Das geheimnisumwobene Buch (eBook)
604 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-7497-6087-9 (ISBN)
Petra Henningsen wurde am 03.05.1960 in Berlin geboren. Nach einer erfahrungsreichen Kindheit und Jugend verließ sie zwei Jahrzehnte später ihre Geburtsstadt. Von 1984 bis 1988 lebte sie in Flensburg und zog von dort aus in die Nähe von München, wo sie weitere 21 Jahre verbrachte. Das Schicksal führte sie nach einem Vierteljahrhundert zurück zu ihren Wurzeln. Heute lebt sie wieder dort, wo sie einst das Licht der Welt erblickte. All die Jahre war sie unbewusst auf der Suche nach etwas, das sie nicht benennen konnte. Die innerliche Unruhe wuchs, ebenso der äußere Druck. Ein Burnout zeigte ihr auf drastische Weise, dass es endlich Zeit war, ihrem Herzen zu folgen. Seit jeher verspürte sie den inneren Drang, durch Worte Impulse zu setzen. Mit ihren Büchern möchte sie zum Nachdenken anregen und zum Blick über den eigenen Tellerrand inspirieren.
Petra Henningsen wurde am 03.05.1960 in Berlin geboren. Nach einer erfahrungsreichen Kindheit und Jugend verließ sie zwei Jahrzehnte später ihre Geburtsstadt. Von 1984 bis 1988 lebte sie in Flensburg und zog von dort aus in die Nähe von München, wo sie weitere 21 Jahre verbrachte. Das Schicksal führte sie nach einem Vierteljahrhundert zurück zu ihren Wurzeln. Heute lebt sie wieder dort, wo sie einst das Licht der Welt erblickte. All die Jahre war sie unbewusst auf der Suche nach etwas, das sie nicht benennen konnte. Die innerliche Unruhe wuchs, ebenso der äußere Druck. Ein Burnout zeigte ihr auf drastische Weise, dass es endlich Zeit war, ihrem Herzen zu folgen. Seit jeher verspürte sie den inneren Drang, durch Worte Impulse zu setzen. Mit ihren Büchern möchte sie zum Nachdenken anregen und zum Blick über den eigenen Tellerrand inspirieren.
I
»Hey, pass doch auf, wohin du deine Wurzeln ausstreckst! Fast wäre ich gestolpert und hätte all deine leckeren Früchte auf den Boden fallen lassen.« Ein kleines, possierliches Wesen schaut griesgrämig den alten Baum an, dessen Früchte es kurz zuvor mühevoll in einen aus Weiden geflochtenen Korb gesammelt hat. Der Baum schüttelt sich etwas, weil er ein schelmisches Lächeln nicht unterdrücken kann.
»Oh, entschuldige!«, ertönt donnernd die Antwort. »Aber weißt du, wenn man wie ich tagein und tagaus an derselben Stelle stehen muss, darf es doch bestimmt mal erlaubt sein, seine Wurzeln auszustrecken.«
»Meinetwegen«, entgegnet das kleine Wichtelmännchen mit eher hell klingender Stimme. »Aber doch nicht genau vor meinen Füßen! Sollen deine Früchte Dellen und Risse bekommen und so zu Schaden kommen? Du weißt doch selbst, dass sie nur einmal sanft zu Boden fallen dürfen. Immer nur dann, wenn sie reif sind und sich uns zum Verzehr darbieten. Purzeln sie erneut auf die Erde, kann ihre Schale Risse bekommen und der leckere Nektar aus ihrem Inneren läuft aus. Sie verderben, ohne dass sie einen Nutzen für uns Inselbewohner hätten.«
»Ist ja schon gut! Ich habe mich bereits entschuldigt und es ist doch nichts passiert. Du gehörst eben zu den Geschicktesten unter euch Sammlern, oder irre ich mich?« »Hör auf, mir jetzt mit Schmeicheleien zu kommen! Lass mich meine Arbeit machen und du mach die deine!«
Noch immer vor sich hin schimpfend, tapst das Wichtelmännchen weiter durch den prächtigen Wald. Es kommt auf eine Waldlichtung und setzt sich mitten auf die blühende Wiese, etwas müde vom Wandern und dem Tragen des schweren Korbes mit den vielen Früchten.
