More than a Star (eBook)
224 Seiten
Piper Verlag
9783492602327 (ISBN)
Lucy Gold ist eine amerikanische Debütautorin, die Südkorea, koreanisches Essen, Bücher, Anime und - natürlich - K-Pop-Musik liebt. Sie wurde an Silvester geboren, was ihr koreanisches Alter um zwei Jahre »älter« macht statt nur um ein Jahr.
Lucy Gold ist eine amerikanische Debütautorin, die Südkorea, koreanisches Essen, Bücher, Anime und – natürlich – K-Pop-Musik liebt. Sie wurde an Silvester geboren, was ihr koreanisches Alter um zwei Jahre »älter« macht statt nur um ein Jahr.
1 Madison
Der Typ sah gut aus.
Er schien einen Moment zu zögern, als würde er noch nicht gehen wollen. Er blickte über seine schicke Sonnenbrille hinweg weiter in meine Richtung und strich sich das dichte, lockige Haar aus der glatten Stirn, während er an der Mauer des Cafés lehnte. Draußen war es kalt, und sein Atem trat in Wolken zwischen seinen geöffneten Lippen hervor.
Ich nippte an meinem Kaffee und wendete meinen Blick schnell ab, weil ich nicht wollte, dass er mich dabei ertappte, wie ich ihn anstarrte. Stattdessen blickte ich mich um und beobachtete die Leute, die hier auf der Terrasse des Cafés aus ihren Mehrwegbechern und Tassen tranken. Es war Januar, und doch schien es ihnen hier draußen zu gefallen. Jeder, ich eingeschlossen, war warm eingemummelt, als würde die Sonne gleich erlöschen.
Der Kerl veränderte seine Position, und mein Blick schnellte automatisch zu ihm zurück. Seine Sonnenbrille war verspiegelt, und er platzierte sie so auf seiner Nase, dass ich seine Augen nicht länger sehen konnte. Dann kam er auf mich zu.
Mein Herz fing wie wild zu klopfen an. Er kam näher und näher … Ich blickte ihm ins Gesicht.
Aber er ging direkt an mir vorbei und blieb an dem Tisch hinter mir stehen, wo er zu einem hübschen Mädchen mit seidigem Haar in eindeutig flirtendem Tonfall sagte: »Hallo, wie heißt du denn?«
Ich wurde knallrot und drehte schnell meinen Kopf weg, hörte aber noch ihr leises Lachen und ihre routinierte Antwort. Wahrscheinlich war sie es gewohnt, dass hübsche Jungs sie um ein Date baten. Selbst so hübsche Typen wie der hier.
Ich stand auf und trank noch hastig meinen Kaffee aus, damit ich gehen konnte. Selbst in Korea war ich für das andere Geschlecht unsichtbar.
Ich warf meinen Papierbecher in den Müll und eilte davon, während ich mir wie eine Idiotin vorkam. Es ist in den USA nicht passiert, und es wird auch hier nicht passieren.
Ich war jetzt zwei Wochen in Korea, wo ich wegen eines Jobs hingezogen bin. Ich nehme an, ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, dass die Dinge hier für mich anders laufen würden. Ich seufzte und kam mir einfach nur dumm vor, als ich ein orangefarbenes Taxi heranwinkte.
Es hielt an, und ich stieg ein. Die warme Luft wehte mir ins Gesicht und verbreitete eine angenehme Wärme bis in meine Zehen. Ich seufzte erleichtert auf, zog meinen Geldbeutel heraus und warf einen Blick auf die Adresse. Sie stand in meiner geschwungenen Handschrift auf einem Zettel, der zwischen ein paar koreanischen Banknoten steckte. Ich las sie dem Fahrer laut vor, er nickte, und das Auto setzte sich in Bewegung.
Das, was ich durch die Fensterscheibe sehen konnte, war wunderschön. Seoul, Südkorea – ein Ort, der sich fast unwirklich anfühlte, jetzt, da ich endlich hier war, nachdem ich so viele Jahre lang die Sprache gelernt hatte. Alles hatte mit Ambition angefangen, meiner Lieblings-K-Pop-Band. Nachdem ich einige Videos der Band gesehen und dabei mitbekommen hatte, wie Wooyeong, Tai, Dyeong und Chin-hyuk miteinander umgingen, hatte ich unbedingt wissen wollen, was sie sagen. Deshalb hatte ich begonnen, Koreanisch zu lernen. Ich war fünf Jahre lang drangeblieben und hatte viele verschiedene Dinge ausprobiert, um die Sprache fließend zu beherrschen. Es war ein tolles Gefühl gewesen, als ich plötzlich tatsächlich begonnen hatte zu verstehen, was sie sagten. Und es war sogar noch besser, als ich etwas später auch ihren Humor und ihre Bemerkungen verstand. Ich konnte mich noch genau an das erste Mal erinnern, als ich einen ganzen Satz verstanden hatte. Es war bei einem Überraschungs-VLive gewesen, und Dyeong und Wooyeong hatten zusammen in einem Auto gesessen und sich gegenseitig aufgezogen. Dyeong hatte angehalten, um kurz auf einen Kommentar zu antworten – immer noch ein Grinsen im Gesicht. »Wo ist Tai? Er ist mit Chin-hyuk im Studio.«
Ich hatte es gar nicht glauben können – es war ein magischer Moment gewesen. Momente wie dieser hatten mich dazu ermutigt, die Sprache weiterzulernen, egal, wie schwer es war.
