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Jener Sommer, als Mozart bei uns wohnte (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
382 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9396-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jener Sommer, als Mozart bei uns wohnte -  Micha Woelfer
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Der Roman entführt 2016 und 2022 in das Wien der Musik und mutet an wie eine Mozart-Oper: voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen, spannungsgeladen, teils witzig-ironisch, angereichert mit ein wenig Tragik und gewürzt mit Mystik. Das ist die Story von Sandra und Horst-Flynn. Die beiden Zwölfjährigen befinden sich in der schwierigen Phase, auf der Schwelle vom Kind zum Jugendlichen, die geprägt ist von Orientierungslosigkeit und Trotz. Und es ist auch die Story von Wolfgang Amadé Mozart! Wie das? Eines Tages, in den Ferien, erzählt Horst-Flynn seiner Schulfreundin Sandra, er hätte den großen Komponisten Wolfgang Amadé Mozart getroffen, der inkognito, im Kellerraum des letzten Kupferdruckers von Wien, sein Notquartier aufgeschlagen hat. Er möchte, dass Sandra ihn begleitet, um Mozart, der sich mit ihm angefreundet hat, kennenzulernen. Sandra ist der Überzeugung, grazy Horsti würde einem Hirngespinst huldigen. Warum sollte der weltberühmte Maestro Mozart, ausgerechnet dem verschrobenen Horsti sein Vertrauen schenken? - einem Rabauken und schlechten Schüler, der ohne seinen irischen Vater aufwuchs; einer, der lustlos auf seiner Violine herumkratzt, wie ein Flummi auf zwei Beinen wirkt und äußerst schäbig gekleidet ist. Sandra lässt sich trotzdem dazu überreden, ihm zu folgen - wo doch alles besser ist, als magersüchtig, auf 'Balkonien' Löcher in die Luft zu starren, oder den ungeliebten Klavierunterricht einer ollen Pädagogin über sich ergehen zu lassen. Wenig später treffen sie tatsächlich auf Wolfgang Amadé Mozart. Rokoko gekleidet, erweckt er den Eindruck eines Superstars des 18. Jahrhunderts, gibt sich aber nicht als solcher aus, weil er den Menschenansturm scheut, dem er ausgesetzt sein würde, wenn seine Identität auffliegt. Er erzählt den beiden, er sei der Welt noch etwas schuldig geblieben, habe zu wenig komponiert und überhaupt, wäre ein Requiem, also eine Totenmesse, kein würdiger Abschluss für eine heitere Künstlerseele wie ihn. Eine Auferstehungssymphonie wäre ausständig und obendrein anständig. Man soll doch den Menschen Perspektiven bieten. Daher habe er mit Petrus um einen Urlaub auf Erden Karten gespielt: Petrus verlor. Mozart reiste ab. Bevor sie zusammen nach Tante Elses Landsitz auf den Kahlenberg bei Wien ziehen, um da die Ferien zu verbringen, nimmt er ihnen das Versprechen ab, seine Identität zu wahren, denn: Verschwiegenheit ist eine Tugend! Spielerisch eingefügt - aber geschichtlich fundiert, erfahren die Leser so einiges über das Leben und Schaffen Mozarts, der bereits als 14-Jähriger von Papst Clemens XIV. zum Cavaliere = Ritter ernannt wurde - und was wenige wissen, der beste Klavierspieler seiner Zeit war, vier Fremdsprachen beherrschte, Reiten und Fechten konnte und auch sonst ziemlich außergewöhnlich war. Nach einigen Verwirrungen, wird sich in diesem Sommer das Leben der beiden Jugendlichen, einschließlich Sandras nerviger 27-jähriger Nanny und aller Beteiligten, von Grund auf verändern. Was ereignet sich als Sandra 18 ist? Der Leser wird es erfahren. Wie sagt man zu Mozarts Musikkompositionen? - Sie wären von einer heiteren Traurigkeit. Aber letztendlich, lässt er die Zuhörer nie traurig zurück ... Ein Jugendroman für alle die Wolfgang Amadé Mozart und seine Musik lieben! - eben für alle zwischen 12 und 99.

