Gesucht: Ein Lord zum Heiraten (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-5942-1 (ISBN)
Heirat aus Liebe? Niemals! Chloe macht sich auf die Suche nach einem ruhigen und leidenschaftslosen Ehegatten. Viscount Salcombe schließt sie von vornherein aus, obwohl er ihr Avancen macht. Nein, dieser heißblütige Mann kann nicht der Richtige sein - doch weshalb hat sie in seiner Nähe immer Schmetterlinge im Bauch?
2. KAPITEL
Brandt stand am Fenster des Frühstückssalons. Er hatte seinen jüngsten Cousin auf dem Arm und fragte sich, worüber man sich mit einem fünf Monate alten Säugling unterhielt. Der kleine Marquis of Wroth gab einen glucksenden Laut von sich und schaute ihn unverwandt an. Würde er etwa anfangen zu weinen? Brandt räusperte sich. „Ich fürchte, deine Mama hat dich sehr unerfahrenen Händen überlassen. Ich hoffe, sie ist gleich wieder da.“
Plötzlich verzog der Kleine den Mund, und Brandt stellte zu seinem Erstaunen fest, dass sein winziger Cousin ihn anlächelte. Unwillkürlich lächelte er zurück und strich sanft über die weiche Wange des Jungen. Der kleine Julian gluckste erneut, hob seine pummelige Hand und hielt Brandts Finger fest. Unerwartet durchflutete Brandt ein Gefühl der Wärme, und plötzlich war ihm klar, weshalb Justin so völlig im Bann seines Sohnes stand. Natürlich hatte er Julian bei seiner Taufe gesehen, da er der Pate des Kindes war, aber damals hatte ihm das Glück seines Cousins das Gefühl gegeben, nicht dazuzugehören. Nun bedauerte Brandt, dass er so lange nicht mehr da gewesen war.
Er hörte Schritte und hob den Kopf. Da er Belle erwartete, erschrak er, als er stattdessen Chloe erblickte. Sie sah ihn ebenfalls erschrocken an. Dann bemerkte sie Julian auf seinem Arm, und ihre Augen weiteten sich erstaunt.
„Die Duchess bat mich, Kindermädchen zu spielen, solange sie sich mit Mrs. Keith bespricht.“
„Ich verstehe.“ Chloes Gesichtsausdruck war beherrscht, wie stets, wenn sie in seiner Nähe war. Sie trug ein cremefarbenes Musselinkleid, und ihr rotbraunes Haar war am Hinterkopf zu einem Knoten gesteckt. Ein paar Löckchen umrahmten ihr Gesicht. Sie sah frisch und hübsch aus. Und vollkommen unberührbar. Er hatte keine Ahnung, wie es einem Mädchen, das so warm lächeln konnte, gelang, sich gleichzeitig jeden möglichen Verehrer vom Leibe zu halten. Er war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass sie ihn nicht mochte, und er konnte es ihr bis zu einem gewissen Grad nicht verübeln. Dennoch verwirrte es ihn, dass sie auch die Annäherungsversuche anderer begehrenswerter junger Gentlemen zurückwies.
Auch ihr Verhalten am vorherigen Abend am Kartentisch verwirrte ihn. Jeder Narr konnte sehen, dass sie keine Anfängerin war. Weshalb hatte sie dann so getan, als habe Kentworth ihr das Kartenspiel beigebracht? Noch verwirrender war ihre entsetzte Miene gewesen, nachdem sie gewonnen hatte.
Julian strampelte und streckte seine Ärmchen nach Chloe aus. „Ich glaube, er möchte zu Ihnen.“ Brandt warf einen zweifelnden Blick auf ihr Kleid. „Falls Sie ihn haben möchten.“
„Natürlich.“ Chloe trat zu ihm und nahm ihm das Kind ab. Der Junge kuschelte sich an sie, drehte das Köpfchen und lächelte Brandt zögernd an. Chloes Gesichtsausdruck wurde weich, als sie den Kleinen betrachtete. Dann blickte sie Brandt an. „Er mag Sie.“
„Das will ich hoffen, schließlich sind wir verwandt.“
„Ich glaube nicht, dass das der einzige Grund ist.“
„Und welchen Grund könnte es sonst dafür geben?“
„Ich …“ Sie wirkte verlegen. „Sie sind nett.“
„Ah. Ein Kompliment aus Ihrem Munde. Ich werde es hüten wie einen Schatz.“
Sie errötete heftig. „Sie brauchen nicht so sarkastisch zu sein.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder verschlossen, und sie senkte rasch den Blick.
