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Die Ehre Roms (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
528 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29319-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Ehre Roms -  Simon Scarrow
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Einst kehrten die römischen Truppen siegreich aus Britannien zurück. Doch als Centurio Macro fünfzehn Jahre später erneut auf die Insel kommt, ist die Lage angespannt. Die britischen Stämme haben sich nur widerwillig ergeben, und selbst in der Hauptstadt Londinium werden die Gesetze Roms missachtet. Dass die heimlichen Herrscher der Stadt vor nichts zurückschrecken, erfährt Macro bei einem nächtlichen Überfall schmerzhaft am eigenen Leib. Doch die Unruhestifter haben die Rechnung ohne Macros alte Waffenbrüder gemacht, zu denen auch der Präfekt Cato zählt. Und so kämpfen die alten Freunde erneut Seite an Seite für die Ehre Roms.

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

KAPITEL 1


Auf der Tamesis, Britannien,
im Januar 59 n. Chr.

Da kommt ein Schiff.«

Centurio Macro deutete den Fluss hinunter. Die grau melierten Locken über der Stirn wehten im kalten Wind, als er aufs Wasser hinausblickte. Alle an Bord der Delphin drehten sich um und sahen ein kleines, niedriges Schiff, das von vier Ruderern angetrieben wurde. Drei weitere Männer saßen im Heck, einer stand vorn am Bug und hielt sich an einem Seil fest. Das Fahrzeug war etwa eine Viertelmeile entfernt an einer Flussbiegung aufgetaucht und näherte sich zügig. Macro schätzte, dass es das schwerfällige Handelsschiff bald überholen würde, das seine Frau und ihn flussaufwärts nach Londinium brachte. Obwohl die Männer keine Rüstungen trugen und Macro auch keine Speere oder sonstigen Waffen erkennen konnte, kam ihm irgendetwas an diesen Leuten nicht ganz geheuer vor.

»Sind wir in Gefahr?«

Er drehte sich zu seiner Gemahlin Petronella um, einer Frau von kräftiger Statur mit ovalem Gesicht und dunklem Haar, die fast so groß wie Macro war. Sie waren schon seit einigen Jahren ein Paar, und Petronella wusste, dass sein Instinkt noch genauso scharf war wie in seiner Zeit als Centurio der Armee.

»Ich glaube nicht, aber ein bisschen Vorsicht hat noch nie geschadet, oder?«

Während er das herannahende Fahrzeug nicht aus den Augen ließ, ging er zum Kapitän des Handelsschiffes. »Auf ein Wort, Androcus.«

Der Kapitän bemerkte Macros warnenden Blick und folgte ihm nach achtern, wo das Gepäck untergebracht war. Macro zog das Ziegenfell zurück, mit dem die Sachen bedeckt waren, und öffnete die Truhe mit seiner Ausrüstung. Er nahm seinen Schwertgürtel heraus, legte ihn rasch an und rückte ihn zurecht, sodass der Schwertgriff genau an der richtigen Stelle saß. Dann griff er noch einmal in die Truhe und gab Androcus einen Reservegürtel. »Leg den an.«

Der Kapitän zögerte und blickte zu dem sich nähernden Boot. »Die sehen mir recht harmlos aus. Hältst du es wirklich für notwendig, dass wir uns bewaffnen?«

»Ich hoffe, es wird nicht nötig sein. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass es besser ist, eine Waffe zu tragen und sie nicht zu brauchen, als umgekehrt.«

Androcus überlegte einen Augenblick, dann nahm er den Gürtel und schnallte ihn sich um die schmale Hüfte. »Und jetzt?«

»Jetzt warten wir ab, was sie tun.«

Die Sonne schien matt durch den Dunstschleier und tauchte den Fluss und die eintönige Landschaft an den Ufern in ein trübes Licht. Das platschende Geräusch, mit dem die Ruder ins Wasser eintauchten, war nun ganz deutlich zu hören. Das kleine Schiff hielt seinen Kurs und schloss keine zehn Meter entfernt zu dem größeren Handelsschiff auf. Macro sah, wie der Mann am Bug herüberschaute, als würde er nach einer sichtbaren Fracht suchen, ehe sein Blick auf Macro und Androcus fiel. Wie die anderen trug er einen Umhang, und seine Haare waren mit einem Lederband zurückgebunden.

