Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Marina (eBook)

Der lauernde Ozean in ihrem Herzen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
BookRix (Verlag)
978-3-7554-2092-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Marina - Thomas Neukum
Systemvoraussetzungen
0,00 inkl. MwSt
(CHF 0,00)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
 Die schöne Portugiesin Marina leidet an Epilepsie und lebt als Tochter eines alkoholkranken Fischers ohne Zukunftsaussichten dahin. Alle geangelten Urlauber springen ihr wieder vom Haken, bevor ein verheirateter Konzertveranstalter ihr verspricht, sie nach Berlin mitzunehmen. Doch die deutsche Millionenstadt droht sie zu überfordern. Sie tröstet sich mit Liebe und Sex, bis sie in einem Anfall eine wahnsinnige Tat schmiedet.  Der anschauliche, komplexe Satzbau widerspiegelt die Psyche der Romanheldin. 

PROLOG


 

Schon so lange hörte Marina das launische Meer mal gegen die schroffen Steilküsten schlagen, mal über den weichen Sand streicheln, dass sie nicht mehr wusste, ob sie es liebte oder hasste. Die Sonne reiste unermüdlich in den Westen, und alle Tage verzitterten still.

Heute Nacht mischte sich die Portugiesin allerdings in ihrem ersparten Ausgehkleid unter englische, spanische und besonders deutsche Urlauber vor dem nervigen Hintergrund süß gluckernder Musik. Der Hotelangestellte, der am marmornen Säulenbogen wachte, ließ sie gewohnheitsmäßig in das dachfreie Klub-Areal schlüpfen. Alleine stand Marina in der Ecke nahe der dunkel polierten Bar und den Toilettentüren.

Sie war eins siebzig groß und sehr schlank, fast mager, während ihre Schenkel ein Maß an kräftigen Bewegungen verrieten. Vielleicht beneideten oberflächliche Frauen sie dafür, dass sich fast alles Körperfett in ihren Brüsten verdichtete, aber Marina fühlte sich deswegen beim Zubettgehen oder Aufstehen nicht sehr viel glücklicher. Ihr Haar wellte sich in glänzendem Maronenschwarz bis unter die Schulterblätter. Doch ihre Haut war für eine Südländerin hell und ähnelte der so vieler angebräunter Mitteleuropäerinnen. Zugleich schimmerten ihre Augen atlantikblau. Ihre gesamte Erscheinung strahlte sogar noch den Reiz jugendlicher Frische aus, und wer ihrem Blick begegnete, sah ein gesundes Geschöpf, was sie aber nicht war.

Ein nicht unattraktiver Mittdreißiger, den Marina ohne ein einziges Wort als Deutschen erkannt hatte, erwiderte verstohlen ihren Flirt. Dabei besaß er genügend Aufmerksamkeit, um für seine modisch bebrillte Frau nach zwei Gläsern Vinho Verde noch einmal ganz leger vom Tisch aufzustehen und in den Barbereich zu schlendern. Sie hatte die Figur von vielen Urlauberinnen, die gerne mal ein Stündchen Tennis spielten und gerne aßen. Vergnügt scherzte sie mit einem dabeisitzenden schwulen Pärchen, das zufällig wie sie beide morgen abreisen würde.

Während eine schwarz-weiß betuchte Bardame gemäß Bestellung säuberlich die Cocktailfrüchte zersäbelte, flüsterte der Feriengast unauffällig Marina zu: „You're very beautiful. Spanish?“

Sie nippte an ihrem Wasserglas und antwortete in einem klargefärbten Deutsch, dem höchstens eine Art brandenburgischer Akzent beigemischt war: „Portugiesisch. Ich komme von hier aus der Algarve.“

Etwas verwirrt fragte er: „Dann gehörst du zum Fachpersonal?“

„Nein“, lehnte sie sich mit keinem anderen Schmuck als einem Halskettchen gegen die Wand, „ich mag einfach nur kosmopolitische Stellungen.“ Das alles war für sie selber Gehabe, und als sie kurz den Blick der mixenden Hotelangestellten spürte, wuchs ihre insgeheime Unruhe noch mehr. Doch von dem Mann erhielt sie ein williges Lächeln.