Er verkniff sich einen Fluch. Er hatte keine Ahnung, weshalb er in ihrer Gegenwart so unbeholfen war.
Sie setzte sich an den Tisch. Sofort griff Julian nach einem Löffel. Als er ihm aus der Hand fiel, begann er zu weinen.
Brandt starrte den Jungen ratlos an. „Soll ich Belle holen gehen?“
„Nein. Heben Sie den Löffel auf.“ Chloe erhob sich, wiegte den Jungen sanft hin und her und sprach leise auf ihn ein.
Brandt holte den Löffel unter dem Stuhl hervor. Er hielt ihn Julian hin. Der Kleine hörte auf zu weinen, doch statt nach dem Löffel zu greifen, streckte er Brandt seine Ärmchen entgegen.
„Er möchte wieder zu Ihnen“, sagte Chloe. „Hier …“ Sie hielt ihm Julian hin.
Und wieder hielt Brandt das pummelige, glucksende Bündel in den Armen, das ihn mit einem strahlenden Lächeln ansah. Er erwiderte das Lächeln und hatte das höchst seltsame Gefühl, dass er nie mehr derselbe sein würde.
Er warf Chloe einen Blick zu und stellte fest, dass sie ihn beobachtete. Und was noch erstaunlicher war, sie lächelte ihn tatsächlich an. Zum zweiten Mal innerhalb einer Minute wurde ihm beinahe schwindlig. „Er ist … er ist entzückend.“ Das schien ihm völlig unzureichend zu sein.
„Das finde ich auch.“ Sie lächelte dieses warme Lächeln, das er erst ein- oder zweimal an ihr gesehen hatte. Es ließ ihr Gesicht aufleuchten, sodass sie unglaublich schön aussah.
Brandt fühlte sich, als habe er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Ihr Lächeln schwand, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Julian begann zu strampeln und gab fröhliche, ungeduldige Laute von sich. Als Brandt sich von Chloes Anblick losriss, sah er, weshalb: Justin und Belle waren gerade hereingekommen.
Der Duke of Westmore blieb stehen. „Du scheinst ja erstaunlich gut mit unserem Sohn zurechtzukommen.“
„Glücklicherweise kam Chloe, kurz nachdem Belle gegangen war, und rettete mich.“
„Er hatte es nicht nötig, gerettet zu werden“, sagte Chloe.
Überrascht, dass sie ihn verteidigte, warf er ihr einen Blick zu, doch ihr Gesicht zeigte wieder den üblichen verschlossenen Ausdruck. Julian kreischte und streckte seine Ärmchen nach seinem Vater aus. Lächelnd nahm Justin seinen Sohn und drückte einen Kuss auf seinen Scheitel. Dann sah er seine Gattin an. Sie lächelte ihm zu, und für einen kurzen Moment schienen die drei auf eine Weise verbunden zu sein, die den Rest der Welt ausschloss.
Ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte Brandt wie ein kurzer, heftiger Blitz. Er begegnete Chloes Blick. Sie starrten einander an, und er meinte das gleiche Sehnen in ihren Augen wahrzunehmen, das er selber empfand. Dann sah sie weg.
Irgendetwas an dieser Verbindung zwischen ihnen beunruhigte ihn, und er wollte flüchten. „Da ihr meine Dienste als Kindermädchen nicht mehr benötigt, werde ich mich verabschieden und meinen Anwalt aufsuchen.“ Er lächelte Belle an. „Ich fürchte, du wirst hier öfter über mich stolpern, als dir lieb sein könnte.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Das bezweifle ich. Ich bin froh, dass du uns endlich besuchst. Ich hatte schon Angst, dass du für Julian ein Fremder bleibst.“
Brandt sah das Kind an, das ihm so plötzlich ans Herz gewachsen war. „Das brauchst du nicht mehr zu befürchten“, sagte er weich.
