Aderunita III (eBook)
280 Seiten
TWENTYSIX EPIC (Verlag)
9783740723118 (ISBN)
Ela Bellcut ist gelernte Fotografin & ein laufendes kreatives Chaos. Mithilfe von To-do-Listen & Notizbüchern versucht sie, ihr Leben zwischen dem Brotjob & dem Schreiben zu händeln. Am liebsten zieht sie sich ins Grüne zurück, verbringt Zeit mit ihrer Katze oder widmet sich ihren ausgefallenen Ideen. Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann sie mit Gedichten, Kurzgeschichten & Texten als Filmkritikerin für eine Online-plattform. Ihr Debütroman "Aderunita I - das Seelenband" erschien im Juni 2019 beim Twentysix Verlag & wurde zum Top-Titel & Bestseller gekürt. Der 2. Band "Die Lichtelfen" folgte ein Jahr später & wurde zum Epic-Highlight gewählt. 2021 veröffentlichte Ela "Friends of Death - Jay & Lia", ein Sequel von Teil 2, der für den Indie-Seraph nominiert wurde. Dies ist der dritte Band der vierteiligen Romantasy/ Urban Fantasy Reihe.
WEIHNACHITEN IN ERDÉLY
Kalter Wind blies Catrinel entgegen, als sie auf einer Anhöhe stand und sich die weiten Wälder der Karpaten vor ihr erstreckten. Egal, wohin sie blickte, sah sie den Schnee, der die riesigen Baumwipfel wie Zuckerguss überzog und alles friedlich erscheinen ließ. Eine weiße Welt, die bis zum Horizont reichte und sich dort mit dem Grau des Himmels vermischte.
Kurz verlor sie sich in dem Anblick, der sich ihr bot.
Die klirrende Kälte hatte sich längst durch Nels Winterkleidung gefressen. Ihre Finger waren klamm und fühlten sich steif an, dennoch stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie liebte ihre neue Heimat – so wild, friedlich, naturbelassen. Einer der wenigen Orte, der noch unberührt war, voller Geheimnisse und fern des technischen Fortschrittes. Zudem kursierten Gerüchte unter den Einheimischen von leuchtenden Feenwesen und Tieren, die sich verwandeln konnten. Genau aus diesen Gründen hatte Catrinel hier leben wollen. Als Gheorghe den Job des Wildhüters bekommen hatte, war es ihr wie ein Lottogewinn vorgekommen. Besonders da Weihnachten vor der Tür stand.
Es war ihr erstes Fest ohne ihre Familie, ohne ihre lärmenden Geschwister, ohne die beengte Wohnung, die sie sich zu zehnt geteilt hatten. Dieses Jahr gibt es keinen Stress, nur Gheorghe und mich.
Wenn Nel sich anstrengte, konnte sie von der Anhöhe aus am linken Rand des Waldes die gut ausgestattete Blockhütte, in der sie mit ihrem Mann lebte, durch die Baumwipfel hindurch erspähen.
„Schatz, kommst du?“ Es war wie aufs Stichwort.
Sie drehte sich zu Gheorghe um, der die nächste Anhöhe erklommen hatte. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet. Einige seiner dunklen Haarsträhnen hatten sich unter der roten Wollmütze hervorgemogelt und glitzerten an den Stellen, an denen sich Schneeflocken in ihnen verfangen hatten. Seine braunen Augen strahlten vor Freude, als er sie anlächelte.
Von Neuem konnte Catrinel ihr Glück kaum fassen.
Sie schloss eilig zu ihm auf und ergriff seine Hand. „Es ist so wundervoll hier!“
„Ja, Schatz, das ist wahr. Wir haben den Baum auch gleich erreicht. Er ist wirklich perfekt! Der Weg lohnt sich auf jeden Fall.“
„Meinetwegen können wir noch Stunden umherwandern! Das macht mir nichts aus.“ Sie grinste breit.
Lächelnd drückte Gheorghe ihre Hand fester und zog sie mit sich.
