Perry Rhodan Neo 307: Tanz der Magnetare (eBook)
160 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5507-8 (ISBN)
1.
Das Magnetar-Antiprisma
Geht es Ras Tschubai gut?
Diese Frage war leider müßig, und das versetzte Perry Rhodan einen Stich ins Herz. Denn das letzte Mal, als er mit Tschubai Kontakt gehabt hatte, hatte der von Peregrin entführte Teleporter einen erschreckend geschwächten Eindruck gemacht.
Die Stimmung in der Zentrale der PERLENTAUCHER war gedrückt. Sogar Gucky hatte seit Stunden keine seiner Bemerkungen mehr fallen lassen und nagte gedankenverloren an einer Möhre. John Marshall faltete in einem Hologramm fortwährend die gleiche Origamifigur.
Thora drückte beruhigend Rhodans Hand. »Peregrin wird schon aufpassen, dass Ras nichts zustößt. Er braucht ihn, Perry.«
»Noch«, fügte Rhodan düster hinzu.
»Und deswegen müssen wir ihn einholen«, sagte Thora Rhodan da Zoltral.
Als wäre das sein Stichwort gewesen, verkündete Kommandant Nilofar Abbasi: »Die Prüfung der Hyperkristallmatrizen ist abgeschlossen. Wir sind bereit für die nächste Transition!«
Wenige Momente später sprang der Leichte Kreuzer.
»Was ist das?«, entfuhr es Rhodan. Die PERLENTAUCHER war am Rand eines Sternensystems rematerialisiert, und zwar weiter von dessen Zentrum entfernt als üblich. Der Grund war offensichtlich – und sehr beeindruckend. Kurz vergaß Rhodan sogar die Sorge um seinen Freund Tschubai.
Mehrere übergrelle Lichtpunkte, die im Außenbeobachtungsholo winzig wirkten, gleißten vor den wolkigen Farbtönen der interstellaren Gas- und Staubwolken im fernen Hintergrund und waren um einen Mittelpunkt herum gruppiert. Von den Lichtpunkten ausgehend, pendelten zahlreiche Partikel- und Strahlungsströme wie betrunken umher und schleuderten Radiowellen sowie Röntgenemissionen ins All. Eine dichte Scheibe aus Asteroiden umgab das Gebilde.
Die eingeblendeten Daten zeigten aberwitzig hohe Energiewerte an.
»Das sind Magnetare.« Die Ortungschefin Tzinna Bearing vergrößerte die Darstellung. »Zwölf Magnetare mit Quellfeldstärken von jeweils rund zehn hoch zwölf Tesla. Mehr können wir erst sagen, wenn wir näher rangekommen sind.«
Magnetare waren Extremformen der Neutronensterne, gehörten zu den massereichsten Objekten im Universum und verfehlten nur knapp die Voraussetzungen für eine Verwandlung in Schwarze Löcher. Ebenso extrem war der Dynamoeffekt dieser seltenen Sternenruinen, der überstarke Magnetfelder erzeugte, begleitet von massiven höherdimensionalen Effekten.
»Sind es die einzigen lokalen Objekte?«, wollte Abbasi wissen.
»Nun, ich kann noch nicht feststellen, was sich im Innern der Ballung verbirgt, aber was den übrigen Raum betrifft ... ja. Ich bekomme eine Schätzung des Durchmessers herein: etwa 0,4 Astronomische Einheiten.«
»Also sechzig Millionen Kilometer.« Rhodan strich sich mit dem Finger über die Nase. »Auf so kleinem Raum müssen sich die dort aktiven Kräfte bis ins Unvorstellbare potenzieren.«
»Präzisierung ... Es handelt sich um kein unregelmäßig sphärisches Gebilde, sondern um zwei geometrisch exakte, versetzt übereinanderliegende Sechsecke. Ein Antiprisma! Ganz sicher kein Naturphänomen.« Bearing schien es schwerzufallen, den Angaben der Schiffssensoren zu trauen.
