Avatar - Der Herr der Elemente: Die Avatar-Chroniken - Der Aufstieg von Yangchen (eBook)
360 Seiten
Cross Cult (Verlag)
978-3-98666-089-5 (ISBN)
F. C. Yee wuchs in New Jersey auf und ging in New England zur Schule. Heute lebt und arbeitet er in Boulder, Colorado. Neben dem Schreiben praktiziert er die brasilianische Kampfkunst Capoeira und hat hauptberuflich mit Kalkulationstabellen zu tun. Sein 2017 veröffentlichter Debütroman The Epic Crush of Genie Lo wurde von den Kritikern hochgelobt. Der Aufstieg von Kyoshi und Der Schatten von Kyoshi wurden in Absprache mit Michael Dante DiMartino geschrieben, dem Mitschöpfer und ausführenden Produzenten der Animationsserien Avatar: Der Herr der Elemente und Die Legende von Korra.
F. C. Yee wuchs in New Jersey auf und ging in New England zur Schule. Heute lebt und arbeitet er in Boulder, Colorado. Neben dem Schreiben praktiziert er die brasilianische Kampfkunst Capoeira und hat hauptberuflich mit Kalkulationstabellen zu tun. Sein 2017 veröffentlichter Debütroman The Epic Crush of Genie Lo wurde von den Kritikern hochgelobt. Der Aufstieg von Kyoshi und Der Schatten von Kyoshi wurden in Absprache mit Michael Dante DiMartino geschrieben, dem Mitschöpfer und ausführenden Produzenten der Animationsserien Avatar: Der Herr der Elemente und Die Legende von Korra.
STIMMEN DER VERGANGENHEIT
JETSUN SCHRITT den Korridor entlang und versuchte, den Schreien vorauszueilen.
Die hohen Decken im Westlichen Lufttempel verwandelten selbst Geflüster in Echos und das Klirren herabfallender Teetassen in ohrenbetäubende Explosionen. Das Mädchen war zwar wieder im Krankenflügel und befand sich unter der Aufsicht der Ältesten, aber seine Schmerzensschreie wurden von den steinernen Wänden zurückgeworfen.
Jetsun hielt es nicht mehr aus und rannte nun, so schnell sie konnte. Ohne sich um die Etikette zu scheren, stürmte sie an ihren Schwestern vorbei, brachte dabei Roben durcheinander, warf Tintenfässchen um und ruinierte frühzeitig jene bunten Sandgemälde, die erst nach ihrer Vollendung zerstört werden sollten. Niemand schalt sie oder warf ihr einen strengen Blick zu. Alle konnten es verstehen.
Als ihr schließlich der Boden ausging, sprang sie. Der Tempel war zwar insgesamt groß, doch wegen der umgekehrten Bauweise, die sich aus der hängenden Konstruktion der Tempelgebäude ergab, existierte dennoch sehr wenig Standfläche. Zwischen den Turmspitzen lag nichts als Luft und ein Abgrund von eintausend Metern Tiefe. Sie hatte ihren Gleiter nicht dabei. Ausgesprochen gefährlich, allerdings konnte sie den Sprung auch ohne ihn schaffen.
Die Luft in ihrem Rücken und unter ihrer Robe reichte, um sie zum nächsten Turm zu tragen, in dem sich die Große Bibliothek befand. Tsering, die als oberste Bibliothekarin über die Bücher wachte, wartete vor den hohen Regalen. Sie bedachte Jetsun mit einem gütigen, aber besorgten Blick. »Ich habe dich kommen sehen. Geschieht es schon wieder?«
Jetsun nickte. »Mesose«, sagte sie.
Tsering stieß frustriert die Luft aus. »Das könnte der berühmte Gelehrte Mesose der Ru-Ming-Ära sein. In Hu Xin gibt es ein Dorf namens Mesose; womöglich ist es nach einem der Gründer benannt. Es könnte aber auch einfach jemand mit dem Namen Mesose sein – in dem Fall kämen wir nicht weiter.«
Avatare bewegten sich oft in gehobenen Kreisen. Oder sie verhalfen den Menschen um sich herum zu Ruhm und Anerkennung. »Es muss sich um den Gelehrten handeln, den du als Erstes genannt hast«, sagte Jetsun.