Sie gingen an riesigen Bäumen inmitten der weißen Welt entlang. Die Sonne schimmerte durch die Äste und ließ den Wald wie ein Zauberland erstrahlen, in dem es überall glitzerte. Das Holz knackte leise vor Kälte. Die Vögel zwitscherten gemächlich und nach wenigen Metern erreichten sie eine Lichtung.
Dort stand er: der prächtigste Weihnachtsbaum, den Nel je gesehen hatte. Er war nicht zu groß, gerade noch passend, um in ihrem Wohnzimmer einen Platz zu finden. Aber wie ihr Mann gesagt hatte, sah er perfekt aus. Üppige grüne Zweige, schwungvoll zu den Seiten ausgebreitet, als wollte er sagen: Hier bin ich und warte auf euch.
Er war eigentlich zu schön, um ihn zu fällen. Dennoch machte sich Gheorghe an die Arbeit, während Nel über die Lichtung zog und sich gar nicht an dem Anblick des Winterwaldes sattsehen konnte.
Als ihr Mann fertig war, half sie ihm beim Tragen zurück den Hang hinab.
Nach zwanzigminütigem Fußmarsch waren sie bei ihrem alten Kombi angekommen und verzurrten die Tanne auf dem Dach.
Nachdem sie das geschafft hatten, stiegen sie ein und fuhren los.
Kleine Flocken fielen wieder vom Himmel. Catrinel schaltete das Radio ein und ‚Let it snow‘ erklang.
„Es ist perfekt!“, sagte sie und beugte sich zu ihrem Mann hinüber, küsste ihn auf die Wange.
„Schatz, kannst du dich bitte anschnallen?“, meinte Gheorghe daraufhin.
Sie gab ihm abermals einen Kuss und sah aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten. Ein Tier?
Ihr Mann riss das Lenkrad herum.
Nel prallte gegen die Beifahrertür.
Die Reifen verloren ihren Halt auf der Straße.
Panisch versuchte Catrinel, sich am Armaturenbrett abzustützen, während der alte Kombi über die Fahrbahn schlitterte und einem Abhang rechts von ihnen gefährlich nahe kam. Gheorghe riss weiter am Lenkrad, um die Kontrolle über den Wagen zurückzugewinnen. Ein riesiger Baum tauchte vor ihnen auf.
Ein Ruck zog durch das Auto, der Nel nach vorn beförderte. Schwerelosigkeit umfing sie. Glas splitterte. Es knirschte. Krachte. Dann wurde alles still.
Catrinel lag auf dem Bauch. Sie spürte Nässe an ihrer Wange und den Händen. Ihre Haare verdeckten ihr die Sicht. Benommen versuchte sie, sich die Strähnen von den Augen zu wischen. Doch ein herber Stich zog sich von ihrem Unterleib durch den Körper.
Nel stöhnte auf, schluchzte und die weiße Welt wurde schwarz.
***
Der Schrei einer Eule drang in Catrinels Bewusstsein, dann das Schlagen von Flügeln. Eine leichte Brise zog über sie hinweg. Sekunden später legte sich eine große Hand auf ihre Schulter. Vorsichtig versuchte der Jemand, sie herumzudrehen, doch sobald Bewegung in ihren Körper kam, stöhnte sie vor Schmerzen auf.
„Silva, komm her! Schnell! Die Frau verblutet!“
„Im Namen des Lichtes, wie viel Blut sie verloren hat! Ein Wunder, dass sie noch lebt.“
Nel wollte gar nicht wissen, was sie den beiden für einen Anblick bot. Der Schmerz allein bestätigte ihr, dass es schlimm war. Sie konnte sich keinen Millimeter bewegen, ohne dass sie Höllenqualen durchzogen. Zudem hoffte sie, dass auch die zwei, die geredet hatten, nicht versuchten, sie von der Stelle wegzubekommen. Ihr wurde bereits jetzt wieder schummrig.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, noch wo sich ihr Mann befand oder wie es um ihn stand. Sie fühlte sich nicht in der Lage, nach ihm zu rufen. Nichts konnte sie mehr, außer hier liegen. Für einen Moment wünschte sie sich, sie könnte mit der Kälte verschmelzen, könnte abdriften. Könnte so den Schmerzen und den Sorgen entkommen.
