Gilde der Jäger - Engelsaufstieg (eBook)
489 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1473-3 (ISBN)
Ihr letzter Tanz ...
Für Tausende von Jahren brannte die Leidenschaft heiß zwischen Alexander, dem Erzengel von Persien, und Zanaya, der Königin des Nils. Aber dann wählte Zanaya den langen Schlaf, aus dem erst die letzte Kaskade sie wieder erwachen ließ, um den Kader im Kampf gegen Lijuan zu unterstützen. Als der Engel des Todes Zanaya eine tödliche Verletzung zufügt und die erfahrene Kriegerin fällt, erschüttert Alexanders Schmerzensschrei die ganze Welt. Doch dann geschieht das Unglaubliche: Zanaya scheint sich zu erholen - aber ist es wirklich die Königin des Nils, die sich erhebt?
»Diese Liebesgeschichte zwischen zwei mächtigen Erzengeln, die sich über Tausende von Jahren entwickelt, ist ein Genuss.« SMEXYBOOKS
Band 15 der GILDE DER JÄGER von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Nalini Singh
<p><strong>Nalini Singh</strong> wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Autorin. Ihre Bücher sind regelmäßig auf der <strong>SPIEGEL</strong>-Bestseller-Liste vertreten.</p>
3
Kassandra warf sich hin und her, unfähig, zur Ruhe zu kommen.
Die Flammen, die ihr Lager waren, trösteten sie, schützten sie vor den Strudeln der Zeit, die ihr zu vieles offenbarte. Doch ganz konnte sie diesen Strudeln nur entkommen, wenn sie tief und wahrhaftig schlief. Aber ein solcher Schlaf war unmöglich, wenn sich Engel in ihrer Obhut befanden, deren Macht und Geschichte beständig an Gewicht gewannen.
Astaad, Michaela, Favashi und Zanaya, sie alle waren gefangen … in einer Zwischenwelt.
Aber es waren nicht nur diese Erzengel, die Kassandra im Auge behielt. Noch jemand schlief, fern von ihr, einen unnatürlichen Schlaf. Und dieses Wesen war durch ein Band mit ihr verbunden, das sie an jemand anderen knüpfte, ihr Blut war tief unter der Oberfläche miteinander verbunden. Vielleicht würden ihre Pulse irgendwann im selben Takt schlagen … aber heute noch nicht.
Heute schlug in keinem der Schläfer ein Puls, keiner zeigte irgendein Anzeichen von Leben.
Sie wusste nicht, ob sie träumten, aber sie wusste, dass sie kein Bewusstsein für die Welt hatten. Was in Anbetracht ihrer Wunden eine Gnade war. Trotzdem konnte sie ihre Gedanken spüren, gewaltig und machtvoll, und ihre Gedanken … rasteten nicht.
Hätte einer ihrer Brüder sie gefragt, woher sie das wisse, sie hätte ihm nicht antworten können. Sie konnte nur Vermutungen anstellen. Vielleicht lag es daran, dass die verwundeten Erzengel in der Obhut ihres Feuers ihren tiefen Schlaf schliefen. Ihre Gedanken waren mit ihr durch zarte Fäden verbunden, die es ihr gestatteten, ihr Leben zu bewachen. Denn gegen allen äußeren Anschein lebten sie, der Funke in ihnen flackerte nur, war aber nicht erloschen.
Noch nicht.
Sie konnte keine ihrer zukünftigen Zeitlinien sehen, nicht einmal den mattesten Schimmer. Alles verwirrte sich zu einem so fest geschnürten Knäuel, dass es vollkommener Dunkelheit glich. Dafür erkannte sie andere Dinge in den Strudeln, die ihren leichten Schlaf störten. Ihre Eulen umflatterten sie mit ihren weichen, weißen Federn, während sie sich zuckend im Schlaf hin und her wälzte. Da sie spürte, was sie erwartete, mied sie den Blick in den Strudel. Sie war so müde, ihr Geist glich einem Buntglasfenster, derart von Rissen durchzogen, dass es sich nie wieder zusammenfügen würde.
Ihre Farbe waren seine Farben.
Qin, ihr Qin.
Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie gegen den Drang ankämpfte, hinzusehen, ein Kampf, den sie in den Äonen, seit ihre »Gabe« ihr zuteilgeworden war, noch niemals gewonnen hatte. Zu Zeiten, in denen sie bei Sinnen war, fragte sie sich, ob ihr Zorn zum Teil darauf zurückging, dass sie diesen Kampf immer wieder aufs Neue verlor. War sie so eitel und arrogant, dass sie ihre anhaltende Unfähigkeit, zu siegen, erzürnte?
Lachen, am Rand des Irrsinns.
Oh, das war ja sie, die da lachte.
Nein, sie war nicht wütend, sie hatte die Wut vor langer Zeit hinter sich gelassen, durch Schrecken und Zorn war sie in einen Kummer eingetreten, der jeden ihrer Atemzüge beschwerte. Manchmal dachte sie, sie müsse aus Tränen geboren sein, dass es für sie nichts gab als Salzwasser.
Ihr Geist wurde zu einem Kaleidoskop, splitterte wieder, neue Risse durchzogen das Buntglas.
Dann tat sich der Strudel vor ihr auf und offenbarte ihr unzählige Stränge, Millionen Leben, Millionen Möglichkeiten. Eine Entscheidung mochte zu diesem, eine andere zu jenem führen. Doch manche Entscheidungen … manche Entscheidungen führten immer zu dem einen Ziel. Alle Wege sammelten sich zu einem Engpass. Das war die in Stein gemeißelte Zukunft.
So wie die Zukunft, die nun in Gestalt scharlachrot glühender Schwingen vor ihr pulsierte.
Rot wie Blut.
Und doch wunderschön.
Während der Gedanke ihr noch durch den Kopf ging, begannen sich die Schwingen zu verdunkeln. Zu einem leuchtenden, schönen Rubinrot. Dann färbten sich ihre Ränder blau. Noch immer schön. Zu einem Seufzen, das sie zusammenzucken ließ, begannen Blau und Rot ineinanderzufließen, aber anstelle des violetten Farbtons, der das Resultat hätte sein müssen, verfärbten sich die Flügel zu einem kränklichen Grün.
Blutstropfen rannen über die Federn, jeder Tropfen von einem üblen Schwarz, das in den Strudel spritzte und alle Hauptadern mit einer sich rasch ausbreitenden Seuche überzog und alle zukünftigen auslöschte. Federn lösten sich aus den Schwingen und verbreiteten die Seuche weiter.
Sie fuhr auf, ihr Herz spiegelte das verzerrte Bild des zerfallenden Flügelpaars wider.
»Nein.« Ein Flüstern nur. »Nein. Sie haben den Preis bezahlt. Sie haben überlebt.« Nun müsste die Zeit des Wiederaufbaus und der Hoffnung gekommen sein.
Doch die Schwingen fuhren fort, die Strudel mit ihrem Gift zu verderben.
Einen.
Nach.
Dem.
Anderen.
Wieder.
Und.
Immer.
Wieder.
Bis die Schwingen nur mehr von Ansteckung zerfressene Knochen waren und die gesamte Zukunft ein widerwärtiger Würgegriff, aus dem es kein Entkommen mehr gab. Schreiend hob sie die Hände, um sich die Augen auszukratzen … doch ihre Eulen setzten sich auf ihre Finger und erinnerten sie daran, dass sie schlafen konnte, dass sie tief, sehr tief unter die Oberfläche sinken und zulassen konnte, dass sie im Nichts ertrank.
Aber heute konnte sie ihre geliebten Eulen weder hören noch sehen. Sie sah nur noch die zerfallenden Knochen der Schwingen, wie sie brachen, herabfielen und noch mehr Gift verspritzten. Also bohrte sie die Nägel in ihre Augen und grub sie aus ihren Höhlen. Glitschig und glänzend wie flüssiges Eisen floss Blut über ihre Finger. Aber wie groß der Schaden auch sein mochte, den sie sich zufügte, sie sah noch immer und wusste noch immer.
Ihre Eulen schlugen in ihrer Not, sie zu beruhigen, mit den Flügeln, doch sie schrie weiter.
Bis …
Eine einzelne Faser des Strudels funkelte wie schwarze Diamanten.
Dann trennte sie sich von einem dickeren Strang. Der Hauptstrang war mit Gift getränkt und endete in dem Knäuel, das das Ende der Ewigkeit, das Ende von allem bezeichnete. Während der diamantene dunkle Strang einer Zukunft entgegenstrebte, an deren Horizont neue endlose Möglichkeiten warteten und, einer nach dem anderen, neue Sterne funkelnd zum Leben erwachten.