Ein weiteres Aufheulen ließ sie beide herumfahren. Das Kind litt. »Hilf mir, dann geht es schneller«, sagte Tsering. »Nordwestliche Ecke, fang mit der Lyrik an, Ru mit den drei Tropfen des Wortstamms Wasser.«
Sie teilten sich auf, um unterschiedliche Abschnitte des uralten Gewölbes zu durchforsten. Jetsun ließ den Blick über Titel und Überschriften schweifen, so rasch sie konnte. Nicht jedes Buch passte ins Regal. Viele der dicken Bände, die im Westlichen Lufttempel verwahrt wurden, waren so alt, dass sie auf Bambusstreifen geschrieben waren statt auf Papier. Sie kam an zu Ballen aufgerollten Texten vorbei, die einen größeren Umfang hatten als manche der Säulen, die Decke und Boden miteinander verbanden.
Fünf Minuten später kehrte sie aus den Tiefen der Bibliothek zurück, ein Buch fest umklammert. Sie wusste nicht, welches Thema darin behandelt wurde. Aber es stand der richtige Autor drauf.
Tsering traf sie an der Tür. »Ich habe nichts finden können. Was du da hast, ist unsere beste Chance.«
»Danke.« Jetsun rannte in die Richtung, aus der sie gekommen war, das Buch unter den Arm geklemmt.
»Nimm das nächste Mal deinen Gleiter!«, rief ihr Tsering hinterher.
Jetsun erreichte den Krankenbereich und rauschte hinein. Die Ältesten traten beiseite und ließen sie durch. Das Mädchen warf sich nicht mehr wild herum, sondern schluchzte nur noch trocken. Wieder und wieder schlug es mit der Faust auf sein Kissen, was nicht durch einen unwillkürlichen Fieberkrampf verursacht wurde, sondern eine bewusste Bewegung war, geboren aus einer überwältigenden Qual, die eine Achtjährige gar nicht hätte kennen dürfen.
»Wir lassen euch beide allein«, sagte Äbtissin Dagmola und verließ gemeinsam mit den übrigen Nonnen den Raum. Zu viele Anwesende verdarben manchmal den Effekt. Jetsun schlug das Buch an einer zufälligen Stelle auf.
»Das Risiko kann bestimmt werden anhand der Höhenlage, der Nähe der Wasserquelle, der Anfälligkeit gegenüber hoher Strömungsgeschwindigkeit und des potenziellen ökonomischen Schadens«, las sie vor. Verdutzt drehte sie das Buch um und warf einen Blick auf den Einband. Der Titel lautete: Eine Abhandlung über Talbewirtschaftung in Flussnähe.
Warum in aller Welt haben wir dieses Buch? Jetsun schüttelte den Kopf. Es spielte keine Rolle. »Es ist unerlässlich, vorher erfolgte Maßnahmen zur Eindämmung von Überschwemmungen zu verstehen, denn sie könnten die Gefahr noch erhöhen, statt sie zu verringern.«
Das Mädchen tat einen zitternden Atemzug, dann entspannte es sich. »Ein halbes Jahr, und weiter bist du nicht gekommen?«, fragte es und lächelte ins Nichts. »Du musst aufhören, dir so viele Projekte auf einmal vorzunehmen, Se-Se.«
Es funktionierte. Den Geistern sei Dank, es klappt tatsächlich. Jetsun las weiter, arbeitete sich systematisch durch die unvertrauten Konzepte. »Was nun Schlickablagerungen angeht …«
Als das Kind diese Tortur zum ersten Mal durchgemacht hatte, hatten sie keine Ahnung gehabt, was vor sich ging. Die Heiler hatten ihr Möglichstes getan, das Fieber zu senken und es der Kleinen so angenehm wie möglich zu machen. Dann hatten sich die Vorfälle gehäuft und ihr zunächst wirres Gestammel hatte begonnen, sich zu Sätzen, Namen und Gesprächsfetzen zusammenzusetzen. Die Betreuer hatten mit den Worten nichts anfangen können, bis sie das Mädchen eines Tages von Seiner Majestät, dem Erdkönig Zhoulai, sprechen hörten. Einem Mann, dem es nie begegnet war, denn er war schon vor drei Jahrhunderten gestorben.
