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WAGNER - Putins geheime Armee (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Insiderbericht | Russlands brutale Schattenarmee und seine Söldner
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
300 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2850-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

WAGNER - Putins geheime Armee -  Marat Gabidullin
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»Unser Geschäft ist der Tod - und das Geschäft läuft gut.« PMC (Private Military Company) WAGNER ist ein privates russisches Sicherheits- und Militärunternehmen, dessen Einheiten verdeckt operieren und als besonders brutal gelten. WAGNER war während der russischen Machtübernahme auf der Krim sowie in Syrien, im Sudan, in Mali  aktiv und ist es aktuell auch in der Ukraine.  Der private Charakter von Putins Schattenarmee WAGNER hat den Vorteil, dass offizielle Aufträge abgestritten und jegliche Konventionen oder Völkerrecht ignoriert werden können und auch Verluste dieser Einheiten keine Rolle spielen. Finanzielle und politische Interessen vermischen sich. Die Verbindungen der WAGNER-Gründer zu Putin sind offensichtlich. Obwohl WAGNER-Soldaten kein Teil der russischen Streitkräfte sind, werden verdiente Kräfte mit Orden dekoriert. Der WAGNER-Söldner Marat Gabidullin gibt erstmals einen Einblick in das Innenleben der WAGNER-Truppe. Die Schilderungen von Marat Gabidullin werden durch ein Vorwort der französischen Journalistinnen Ksenia Bolchakova und Alexandra Jousset eingebunden, die auch einen Dokumentarfilm über ihn und die Gruppe WAGNER gedreht haben.

Marat Gabidullin, geboren 1966, diente zehn Jahre als Berufssoldat bei den russischen Luftlandetruppen und verließ die Armee nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als Oberleutnant. Nachdem er sich mit der russischen Mafia eingelassen und einen Mann getötet hatte, landete er für drei Jahre im Gefängnis. 2015 heuerte er bei der russischen Privatarmee WAGNER an, wurde auf der Krim und in Syrien eingesetzt und dort schwer verwundet. Er ist der erste WAGNER-Soldat, der ein Buch schreibt.

Marat Gabidullin, geboren 1966, diente zehn Jahre als Berufssoldat bei den russischen Luftlandetruppen und verließ die Armee nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als Oberleutnant. Nachdem er sich mit der russischen Mafia eingelassen und einen Mann getötet hatte, landete er für drei Jahre im Gefängnis. Mit 43 heuerte er bei der russischen Privatarmee WAGNER an, wurde auf der Krim und in Syrien eingesetzt und dort schwer verwundet. Er ist der erste WAGNER-Soldat, der ein Buch schreibt.

EINLEITUNG


Marat Gabidullin ist kein Mann, der seine Taten bereut. Er ist kein Whistleblower, der sich gegen die Organisation wendet, der er selbst einmal angehört hat, weil ihn das schlechte Gewissen dazu drängen würde. Nein, denn Marat ist Soldat, er gehört zum Fußvolk, das den Mächtigen als Kriegsfutter dient. Ein Homo Sovieticus, der in seiner DNA die ganze Schizophrenie mit sich herumträgt, die die Menschen des heutigen Russlands prägt. So ist er stolz darauf, Teil der Luftstreitkräfte der offiziellen Armee seines Landes gewesen zu sein. Stolz darauf, als Söldner der Wagner-Gruppe gegen die Terrororganisation Daesch in Syrien gekämpft zu haben. Marat erzählt begeistert von seiner Teilnahme an dem Militäreinsatz, bei dem Palmyra von den Islamisten zurückerobert wurde. Palmyra, die antike Oasenstadt, von deren ferner, tausendjähriger Zivilisation viele träumen. Und dennoch verspürt Marat ein gewisses Unbehagen, wenn er zugibt, einer illegalen Schattenarmee gedient zu haben, die derzeit im Rampenlicht steht. Der Wagner-Gruppe werden in ihren Einsatzländern schlimmste Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung vorgeworfen, darunter Vergewaltigung, Folter und Mord. Von der Ukraine bis Syrien. Von Libyen bis zur Zentralafrikanischen Republik. Und nun auch in Mali.

Wer dieses Buch aufschlägt, sollte keine Schuldbekenntnisse erwarten. Diese Erzählung wird von den Widersprüchen getragen, die ihren Autor plagen. Es geht um eine für Russland sehr typische Geschichte, die von Bruch und Erlösung handelt. Es ist das Abenteuer eines Söldners im Dienst einer Armee, die offiziell gar nicht existiert.

