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Ivanhoe - Erster Theil -  Walter Scott

Ivanhoe - Erster Theil (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
220 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9512-3 (ISBN)
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In jenem lieblichen District des fröhlichen Englands, welcher von dem Flusse Don bewässert wird, befand sich in alten Zeiten ein großer Wald, der den größern Theil der schönen Hügel und Thäler bedeckte, die zwischen Sheffield und der anmuthigen Stadt Doncaster liegen. Die Ueberbleibsel dieses weit verbreiteten Waldes sind noch zu sehen in der Nähe der Landsitze Wentworth, Warncliffe Park und um Rotherham. Hier hauste vor Alters der fabelhafte Drache von Wantley; hier wurden mehrere von den blutigsten Schlachten während der Bürgerkriege der Rosen gefochten; und hier blühten auch in alten Zeiten jene Banden der tapfern Geächteten, deren Thaten in den englischen Liedern so häufig sind verherrlicht worden.

Sir Walter Scott, 1. Baronet FRSE (* 15. August 1771 in Edinburgh; ? 21. September 1832 in Abbotsford) war ein schottischer Dichter, Schriftsteller, Verleger und Literaturkritiker. Er war einer der - nicht nur in Europa - meistgelesenen Autoren seiner Zeit und gilt traditionell als Begründer des Geschichtsromans. Viele seiner historischen Romane sind Klassiker geworden und haben als Vorlage für zahlreiche Schauspiele, Opern und Filme gedient.

Sir Walter Scott, 1. Baronet FRSE (* 15. August 1771 in Edinburgh; † 21. September 1832 in Abbotsford) war ein schottischer Dichter, Schriftsteller, Verleger und Literaturkritiker. Er war einer der – nicht nur in Europa – meistgelesenen Autoren seiner Zeit und gilt traditionell als Begründer des Geschichtsromans. Viele seiner historischen Romane sind Klassiker geworden und haben als Vorlage für zahlreiche Schauspiele, Opern und Filme gedient.

Zweites Kapitel


Ein Mönch war da, geschickt zum Herrenleben,
Ein guter Reiter, der Jagdlust liebte;
Er hatt' ein stattlich Ansehen wie ein Abt.
Manch munteres Pferd hatt' er in seinem Stall,
Und ritt er, konnte man den Zügel hören,
Der klingend hell im Winde sich bewegte,
So laut und klar wie die Kapellenglocke,
Wo eine Zelle dieser Herr bewohnte.

Chaucer.

Ungeachtet der Ermahnung und des Scheltens seines Gefährten, konnte Wamba, da der Hufschlag der Pferde sich immer mehr näherte, nicht verhindert werden, mehrmals, unter welchem Vorwande es auch sein mochte, auf dem Wege stillzustehen, indem er bald eine Traube halbreifer Haselnüsse abriß und sich bald umwandte, einem Dorfmädchen nachzuglotzen, welches über ihren Weg ging. Daher holten die Reiter sie bald auf der Straße ein.

Ihre Anzahl betrug zehn, von denen die beiden, welche voran ritten, Personen von bedeutender Wichtigkeit, und die Andern ihre Diener zu sein schienen. Es war nicht schwer, den Stand des Einen von diesen zu errathen. Er war offenbar ein geistlicher Würdenträger; seine Kleidung war die eines Cisterciensermönchs, sie bestand aber aus viel feineren Stoffen, als die Regel jenes Ordens gestattete. Mantel und Kapuze waren von dem besten flandrischen Tuch, und sie legten sich in weiten, aber nicht ungraziösen Falten um eine schöne, obgleich etwas corpulente Person. Sein Gesicht trug ebenso wenig Zeichen der Selbstverläugnung, als sein Kleid Verachtung weltlichen Glanzes andeutete. Seine Züge würde man haben schön nennen können, hätt' nicht unter seinem Augenlide jenes schlaue, epicuräische Blinzeln gelauscht, welches den vorsichtigen Wollüstling andeutet. In anderer Hinsicht hatten Stand und Verhältniß ihm eine schnelle Herrschaft über seine Gesichtszüge gelehrt, die er nach Gefallen zu einem feierlichen Ausdruck zusammenziehen konnte, obgleich sie gewöhnlich nur gutgelaunte, gesellige Nachsicht andeuteten. Trotz den klösterlichen Regeln und den Edicten der Päpste und Concilien, waren die Aermel dieses Würdenträgers untergefüttert und mit kostbarem Pelzwerk aufgeschlagen, sein Mantel am Halse von einem goldenen Haken zusammengehalten, und die ganze zu seinem Orden gehörige Kleidung so sehr veredelt und verziert, wie die einer schönen Quäckerin des heutigen Tages, die, während sie das Costüm ihrer Secte beibehält, der Einfachheit desselben durch die Wahl des Stoffes und die Art, wie sie dasselbe anlegt, eine gewisse anziehende Coquetterie zu geben weiß, die nur zu sehr an die Eitelkeiten der Welt erinnert.