Zum Glück hatte die Äbtissin daran gedacht, Notizen zu machen. Jedes verständliche Wort hatte sie aufgeschrieben und später, beim Durchgehen ihrer Aufzeichnungen, hatte sie schließlich ein Muster erkannt. Die Namen: Angilirq, Praew, Yotogawa. Namen aus jeder Nation.
Namen früherer Avatarsgefährten.
Nicht jedes Phantom, mit dem das Kind sprach, hatte es in die Annalen der Geschichte geschafft und manchen, denen es gelungen war, war nie eine enge Verbindung zum Avatar nachgesagt worden. Jetsun konnte nur mutmaßen, wie viele Menschen und ihre Geschichten wohl in Vergessenheit geraten waren und nun, durch dieses Mädchen, bruchstückhaft wieder an die Oberfläche kamen.
Zum Glück waren die Unterhaltungen oft angenehm. Die Kleine lachte mit ihren Freunden in Städten, die mittlerweile andere Namen trugen, oder Provinzen, die es nicht mehr gab. Jetsun hatte dabei schon so einiges mit angesehen: Wie das Mädchen aus dem Bett gesprungen war und seine Erfolge bei legendären Winterjagden herausgebrüllt hatte; oder es hatte sich auf den Boden gesetzt und meditiert, mit dem inneren Frieden eines Fremden.
Gelegentlich erlebte die Kleine jedoch Albträume im Wachzustand und Schübe der Trauer und des Zorns drohten, sie zu zerreißen. Dann murmelte sie die Namen nicht, sondern schrie sie hinaus, als wäre sie vom Universum selbst verraten worden.
Zufällig hatten sie herausgefunden, dass sich das Kind manchmal beruhigen ließ, wenn sie dahinterkamen, mit welcher Figur aus der Vergangenheit es gerade redete, und dann aus deren Perspektive antworteten. Je tiefer sie in die jeweilige Rolle eintauchten, desto besser. Es war ganz so, als wären sie Eltern, die eine Gutenachtgeschichte vorlasen und dabei die Stimme verstellten, um die verschiedenen Figuren darzustellen.
Vertrautheit war der beste Balsam, mit dem sie aufwarten konnten, also schauspielerten sie verzweifelt, um dem Mädchen zu helfen.
Es nickte ein, als Jetsun bei einem Kapitel über die korrekte Bauweise von Hafendämmen angelangt war. Kurz darauf betrat Tsering das Zimmer.
Kein Gleiter, fiel Jetsun auf. Wahrscheinlich hatte auch sie sehen wollen, ob sie den Sprung von einem Turm zum anderen noch schaffte.
»Wie geht’s ihr?«, fragte die Bibliothekarin.
»Besser«, sagte Jetsun. »Wer war Mesose?«
»Ein Gefährte von Avatar Gun«, erklärte Tsering, während sie ans Bett trat. »Fähiger Dichter und Ingenieur. Er starb in Ha’an, als Gun dabei versagte, einen Tsunami aufzuhalten.«
Jetsun hatte plötzlich einen sauren Geschmack auf der Zunge. »Versagte?« Dieses Wort hätte sie für niemanden gewählt – egal ob Avatar oder nicht –, der sich tapfer einer...
| Erscheint lt. Verlag | 8.12.2022 |
|---|---|
| Übersetzer | Bernd Sambale |
| Verlagsort | Ludwigsburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Schlagworte | Aang • Abenteuer • action • Avatar • Bändiger • Fantasy • Fortsetzung • Korra • Nickelodeon • TV-Serie |
| ISBN-10 | 3-98666-089-5 / 3986660895 |
| ISBN-13 | 978-3-98666-089-5 / 9783986660895 |
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