»Eine kleine Pause wird mir guttun«, beschließt der Wichtel und streckt sich zwischen den blauen und violetten, weißen, gelben und roten Blumen aus. »Mmh… Es duftet so herrlich und die Sonne kitzelt so angenehm meinen Bauch.« Kein Wunder also, dass der kleine Gnom sehr bald eingeschlafen ist.
»Na, du Schlafmütze, meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird, in dein Dorf zurückzukehren? Deine Mutter wartet bestimmt schon auf dich. Sieh nur, die Sonne zieht langsam über die Baumkronen hinweg! Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis die Nacht hereinbricht.« Ein bunter Schmetterling hat sich frech auf die Nase des Wichtels gesetzt, um ihn zu wecken. Mit voller Wucht richtet sich der Wichtel auf. Völlig erschrocken schaut er sich um.
»Was um Himmels willen war das?«
***
Es ist sicherlich hilfreich zu wissen, dass unser kleiner Erdmann, er heißt Jarus, verliebt ist. Nun, er glaubt es jedenfalls. Ein Elfenmädchen namens Delia hat ihm vermeintlich sein Herz gestohlen. Nein, er ist nicht beraubt worden. Was denkst Du denn? Das würde sie nie tun. Delia ist ein liebreizendes, zartes Wesen, dessen graziöse Flügelchen das Licht der Sonne durchschimmern lassen. Ihr langes, goldenes Haar reicht fast bis zum Boden. Ihr Körper ist so zierlich, dass man Angst hat, er zerbreche, sobald sie sich stoße. Ihre Haut duftet betörend nach Lavendel. Nein, Delia könnte niemandem etwas zuleide tun, geschweige denn ihn berauben. Ihr liebliches Sein hat unseren Jarus betört. Der kleine Wichtel ist gern in ihrer Nähe, aber viel zu schüchtern, um so etwas Wunderschönes wie sie überhaupt anzusprechen. Er selbst findet sich abstoßend: klein, knubbelig, mit struppigen Haaren, dicker Nase und zu großen Ohren. Wie könnte so eine Schönheit, wie sie es ist, ihn überhaupt bemerken? Also, was träumte denn unser Wichtelmann?
***
Jarus hatte wieder diesen schönen Traum, in dem beide in ein Abenteuer geraten und gemeinsam die Welt retten. Es gibt immer neue Herausforderungen, die sie meistern müssen. So entsteht eine große Nähe zwischen ihnen. Jedes Mal, wenn er kurz davor ist, sie zart auf die Wange zu küssen, wird er wach.
»Wer hat mich aus meinem herrlichen Traum gerissen? Warum ist es mir nie vergönnt, ihre entzückende Wange sanft mit meinen Lippen zu berühren?« Verärgert schaut sich Jarus um. Es ist niemand zu sehen. Ein bunter Schmetterling fliegt, sich völlig unschuldig gebend, von Blume zu Blume.
»Hey du, warst du es? Hast du mich geweckt?«, fragt Jarus grimmig den Schmetterling.
»Ich? Meinst du mich?«, flötet der wunderschöne Falter.
»Ja, wen sollte ich wohl sonst meinen? Hier ist kein anderer. Oder siehst du noch jemanden?«
»Nun, richtig, momentan sind nur wir zwei hier auf der Wiese, weil die anderen alle bereits in ihren Dörfern sind, um rechtzeitig mit Anbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein«, antwortet der Schmetterling frech. »Wen möchtest du denn küssen? Hmm, verrätst du es mir? Hast du dich verliebt? Wer ist die Glückliche? Komm schon, mir kannst du es doch erzählen!«
»Gerade dir nicht! Du fliegst doch gleich von Blüte zu Blüte, und es dauert nicht lange, da weiß es die ganze Insel und ich bin der Narr. Nein, nein, dir verrate ich es nicht! Das geht dich gar nichts an, und verliebt bin ich auch nicht. Was du dir da zusammenreimst, tss… Außerdem muss ich jetzt los. Also, bis dann!« Der Wichtel macht eine abwehrende Geste mit der Hand und erhebt sich. Insgeheim hofft er, dass dem Schmetterling die Röte in seinem Gesicht entgangen ist. Jarus schultert den Weidenkorb und marschiert Richtung Dorf. Es ist nicht mehr weit, gleich hinter der nächsten Biegung kann er die Siedlung schon sehen.