„Die Angriffe müssen aufhören!“, erklang es von dem Fremden grimmig. „Wir müssen schleunigst etwas dagegen unternehmen!“
„Wohl wahr, aber jetzt sieh nach dem Mann, ich heile die Frau“, antwortete die Stimme neben ihr.
Silva, wenn Catrinel richtig gehört hatte.
Dann spürte Nel zwei Hände auf ihrem Rücken. Durch all die nebligen Empfindungen, durch all das pulsierende Pochen, das ihre Bauchgegend und den Körper für sich erobert hatte, fühlte sie die hauchzarten Finger, als würden sie sich durch den Stoff ihres Wintermantels brennen. Ihre Haare verdeckten ihr weiterhin die Sicht, trotzdem sah sie die Helligkeit, die sich schlagartig in ihrer Nähe ausbreitete. Eine Wärme erfüllte sie. Die Schmerzen nahmen ab, bis nur Leichtigkeit übrig blieb.
Das Leuchten erstarb und sie vernahm wieder die Frauenstimme: „Du kannst jetzt aufstehen. Ich habe deine Blutungen stoppen können. Auch deine Bauchwunde und die Verletzungen am Kopf sind verheilt.“
Es klang surreal. Catrinel blieb liegen, horchte in sich hinein. Tatsächlich war da lediglich ein minimaler Schmerz in ihrem Unterleib, aber nichts mehr von dem elenden Leid von eben.
„Vertraue mir, alles ist gut“, kam es flüsternd von der Seite. Eine Hand schloss sich um ihren Oberarm und Nel rappelte sich mithilfe der fremden Frau auf.
Die wundersame Erscheinung neben ihr trug trotz der Kälte nur ein weißes Leinenkleid, das bis zum Boden reichte und ihre Arme mit Trompetenärmeln verbarg. Der Stoff leuchtete an verschiedenen Stellen, als bestünde er selbst aus Eis. Die Frau hatte dunkles langes Haar, welches ihr in Wellen den Rücken hinabfloss. Auch dieses glitzerte, als würden sich darin kleine Eiskristalle verbergen.
Sprachlos starrte Nel sie an. „Bist du ein Engel?“, flüsterte sie.
Ein helles Lachen erklang, ehe die Frau sich von ihr abwandte und zum Wagen hinüberging. Neben dem Kombi stand ein breitschultriger Mann, der sich mit seinem Oberkörper ins Innere lehnte und ihr die Sicht auf Gheorghe versperrte.
„Wie geht es ihm?“, keuchte Catrinel.
„Aves, lass mich sehen“, wies Silva diesen an.
Er beugte sich zurück und machte ihr Platz. Endlich konnte Nel einen Blick auf ihren Ehemann werfen. Er hatte eine Platzwunde am Kopf und die Augen geschlossen.
„Er ist bewusstlos“, erklärte Aves und kam auf sie zu. „Aber es geht ihm nicht so schlecht wie Ihnen eben.“
Catrinel wurde bange, als sie zu dem Fremden aufsah. Er maß beinahe zwei Meter, hatte langes graues Haar, einen üppigen Vollbart und trug einen weiten Mantel, der komplett aus gräulichen Federn bestand. Sein Kopf ruckte wie bei einer Eule hin und her, um die Umgebung zu inspizieren.
Plötzlich wurde eine Frage in Nel laut: „Wie habt ihr uns gefunden?“
„Wir hörten den Krach“, sagte der Mann wie zu sich selbst, während er sich weiter umsah.
Der Schatten vor dem Aufprall...
| Erscheint lt. Verlag | 6.9.2022 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| ISBN-13 | 9783740723118 / 9783740723118 |
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