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Dornröschenjagd (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
299 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-8919-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dornröschenjagd -  Jürgen H. Ruhr
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Plötzlich gerät das Leben der drei Freundinnen Daniela, Claire und Vera vollkommen aus den Fugen, als drei Millionäre aus einer Laune heraus eine Wette abschließen und sich vornehmen, das Leben der Frauen zu beeinflussen. Jede der Freundinnen muss fortan um das Überleben kämpfen und sich gegen unbekannte Angreifer wehren. Bei Daniela fallen plötzlich Strom und Telefon aus, ihre Wohnungseinrichtung wird zerstört. Claire entgeht nur knapp einer Vergewaltigung und Vera muss sogar wegen Drogen- und Waffenbesitzes für einige Tage in Untersuchungshaft. Als Daniela stirbt, wendet sich das Blatt: Die Zeit der Vergeltung ist gekommen.

Jürgen H. Ruhr wurde im Norden Duisburgs geboren und verbrachte dort und in dem nahen Dinslaken seine Kindheit und Jugend. Schon früh begann er mit dem Schreiben und verfasste kleine Geschichten, Gedichte und später umfassendere Romangeschichten. In den späteren Jahren veröffentlichte er seine Kurzgeschichten in Zeitschriften. Es folgte eine Zeit der Selbständigkeit in der EDV Branche und der Umzug nach Mönchengladbach, wo er heute noch lebt und sich ausschließlich dem Schreiben widmet.  

Jürgen H. Ruhr wurde im Norden Duisburgs geboren und verbrachte dort und in dem nahen Dinslaken seine Kindheit und Jugend. Schon früh begann er mit dem Schreiben und verfasste kleine Geschichten, Gedichte und später umfassendere Romangeschichten. In den späteren Jahren veröffentlichte er seine Kurzgeschichten in Zeitschriften. Es folgte eine Zeit der Selbständigkeit in der EDV Branche und der Umzug nach Mönchengladbach, wo er heute noch lebt und sich ausschließlich dem Schreiben widmet.  

1.


 

Der Mann hinter dem übergroßen Schreibtisch erhob sich nicht von seinem Platz, sondern wies lediglich auf den wackeligen Stuhl, der vor dem pompösen Möbelstück stand. „Setzen sie sich, bitte.“ Immerhin besaß er die Höflichkeit, ein ‚Bitte‘ an seinen Satz anzuhängen.

„Sie wissen, weswegen ich sie habe zu mir rufen lassen, Frau Bruhm?“ Der Mann blickte auf eine aufgeschlagen vor ihm liegende Mappe. Er war schlank, eher sogar dürr, trug vorwiegend, selbst jetzt im Sommer, Rollkragenpullover und hatte ansonsten das Aussehen und die Ausstrahlung eines völlig uninteressanten Durchschnittsmenschen.

‚Wäre er nicht der Erbe des Auktionshauses Quahn & Quahn‘, dachte Daniela Bruhm, während sie vorsichtig Platz nahm, ‚dann würde Phillip Quahn eher hinter den Schalter in einer Postfiliale passen.‘ Daniela versuchte ein zögerliches Lächeln. „Es geht um den Marc nehme ich an.“

Phillip Quahn nickte und klopfte mit den Knöcheln auf die Akte. „Franz Moritz Wilhelm Marc oder kurz Franz Marc. Wie kommen sie darauf, dass das Gemälde ‚Springende Einhörner‘ eine Fälschung sein soll? Ihr geschätzter Kollege Dahrer ist da ganz anderer Ansicht. Er ist der Überzeugung, dass es sich um ein Original handelt. Ein Original, das unser Kunde jetzt erst auf dem Dachboden seiner Eltern gefunden hat.“

„Kai ... also Herr Dahrer irrt sich. Franz Marc hat zwar sehr viele Pferde gemalt, doch Einhörner gehörten nie zu seinem Repertoire. Außerdem gibt es in der Pinselführung gewisse Differenzen zu den Originalwerken des Künstlers. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um eine Fälschung handelt.“

„Die ihr Kollege, der schon mehr als dreißig Jahre in unserem Hause tätig ist, eindeutig als Original identifiziert hat.“ Phillip Quahn erhob sich halb aus seinem komfortablen Chefsessel und fixierte die Frau vor seinem Schreibtisch mit zusammengekniffenen Augen. „Wie kommen sie eigentlich dazu, Frau Bruhm, sich anzumaßen, die Expertise ihres Kollegen in Frage zu stellen?“ Seine Stimme klang jetzt schrill, gut zwei Oktaven höher als gewöhnlich. Phillip Quahn war dafür bekannt, schnell aus der Haut zu fahren. „Waren sie mit der Begutachtung des Gemäldes beauftragt?“

Daniela spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. ‚Verdammt‘, dachte sie, ‚fang bloß nicht an zu heulen, Mädchen‘. „N... nein“, stammelte sie leise und blickte zu Boden.