Michaela Hawel-Wölfer (Micha Wölfer) Malerin, Bildhauerin und Autorin geb. in Wien

Michaela Hawel-Wölfer (Micha Wölfer) Malerin, Bildhauerin und Autorin geb. in Wien

Horstis Entdeckung


 

 

Rosa – meine Nanny – wollte mir zum Frühstück heiße Schokolade aufschwatzen. Ich wollte um alles in der Welt keine heiße Schokolade – ich hasste sie: „Dieses Gebräu ist doch bloß etwas für dicke, undisziplinierte Kinder – und noch dazu ist da Milch drin. – Demnach ist die Brühe nicht vegan!“, herrschte ich sie an.

Rosa kippte die Schokolade wutentbrannt in die Spüle.

Das war nicht immer so – früher liebte ich heiße Schokolade, diesen verzuckerten, klebrigen, undurchsichtigen Mix, ich konnte nicht genug davon bekommen. Aber das war vorbei. Ganz plötzlich war es vorbei. Von einem Tag auf den anderen. Auch das Spielen mit Barbie war vorbei. – Mir fiel nichts mehr ein, was Barbie in ihrer Puppenvilla tun sollte – welche affigen Klamotten sie anziehen möchte und mit welchem neuesten Tratsch sie den Blödmann Ken, der vom Fitnesscenter kommt, peinigen könnte. Da war nichts mehr – Barbie war verstummt!

Und die kleine Tina von nebenan war verzweifelt. Sie ist zwei Jahre jünger als ich und noch vor kurzem spielten wir jeden Tag eine neue Szene: Mutter, Vater, Kind. Wie trivial!

Tina rollte daraufhin die Augen, trollte sich und besuchte fortan Sally vom unteren Stock, die ist gleichaltrig. Auch gut!

„Du bist langweilig!“, warf sie mir noch zum Abschied hin und auch den Ken, der sich dabei den linken Arm ausrenkte. Er wurde von mir in der Mülltonne entsorgt.

Undankbare Ursel! Habe ich doch nur ihr zuliebe, mehr als ein Jahr noch, dieses alberne Spiel mit ihr gespielt.

Langweilig! Was für ein erzdummes Wort!

Na gut: eine lange Weile brütete ich darüber nach, warum ich langweilig sein sollte und bemerkte, dass sich für eine lange Weile nichts tat.

Ich saß so da und mir war langweilig.

Dieses Gefühl kannte ich bislang nicht – es irritierte mich. Fühlte sich nicht gut an. Hatte etwas von einem Glas Leitungswasser ohne Sprudel, oder Erdnüssen ohne Salz.

Was könnte ich bloß anstellen, um diesem elenden Zustand zu entkommen? Es sollte etwas total Originelles sein, etwas was nur rotzfreche Gören tun, wie Mum und Dad mich tadelten, wenn ich etwas „Dummes“ anrichtete, etwas das Erwachsene ärgerte. Etwas ganz Schreckliches!

„Du warst ein schreckliches Kind!“, erinnerte sich Eva – meine große Schwester – um mir das eine oder andere Mal die Szene vorzuhalten, in der ich den teuren Designer-Teddy – der mit dem Knopf im Ohr – den sie mir zu meinem sechsten Geburtstag schenkte, mit dem Cuttermesser vom Horsti zerlegte, um nachzusehen woher das Brummen kam, wenn man ihn schwenkte.

Horsti, der Junge vom Erdgeschoss. „Der Lauser“, betitelten ihn die Hausparteien – die noblen. Die weniger Noblen: „Der blöde Bub!“, wenn er wieder einmal einen zerknautschten Kaugummi unter deren Türmatten parkte.