Er spähte über die Schulter, bevor er aus der Hosentasche für das gelbsilberne Fruchtgesöff zahlte, das seine Hand wie einen schnapsgeäderten Pokal anhob. „Der hier ist für meine Frau. Ich werde sie selig ausgeknockt ins Bett schleppen“, drehte er sich an Marina vorbei, „und alleine zurückkommen. Dir gebe ich nachher etwas wirklich Nettes aus.“

„Das darfst du dann überspringen. Jede Viertelstunde ist kostbar“, wartete sie.

Als er das bombige Getränk durch die nicht sehr eng gesäte Menge zu seiner plaudernden Frau brachte, honorierte das schwule Pärchen dies schmunzelnd mit Applaus. „Wie charmant er sich doch zeigt!“, spöttelten die beiden.

„Ja, nicht?“, nahm die bereits Beschwipste den halben Liter mit geschmackvoll beringten Händen entgegen. „Wo findet man das noch, dass der Ehemann sein Schätzchen abfüllen will?“

Er sah sie die Lippen um den hineingesteckten dicken Trinkhalm schließen, stellte sich erst mal seinen Stuhl schräger zurecht und erwiderte beim Hinsetzen: „Das macht noch den härtesten Büronacken weich. Ich will nur, dass du dich mal restlos entspannst.“

Zwischenzeitlich hatte es den Anschein, als müsste sie aufgeben. Doch ein, zwei kleine rüchige Rülpser brachten ihr Erleichterung, sie verzichtete auf den Trinkhalm und ließ es sämig über den Glasrand in sich quellen.

Der Ehepartner blinzelte Marina zu. Das gezierte Rumstehen quälte sie mit Spannungsgefühlen, die sie umso inniger abreagieren wollte. Himmelwärts sah sie die teilweise erleuchteten Zimmerfenster des Hotels, an das diese Mauern für Feiern rangebaut waren. Der kurzärmlige Türsteher am allerdings offenen Säulenbogen, ein jüngerer muskulöser und bestenfalls mittelgroßer Portugiese mit der Hautbräune von Zimtkaffee, wandte schon seit den Abendschatten seinen kurzhaarig getrimmten Kopf immer wieder mal zu Marina.

Nachdem die deutsche Urlauberin ausgetrunken hatte, linste aber auch sie in deren Richtung und stemmte sich auf der Tischplatte nach oben: „Mannomann, mir staut sich 'ne ganz schöne Ladung hinter der Bauchbinde. We-welches ist noch die Damentoilette?“

„Komm, Schätzchen, du schwankst alleine im Stehen. Ich geh besser mit dir zusammen gleich aufs Zimmer“, erhob er sich und bot ihr seinen Arm an. Zögernd schaute er jedoch auf die Schwulen mit ihren dreiviertel leeren Gläsern: „Wollt ihr denn noch hier sitzen bleiben?“

„Warum nicht? Weißt du, wir werden mit dieser Kurzweil deiner Herzerkorenen sicher keinen Kummer bereiten“, schienen sie ihn zu ermahnen und gleichzeitig gewähren zu lassen. Trotzdem geriet er irgendwie in Verlegenheit.

„Nee, natürlich nicht“, dusselte die Sturzbetrunkene, „wir seh'n uns morgen.“

Ihr falscher Kavalier stützte sie und peilte mit ihr eine Innentür an, die direkt ins Hotel führte. Bevor sie darin verschwanden, sah Marina noch die Gelegenheit, zeichengebend mit dem Finger auf sich und nach draußen zu weisen. Er schickte ihr ein Nicken zurück.

Dann scharwenzelte sie zum Säulenbogen.

„Hier“, hielt ihr der wachestehende Südländer hin, „nimm wenigstens wieder den Schlüssel fürs Gerätehäuschen. Ich will nicht sehen, wie du's gegen 'ne Wand oder Pinie gelehnt treiben musst.“

„Na, gib her. Ich lege ihn danach wieder auf das Gesims. Und danke, Rolando“, steckte sie das Schlüsselchen in ihr Kleid. Dann trat sie in ihren Schnürsandaletten auf den asphaltierten dunklen Vorplatz hinaus.

