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Nachtschein (eBook)

Ein Zürich-Krimi
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
288 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-61344-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nachtschein -  Seraina Kobler
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In einer Novembernacht brennt es im Hafen Enge mitten in Zürich. Bei den Löscharbeiten findet Rosa Zambrano von der Seepolizei die verkohlte Leiche einer jungen Frau. Was hat Iva Schwarz, Tochter einer bekannten Architektin, das Leben gekostet? Während der vertrackten Ermittlungen taucht Rosas große Liebe Leo wieder in Zürich auf. Und schon bald auch in ihrem zauberhaften Altstadtgarten. Doch er ist nicht das einzige Gespenst aus der Vergangenheit, das in der Stadt umgeht.

Seraina Kobler, geboren 1982 in Locarno, arbeitete nach dem Studium der Linguistik und Kulturwissenschaften als Journalistin unter anderem bei der ?Neuen Zürcher Zeitung?, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. 2020 erschien ihr Romandebüt ?Regenschatten?. Ihr erster Zürich-Krimi um die Seepolizistin Rosa Zambrano, ?Tiefes, dunkles Blau?, stand monatelang auf der Schweizer Bestsellerliste. Seraina Kobler lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Zürich und Lausanne.

Seraina Kobler, geboren 1982 in Locarno, arbeitete nach dem Studium der Linguistik und Kulturwissenschaften als Journalistin unter anderem bei der ›Neuen Zürcher Zeitung‹, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. 2020 erschien ihr Romandebüt ›Regenschatten‹. Ihr erster Zürich-Krimi um die Seepolizistin Rosa Zambrano, ›Tiefes, dunkles Blau‹, stand monatelang auf der Schweizer Bestsellerliste. Seraina Kobler lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Zürich und Lausanne.

Der Schwanen lag bei den Arkaden direkt am Fluss, mit Blick auf Großmünster und Berge. Das gleiche Panorama wie auf den Postkarten, die von hier aus jeden Tag in die Welt verschickt wurden. Mit seinen rot-weiß gestreif‌ten Markisen atmete das Hotel auch jetzt im Winter einen Hauch von Venedig, allerdings nur für Gutbetuchte. Gegenüber am Limmatquai ratterten die Trambahnen, unterwegs zum Bellevue, zum Wasser und den Schiffen. Martin setzte den Blinker und bog auf die Rathausbrücke ein. Sie hatten Glück, das reservierte Parkfeld neben der Wache stand leer. Rosa blickte sehnsüchtig die schmale Gasse hinauf, die beinahe direkt bis zum Rindermarkt und zu ihrem Haus führte.

»Brandstiftung ist schon ein seltsames Verbrechen«, sagte Martin und schaute sich nach Fußgängern um. »Der Täter wird nicht reicher. Jedenfalls nicht so, wie wenn er einen Einbruch begeht oder mit Drogen handelt. Dafür hat er gute Chancen davonzukommen.«

»Vielleicht war es aber auch ein Unfall, eine unglückliche Verkettung von Umständen«, erwiderte Rosa. »Ich meine das Todesopfer. Selbst wenn tatsächlich etwas am Motor gemacht wurde. Vielleicht wusste der Täter nicht, dass da jemand ist? Am gefährlichsten sind Brände nachts, wenn die Menschen schlafen. Besonders, wenn noch Drogen oder Alkohol im Spiel sind …«

»Du hast schon recht, man kann nicht gleich von einem Mord ausgehen«, sagte Martin und ließ eine Reisegruppe mit bunten Regenschirmen passieren, die wohl die gedeckte Handwerkergasse an der Schipfe ansteuerte. Er beugte sich zu ihr hinüber. »Obwohl ich nichts dagegen hätte, mit dir noch ein wenig länger zu ermitteln.«

Sie spürte seine warme Hand ihre Halsbeuge hinaufgleiten. Vor einigen Tagen hätte sie wohl innerlich überschlagen, wie lange sie bis hinauf ins Waschhaus brauchen würden, doch jetzt streif‌te sie nur flüchtig seine Handfläche. Und suchte im Fußraum nach ihrem Tablet, da sie Protokoll führen würde. Woraufhin Martin noch einmal zurücksetzte, bis der Dienstwagen das weiß umrandete Parkfeld exakt ausfüllte.

»Warum bestellt er uns eigentlich in den Schwanen?«, fragte er.

»Die Verbindung war nicht so gut, aber ich glaube, er hat dort übernachtet.«

»Gehört das Hotel nicht seiner Familie?«

»Doch. Unter anderem. Er ist vor ein paar Jahren in die Direktion eingestiegen.«

Martin schnaubte und prüf‌te den Sitz seines Waffengurtes.

