Projekt Wolpertinger (eBook)
150 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-8791-9 (ISBN)
Marcel Kircher, geboren 30. November 1986 in Gelnhausen. Schon seit frühster Kindheit ist er vom Lesen fasziniert und so fing er an vor etwa zehn Jahren eigene Geschichten zu entwickeln und diese zu veröffentlichen. Zu seinen bekanntesten Werken im Self Publishing gehören: Die Chroniken von Eskandria, Doktor Mosbach - Das Skalpell ist sein Gesetz und Faith - Chroniken einer Jägerin.
Marcel Kircher, geboren 30. November 1986 in Gelnhausen. Schon seit frühster Kindheit ist er vom Lesen fasziniert und so fing er an vor etwa zehn Jahren eigene Geschichten zu entwickeln und diese zu veröffentlichen. Zu seinen bekanntesten Werken im Self Publishing gehören: Die Chroniken von Eskandria, Doktor Mosbach - Das Skalpell ist sein Gesetz und Faith - Chroniken einer Jägerin.
Kapitel 1
Es war ein grauer und trüber Nachmittag im Spätsommer im Frankfurter Westend. Die beiden Studentinnen Janina Hettich und Claire Fontaine genossen dennoch den verfrühten Unterrichtsschluss. Ihr Dozent für Geschichte der Rechtswissenschaft Professor Hagen Heinrich von Thiel hatte sich plötzlich krankgemeldet. Eher untypisch für den sehr zuverlässigen und nie kranken Studienrat. Die blonde Janina und die schwarzhaarige Claire nahmen in einem Eiscafé Platz, bestellten sich je einen Eisbecher und unterhielten sich angeregt.
„Hast du eigentlich schon für die Hausarbeit im Bereich Erwachsenenstrafrecht für Doktor Degenhardt fertig?“, fragte Janina ihre Kommilitonin.
„Seit letzter Woche. Das Praktikum in der Kanzlei war dafür echt hilfreich“, berichtete Claire. „Gregor Jensen ist nicht nur ein ausgezeichneter Jurist, sondern auch ein hervorragender Helfer. Zwischen den Terminen mit unseren Klienten nahm er sich immer wieder Zeit, um mir bei meinen Fortschritten zu helfen und das Geschriebene zu überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen.“
„Hast du es gut“, stöhnte Janina. „Ich hangele mich so gut es geht durch. Nur ist mein Vorgesetzter nicht so hilfreich wie dein Herr Jensen.“
„Alle schwärmen doch von diesem Doktor Andreas Wellenbrink“, erwiderte Claire nachdenklich. „Ist es wirklich so schlimm?“
„Er hat nie Zeit. Sein Schreibtisch stapelt sich mit den Fällen, die ich vorbereite. Nie bekomme ich Feedback. Seine Anwaltsgehilfin, diese Shania Gregory, bearbeitet die Akten, bereitet die Fälle fürs Gericht abschließend vor und schickt sie über unseren Kurierdienst dort hin. Doch eine Rückmeldung über Fehler erhalte ich nie. Im Gegenteil: Zumeist schicken sie mich zum Kaffee kochen oder Essen holen.“
Ehe Claire ihrer Freundin etwas erwidern konnte, brachte die Bedienung den beiden jungen Frauen das Bestellte.
„Soll ich deine Hausarbeit mal Gregor vorlegen?“, fragte Claire zwischen zwei Löffeln.
„Das würdest du für mich tun?“
Claire lächelte: „Du bist meine beste Freundin und ohne dich wüsste ich bis heute nicht, wie man sich im ÖPNV-Netz von Frankfurt zurechtfindet. Wenn du dich schon nicht zu einem Eis einladen lässt, dann lass mich wenigstens dir bei deiner Hausarbeit helfen. Das bin ich dir schon schuldig.“
Unruhig rutschte Janina auf ihrem Stuhl umher. Die Blondine fühlte sich leicht unwohl. Schon früh musste sie lernen sich selbst im Leben zu helfen und sich durchzuschlagen. Hilfe von anderen war ihr schon immer ein Graus gewesen.
„Entweder, du lässt mich dir mit deiner Hausarbeit helfen oder …“, begann Claire.
„Oder?“, fragte Janina.
