwas traurig, während er mich anlächelt.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich fühlte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht stieg. Mir wurde ganz heiß im Gesicht und ich schämte mich in Grund und Boden. Die Beamtin zog mich weiter und so blieb ich ihm eine Antwort schuldig.
Mir bleibt dieses Erlebnis jedoch immer in peinlicher Erinnerung.
Ich habe diesen Mann damals wirklich nur benutzt, als Rache dafür, was Richard von mir verlangte. Sicherlich als Zuhälter war er wahrscheinlich nicht der netteste Mensch unter der Sonne, aber ich schäme mich dennoch.
So geht man einfach nicht mit Menschen um.
Tatsächlich ist damals zwischen mir und Richard einiges zerbrochen, doch ich blieb mit ihm zusammen. Die Zeichen, dass Richard ein gefährlicher Mann war, waren damals schon sehr deutlich zu erkennen, wenn man sie sehen wollte.
Bei mir hat das noch eine Weile gedauert. Eigentlich so lange, bis es fast zu spät war. Erst als ich über einer Autobahnbrücke hing und um mein Leben flehte, begriff ich, dass ich mit diesem Mann, Tag täglich in Lebensgefahr schwebe.
Es war nicht lange nach dem Raub, wir hielten uns in Italien auf. Ich hatte dort Kontakte und nachdem wir erfahren hatten, dass wir aufgeflogen sind, brauchten wir ein Versteck um erst einmal zu überlegen, was wir nun anfangen sollen.
Zurück nach Deutschland war erst einmal keine Option.
Als wir uns in Italien bei meinem Kontakt versteckten, wurde ich kurz für einen Moment schwach, er hatte die Gefährlichkeit von Richard sofort erkannt und mir angeboten, sich um ihn zu kümmern. Super – Silvio ist der Sohn eines Mafiapaten, Richard mit einem Betonschuh im Meer versenkt zu wissen, war nun auch nicht das, mit dem ich mein Gewissen belasten wollte. Silvio wollte mit diesem „Freundschaftsbeweis“ eine alte Schuld mir gegenüber tilgen, da ich ihm vor einigen Jahren in Stuttgart ein Alibi gegeben hatte, welches ihn vor vielen Jahren Knast bewahrt hatte. Silvio und ich verstanden uns sehr gut, vielleicht wollte er auch tatsächlich etwas von mir, wenn dies so war, dann ging dies jedoch nur von ihm aus, ich hatte kein weitergehendes Interesse an ihm, außer Freundschaft, für mich eine völlig harmlose Situation, die Richard, in seiner Eifersucht zum Anlass nahm, wenige Tage später auf eine Autobahnbrücke zu fahren und mir, während ich über dem Geländer hing, das Versprechen abzunehmen, ihn nie zu verlassen.
Völlig krank! Ich hatte Todesangst.
Dies war der Moment, an dem ich beschloss, mich von ihm zu trennen, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Richard war krankhaft eifersüchtig und wollte mich, da er sich einbildete ich würde einen anderen Mann vorziehen, lieber töten, als mich einem anderen zu überlassen.
Nach dem Motto: „Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich keiner haben.“
oder: „Bis dass der Tod uns scheidet.“ Für alle, kurz vor dem Ja-Wort Stehenden, ein gern verwendeter Schwur, für mich klingt es heute noch wie eine Drohung.
Wir sind im Grunde nur deshalb in Italien gelandet, da geplant war, dass nach dem Raub alle vier Beteiligten das erbeutete Geld „waschen“. Richard und ich wollten dies in Italien, in so genannten Geldwechselbuden erledigen.
Wir waren jedoch kaum zwei Tage in Italien, da erhielt Richard einen Anruf, dass unsere beiden Mittäter bereits aufgeflogen sind. Einer dieser „Helden“ hatte sich nicht an die Absprache gehalten und mit seinem Anteil der Beute ein Auto gekauft. Als der Verkäufer am nächsten Tag das Geld zur Bank brachte, wurden markierte Scheine entdeckt und einige Stunden später war er auch schon verhaftet.
Nun war klar, dass wir unser Geld nicht mehr in einer Bank, oder Wechselstube eintauschen konnten, was auch nicht mehr nötig war, denn jetzt benötigten wir das Geld für unsere Flucht.
Erst in diesen Wochen habe ich die Gefährlichkeit von Richard erkannt und mir nur noch gewünscht, von ihm wegzukommen.
Doch dann gab es auch wieder Tage, an denen der Mann, den du liebst – aber wohl überhaupt nicht kennst – dich auf Händen trägt, dir jeden Wunsch von den Augen abliest und – kurz gesagt - du...
| Erscheint lt. Verlag | 13.2.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Es ist wie es ist | Es ist wie es ist |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Gewalt • Prostitution • Rotlicht |
| ISBN-13 | 9783754990575 / 9783754990575 |
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