„Der vermaledeite Rotzbua! – Aus dem wird mal nichts Gescheites, der landet höchstens im Häfen!“, hörte ich die Hauswartin fluchen, wenn sie die Reste von Horstis klebriger Hinterlassenschaft vom Steinboden kratzte. Was der „Häfen“ sein sollte, das war mir nicht bekannt. Meine Eltern gebrauchten dieses Wort nie – auch nicht wenn sie von Geschirr sprachen. Es musste aber etwas Abscheuliches sein.

Egal. Horsti war originell! Dem fiel immer etwas ein – vor allem, wie man Menschen zur Verzweiflung bringen konnte.

Nur mir fiel nichts ein. – Nichts mehr.

 

So saß ich eben lethargisch am Fensterbrett, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und knabberte an gesalzenen Erdnüssen. Die waren vegan.

„Du isst zu wenig“, tadelte mich Rosa des Öfteren – sie kam vom Land, da würden die Kinder alle heiße Schokolade mit viel Milch lieben, auch sonst ordentlich essen und wären nicht so versponnen wie ich.

„Wenn man erst zwölf ist, benötigt man etwas zum Aufbauen“, war ihre Überzeugung. „Wie sonst würden die Knochen wachsen können? – Ansonsten wirst du ewig klein bleiben“, malte sie mir anschaulich ihr Schreckgespenst an die Wand. Sie hatte eben veraltete Ansichten, vermutlich weil sie schon 27 war.

Meine charakterfeste Gegendarstellung: „Horsti futtert ständig, Wurst, Käse und allerlei Ekeliges und er wird trotzdem nicht größer. – Doch ja, er wächst, aber nur in die Breite!“

Auf mein Totschlagargument wusste sie erstaunlicherweise nichts zu entgegnen.

 

Sommerferien waren angesagt!

Mum und Dad arbeiteten in ihrer Anwaltskanzlei Santi & Santi, sie hatten keine Zeit für Urlaub. Italien und Spanien wären ohnedies überlaufen, auf den Kanarischen Inseln ist die Wassernot ausgebrochen und in Portugal wüten Waldbrände; außerdem hätte man zu viele Aufträge. Mich will man daher neuerlich zu Tante Else auf den Kahlenberg schicken, der ist nur einen Katzensprung von Wien entfernt. Da bewohnt sie im Sommer ein Landhäuschen. Das letzte Dorf am Berg: Josefsdorf! – was für ein öder Name! Da soll ich die großen Ferien verbringen. So wie letztes Jahr.

„Rosa wird dich begleiten.“ Darauf folgte immer ein: „Punkt!“, der mir signalisieren soll, dass Protest zwecklos sei.

So was von stocklangweilig! Ich unterdrückte mehrmals ein Gähnen, so dass es mir die Tränen in die Augen trieb und meine Augenlider zu flattern begannen, dann beschloss ich nicht weiter daran zu denken, dass ich bald in einem verschlafenen, grottendämlichen Kaff zwei ganze Monate vor mich hin siechen werde. Es gelang mir nicht, immer wieder spukte es in meinem Kopf herum: Es gibt keinen Fernseher, es gibt keinen Internetanschluss, es gibt nichts! – dafür gibt es Rosa, die Nervensäge! Um mich von meiner düsteren Endzeitstimmung abzulenken, beobachtete ich die getigerte Katze am gegenüberliegenden Fenster, sie war emsig mit Fellpflege beschäftigt. Ich versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem ich eine Erdnuss nach ihr warf, die sie knapp verfehlte. Sie würdigte mich keines Blickes … nicht einmal ein Tier …!

Plötzlich ertönte von unterhalb ein lauter Pfiff, die Katze machte einen Satz, verschwand im Innenraum und, ich hätte mich fast an einer Nuss verschluckt.

Kurz danach folgte ein: „Hey, heilige Madonna!“

Das war Horsti. Er stand unterhalb meines Fensters und guckte zum zweiten Stock hoch.