Er verabschiedete sich und nickte Chloe kurz zu. Dieses eine Mal hatte er keine Lust, sie zu necken. Tatsächlich schien es ihm das Beste zu sein, ihr möglichst aus dem Weg zu gehen.
Er war fast vor der Kanzlei des Anwalts angelangt, als ihm auf einmal einfiel, dass Ms. Sutton ihn am Abend zuvor zu der Tanzstunde eingeladen hatte, die an diesem Nachmittag in ihrem Hause stattfinden würde. Sie hatte die Hoffnung geäußert, ihn zu dieser Gelegenheit begrüßen zu dürfen. Dass sie hinzugefügt hatte, Chloe sei der Ansicht, dass er eine solche Zerstreuung langweilig finden würde, hatte ausgereicht, ihr augenblicklich eine Zusage zu geben. Besonders als er erfahren hatte, dass Chloe dabei sein würde. Er freute sich darauf, ihr zu beweisen, dass er keineswegs der gelangweilte Mann von Welt war, für den sie ihn offenbar hielt. Im Augenblick allerdings schien ihm die Aussicht auf den Nachmittag nicht mehr so verlockend.
Als Chloe sich wieder an den Frühstückstisch setzte, überschlugen sich ihre Gedanken. Was war da gerade geschehen? Für einen kurzen Moment, als ihre Blicke sich trafen, hatte sie ganz genau gewusst, was Brandt dachte und was er fühlte. Sie hatte eine verletzliche Seite an ihm gesehen, die ihn rührend menschlich machte. Allerdings war sie bereits völlig aus dem Gleichgewicht geraten, als er Julian das zweite Mal auf den Arm genommen hatte. Der arrogante, kühle Viscount war plötzlich wie ausgewechselt gewesen. Als sein Gesichtsausdruck beim Anblick des Kleinen weich geworden war und er verkündet hatte, der Junge sei entzückend, war ihre Abneigung gegen ihn geschwunden.
„Chloe?“
Ihr wurde bewusst, dass sie den Toast auf ihrem Teller angestarrt hatte. „Ich … ich fürchte, ich war in Gedanken versunken, Belle.“
„Das sehe ich. Bist du noch wegen gestern Abend beunruhigt? Oder hat Brandt etwas gesagt, das dich beschäftigt?“
„Er war nur besorgt, weil er Julian auf dem Arm hatte.“
Belle lächelte. „So ist das bei Männern. Ich habe Brandt nie zuvor so bestürzt gesehen wie in dem Moment, als ich ihn bat, Julian zu halten, während ich mit Mrs. Keith spreche. Ich war überrascht, dass er ihn auf dem Arm behalten hat, bis ich zurückkam. Ich war sicher, er würde ihn dir sofort geben.“
„Das tat er, doch Julian hat ihm unmissverständlich klargemacht, dass er wieder zu ihm wollte.“
Belle lachte. Sie goss sich Kaffee nach und warf Chloe einen Blick zu. „Das klingt nicht danach, als ob ihr auf dem Kriegsfuß gestanden hättet.“
„Ausnahmsweise nicht.“
„Gut. Ich hoffe nämlich, ihr könnt Freunde werden.“
„Das bezweifle ich. Wir kommen nicht gut miteinander aus.“
„Bist du sicher? Ich habe das Gefühl, die Abneigung geht hauptsächlich von dir aus. Allerdings weiß ich nicht recht, was du gegen...
| Erscheint lt. Verlag | 2.8.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical Herzensbrecher | Historical Herzensbrecher |
| Übersetzer | Elisabeth Tappehorn |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | THE VISCOUNT'S BRIDE |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-10 | 3-7337-5942-7 / 3733759427 |
| ISBN-13 | 978-3-7337-5942-1 / 9783733759421 |
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