Rosa schaute ihn warnend an. »Zum jetzigen Zeitpunkt ist Manfred Engler mal primär eine geschädigte Auskunftsperson. Zuerst versucht sich deine depressive Gattin umzubringen, dann brennt noch dein Segelboot ab …« Sie knackste ihren verspannten Nacken durch und löste den Sicherheitsgurt. »Wahrscheinlich waren die letzten Wochen nicht gerade eitel Sonnenschein für ihn.«

 

In der Lobby saßen die Gäste gerade beim Af‌ternoon Tea, beruhigende Harfenklänge drangen aus gut versteckten Lautsprechern. Es duftete nach Schwarztee, und auf Etageren aus Porzellan stapelten sich dreieckige Gurkensandwiches, Scones, sehr kleine Marmeladengläschen, Macarons mit Goldstaub und safrangelbe Sandkuchen. Den krönenden Abschluss bildeten kleine Zitronentartelettes, mit einer Himbeere drauf, die weiß der Kuckuck wo herkommen mochte, aber schön anzusehen war, das musste Rosa zugeben. Sie machte innerlich eine Notiz, bald eine richtige Tarte au citron zu backen. Ein nachmittagfüllender Zeitvertreib, wenn man die Zubereitung wirklich ernst nahm. Rosa merkte auf einmal, dass sie bis auf ein paar Nüsse heute nichts gegessen hatte. Hinter der verspiegelten Rezeption erhaschte sie einen Blick auf ihr fahles Gesicht mit den Augenschatten. Geschwächte Gefäße und zu wenig Sauerstoff im Blut, die bekannten Nachwehen des Schlafmangels. Prompt erkundigte sich Martin, ob es ihr gut ging.

»War wohl etwas viel«, murmelte sie und stieß Luft aus.

»Steht eigentlich unsere Verabredung heute Abend?«, fragte er.

Bevor sich Rosa eine Ausrede ausdenken konnte, da sie ja Leo am nächsten Morgen im Bistro noch irgendwie abschütteln musste, trat Manfred Engler aus dem Lift. Seine ganze Erscheinung passte so gut in diese Fünf-Sterne-Lobby, er hätte zur Innenausstattung gehören können. Bis auf ein paar winzige Details. Rosa bemerkte einen Fleck an der Spitze des rosaroten Taschentuchs, das aus der Brusttasche seines Jacketts schaute. Vielleicht hatte er den Anzug einmal ausgefüllt, aber jetzt knitterte er unter den zu langen Ärmeln. Die Haut unter seinen Augen war aufgedunsen, was die zu glatte Rasur noch unterstrich. Engler orderte Kaffee mit Brandy und bot ihnen das Gleiche an. Dann deutete er auf eine Sitzecke am Fenster, dahinter das schimmernde Grün der Limmat und der Holzsteg der Schiffhaltestelle.

»Leitungswasser reicht vollkommen«, sagte Martin, während Rosa einer Tasse Kaffee nicht widerstehen konnte. Brandy und Gebäck lehnte sie jedoch ab.

»Hier ist der Fluss am schmalsten«, sagte Engler, ihrem Blick folgend. »Darum wurde im Mittelalter die Brücke samt Gasthaus an dieser Stelle gebaut. Man kann sagen, Zürich ist rund um die Rathausbrücke entstanden.«

»Sieht man dem Gebäude gar nicht an, das Alter«, sagte Martin. »Wirkt eher, als hätten Sie richtig viel Geld in die Hand genommen.«

»Tatsächlich wurde der jüngste Umbau in verblüffend kurzer Zeit realisiert. Und wir haben den fünf‌ten Stern erhalten.« Engler gab dem Kellner ein Zeichen, der sich sogleich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. »Die alten Räume wurden im Vorfeld digitalisiert und aufgrund der Schablonen nachgestellt, millimetergenau. Leider existiert von der Amethyst keine solche Schablone.«

Der Kaffee wurde serviert, und Martin nutzte die Gelegenheit, um Manfred Engler über die Rechte und Pflichten als Auskunftsperson aufzuklären. Rosa legte ihr Tablet für das Protokoll bereit.

Er habe schlecht geschlafen, sagte Manfred Engler und kippte den Rest des Brandys in den Kaffee. »Ich bin wirklich erschüttert.« Seine Stimme war belegt, er räusperte sich. »Das Boot war in einem vollendeten Zustand.«

»Wann waren Sie zuletzt dort?«, wollte Martin wissen.

Engler fixierte die Tischplatte, seine Hände waren unaufhörlich in Bewegung. »Vor einigen Tagen erst …«

»Die letzte technische Kontrolle bei der Schifffahrtsbehörde ist aber schon einige Zeit her«, schaltete sich Rosa ein. »Wie ich sehe, haben Sie den Termin verschoben.«

»Ich hatte leider zu viel zu tun.«

Rosa warf Martin einen Blick zu, worauf dieser sich nach der Versicherung für das Boot erkundigte.