Um seinem Leben ein Gesicht zu geben, beschloss Marat, zu schreiben. Um die Tatsachen festzuhalten. Um seine Geschichte und die seiner Waffenbrüder in Stein zu meißeln. Eine Geschichte, die bislang von den Behörden seines Landes totgeschwiegen wurde. Denn laut Kreml gibt es die Wagner-Gruppe überhaupt nicht. Diese bewaffnete Truppe, die in der ganzen Welt eingesetzt wird und nur die Interessen des russischen Regimes verfolgt, ist laut offizieller Version eine Fantasie der Regimekritiker – allen voran des Westens. Wladimir Putin, der mehrfach zu diesem Thema befragt wurde, hat sich stets geweigert, den Einsatz von Söldnern in Konfliktgebieten anzuerkennen. Er hat systematisch jegliche Verbindung zwischen dem Kreml und der privaten Armee bestritten.

Erstens, weil das Söldnerwesen in Russland eine offiziell illegale Tätigkeit ist, die nach Artikel 348 des Strafgesetzbuchs mit Haftstrafen von bis zu acht Jahren geahndet wird. Zweitens, weil der russische Präsident von diesem geradezu mafiösen Schweigen profitiert. Durch die Entsendung von Söldnern spart der Staat bei den Rentenansprüchen und Gehältern, die er den Soldaten der regulären Armee zahlen muss. Und es ermöglicht auch, Tote verschwinden zu lassen. Dazu Marat: »Unsere Generäle begannen, sich über mögliche Verluste Sorgen zu machen. Unsere Landsleute wollten ihrerseits den Krieg nicht als todbringendes Phänomen begreifen. Es musste also eine Kompromisslösung gefunden werden. Einer dieser Kompromisse bestand darin, eine Parallelstruktur zu erschaffen, deren Teilnahme am Kampfgeschehen bei Bedarf geleugnet werden konnte. Währenddessen bekamen die Bürger unseres Landes zur Beruhigung schöne Bilder zu sehen, damit sie weiterhin voller Nationalstolz den Militärparaden auf dem Roten Platz zujubelten, überzeugt von der erstaunlichen Schlagkraft unserer Armee.« Und drittens, weil Wagner Wladimir Putin einen »Joker« bietet. Nämlich die Macht, jede Verantwortung für Übergriffe von Söldnern oder für Operationen, die vor Ort schiefgehen, mit plausibel klingenden Argumenten zurückzuweisen: Wir haben nichts damit zu tun, und wenn Sie Probleme mit Wagner haben, wenden Sie sich an die Verantwortlichen von Wagner! Und darin liegt die ganze Raffinesse. Die Wagner-Gruppe besitzt keine rechtliche Existenz. Es handelt sich um eine Schattenarmee, für die niemand öffentlich die Verantwortung übernimmt, weder für die Leitung noch für die Handlungen.