„Heilige Madooonna!“, wiederholte er gedehnt. Er neckte mich manchmal wegen meiner langen, kastanienbraunen Haare, denn seine Oma war eine sehr gläubige Frau – hatte eine Madonna von Raffael oberhalb ihres Bettes hängen. Urpeinlich war er wieder, der Horsti. Oder cringy, wie er selbst sagen würde. Solche Worte waren bei mir in der Familie verboten, weil sie Erwachsene nicht verstehen.

Ich tat so, als würde ich ihn nicht hören.

„Saaandra!“ – und ein weiterer Pfiff folgte.

„Was ist los? – stör’ mich nicht, ich lese grad etwas Interessantes“, log ich und blickte um Blasiertheit bemüht, über die linke Schulter zu ihm hinab.

„Hey, Sandra – komm herunter, ich muss dir was erzählen“, rief er außer Atem und gestikulierte aufgeregt in der Luft herum, der kleine, fette Horsti mit den roten Haaren. Dabei hüpfte er von einem Bein auf das andere, immer hin und zurück. Keine Ahnung warum er das so oft tat.

„Horst ist ein hyperaktives Kind“, hörte ich einmal Eva analysieren, „und ziemlich gaga!“ Sie war angehende Psychologin und kannte sich aus. Nebenbei war sie noch die Tochter von Paps erster Frau, also meine Halbschwester und fast doppelt so alt.

„Kein Umgang für dich, der Horst“, bedeutete sie mir, mit geschwisterlicher Sorge, oder was sie dafür hielt. Hingegen: Sigi Sichlstein – der wäre intelligent, hat lauter Einser, sein Vater ist Oberstudienrat und nicht wie Horsts Vater ... hat er überhaupt einen? fragte sich Eva.

Ich denke schon, weil sein zweiter Vorname Flynn lautet und der wäre nach seinem Dad.

„…Der sich wieder nach Irland absetzte, nachdem er Horsts Mutter ein Souvenir daließ, eben den kleinen Horst-Flynn“, wie unsere Hauswartin spöttisch bemerkte, die auch alles wusste.

Flynn! So nannte ihn fast niemand, die meisten werden gar nicht wissen, dass er noch einen zweiten Vornamen hat. Diesen Namen fand ich zwar ungleich cooler als Horst, aber Horsti passte eben besser zu ihm.

„Was ist passiert?“, antwortete ich ein wenig mürrisch. Ich hatte keine Lust mein Fensterbrett zu verlassen, denn in letzter Zeit, fand ich zu meinem Bedauern, selbst Horsti nicht mehr so unterhaltsam wie früher.

„Ich ... ich habe Mozart getroffen!“, prustete er atemlos hervor.

„Was? Wen?“

„Du weißt schon – der Komponist!“, versuchte er mich aufzuklären und zeichnete einen großen Notenschlüssel in die Luft.

„Klar weiß ich, wer Mozart war – bin ja nicht doof!“ — So wie du, wollte ich noch sagen, verkniff es mir aber und tippte mir nur an die Stirn um mein Missfallen auszudrücken.

Nebenher fragte ich mich, woher Horsti wusste, dass Mozart Komponist war. Er ist ein so elend schlechter Schüler, dass die meisten der Lehrer der Ansicht waren: „Horst Flannagan! Du wirst die Klasse wiederholen müssen, wenn das so weitergeht mit dir, wenn du dich für nichts interessierst, schlechte Noten schreibst und so häufig dem Unterricht fern bleibst!“

„Er lebt!“, setzte der Anti-Musterschüler unter meinem Fenster nach.

„Horsti, red’ keinen Unsinn“, zischelte ich, hüpfte vom Fensterbrett und beugte mich zu ihm hinab. „Jetzt spinnst du ja total!“ Ich warf ein paar Erdnüsse in seine Richtung, er fing einige geschickt auf, steckte sie in den Mund und mampfte, was ihn für wenige...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Jugendbuch • Mozart • Musik • Mystik • Wien
ISBN-10 3-7541-9396-1 / 3754193961
ISBN-13 978-3-7541-9396-9 / 9783754193969
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