„Ich kann sie nicht hören, Frau Bruhm“, donnerte jetzt der Dürre hinter seinem Schreibtisch und erneut klopfte er auf die Akte.

Jetzt liefen ihr die Tränen die Wangen herunter, doch sie getraute sich nicht sie wegzuwischen. „Nein, damit war ich nicht beauftragt.“

„Frau Bruhm, wie lange sind sie jetzt bei Quahn & Quahn? Drei Monate?“

„Fünf.“ Daniela war kaum zu verstehen.

„Herr Dahrer war schon unter meinem Vater Mitarbeiter unseres Auktionshauses und soweit ich mich erinnern kann, gab es nie eine falsche Einschätzung der Kunstwerke. Was für einen Beruf haben sie noch einmal gelernt?“

Daniela Bruhm hätte am liebsten laut losgeheult, doch sie riss sich bestmöglich zusammen. Immer noch den Blick fest auf den Boden gerichtet, antwortete sie: „Bankkaufrau. Doch danach habe ich hier in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität Kunstgeschichte und Linguistik studiert.“

„Ach ja, das war mir fast entfallen“, erwiderte ihr Chef süffisant. „Sie haben studiert. Und“, er schnippte mit den Fingern, die eine auffallende Ähnlichkeit mit Spinnenbeinen hatten, „schwupps können sie erkennen, dass es sich um eine Fälschung des Gemäldes handelt? Ein kurzer Seitenblick und“, er schnippte erneut mit den Fingern, „schwupps Frau Bruhm identifiziert den Franz Marc als Fälschung.“

„Ich habe mir das Gemälde schon sehr genau angesehen“, rechtfertigte Daniela sich schwach. „Und ich bleibe bei meiner Meinung: Dieses Bild ist eine Fälschung.“

„Halten sie sich aus Angelegenheiten heraus, die sie nichts angehen, Frau Bruhm. Ansonsten muss ich mich nach einer neuen Mitarbeiterin umsehen. Kunsthistoriker gibt es wie Sand am Meer. Und jetzt sehen sie zu, dass sie ihre Aufgaben erledigt bekommen. Was ist eigentlich mit der Statue, die sie begutachten sollten? Ich warte immer noch auf die Expertise!“

Daniela schlich zu ihrem Arbeitsplatz zurück und wischte sich dabei unauffällig die Tränen aus dem Gesicht. Sie war überzeugt davon, dass es sich bei dem Gemälde um eine Fälschung handelte, doch dieser blasierte Kerl von Chef hatte keinerlei Ahnung von Kunst und wieso ihr Kollege einen solchen Fehler bei der Einschätzung des Bildes machen konnte, wollte sie einfach nicht verstehen. Sie hatte versucht, Kai Dahrer zu erklären, warum es sich um eine Fälschung handeln musste, doch ihr Kollege war keinem ihrer Argumente zugänglich gewesen.

‚Sie werfen dir Steine in den Weg, seitdem du hier angefangen hast‘, dachte sie. Aber es war heutzutage schwierig als Kunsthistorikerin einen Job zu finden und als Phillip Quahn sie eingestellt hatte, war sie froh gewesen, aus dem Zustand der Arbeitslosigkeit endlich herauszukommen. Ja, sie hatte zwischenzeitlich sogar daran gedacht, wieder eine Arbeit als Bankkauffrau anzunehmen, doch auch in der Sparte war es äußerst schwierig, etwas zu finden. Das Arbeitsamt hatte ihr zuletzt angeboten, es als Spielhallenaufsicht zu versuchen, doch zum Glück fand sie dann die Stelle bei Quahn.

Als Kunsthistorikerin zu arbeiten, war immer ihr Traum gewesen.

„Na, Frau studierte Kunsthistorikerin“, hörte sie Kai Dahrer süffisant sagen, „keinen guten Stand beim Chef gehabt?“ Er lachte leise und Daniela hasste ihn dafür.