Dieser würdige Geistliche ritt ein wohlgenährtes, rasches Maulthier, dessen Reitzeug schön geschmückt und dessen Zaum, nach der Mode jener Zeit, mit silbernen Schellen verziert war. In seiner Haltung zeigte er nichts Linkisches, sondern vielmehr die leichte und gewohnte Grazie eines geübten Reiters. Freilich schien der ritterliche Mönch sich des Maulthiers nur auf Reisen zu bedienen, so gut das Thier auch zugeritten sein mochte. Ein Laienbruder, der ihm folgte, führte zu seinem Gebrauche bei andern Gelegenheiten einen der schönsten spanischen Zelter, die nur je in Andalusien gezogen worden, und welche damals von Kaufleuten mit großer Mühe und Gefahr zum Gebrauche reicher und ausgezeichneter Personen eingeführt wurden. Der Sattel und das Kreuz dieses prächtigen Zelters waren mit einem langen Fußteppich bedeckt, der beinahe auf den Boden reichte, und auf welchem Bischofsmützen, Kreuze und andere kirchliche Embleme reich gestickt waren. Ein anderer Laienbruder führte einen Maulesel, der wahrscheinlich mit dem Gepäck seines Vorgesetzten beladen war; und zwei Mönche seines eigenen Ordens, aber von niedrigem Range, ritten zusammen hinterher, lachten und schwatzten mit einander, ohne viel auf die andern Mitglieder der Gesellschaft zu achten.

Der Begleiter des geistlichen Würdenträgers war ein Mann von mehr als vierzig Jahren, schlank, stark, groß und muskulös – eine athletische Figur, der lange Anstrengungen und beständige körperliche Uebungen nichts von den sanftesten Theilen der menschlichen Gestalt gelassen und Alles in Muskeln, Knochen und Sehnen verwandelt zu haben schienen, die bereits tausend Mühseligkeiten ausgestanden hatten und bereit waren noch tausend auszustehen. Sein Kopf war mit einer scharlachnen mit Pelz besetzten Mütze bedeckt – von der Art, welche die Franzosen mortier nennen, wegen ihrer Aehnlichkeit mit der Gestalt eines umgekehrten Mörsers. Sein Gesicht war daher vollkommen zu sehen, und der Ausdruck desselben war darauf berechnet, den Fremden Ehrfurcht, wenn nicht gar Furcht einzuflößen. Von den kräftigen und ausdrucksvollen Zügen, die dadurch, daß er sich beständig der tropischen Sonne ausgesetzt hatte, fast zu der Schwärze eines Negers verbrannt waren, konnte man in ihrem gewöhnlichen Zustande sagen, daß sie schlummerten, nachdem der Sturm der Leidenschaft vorübergezogen; doch die vorspringenden Adern der Stirn, die Leichtigkeit, womit die Oberlippe und der dichte schwarze Schnurrbart bei der geringsten Bewegung bebten, zeigte deutlich, daß der Sturm leicht wieder erregt werden könne. Seine lebhaften, durchdringenden und dunklen Augen erzählten in jedem Blicke eine Geschichte von überwundenen Schwierigkeiten und bestandenen Gefahren, und schienen den Widerstand herauszufordern, um das Vergnügen zu haben, ihn durch eine entschlossene Anstrengung seines Muthes und seines Willens aus seinem Wege zu entfernen. Eine tiefe Narbe auf seiner Stirn vermehrte noch die Strenge seiner Züge und verlieh einem seiner Augen, welches bei derselben Gelegenheit war verletzt und ein wenig verschoben worden, obgleich er nicht weniger gut damit sah, einen unheimlichen Ausdruck.

