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Stiller Hass - Michael Kibler

Stiller Hass (eBook)

(Darmstadt-Krimis 14) Kriminalroman | Packender Krimi mit dem beliebten Ermittler Horndeich

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
368 Seiten
Societäts-Verlag
9783955424411 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
(CHF 10,70)
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Als Privatdetektiv Steffen Horndeich gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin, der Nachlasspflegerin Jana Welzer, in seinem Garten sitzt, bekommen sie unverhofft Besuch: Marco Seidel möchte Steffen Horndeich damit beauftragen, den Mörder der Schlagersängerin »Susanna« zu finden. Diese wurde bereits vor 19 Jahren ermordet und Seidel hat dafür im Gefängnis gesessen - unschuldig, wie er sagt. Horndeich und Jana nehmen sich des Falles an. Seidels Verurteilung scheint zunächst schlüssig zu sein. Doch dann stoßen die beiden auf Ungereimtheiten: nicht alle Alibis der anderen Verdächtigen sind so wasserdicht, die zunächst angenommen. Und wer war der Stalker, der die Sängerin damals verfolgte? Je tiefer Horndeich und Jana graben, desto unglaublichere Details fördern sie zutage. War Seidel also wirklich unschuldig?

Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte an der Goethe-Universität Frankfurt, im Hauptfach Germanistik mit den Nebenfächern Filmwissenschaft und Psychologie. Nach dem Magister 1991 promovierte er 1998. Schreiben ist Passion seit mehr als der Hälfte seines Lebens, weshalb er seit 1991 als Texter, Schriftsteller und PR-Profi arbeitet. Schwerpunkt des Schriftstellers sind Krimis.

Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte an der Goethe-Universität Frankfurt, im Hauptfach Germanistik mit den Nebenfächern Filmwissenschaft und Psychologie. Nach dem Magister 1991 promovierte er 1998. Schreiben ist Passion seit mehr als der Hälfte seines Lebens, weshalb er seit 1991 als Texter, Schriftsteller und PR-Profi arbeitet. Schwerpunkt des Schriftstellers sind Krimis.

Samstag, 14. Mai


»Prost«, sagte Jana Welzer und hob das Glas.

»Prost«, antwortete Steffen Horndeich und hob das seine. Zwei edle Gläser aus der Manufaktur von Kosta Boda in Schweden. Ein Geschenk seiner Schwiegereltern, die im vergangenen Jahr dort einen sechswöchigen Urlaub verbracht hatten. Die richtige Wahl, denn Horndeich und Jana hatten etwas zu feiern.

Sie saßen im Garten seines Hauses im Darmstädter Richard-Wagner-Weg 56. Jana war Nachlasspflegerin. Steffen Horndeich arbeitete seit drei Jahren als Privatdetektiv – unter anderem für Jana – und auch als Erbenermittler. Wenn es auf den zweiten Blick in alle verfügbaren Unterlagen eines Verstorbenen keine Erben gab, lohnte oftmals der dritte Blick. Jener war jedoch deutlich aufwendiger: Da musste er Stammbäume erstellen, Einträge in Kirchenregistern lesen und oft auch Archive in anderen Ländern bemühen. Vier Monate hatte Horndeich in den letzten Fall investiert. Und es hatte sich gelohnt: Der Erblasser hatte mehr als eine Million Euro auf seinen Konten gebunkert, zusätzlich zu drei Wohnhäusern. Und Horndeich war es gelungen, eine Großnichte vierten Grades aufzutun und ihr die frohe Botschaft zu überbringen: Sie könne diese Erbschaft antreten, hatte ihr Horndeich mitgeteilt, wenn er ihr den Namen des Verstorbenen nannte – und den direkten Weg im Stammbaumgeäst hin zu ihr. Das würde er tun, wenn sie zuvor Horndeich schriftlich versichere, dass er 25 Prozent davon bekäme. Für die Dame war das immer noch ein guter Deal. Und für Horndeich natürlich auch.

Die Dame hatte zugestimmt. Und das hatten sie gebührend gefeiert an diesem Freitagabend in seinem Garten. Bis vor drei Stunden war Horndeichs Familie auch noch mit von der Partie gewesen: seine Frau Sandra und seine Kinder Stefanie, Alexander und Antje. Zehn, sieben und zweieinhalb Jahre alt.

Das Glas war gefüllt mit einem Lugana, die Weinsorte, die Jana Welzer bevorzugte. Angebaut im Umkreis von Darmstadts italienischer Partnerstadt Brescia, bot der Genuss auch lokalpatriotischen Flair. Der Wein schmeckte ihm, erstaunlicherweise. Erst durch Jana hatte er überhaupt Weißwein probiert. Auch seine Frau war von der weißen Rebe sehr angetan.