Die schwarzhaarige Kommilitonin grinste: „Oder ich stecke Oliver im nächsten Semester, dass du auf ihn stehst. Und glaube mir, er hat auch schon ein Auge auf dich geworfen.“
„Du hast dich schon gerade nach §253 Strafgesetzbuch schuldig gemacht, das ist dir schon klar“, erwiderte Janina.
Claire lachte. „Höchstens nach §240 StGB der Nötigung“, erwiderte die aus Clermont-Ferrand stammende junge Frau ihrer Freundin. „Und es war Notwehr nach §32 StGB, meine Liebe.“
Janina verschluckte sich fast an ihrer Portion Eis. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Schuldig, aber dafür geht unser Eisessen auf mich.“
„Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir die komplette Speisekarte bestellt“, erwiderte die junge Französin mit einem entwaffnenden Lächeln.
„Du freches Stück. Mehr wie einen Becher schaffst du eh nicht“, gab die Blondine zurück. „Also, ziehe ich nachher meine bisherige Hausarbeit auf einen USB-Stick und du nimmst ihn Morgen in die Kanzlei zu Herrn Jensen mit. Vielleicht hat er ja einen Rat für meine Schreibblockade.“
„Mit Sicherheit. Gregor ist ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet.“ Claire lehnte sich zurück, leckte genüsslich über ihren Löffel und grinste.
„Ihr habt doch nicht?“
„Gute Güte, nein“, entgegnete Claire, „Gregor ist verheiratet und seiner Frau treu. Natürlich schaut er gerne nach meinen Kurven, aber das machen ja alle Männer mit Geschmack.“
„Und du meinst Oliver steht wirklich auf mich?“, wechselte Janina das Thema. „Er ist schon echt süß und ich mag seinen Humor.“
Claire nickte mit einem gönnerhaften Lächeln. „Er steht mindestens genauso auf dich, wie du auf ihn. Nathan hat mir das erzählt, als wir im Sportraum auf dem Campus alleine waren. Ihr wärt ein wirklich süßes Paar, ganz ehrlich.“
„Wenn ihr das sagt.“
Die beiden Freundinnen aßen in Ruhe ihr Eis, tranken noch einen Cappuccino und verließen das Café. Janina wollte noch zum Basketballtraining, während Claire zurück an den Campus fuhr. Die junge Französin wollte die sturmfreie Bude in ihrem Zimmer, das sie sich mit Janina teilte nutzen und Nathan näherkommen. Sie besorgte in der Drogerie ein paar Kondome, Teelichter und Massageöl und stieg in die U-Bahn zur Universität. Vor anderthalb Jahren war sie zum Jurastudium nach Frankfurt gezogen. Die sprachlichen Schwierigkeiten holte sie dank Janinas Hilfe rasch auf und die beiden jungen Frauen wurden unzertrennlich. Lediglich die Leidenschaft ihrer Zimmergenossin für Basketball teilte Claire nicht. Diese Zeit nutzte sie seit vier Wochen, um ihre Liebesbeziehung zu Nathan Mulder zu intensivieren. Der junge Student der Betriebswissenschaften hatte es der Französin angetan und heute wollte sie den nächsten Schritt wagen.
Seit ihrer Kindheit spielte Janina Basketball bei den Frankfurter Füchsinnen. Und die Damen waren sehr erfolgreich. Während das männliche Pendant die Frankfurter Füchse nach nur fünf Jahren abgemeldet und in die Skyliners Frankfurt integriert wurden, gelang es den Füchsinnen mit ihrer Damenmannschaft an das Tor zur ersten Liga zu klopfen. Der Teamgeist und die Kameradschaft waren einzigartig und für Janina wie eine Ersatzfamilie. Noch ein Spieltag trennte die Mannschaft von der Meisterschaft in der Südweststaffel und der Teilnahme an der Playoff-Runde zur Bundesliga. Trotz ihres Studiums, inklusive Praktika schaffte es Janina regelmäßig zu trainieren und eine wichtige Rolle als Power Forward in der Mannschaft zu übernehmen. Als Jugendtrainerin und Schiedsrichterin verdiente sie sich ein paar Euros extra. Ihre Trainerin Jutta Schwedt hatte als ehemalige Nationalspielerin eine Menge Erfahrung und die gab sie an ihre Schützlinge gerne weiter. Konzentriert beobachtete die 46-Jährige das Trainingsspiel ihrer Mannschaft, nahm immer wieder Korrekturen vor und gab Anweisungen, während sie nebenbei noch das Spiel als Schiedsrichterin leitete. Sie merkte, dass Janina heute leicht abgelenkt wirkte. In einer Auszeit nahm sie die Studentin beiseite.