Einmal im Jahr wird ein riesiges Fest auf der Insel gefeiert. Alle Bewohner sind bereits Tage zuvor mit den Vorbereitungen beschäftigt. An einem großen Platz, dem Strand nahe, kommen sie zusammen, um zu feiern. Grund der Feier an jenem besonderen Ort ist eine mystische Höhle. In ihrem Innern soll etwas Kostbares verborgen sein, das auf diese Weise geehrt wird. Niemand darf die Höhle betreten, niemand außer Myrilia und Orpheus, den beiden Weisen der Insel. Der Höhleneingang ist ständig bewacht. Keiner weiß so recht, warum und wieso, aber alle lieben dieses außerordentliche Fest. Es wird gemeinsam gegessen, getrunken, getanzt und gelacht. Jedes Dorf der Insel bereitet seine eigenen Spezialitäten zu. Es wird zusammen musiziert, und später am Abend sitzen alle um ein großes Lagerfeuer. Es werden Geschichten erzählt, Mythen über das Geheimnis der Höhle. Myrilia und Orpheus bleiben währenddessen am Höhleneingang und schauen dem bunten Treiben gerne zu. Sie freuen sich über all die mystischen Legenden, die im Laufe der Jahrtausende entstanden sind, und haben nicht vor, das Geheimnis vorzeitig zu lüften. Jenes jährlich wiederkehrende Fest gehört zu den wichtigsten Feiern der Insel, und dieses Mal wird es ein ganz besonderes seiner Art werden. Das wissen aber nur die beiden alten Weisen, Myrilia und Orpheus.
***
Ist es nicht viel interessanter zu versuchen, ein Geheimnis zu lüften und sich gegenseitig Geschichten darüber zu erzählen, als alles sofort zu wissen? Manches Mal tut eine gewisse prickelnde Spannung gut. Das Geheimnisvolle hat seinen eigentümlichen Reiz. Findest Du nicht auch?
***
»Jarus, wo bleibst du denn? Du solltest doch nur frisches Obst sammeln. Seit Stunden warte ich auf deine Rückkehr!« Jarus‘ Mutter ist sehr aufgebracht. Sie läuft ihrem Sohn aufgeregt und laut schimpfend entgegen.
»Mama, ich musste sehr weit in den Wald hineingehen, denn all die Früchte im nahen Umfeld wurden bereits eingesammelt. Vom vielen Laufen und vom schweren Tragen des gefüllten Korbes war ich müde geworden. Ich wollte mich etwas ausruhen und habe mich auf eine Wiese gelegt. Dort bin ich dann eingeschlafen, bis mich der regenbogenfarbene Schmetterling geweckt hat. Es tut mir leid, wenn du dir Sorgen machen musstest.« Etwas geknickt versucht der Wichtel, seine Mutter zu beruhigen.
»Nun komm schon! Das Essen ist lange fertig. Wir müssen die Früchte noch verarbeiten. Du weißt doch, bald ist das Fest. Wir haben nicht mehr viel Zeit, den herrlichen Saft zu pressen. Er muss noch reifen, bis er endlich fertig ist.«
Jarus‘ Mutter ist natürlich froh, dass ihr Sohn wieder daheim ist und daher recht schnell besänftigt. Lange kann sie ihm sowieso nicht böse sein. Jarus ist ihr einziges Kind und sie liebt ihn über alles. Sein Vater ist Höhlenwächter. Dies ist eine sehr wichtige Aufgabe, denn niemand anders als die Weisen und die Wächter dürfen sich in der Nähe des Eingangs aufhalten. Die Wachmänner sind zudem auch zur Verschwiegenheit verpflichtet. Missachtung kann bis zur Verbannung von der Insel führen, aber so etwas ist bisher noch nie vorgekommen. Kleinere Details machen schon mal die Runde, aber die Strafen fallen human aus. Wer weiß, vielleicht sollen ab und an winzige Bröckchen von dem großen Geheimnis in...
| Erscheint lt. Verlag | 7.7.2020 |
|---|---|
| Illustrationen | Corina Witte-Pflanz |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Sonstiges ► Geschenkbücher | |
| Schlagworte | Abenteuerreise • Denkanstöße • Elfen • Erkenntnismärchen • Fantasyroman • Feen • Kobolde • Märchen • mystisches Abenteuer • Naturwesen • Selbsterkenntnis • spirituelle Bücher • Spiritueller Roman • vergessene Welt • versunkene Insel |
| ISBN-10 | 3-7497-6087-X / 374976087X |
| ISBN-13 | 978-3-7497-6087-9 / 9783749760879 |
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