»Wie die Sechsecktransmitter der Liduuri«, sinnierte Thora. »Nur um einiges spektakulärer.«
»Allerdings!« Bearing blendete eine positronisch aufbereitete, stark künstlich kolorierte Darstellung ein. Die Lichtpunkte verschwanden hinter einem Sturm aus Farben, die ein grob schlauchförmiges Gebilde entlang des Äquators des Antiprismas bildeten. »Die Magnetfeldstärke im Innern dieses Torus ist enorm. Da hat sich sozusagen eine Art stellarer Teilchenbeschleuniger gebildet. – Augenblick!«
Die Falschfarbendarstellung verschwand. Stattdessen war das Antiprisma aus Magnetaren nun nur noch als schematische Gitterstruktur zu sehen, auf die ein kleiner, sichelförmiger Ortungsreflex zusteuerte.
»Ist das ...«, begann Thora fassungslos.
»Das ist Peregrins Raumschiff!«, stellte Rhodan fest. »Dieser Wahnsinnige fliegt genau auf diese magnetische Hölle zu!«
»Weitere Tasterechos!«, rief Bearing. »Gerade sind mehrere Schiffe der Powker aus dem Hyperraum gestürzt, von den Magnetaren aus gesehen hinter uns!« Sie legte ein neues Ortungsholo in die Zentralemitte, in dem sie fünf Raumfahrzeuge präsentierte.
»Das sind Aufklärer«, vermutete Rhodan. »Entweder Peregrins oder unsere Anwesenheit ist bemerkt worden, und die Generäle kommen, um nachzusehen, was los ist.«
»Dann ist Peregrin vielleicht mitten in ein militärisches Sperrgebiet transitiert.« Thora deutete auf die Konstellation aus ultraverdichteten Sternenruinen. »Haben sie uns bereits geortet?«
Bearing hob die Schultern. »Schwer zu sagen. Vor diesem energetischen Feuerwerk als Hintergrund ...«
»Unbekanntes Schiff, identifizieren Sie sich«, dröhnte es in diesem Augenblick aus den Akustikfeldern der Hyperfunkanlage.
Die Funkchefin Neglin Rastura nickte. Die Powker meinten eindeutig die PERLENTAUCHER, nicht Peregrin.
»Da haben wir die Antwort«, sagte Thora.
Die Arkonidin vergrößerte des frontale Taktikholo. »Peregrin steuert durch den umgebenden Asteroidengürtel weiterhin auf das Antiprismagebilde zu. Es fehlt nicht mehr viel, und er ist so nah herangekommen, dass die Magnetfelder ihn zerreißen werden.«
»Er führt etwas im Schilde«, war Rhodan überzeugt.
»Wie dem auch sei! Mister Rhodan, wie sollen wir handeln? Die Verfolger schließen auf«, warnte Abbasi.
»Achtung!«, rief Bearing. »Der Verband hat sich um zehn weitere Schiffe vergrößert! Sie haben Verstärkung bekommen.«
Rastura hob die Hand. »Sie melden sich mit einer neuen Botschaft.«
Die Stimme eines anderen Generals drang aus den Akustikfeldern. »Unbekanntes Schiff, identifizieren Sie sich. Wir nehmen an, dass es sich bei Ihnen um das Sternenschiff von Perry Rhodan handelt. Geben Sie sich zu erkennen, oder wir greifen an!«
»Gehen Sie in den Tarnmodus«, empfahl Rhodan dem Kommandanten. »Wir müssen herausfinden, was Peregrin vorhat. Ich kann nicht glauben, dass er sich einfach so in einem Magnetar opfert.«
Abbasi gab mit einem Nicken seine Zustimmung.