Die obere Kleidung dieses Mannes glich hinsichtlich der Gestalt der seines Gefährten, denn sie bestand in einem langen klösterlichen Mantel; aber die scharlachrothe Farbe desselben zeigte, daß er zu keinem der vier regelmäßigen Mönchsorden gehörte. Auf der rechten Schulter befand sich auf seinem Mantel aus weißem Tuch geschnitten ein Kreuz von eigenthümlicher Form. Sein Obergewand verbarg, was beim ersten Anblick nicht mit seiner Gestalt übereinzustimmen schien, nämlich einen Maschenpanzer mit Aermeln und Handschuhen von gleichem Stoffe, sehr künstlich verflochten und durchwebt, und so biegsam und dem Körper sich anschließend, wie die Tricotanzüge, welche heutiges Tages in den Strumpfwebereien von weniger harten Stoffen verfertigt werden. Der vordere Theil seiner Schenkel, wo die Falten seines Mantels sie sehen ließen, war ebenfalls mit einem Maschenpanzer bedeckt. Die Kniee und Füße wurden von Schienen oder dünnen Stahlplatten geschützt, die künstlich mit einander verbunden waren. Maschenstrümpfe, die vom Knöchel bis an's Knie reichten, vollendeten die Schutzwaffen des Reiters. Im Gürtel führte er einen langen zweischneidigen Dolch, welcher die einzige Trutzwaffe war, die er an sich trug.

Er ritt kein Maulthier wie sein Begleiter, sondern einen starken Paßgänger, um sein edles Schlachtroß zu schonen, welches, vollkommen zum Streit gerüstet, von einem Knappen hintennach geführt wurde, und ein stählernes Stirnband trug, aus welchem vorn eine lange Spitze hervorragte. An der einen Seite des Sattels hing eine kurze Streitaxt, reich mit damascener Zierathen belegt; an der andern des Reiters befiederter Helm und Helmkragen, nebst einem langen mit beiden Händen zu führenden Schwerte, dessen sich die Ritter jener Periode bedienten. Ein zweiter Knappe hielt die Lanze seines Herrn in die Höhe, an deren äußerstem Ende ein Fähnchen flatterte, worauf ein Kreuz von derselben Form gestickt war, wie er es auf dem Mantel hatte. Er trug auch seinen kleinen dreieckigen Schild, oben breit genug, um die Brust zu decken, von dort an aber spitz zulaufend. Er war mit einem scharlachnen Tuche bedeckt, weshalb man die Devise nicht sehen konnte.

Diesen beiden Knappen folgten zwei Diener, deren dunkle Gesichter, weiße Turbane und orientalische Kleidung sie als Eingeborne eines fernen Landes im Orient bezeichneten. Die ganze Erscheinung dieses Kriegers und seines Gefolges war phantastisch und ausländisch; der Anzug seiner Knappen war prächtig, und seine orientalischen Diener trugen silberne Bänder um ihren Hals und um ihre schwarzen Arme und Beine. Die Arme waren vom Ellenbogen an bloß, und die Beine von der Mitte des Schenkels bis zum Knöchel. Ihre Kleidung war von Seide und mit Stickerei versehen, ließ auf den Reichthum und hohen Rang ihres Herrn schließen, und bildete zugleich einen auffallenden Contrast zu der kriegerischen Einfachheit seines eigenen Anzuges. Sie waren mit krummen Säbeln bewaffnet, deren Griff und Gehenk mit Gold ausgelegt war, und mit türkischen Dolchen von noch kostbarerer Arbeit. Jeder von ihnen trug an seinem Sattelknopfe ein Bündel Wurfspieße, etwa vier Fuß lang, mit scharfen stählernen Spitzen, eine sehr gebräuchliche Waffe unter den Saracenen, deren Andenken in dem kriegerischen Spiel el jarrid aufbewahrt ist, welches noch heutiges Tages im Orient geübt wird.

Die Pferde dieser Diener waren dem Ansehen nach ebenso fremdartig wie ihre Reiter. Sie waren von saracenischem Ursprunge und folglich von arabischer Rasse. Ihre schönen schlanken Glieder, kleinen Füße, dünnen Mähnen und leichte hüpfende Bewegung bildete einen starken Gegensatz zu den stark gebauten schweren Pferden, deren Rasse in Flandern und der Normandie cultivirt wurde, weil nur sie einen Reiter in voller Rüstung zu tragen vermochten, und welche, neben jene orientalischen Renner gestellt, für eine Personification der Substanz und des Schattens hätten gelten können.

Das seltsame Ansehen dieser Cavalcade zog nicht nur die Neugierde Wamba's auf sich, sondern erregte selbst die seines...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7541-9512-3 / 3754195123
ISBN-13 978-3-7541-9512-3 / 9783754195123
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