Er mochte die Jahreszeit. Es war warm, es war um 21 Uhr immer noch hell – ein perfekter Abend.

»Und? Lehnst du dich jetzt erst mal zurück? Ein paar Wochen Urlaub? Mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen?«

Natürlich, der Geldsegen tat gut. Sehr gut sogar. Aber Horndeich konnte sich nicht vorstellen, ein halbes Sabbatjahr einzulegen. Seine Frau arbeitete halbtags im Polizeipräsidium Südhessen, seine Kinder Stefanie und Alexander gingen zur Schule und, ja, er hätte natürlich ganztags seine jüngste Tochter Antje versorgen können. Doch die ging bereits seit einem halben Jahr in die Kita. Nein, er fühlte sich wohl in seinem Job, er genoss das Recherchieren, das Lüften von Geheimnissen, das Rätsellösen. Er konnte es Jana gegenüber nicht laut aussprechen, aber er war fast ein wenig traurig darüber, dass der Fall jetzt abgeschlossen war. Und kein neuer am Horizont aufzutauchen schien.

Tief in seine Gedanken versunken, nahm er das Quietschen des Gartentürchens wahr. Und das Geräusch erinnerte Horndeich daran, dass er seinen Pflichten als Eigner des Hauses nicht gerecht geworden war. Seine Frau Sandra war für die Grundversorgung in der Küche verantwortlich, zudem für alles, was mit Finanzen und deren Verwaltung in Computern zu tun hatte. Er war der Mann für die Schlagbohrmaschine, für die HiFi-Anlage, für die technischen Geräte in der Küche – und für den Garten. Zu diesem gehörte auch das Törchen zum Bürgersteig. Bereits im vergangenen Jahr hatte seine Frau ihn da­rauf hingewiesen, dass die Bewegung jener kleinen eisernen Tür – präzise: die Scharniere jener kleinen eisernen Tür, die Klingel ersetzen konnten. Wenn jemand das Türchen bewegte, legten selbst die Katzen der Nachbarschaft die Pfoten über ihre Ohren. Als er das hochfrequente Kreischen vernahm, war sein erster Gedanke: Ich muss morgen unbedingt Fett im Bauhaus besorgen. Sein zweiter Gedanke war: Wer zur Hölle will um diese Uhrzeit noch zu uns?

Horndeich stand auf und ging um die Ecke des Hauses in Richtung Eingang. Dort sah er einen Mann. Hell angestrahlt. Der Bewegungsmelder hatte das Flutlicht vor der Haustür eingeschaltet. Er war tief in seinem Herzen immer noch Polizist und scannte den Mann, der da gerade das Türchen mit ebensolch lauter akustischer Untermalung wieder schloss.

Der Polizeiradar meldete: Ein Meter achtzig, schlank, vielleicht gut 40 Jahre alt. Kein Anzug. Aber ein Jackett. Eine Jeans dazu, Hemd unter dem Jackett. Keine ledernen Halbschuhe, aber auch keine Turnschuhe. Einfache Halbschuhe aus Kunstleder. Das Haar voll und schwarz. Kein Bart. Keine Brille. Die Statur eine seltsame Mischung aus aufrechter Haltung und ein wenig gebeugter Unsicherheit.

»Guten Abend. Sind Sie Steffen Horndeich?«, fragte der Mann. Auch aus der Stimme hörte Horndeich Beklemmung heraus.

»Ja. Der bin ich. Und wer sind Sie?«

»Mein Name ist Marco Seidel. Sie sind der Privatdetektiv Horndeich?«

»Ja.«

Sein Gegenüber nickte. »Hätten Sie vielleicht eine halbe Stunde Zeit für mich?«

Es war Freitagabend. Es war kurz vor Wochenende. Was wollte der Kerl vor ihm? »Jetzt?«

Wieder nickte Marco Seidel, ohne es diesmal klanglich zu untermalen.

»Woher haben Sie meine Adresse? Ich habe Sie noch nie im Leben gesehen.«

»Eine Bekannte von mir hat Sie als Privatdetektiv empfohlen. Helga Winsola. Vielleicht können Sie mir helfen.«

Horndeich kannte den Namen. Helga Winsola war die Mutter eines Kindes in Antjes Kita. Sie hatten sich ein paarmal unterhalten, natürlich auch über seinen Job. »Worum geht es?«

»Ich habe achtzehneinhalb Jahre im Knast gesessen, für einen Mord, den ich nicht begangen habe. Und ich möchte, dass Sie die Wahrheit herausfinden. Den wahren Mörder finden.«

Horndeich schluckte. Er hatte den Mann wohl falsch eingeschätzt. Sein erster Impuls war gewesen, dass hier ein Kerl vor ihm stand, dem sein Freund gerade gesteckt hatte, dass seine Frau ihn betrog. Und der jetzt auf der Stelle einen Detektiv suchte, der diesen Verdacht untermauerte.