Kassandra wollte diesen einen Hoffnungsfaden in ihre blutigen Hände nehmen, aber das war nicht möglich, so funktionierte ihre Gabe nicht, deshalb stand sie stets am Rand des Irrsinns. »Eine einzige Wegkreuzung.« Ihr Flüstern erreichte niemanden und ging in den Flammen auf, die sie entfacht hatte, um zu verhindern, dass ihre Gedanken in die Gedanken anderer einsickerten.
Elena, das sterbliche, dieses zum Engel gewordene Kind, verdiente ein wenig Schonung vor dem Flüstern einer wahnsinnigen Uralten.
Also vernahmen nur die Eulen ihr Schreien und Flüstern.
Denn die Erzengel in ihrer Obhut konnten nicht hören, nicht zuhören, da sie an einem Ort weit jenseits der Schmerzen, jenseits dieser Welt, vielleicht sogar jenseits aller Heilung weilten.
Kassandra schloss ihre bereits wieder nachwachsenden Augen und sank in einen unruhigen Schlaf. Trotzdem würde sie weiter ihren Schützlingen und den anderen lauschen. Vielleicht würde ja jemand aufwachen. Vielleicht würde sie in dem Strudel ja eine erfreuliche Überraschung entdecken. Das war auch früher schon geschehen. Manche Mächte waren größer als selbst das Schicksal.
Auf einer einzigen zerbrechlichen Zeitlinie hatte sie Elena am Leben gesehen.
Auf jeder Zeitlinie war die Sterbliche, zerbrochen und sterbend, in die Arme ihres Erzengels gesunken. Aber auf allen anderen war sie gestorben. Verschwunden, und mit ihr alle Zeitlinien, die wie Wellen von ihr ausgegangen waren, sodass die Welt eine ganz andere geworden war.
Eine stinkende, unheilvolle Welt des Todes.
Eine Welt, die so schrecklich war, dass Kassandra eingegriffen hatte. Sie hatte Brotkrumen der Vorausschau ausgelegt, die zu Handlungen führten, die wiederum neue Handlungen nach sich zogen. Lijuan hatte Alexander erweckt, weil sie glaubte, er würde erwachen, aber es war der Erzengel des Todes, der diese Verkettung von Handlungen in Gang gesetzt hatte.
So viele gewissenhaft ausgelegte Brotkrumen, so viele Schmetterlingsflügel, die den Äther aufrührten.
Denn, auch wenn Kassandra gelernt hatte, dass sie die Zukunft nicht verändern konnte, so hatte sie doch erfahren, dass sie sie beeinflussen konnte, je nachdem, welche ihrer Visionen sie weitergab. Sie gab weiter, dass Lijuan über die ganze Welt herrschen würde, eine Last auf den Schultern aller, die kämpften, die ihnen den Willen und ihre Kraft nahm. Dass sie eine verbrannte und verheerte Landschaft gesehen hatte, aus der ein Entsetzen erwuchs, das wie ein Wispern den Nacken hinaufkroch.
Und sie hatte andere Kenntnisse weitergegeben … dunkle Wahrheiten, die dunkelste jedoch nicht.
Und heute hatte sie, in ihrem Wahn, begriffen, dass sie die Zukunft doch verändert hatte. Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Denn am Ende war alles auf den Lebenswillen einer Sterblichen sowie die Kraft der Liebe eines Erzengels hinausgelaufen. Daran konnte sie nichts ändern, daran ließ sich nichts manipulieren. Daran scheiterte ihre Macht.
Andererseits … vielleicht genügte es ja. Vielleicht konnte sie damit leben, die Zukunft zu sehen, solange sie sie nur zu einem Bruchteil verändern konnte.
Der Gedanke verblasste, als sie tiefer in ihren Schlummer...
Erscheint lt. Verlag | 26.5.2023 |
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Reihe/Serie | Elena-Deveraux-Serie | Elena-Deveraux-Serie |
Übersetzer | Ralf Schmitz |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Guild Hunter 15 |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Alexander • Erzengel von Persien • Gilde der Jäger • Große Gefühle • J. R. Ward • Königin des Nils • Kresley Cole • Leidenschaft • Liebe • Paranormal • PsyChangeling • Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Romantische Fantasy • Second-Chance-Romance • Zanaya |
ISBN-10 | 3-7363-1473-6 / 3736314736 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1473-3 / 9783736314733 |
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