Macro räusperte sich und spuckte über die Reling, dann hob er die Hand zum Gruß. Er öffnete seinen Umhang weit genug, dass das Schwert zu sehen war. »Hallo, Freunde. Ein kalter Nachmittag hier draußen auf dem Fluss, was?«

Der Mann am Bug nickte grinsend und murmelte eine Anweisung in der hiesigen Sprache. Die Ruderer legten eine Pause ein, und das Boot wurde sofort langsamer. »Ja, verdammt kalt«, sagte er, nun in akzentgefärbtem Latein. »Seid ihr unterwegs in die Stadt?«

»Ja«, rief Androcus zurück. »Und ihr?«

Der Mann deutete den Fluss hinauf. »Zu einem Fischerdorf zwei Meilen weiter. Wir freuen uns schon aufs Essen. Möge der Flussgott euch beschützen.«

Er tippte sich zum Abschied mit dem Finger an die Stirn und wandte sich wieder den Männern an den Rudern zu. Sie legten sich in die Riemen, und das Boot beschleunigte flussaufwärts.

Androcus stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Also doch kein Grund zur Sorge.«

Macro sah dem Boot nach, das sich bereits der nächsten Biegung näherte. Aus dem Schilfgürtel am Ufer stieg Nebel auf, in dem das Boot wenig später verschwand. »Ich bin mir nicht so sicher. Fragst du dich nicht, warum sie an einem so kalten Winternachmittag unterwegs sind?«

»Keine Ahnung. Genauso gut könnte man mich fragen, warum ich in dieser Jahreszeit die Überfahrt aus Gallien mache.«

Macro überlegte einen Augenblick. »Das Dorf, von dem er gesprochen hat – kennst du es?«

Androcus schüttelte den Kopf. Es gibt einige Dörfer am Fluss, aber nicht so nah, wie er gesagt hat.«

»Bist du sicher?«

Der Kapitän machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich fahre jetzt seit fünf Jahren zwischen Londinium und Gesoriacum hin und her. Ich kenne die Tamesis in- und auswendig. Du kannst mir glauben, Centurio, das nächste Dorf ist mindestens zehn Meilen entfernt. Es kann natürlich sein, dass es irgendwo eine kleine Siedlung an einem Bach gibt, der in den Fluss mündet, aber mir ist nichts davon bekannt.« Er blickte in die Richtung, in der das kleine Schiff verschwunden war. »Vielleicht hast du recht. Sehr vertrauenerweckend hat mir der Kerl nicht ausgesehen.«

»Ganz meine Rede«, betonte Macro. »Ich fürchte, es wird Ärger geben. Sicherheitshalber sollten wir nicht haltmachen, wenn es dunkel wird.«

»Wir sollen im Dunkeln den Fluss hinauffahren?« Androcus schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«

»Hast du nicht gesagt, du kennst den Fluss?«

»Ja, bei Tageslicht.«

»Er ist in der Nacht immer noch derselbe Fluss«, hielt Macro dagegen. »Ich habe vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten. Du wirst das Schiff sicher in die Stadt bringen. So gehen wir diesen Leuten aus dem Weg. Was kann denn schon passieren? Wenn wir auf Grund laufen, warten wir eben auf die Flut.«

»Wenn wir auf eine Sandbank laufen, kann durch den Aufprall der Mast knicken.«

»Dann fahren wir eben langsam. Und ein geknickter Mast wäre immer noch besser, als deine Fracht, deine Männer, die Passagiere und dein Leben zu verlieren, wenn uns eine Bande von Flusspiraten angreift.«

Der Kapitän rieb sich das Kinn. »Wenn du es so siehst …«

»Genau so sehe ich es. Wir dürfen nicht anhalten.«

Macro drehte sich um und ging zu seiner Frau zurück. »Wir legen heute Abend nicht an«, sagte er mit einem beruhigenden Lächeln.

»Warum? Wegen dieser Männer?«, fragte Petronella argwöhnisch.