»Was ist denn das für eine Frage? Ich bin doch nicht so blöd, ein Objekt in dieser Preisklasse nicht zu versichern.« Engler machte eine wegwerfende Handbewegung. »Doch mir geht es nicht ums Geld.«

Martin stützte die Ellenbogen auf seine angespannten Oberschenkel und beugte sich nach vorne. »In den Trümmern Ihres Bootes wurde eine Leiche gefunden.«

Englers Gesicht blieb ausdruckslos. »Auf der Amethyst? Du meine Güte. Wer ist es denn?« Er schnaubte. »Bestimmt hat einer im Suff den ganzen Hafen angezündet. Ich dachte immer, dass das irgendwann passiert. Die feiern permanent auf dem Steg. Es ist eine Schweinerei.« Er redete sich in Rage. »Den ganzen Sommer schon sammle ich Zigarettenstummel auf dem Deck zusammen, leere Bierdosen, Flaschen und so weiter. Und geklaut wird auch, es sind schon mehrmals Wertsachen verschwunden.«

»Wir können noch nicht viel über die Identität des Opfers sagen. Aber war die Amethyst denn nicht verriegelt?«, fragte Rosa.

»Doch, eigentlich schon.« Er tippte an sein Brandyglas, worauf der Kellner eine Schublade aufzog. »Aber manchmal vergisst mein Sohn Ruben abzuschließen.«

»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«

»Es ist doch nicht er, den Sie …« Enger sah schockiert drein.

»Nein, es handelt sich um eine weibliche Person.«

»Gott sei Dank«, sagte der Hotelier und wischte sich mit dem verfleckten Taschentuch die Stirn. »Ruben wollte gestern ausgehen, was sie halt so tun, in Zürich, am Wochenende, in seinem Alter. Aber ich habe hier im Hotel übernachtet und ihn noch gar nicht gesprochen.«

»Könnte er zuvor noch auf dem Boot gewesen sein?«, bohrte Martin weiter. Als Engler die Achseln zuckte, schob er seine Visitenkarte am Wasserglas vorbei, das er nicht angerührt hatte. »Ihr Sohn soll sich bei uns melden.« Dann fixierte er Engler. »Und wo waren Sie selbst in der vergangenen Nacht?«

»Ich bin nach dem Dinner direkt hierhergekommen, das wird Ihnen das Personal sicherlich bestätigen.« Dann erzählte er, wie er den Abend verbracht hatte. Im Restaurant des Seebads Enge, Muscheln und anschließend Fondue, ein geschäftlicher Anlass. Spätestens am nächsten Tag, versprach er, habe Rosa alle Namen und Telefonnummern der entsprechenden Zeugen in ihrem Postfach.

Sie blickte auf Englers leicht zittrige Hand, die mit dem Löffel in der sich auf‌lösenden Crema des zweiten Espressos rührte. Und war irritiert: Das Seebad Enge befand sich in unmittelbarer Nähe zum Hafen. »Geht es Ihrer Frau schon besser?«, erkundigte sie sich dann.

Sein Mund erstarrte, aber nur kurz.

»Wir hatten sie ja halb erfroren aus dem See gezogen.«

»Sie ist … sie erholt sich noch.« Eine Schiffsglocke schellte auf dem Fluss. »Aber das ist eine andere Geschichte.«

 

»Was hältst du von ihm?«, fragte Martin, als sie wieder vor dem Hotel standen, auf der Brücke von zuvor, die breit...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2023
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 21. Jahrhundert • Altstadt • Architektur • Bestseller • Boote • Brand • Brunetti • Bruno • Chef de police • Donna • Dörfli • Ermittlung • Gentrifizierung • Guido • Hafen • Hansjörg • Hunkeler • Kinderwunsch • Kochen • Krimi • Kriminalroman • Kulinarik • Leiche • Leon • Luca • Markt • Marktküche • Martin • Mord • Nachhaltigkeit • Niederdorf • Peter • Polizei • Regenbogenfamilien • Regio-Krimi • Regionalkrimi • Rezepte • Rosa • Schneider • Schweiz • Schweizer Autorin • Schweizerin • Schweizer Literatur • Seepolizei • Seepolizistin • Stadt • Städtebau • Stadtleben • Stadtplanung • Ventura • Verkehrswende • Walker • Wochenmarkt • Zambrano • Zürich • Zürichsee
ISBN-10 3-257-61344-X / 325761344X
ISBN-13 978-3-257-61344-5 / 9783257613445
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