»Flüstertriebwerke und Tarnfelder aktiv«, bestätigte der Erste Offizier Pegal Heischatt gleich darauf. »Ausweichmanöver eingeleitet.«
»Peregrin durchdringt den Asteroidengürtel.« Bearing blendete die diffuse Darstellung eines Gesteinfelds in das Haupthologramm, das wie eine dicke Scheibe das Antiprisma umgab. »Übrigens rotiert die gesamte Neutronensternkonstellation synchron um die zentrale Vertikalachse der zwei Hexagonalebenen.«
»Ras ist dort mit an Bord«, ließ sich Gucky vernehmen. »Und nein, ich kann nicht teleportieren. Selbst wenn unser Schutzschirm abgeschaltet wäre – die hyperenergetischen Störeinflüsse der gigantischen Magnetfelder da drüben sind unglaublich hoch, das spüre ich bis hier. Tut mir leid.«
»Schon gut, Kleiner. In so eine Hölle würde ich dich ohnehin nicht schicken«, beruhigte Rhodan ihn.
»Mich allein vielleicht nicht, aber uns alle schon, oder?« Der Mausbiber kaute auf einem Karottenbissen herum. Es klang weniger nach einer spitzen Bemerkung als einfach niedergeschlagen.
»Das wird sich gleich zeigen, wenn Peregrin den Asteroidengürtel durchstoßen hat«, antwortete Rhodan
»Unsere Verfolger fächern aus und kommen näher.« Heischatt drehte seinen irritierend flachen Kopf, der auf einem viel zu lang wirkenden Hals saß. »Miss Bearing, konzentrieren Sie sich auf Peregrin und das Antiprisma. Ich übernehme die Perlians und Generäle.«
Eigentlich lauteten die Eigenbezeichnungen dieser zwei in der Großen Magellanschen Wolke heimischen Völker »Ce'drell« und »Powker«. Von den Menschen wurden sie aber ihrer äußeren Erscheinung wegen vielfach »Perlians« und »Generäle« genannt.
»In Ordnung, Sir.« Die Ortungsspezialistin klang erleichtert.
Waffenchef Helmir Kriechstein meldete sich zu Wort. »Unsere Thermogeschütze sind einsatzbereit.«
»Geben Sie fürs Erste den Schirmen Priorität, was die Energiezuteilung betrifft«, beschied Abbasi. »Wir müssen unsere Emissions- und Tasterechodämpfungsfelder so lange wie möglich aufrechterhalten. Selbst wenn die Generäle uns grob orten sollten, werden hoffentlich wenigstens ihre Waffensysteme Schwierigkeiten haben, uns korrekt zu erfassen.«
Die Antiortungssysteme der PERLENTAUCHER konnten fremde Tasterimpulse verschlucken oder ihr Echo zumindest verfremden, wusste Rhodan. Gegner hatten deshalb Probleme, den Leichten Kreuzer bei aktivierten Tarnsystemen zu entdecken, geschweige denn, ihn gezielt zu treffen. Allerdings machte er sich keine Illusionen – auch die Ce'drell verfügten über hochwertige Technologien. Das bewies schon der Umstand, dass die PERLENTAUCHER sofort geortet worden war und die Menschen ihre Verfolger auch im Tarnmodus nicht abschütteln konnten.
Dann geschahen drei Dinge gleichzeitig. Die Powker eröffneten das Feuer. Peregrins Schiff tauchte in den Torus ein. Und Gucky machte ein langes Gesicht, in hohem Bogen spuckte er ein Stück Möhre aus.
»Unser Schutzschirm ... flattert!« Kriechstein justierte nach. »Der Treffer hat minimale Formveränderungen in der Schirmstruktur bewirkt. Zu viele davon können wir uns gerade im Tarnmodus nicht leisten.«
»Der Schirm wird andernfalls zusammenbrechen, nehme ich an?«, fragte Abbasi.
»Es wird ihn wahrscheinlich eher zerfetzen! Und was dann passiert ...«
Bearing unterbrach den Gedankengang des Waffenoffiziers: »Das war kein gezielter Beschuss. Sie können...
| Erscheint lt. Verlag | 22.6.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Perry Rhodan Neo |
| Verlagsort | Rastatt |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction |
| ISBN-10 | 3-8453-5507-7 / 3845355077 |
| ISBN-13 | 978-3-8453-5507-8 / 9783845355078 |
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