Er nickte. »Nur um sicherzugehen.«

»Sind sie gefährlich?«

»Wir lassen es am besten nicht darauf ankommen.« Er hielt einen Moment inne und rief Androcus zu: »Habt ihr irgendwelche Waffen an Bord?«

»Ein paar Äxte, Messer und die Belegnägel.«

»Wie sieht es mit Rüstungen aus?«

»Wir sind Seemänner, Centurio, keine Soldaten. Warum sollten wir Rüstungen an Bord haben?«

»Auch wieder wahr«, räumte Macro ein. »Sorg wenigstens dafür, dass deine Männer bewaffnet sind, und bleib wachsam. Wenn wir angegriffen werden, wird es einen blutigen Kampf geben. Piraten lassen keine Zeugen am Leben. Das heißt, wir müssen genauso skrupellos kämpfen wie sie. Verstehst du?« Er schaute zu den Matrosen, um sicherzugehen, dass sie den Ernst der Lage begriffen.

»Was ist mit mir?«, fragte Petronella.

Macro betrachtete sie nachdenklich. Obwohl sie eine Frau war, verstand sie sich zu wehren. Macro hatte mehr als einmal gesehen, wie sie einen Mann mit einem satten Faustschlag niederstreckte. Er küsste sie auf die Wange. »Versuch aber, in der Dunkelheit nicht zu viele von unseren Leuten zu töten, ja?«

Als die Wintersonne sich dem Horizont zuneigte, hielten alle an Bord Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen einer Bedrohung von den Ufern.

»Dafür haben wir unser angenehmes Leben in Rom aufgegeben?« Petronella deutete auf die karge Landschaft. Da die Tamesis ein Gezeitenfluss war, kamen bei Ebbe breite Schlammbänke zum Vorschein. Jenseits des Schilfgürtels erstreckten sich niedrige Hügel, die von Dornbüschen und kahlen Bäumen bewachsen waren.

Petronella schüttelte den Kopf und hüllte sich in den Pelzkragen ihres Umhangs, während Macro mit den Schultern zuckte. Er hatte vor fast zwei Jahren die Armee verlassen; wenig später waren sie nach Britannien aufgebrochen, hatten dann aber mehrere Monate in Massilia haltgemacht, weil Petronella erkrankt war. Nach ihrer Genesung hatte Macro die Reise so schnell wie möglich fortsetzen wollen, auch wenn es bedeutete, die Überfahrt mitten im Winter zu machen. Als Lohn für seinen langjährigen, aufopferungsvollen Dienst hatte er nicht nur eine großzügige Prämie erhalten, sondern auch ein Stück Land in der Veteranenkolonie von Camulodunum. Beste Voraussetzungen für einen angenehmen Ruhestand, überlegte er mit einem Lächeln.

»Also, ich finde es wirklich nicht schlecht hier«, meinte er.

»Ja? Findest du?« Sie hob eine Augenbraue. »Warum will Rom diesen riesigen Sumpf unbedingt zu einer Provinz machen?«

Macro lachte, und zwischen den Falten traten die Narben hervor, die er sich im Laufe der Jahre zugezogen hatte. Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »Du siehst das Land nicht von seiner besten Seite. Im Sommer sieht es hier ganz anders aus. Der Boden ist fruchtbar, und in den Wäldern wimmelt es von Wild. Auf den Handelswegen kommen von überall aus dem Reich Waren ins Land, die einem das Leben angenehmer machen.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Weinkrüge im Laderaum. »In ein paar Jahren wird es in Britannien wie in jeder anderen Provinz sein. Du wirst schon sehen. Hab ich nicht...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2023
Reihe/Serie Rom-Serie
Übersetzer Norbert Jakober
Sprache deutsch
Original-Titel The Honour of Rome
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2023 • Altes Rom • Antike • Bestsellerreihe • Britannien • Centurio • eBooks • Historische Romane • Legionäre • Londinum • London • Macro und Cato • Neuerscheinung • Scarrow neu 2022 • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Tribun
ISBN-10 3-641-29319-7 / 3641293197
ISBN-13 978-3-641-29319-2 / 9783641293192
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