Die Luft war lau, es war angenehm warm, nicht schwül. Er hätte es genossen, weiter mit Jana in seinem Garten zu sitzen, Anekdoten auszutauschen oder Weisheiten über das Leben, dazu noch das eine oder andere Glas Lugana zu trinken und in zwei Stunden selig einzuschlafen.

Es war die Art, wie dieser Kerl ihn ansah. Immer noch mit dieser Mischung aus Selbstsicherheit und Unterwürfigkeit, die er am Anfang ihrer Begegnung ausgestrahlt hatte. Vielleicht eine Kombination, mit der man im Knast gut durchkam. Horndeich hatte keine Ahnung. Er kannte das Leben im Knast zum Glück nur aus Dokumentationen auf ARTE. Und aus zwei Fortbildungen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Polizei.

Sie standen einander immer noch gegenüber. Kein Zustand, den man noch 20 Minuten aufrechterhalten konnte. »Kommen Sie mit in den Garten«, sagte Horndeich und wusste instinktiv, dass er damit nicht nur den Verlauf des Abends änderte, sondern unter Umständen auch den seines künftigen beruflichen Engagements.

Seidel folgte ihm.

»Das ist Jana Welzer, das ist Marco Seidel«, stellte er die beiden einander vor.

Sie reichten sich die Hand.

»Möchten Sie etwas trinken?«, wollte Jana wissen – ganz so, als ob sie die Gastgeberin wäre. Seidel nickte. Horndeich nickte ebenfalls, und Seidel verstand: Er durfte sich auf einem der Gartenstühle niederlassen.

»Herr Seidel möchte von mir, dass ich einen Mörder finde.«

Jana hob eine Augenbraue. Sie war gut darin, ihre körperlichen Reaktionen auf ein Minimum zu beschränken.

»Ja. Ich möchte, dass Sie den Mörder von Susanne Fricke finden.«

»Wer ist Susanne Fricke?«, wollte Jana wissen. Nicht, dass sie das überhaupt nicht zu interessieren brauchte. Horndeichs Garten. Horndeichs Gast. Aber Horndeich kannte Jana nach zwei Jahren Zusammenarbeit ziemlich gut. Sie war auch so ein Trüffelschwein, wenn man kriminalistische Ungereimtheiten als Trüffel definierte …

»Susanne Fricke ist vor 19 Jahren ermordet worden. Erstochen. Und ich wurde dafür verurteilt. Ich habe mehr als 18 Jahre im Gefängnis verbracht. Ich war ein vorbildlicher Gefangener. Nur zu einem haben sie mich nicht gebracht: Zu einem Geständnis. Das liegt nicht an irgendeiner schrägen Kopfkrankheit. Das liegt einfach daran, dass ich es nicht getan habe.«

»Mögen Sie Wein?«, fragte Jana.

»Danke. Ich trinke keinen Alkohol.«

»Cola?« Horndeichs Verlegenheitsangebot. Mineralwasser hätte er natürlich auch im Angebot gehabt.

Seidel nickte, Horndeich öffnete eine Flasche, die neben dem Tisch stand, nahm ein Glas, goss dem Gast ein.

»Und was möchten Sie jetzt exakt von mir?«, fragte Horndeich.

»Wie ich gesagt habe – ich wünsche mir, dass Sie den wirklichen Mörder finden.« Danach sagte er nichts mehr.

Ebenso wenig wie Jana.

Ebenso wenig wie er selbst.

Horndeich hatte lange Zeit in der Mordkommission Darmstadt gearbeitet. Zuerst mit seiner Kollegin Margot Hesgart, über viele Jahre hinweg. Doch sie hatte vor acht Jahren den Polizeidienst quittiert und wenig später mit ihrem Freund Nick Peckhard eine Firma für Sicherheitsberatung aufgemacht. Dann hatte Horndeich mit Leah Gabriely weitere fünf Jahre zusammengearbeitet. Eine Frau, in ihrem Charakter nicht ganz einfach – aber im Rückblick hatte sie damit nur...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2022
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Darmstadt • Jana Welzer • Krimi • Nachlasspflege • Schlager • Spannung • Steffen Horndeich • Taunus
ISBN-13 9783955424411 / 9783955424411
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