Erfrischend spürte sie den salz- und gräserduftenden Wind der abkühlenden Erde zu ihr lispeln. Gleichwohl durchkribbelte sie ein Unwohlsein so stark, dass sie abwechselnd ihre Hände ballte und spreizte. Endlich kam aus dem glimmenden Haupteingang die leicht hemdflatternde Silhouette des Deutschen zu ihr gelaufen.

„Wo hast du deine Handtasche?“

„Wo du hingeschielt?“, entgegnete sie. „Ich hab keine.“

„Eine Frau ohne Handtasche? Du musst wirklich was Besonderes sein.“

„Dann lass es mich auch fühlen. Komm“, gabelte sie seine Finger in ihre, „hier rüber.“

Sie schlenzten mehrere Meter weiter hinten um eine Ecke herum. Vor einer glattgezimmerten Brettertür stocherte Marina nach dem Schlüsselloch.

„Und du gehörst sicher nicht zu den Leuten hier?“

„Ich bin mir sicher, dass ich nicht zum Hotel gehöre. Der hier ist geborgt“, drehte sie den Schlüssel um.

In dem fensterlosen Häuschen griff sie an der Wand entlang nach dem Kippschalter für das Licht, das weiß in ihre Pupillen blitzte, und verschloss die schnurrende Tür wieder hinter ihnen. Zwischen Gerätschaften wie Spitzhacke, Eimer und zusammengerollten Maschenzäunen unter angeschraubten Regalen stand vor ihnen ein pistaziengrüner Rasentraktor.

„Noch hat der Arbeitsalltag nicht wieder begonnen“, lächelte der Urlauber verwegen.

„Los, küss mich!“

Er umschlang Marina. Sie liebte kreiselnde Zungenküsse, doch auf diesen Tanz verstand er sich nur mittelmäßig. Von oben nach unten öffnete sie seine Hemd- und auch einen der zwei leichten Hosenknöpfe, bevor sie selber ihr anthrazitfarbenes Kleid hisste, um es samt ihrem aufgehakten BH über das kleine Lenkrad fallen zu lassen. Hingerissen knutschte er ihre straffen, wenngleich schweren Brüste. Dabei knetete er ihren Po und streifte öfter mit seinen Fingern an ihren Innenschenkeln hindurch, als fasse er eine kostbare Rille ein. Honigweich wurde ihr Höschen feucht. Marina labte sich an den sinnlichen Berührungen mit dem harten Durst einer Salzwassertrinkenden.

Seufzend richtete sie sein Gesicht von ihren feuergeröteten Brustnippeln auf, so dass seine anschwellenden Lenden gegen ihre drückten. Als entlade sich eine dunkle Wolke in ihrem Geist, wollte sie wissen: „Wann hast du das letzte Mal mit deiner Frau gefickt?“

„Vor dreizehn Stunden, würde ich sagen? Irgendwann heute Morgen vorm Duschen.“

Durch diese unerwartete Antwort gereizt, wrang Marina seine Hose herunter. Dabei kniete sie sich nieder und schleckte schräg an...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte ambivalente Frauenfiguren • Bücher Meer • Coming of Age • ebooks deutsch • Entwicklungsroman • Epilepsie • Gegenwartsliteratur • gratis lesen • günstige ebooks • independent literatur • Kostenlose Ebooks • Liebesroman • Literarische Belletristik • psychologische Bücher • Psychologischer Roman • Psychothriller • roman berlin • Roman Portugal • sinnliche Romane
ISBN-10 3-7554-2092-9 / 3755420929
ISBN-13 978-3-7554-2092-7 / 9783755420927
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
HORROR | Die Vorgeschichte des Katz-und-Maus-Duetts

von H. D. Carlton

eBook Download (2025)
VAJONA (Verlag)
CHF 11,70