Seoul war der nächste Schritt. Für mich gab es nichts mehr in meinem langweiligen Heimatort in den Staaten. Das hier war ein Abenteuer – etwas Neues.
Die Straße, durch die wir fuhren, war eng. Auf beiden Seiten befanden sich dicht an dicht Läden gedrängt, die alles verkauften, was man sich nur vorstellen konnte. Wir waren bereits an drei weiteren Cafés, einem Burgerladen, ein paar Büros, einem Kosmetikstudio und ein paar anderen Gebäuden vorbeigefahren, die ich nicht erkannte. Überall waren meist koreanische Schriftzeichen zu sehen, mit den ein oder anderen romanisierten Buchstaben dazwischen. Ich sah jede Menge Beton und Glasfenster, und alle Bäume und Sträucher, die dazwischen wuchsen, hatten keine Blätter mehr, weil es Winter war.
Alles war noch so neu für mich. Zwei Wochen waren nicht genug, um mich an alles zu gewöhnen. Diese Stadt hatte etwas so Einzigartiges, etwas so Aufregendes an sich, das ich nicht beschreiben konnte.
Wir kamen an einem Werbeschild für Tteokbokki vorbei – zylinderförmige Reiskuchen in einer dicken roten und scharfen Soße, die ich die Mitglieder von Ambition schon hatte essen sehen.
Ich hatte sie noch nicht probiert. Oder überhaupt irgendein koreanisches Essen. Das gab es in meiner Stadt in Amerika einfach nicht.
Die Tteokbokki glänzten in ihrer Soße und waren mit grünen Zwiebeln verziert. Allein bei dem Anblick bekam ich Kohldampf. Ich war jetzt zwei Wochen in Korea und hatte vor, noch mindestens ein Jahr lang hierzubleiben – es war an der Zeit, die einheimische Küche zu probieren.
»Sir«, sagte ich schüchtern und legte mir die koreanischen Worte in meinem Kopf zurecht, bevor ich sie aussprach. »Wo kann man hier gut essen gehen?«
»Suchen Sie nach amerikanischer oder koreanischer Küche?«, fragte er mich und blickte durch den Rückspiegel in mein offensichtlich ausländisches Gesicht.
»Koreanisch.«
»Eumsigi Yogi Itta«, antwortete er nickend. »Das Essen dort ist sehr gut, aber nicht so teuer. Sie servieren die gesamte Bandbreite an Banchan.«
Ich dankte ihm und suchte das Lokal auf meinem Handy. Den Rest der Fahrt verbrachte ich in gedankenverlorener Stille, bis wir in meiner Straße ankamen. Ich bezahlte den Taxifahrer, stieg aus und warf die Autotür hinter mir zu.
Ich atmete die erfrischende, kalte Luft ein und fühlte mich ziemlich gut. Heute Abend würde ich in dieses Restaurant gehen. Es würde der Beginn meines neuen Lebens hier sein – wo ich mich wirklich wie eine Einheimische verhalten würde. Ich konnte es kaum erwarten, das Essen zu kosten, das ich Ambition so viele Jahre lang hatte essen sehen.
Ich nahm die Stufen zu meinem Apartment hinauf, schloss die Tür auf und trat ein. Ich zog mir meine Winterjacke aus, warf sie durchs Zimmer und ließ mich auf das blaue Sofa, das gleichzeitig als mein Bett diente, fallen. (Es hatte sich herausgestellt, dass sie hier in Korea auch Ikea hatten.) Dieses Apartment war so klein, dass ich nicht wirklich ein Schlafzimmer hatte, und es wäre sowieso teurer gewesen, Sofa und Bett separat zu kaufen. Mein neues Zuhause sah aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt, aber zumindest hatte ich heute Morgen daran gedacht, mein Bett zurück in ein Sofa zu verwandeln.
Der Tisch vor dem Sofa war so vollgestellt, dass ich die Oberfläche gar nicht sehen konnte. Ein zusammengeknüllter roter Pulli, Broschüren von koreanischen Geschäften, Notizblöcke, eine leere Kaffeetasse, eine Schachtel mit Glühbirnen und die Informationen über die Müllentsorgung in meinem Apartment waren nur der Anfang. Pikiert schob ich meine Füße in das Chaos, damit ich sie auf den Tisch legen konnte, als ich mich auf das Sofa setzte. Dabei fielen eine Wasserflasche, ein Päckchen Taschentücher und ein paar Ohrstöpsel auf den Boden.
»Lebe den Traum«, murmelte ich zu mir selbst, als ich mein Handy aus der Tasche zog und das neueste Musikvideo von Ambition anklickte – Wistful Paradox.
Pure Harmonie erklang aus meinen billigen Handy-Lautsprechern. Glückselig schloss ich die Augen und lauschte den bittersüßen Klängen, die wunderschön und mir so vertraut waren. Ich öffnete die Augen...
| Erscheint lt. Verlag | 28.7.2022 |
|---|---|
| Übersetzer | Christina Kagerer |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | BLACKPINK • BTS • Erfüllung eines Traums • Essen • Fan • Freundschaft • Friends to Lovers • Heimliche Liebe • Koreanisch • K-Pop • K-Pop-Star • Liebe • Musik • Romance • Seoul • Südkorea |
| ISBN-13 | 9783492602327 / 9783492602327 |
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