An der Spitze dieser Organisation stehen jedoch zwei Männer. Der erste ist ihr Gründer. Derjenige, der der Organisation diesen ungewöhnlichen Namen gegeben hat: Oberstleutnant Dimitri Utkin, Kampfname »Wagner«. Als ehemaliges Mitglied der GRU, des russischen Militärgeheimdiensts, verließ er 2013 die Armee. Ab 2014 versammelte er andere Veteranen von Spezialeinheiten um sich und gründete eine schnelle Eingreiftruppe, um gezielte Operationen in der Separatistenregion Donbass in der Ukraine durchzuführen, die sich im Krieg gegen die proeuropäische Regierung in Kiew befand. Diese Söldnertruppe nahm daraufhin den Namen ihres Anführers an. Er wählte den Namen Wagner als Hommage an den deutschen Komponisten und wegen des damit verbundenen Symbolcharakters. Denn Dimitri Utkin ist ein großer Bewunderer des Dritten Reichs und Adolf Hitlers. Als Europäer fragt man sich natürlich, wie Angehörige eines Volks, dessen Vorväter die Nazis im Zweiten Weltkrieg besiegten, einem Wagner-Kult anhängen können. Die Tatsache, dass russische Offiziere Nazis bewundern, mag paradox erscheinen. Die Antwort liegt zum Teil in der zunehmenden Bedeutung eines panslawischen Neopaganismus in Russland. In Wagners Reihen sind laut Marat 30 bis 40 Prozent der Mitglieder Anhänger des Rodismus (»der ursprüngliche Glaube«), einer Bewegung slawischer Neuheiden, die in den Achtzigerjahren entstand und die in ethnischen Fragen stark vom rechtsextremen Rassendiskurs in Deutschland inspiriert ist. Die Rodisten, wie sie auch genannt werden, wünschen sich eine Rückkehr zum alten vorchristlichen Glauben und zur Anbetung der Naturkräfte. Mit ihrer Bindung an ihren Mutterboden, ihre russische Erde, zeigen sie eine nationalistische Tendenz: Denn nur hier vermag das russische Volk angeblich seine wahren Werte wiederzufinden. Sie sind antisemitisch, fremdenfeindlich und auf ethnische Reinheit und Rassentrennung fixiert. Dennoch treten sie nicht missionarisch auf. Marat berichtet: »Die anderen, Christen, Muslime oder solche wie mich, die an nichts Bestimmtes glauben, wurden einfach in Ruhe gelassen. Niemand hat dir etwas aufgezwungen, niemand hat dich gezwungen, diese Weltanschauung anzunehmen.« Einige Rodisten, wie zum Beispiel Dimitri Utkin, vertreten jedoch offen rechtsextreme Ansichten eines Neonazis. Als Marat unter ihm diente, bemerkte er, dass dieser das slawische Hakenkreuz »Kolovrat« und slawische Runen auf seinem Körper tätowiert hat. Auf einem neueren Foto zeigt Wagners Kommandeur weitere Tätowierungen, darunter eine »Siegrune«, das SS-Emblem der Nazis, prominent auf seinem Hals platziert. In den Reihen der Söldner wird diese Ideologie weitgehend geteilt. Auf dem iPad eines toten Söldners, das in Libyen gefunden wurde, befand sich in der virtuellen Bibliothek eine Ausgabe von Mein Kampf. Ebenfalls in Libyen wurden in den Ruinen der von Wagners Männern besetzten Häuser islamfeindliche Graffiti gefunden. Der Aliasname »Wagner« von Dimitri Utkin hat für einen ganz besonderen Sprachgebrauch gesorgt. Die Söldner nennen sich untereinander »die Musiker«. In den sozialen Netzwerken behaupten sie, Teil eines »Orchesters« zu sein, das von einem »Komponisten« geleitet werde und »Konzerte« auf der ganzen Welt gebe. Auf diese Weise machen sie deutlich, dass sie an Kämpfen teilnehmen. Auf ihren Propagandavideos wird in der oberen rechten Ecke ein Porträt des deutschen Komponisten gezeigt.

Auch Marat Gabidullin verwendet in seinem Bericht eine musikalische Metapher. Er verwandelt Utkin in »Beethoven« – ein Deckname, der den Leser kaum im Unklaren darüber lässt, um wen es sich hier handelt. Der Autor beschreibt einen von seinen »Legionären« gefürchteten Kommandeur, der abwechselnd visionär und »Furcht einflößend« auftritt. Insgesamt sollen seit 2014 10.000 Kämpfer, darunter Marat, unter seinem Befehl gedient haben. Heute sind schätzungsweise 5000 Söldner für Wagner aktiv, die bereitstehen, um jederzeit auf Kriegsschauplätzen außerhalb der russischen Grenzen eingesetzt zu werden.

Die andere Schlüsselfigur der Wagner-Gruppe ist Jewgeni Prigoschin. Auch über ihn spricht Marat nicht offen. Sie kennen sich zwar gut, sind jedoch durch einen moralischen Pakt aneinander gebunden. Der Oligarch hatte ihm einen wertvollen Dienst erwiesen, bevor Marat 2019 die Gruppe verließ. Jewgeni Prigoschin wurde am 1. Juni 1960 geboren. Wie Wladimir Putin stammt er aus Sankt Petersburg, und wie dieser hat er das postsowjetische Chaos zum eigenen Vorteil genutzt. Der ehemalige Verbrecher, der zu einem der mächtigsten Männer Russlands wurde, ist das reine Produkt einer Unterwelt aus Sicherheitsmilizen, Spionen, Geheimdienstlern, Mafiabossen und Ex-Häftlingen. Prigoschin kennt das Gefängnis gut. 1981, gerade 20 Jahre alt, wurde er von der Justiz der UdSSR wegen Diebstahls, Betrugs und der Zwangsprostitution Minderjähriger zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Diese Erfahrung sollte ihn für immer prägen. Als er neun Jahre später aus dem Zuchthaus entlassen wurde, lag die UdSSR in Trümmern. Die »Schocktherapie« der Neunzigerjahre zur Wiederbelebung der russischen Wirtschaft schuf ungeahnte...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2022
Übersetzer Christiane Koschinski, Jörg Lukas
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Geschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Internationale Politik • Krieg • militärische Auseinandersetzung • Private Armee • Putin • Russland • Sicherheitspolitik • Söldner • Syrien • Ukrainekonflikt • Ukraine-Krieg
ISBN-10 3-8437-2850-X / 384372850X
ISBN-13 978-3-8437-2850-8 / 9783843728508
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