Sie warf einen Blick auf die Uhr und seufzte leise. Bis zur Mittagspause würde es noch eine ganze Weile dauern, heute war erst Montag und sie schon mit den Nerven am Ende. Wie hatte sie sich doch auf den Job gefreut, doch jetzt ertappte sie sich immer öfter dabei, wie sie die Stellenagebote in der kostenlosen Stadtteilzeitung durchforstete. Sie dachte an die knapp fünfzehn Zentimeter hohe Maya Statue, bei der es sich um ein Replikat aus Kunststein handelte. Wieder so eine Sache, über die ihr Chef nicht sonderlich erfreut sein würde. Das Ding war keine zwanzig Euro wert und würde kaum zur Versteigerung kommen. Der junge Mann, der es zu Quahn & Quahn gebracht hatte und von ‚wertvollem Erbstück‘ sprach, würde seine Hoffnungen auf zehn bis fünfzehntausend Euro wohl begraben müssen. Und das Auktionshaus auch keine Provision erhalten. Nein, Phillip Quahn wäre sicherlich nicht erfreut ...

Der Tag schleppte sich dahin und Daniela zögerte die Fertigstellung der Expertise so lange hinaus, wie nur möglich. Für heute konnte sie keinen Anschiss ihres Chefs mehr ertragen und erst kurz vor Feierabend legte sie das kurze Pamphlet auf den klobigen Schreibtisch von Phillip Quahn. Der war zu dem Zeitpunkt zum Glück aber schon verschwunden und würde vermutlich mit seinem Porsche wieder Düsseldorf und Umgegend unsicher machen.

Als sie aus dem Linienbus stieg, fiel leichter Regen vom Himmel und alles verschwamm in einem grauen Einerlei. ‚Das passt ja zu meiner Stimmung‘, dachte die junge Frau, als sie dem Hochhaus mit der billigen Einzimmerwohnung entgegenstrebte. Wie nahezu jeden Tag würde sie sich in ihrer Wohnung verkriechen, rasch ein Fertigessen herunterschlingen und den Rest des Tages damit zubringen, irgendeine billige Dokusoap im Fernsehen anzuschauen.

Ein Flugzeug donnerte über sie hinweg, doch den Lärm der Düsentriebwerke nahm sie kaum noch wahr. Am Anfang, als sie hierhin gezogen war, hatte sie bei jeder Maschine, die sich im Landeanflug auf den nahen Flughafen befand, noch richtige Ängste ausgestanden, doch inzwischen gehörte der Lärm zu ihrem Alltag. Als Arbeitslose nach dem Studienabschluss konnte sie sich aber kaum ihre Wohnung aussuchen und musste mit dem zufrieden sein, was man ihr anbot. Auch wenn sich diese Unterkunft in einem Hochhaus befand, dessen Fahrstuhl regelmäßig defekt war und das Treppenhaus nach Kot und Urin stank.

Vor der Kneipe nebenan lungerten die üblichen Arbeitslosen herum, teilweise um diese Zeit schon betrunken und warfen ihr anzügliche Bemerkungen zu, die sie geflissentlich überhörte. Auch daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt und wie der Fluglärm gehörte es mittlerweile zu ihrem Alltag.

‚Ich sollte Vera einmal wieder anrufen‘, dachte sie und schloss die Wohnungstür auf, die mit einem Quietschen schließlich den Zugang zu ihrem Reich ermöglichte. ‚Vielleicht können wir wieder einmal etwas gemeinsam unternehmen.‘ Immerhin verstand es die Freundin Vera Riegalt, ebenso wie die dunkelhäutige Claire Fèvre mit den französischen Wurzeln, ihr regelmäßig Trost zu spenden und ihre düsteren Stimmungen - insbesondere während der Zeit der Arbeitslosigkeit - zu vertreiben.

Während sie das Fertigessen mechanisch in die Mikrowelle stellte, dachte Daniela wehmütig an die unbeschwerte Zeit ihres Studiums zurück. Sie hatte Vera und Claire auf einer WiWi Party, einer Feier der Wirtschaftswissenschaften, an der Uni kennengelernt und schnell waren die drei Frauen gute Freundinnen geworden. Leider ging die Verbindung ein wenig auseinander, als Vera direkt nach dem Studium eine Stelle als Programmiererin bei einer IT-Firma antrat und Claire in die Forschungsabteilung eines Chemieunternehmens eintrat. ‚Die beiden hatten damals keine Probleme, einen Job zu finden‘, dachte sie und verwarf den Gedanken, selbst das falsche Studienfach gewählt zu haben. Aber Kunst und Kunstgeschichte waren immer ihre Leidenschaft gewesen und im Grunde bereute sie es nicht, ausgerechnet dies studiert zu haben.

Das...

Erscheint lt. Verlag 29.1.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
ISBN-10 3-7549-8919-7 / 3754989197
ISBN-13 978-3-7549-8919-7 / 9783754989197
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