„Was ist heute los, Janina?“, fragte sie besorgt. „Du bist doch sonst durch nichts aus der Ruhe zu bringen und heute wirkst du, als wenn du neben dir stehst.“
„Es ist nichts, Jutta“, antwortete Janina. „Ich bin heute einfach ein wenig nachdenklich. Meine Hausarbeit an der Uni hängt ein wenig und na ja …“
„Ich verstehe. Ein junger Mann, der dir etwas den Kopf verdreht“, schoss die Trainerin ins Blaue.
Ertappt blickte Janina zu Boden. „Außer ein bisschen Blickkontakt ist nichts. Wir haben es uns noch nicht gesagt, was wir empfinden. Und ich denke darüber nach, wie seine Reaktion ist, wenn ich es ihm gestehe.“
„Wenn es weiter nichts ist.“ Jutta Schwedt blickte sich kurz um und rief einer Spielerin, die noch draußen saß kurz zu, dass sie den Schiedsrichterpart kurz übernehmen sollte. Janinas Mannschaft sollte kurz das Spiel in Unterzahl bestreiten. „Rede mit ihm“, meinte die Trainerin aufmunternd. „Dann weißt du, woran du bist. Entweder ist es nur Schwärmerei von ihm und er verneint deine Gefühle oder er empfindet genauso, wie du.“
„Es ist schwieriger Gefühle zu balancieren, als ein Freiwurf beim Basketball.“ Traurig hatte Janina den Kopf gesenkt. Die junge Frau dachte an ihre Kindheit. Die Trennung ihrer Eltern, die wechselnden Liebhaber ihrer Mutter, die sich in Teenager-Jahren auch an Janina wandten und etwas von ihr wollten. Schließlich ergriff sie die Flucht, wandte sich ans Jugendamt, kam in ein Heim, machte dennoch ihr Abitur mit Bestnote und begann ihr Studium. Durch ein Stipendium des Landes Hessen konnte sie das Studentenleben gut ableisten.
„Gefühle sind immer schwierig“, lautete Juttas Rat. „Ich habe eine Idee. Gestehe ihm, was du für ihn empfindest und lade ihn doch zu unserem Spiel am Sonntagnachmittag in die Halle ein. Danach könnt ihr was Essen gehen und euch näher kennenlernen. Es ist nicht ganz so beengt, wie auf dem Uni-Campus.“
„Ich werde es versuchen, danke Jutta.“
Janina nahm einen Schluck aus ihrer Flasche, band sich ihre Schuhe noch etwas fester und betrat das Spielfeld. Sofort hatte sie ihren Fokus wieder, fand ihre Form und versenkte die Rebounds mit verblüffender Leichtigkeit. Nach dem Training duschte sie sich, stieg auf ihr Fahrrad und radelte in Richtung Campus zurück. Über ihre Kopfhörer hörte sie etwas Musik von ihrem Smartphone. Janina hatte die Welt um sich herum komplett ausgeschaltet. Ihre Gedanken waren jetzt bei Oliver und ihren Gefühlen zu ihm. Sie wollte ihn Morgen nach dem Praktikum in der Kanzlei auf dem Unigelände ungestört sprechen. Eine Handynummer hatte sie leider nicht von ihm. Also musste sie ihn auf dem Campus ansprechen und dann in eine ungestörte Ecke ziehen. In ihrer eigenen Gedankenwelt verschwunden, bemerkte die junge blonde Frau nicht, dass sie verfolgt wurde. Ein Mofa mit einer schwarzgekleideten Person blieb in...
| Erscheint lt. Verlag | 11.1.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Frankfurt Krimi | Frankfurt Krimi |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Basketball • Beziehungsprobleme • Ermittlungen • Forensik • Frauenmörder • Pathologie • Polizeiarbeit |
| ISBN-10 | 3-7549-8791-7 / 3754987917 |
| ISBN-13 | 978-3-7549-8791-9 / 9783754987919 |
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