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Schwarze Dünen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Nordsee-Krimi
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
509 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2840-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarze Dünen -  Nina Ohlandt,  Jan F. Wielpütz
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An einem diesigen Herbstmorgen stürzt über Sylt ein Kleinflugzeug ab. Die Maschine geht in den Dünen von List nieder, die Pilotin und ihr einziger Passagier sind auf der Stelle tot. Die Untersuchung zeigt, dass die Cessna manipuliert wurde - handelt es sich also um Mord? John Benthien, Hauptkommissar der Kriminalpolizei in Flensburg, übernimmt die Ermittlungen. Welche Rolle spielte der mysteriöse Passagier, der offenbar unter falschem Namen reiste? Und wer war er in Wirklichkeit? Auch persönlich stellt der Fall John vor Probleme, denn die neue Staatsanwältin scheint ihn, anders als ihre Vorgängerin, nicht rückhaltlos zu unterstützen. In Benthien keimt ein folgenschwerer Verdacht ...



Nina Ohlandt, ausgebildete Sprachlehrerin, arbeitete in vielen Berufen, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt starb 2020. Ihre Krimireihe wird von Jan F. Wielpütz fortgesetzt, der als Verlagslektor Krimi- und Thrillerautoren betreute und - teils unter Pseudonym - mehrere Bücher veröffentlichte, die auf der Spiegel-Bestsellerliste standen.

Nina Ohlandt, ausgebildete Sprachlehrerin, arbeitete in vielen Berufen, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt starb 2020. Ihre Krimireihe wird von Jan F. Wielpütz fortgesetzt, der als Verlagslektor Krimi- und Thrillerautoren betreute und - teils unter Pseudonym - mehrere Bücher veröffentlichte, die auf der Spiegel-Bestsellerliste standen.

1    Sanna Harmstorf


Wieder war sie bei den Toten. Sie befanden sich am Ende eines langen Flurs hinter einer Doppeltür aus Metall. Die Wände waren weiß gefliest, an der Decke flackerten Leuchtstoffröhren.

Sannas Schritte hallten vom Boden wider. Sie packte den Griff eines Türflügels und schwang ihn auf, obwohl sie wusste, was sie dahinter erwartete.

Auf dem Obduktionstisch lag der Körper eines Mannes. Eine lange Naht zog sich vom Schambein zum Kehlkopf, von wo aus zwei weitere Schnitte zu den Schultern führten, sodass sich die typische Form eines T ergab.

Der Rechtsmediziner hatte seine Arbeit beendet. Er stand neben der Leiche und zog sich die Handschuhe aus.

Sie näherte sich dem Obduktionstisch und betrachtete den Toten. Sein Gesicht war ihr fremd geworden. Das Leben war daraus verschwunden und mit ihm auch der Mensch, den sie kannte und den sie geliebt hatte.

Das halblange schwarze Haar hatte man ihm abrasiert. Ein Schnitt reichte von Ohr zu Ohr quer über den kahlen Schädel – oder das, was davon noch übrig war. Vom unteren Teil des Hinterkopfes fehlte ein ganzes Stück. Ein Loch mit Knochensplittern, Hautfetzen und verkrustetem Blut klaffte dort.

Der Rechtsmediziner nahm einen Metallstab und führte ihn in die Eintrittswunde in der Stirn des Mannes ein, deren Ränder unregelmäßig verbrannt waren.

Ein angesetzter Schuss, schräg von oben, sagte er. Vermutlich hat er vor seinem Mörder gekniet. Eine Hinrichtung.

Sie hörte seine Worte wie aus weiter Ferne, bestätigte sie nur mit einem Nicken. Ja, so musste es gewesen sein. Eine Hinrichtung. Ihr Blick wanderte zu den Handgelenken, wo Kabelbinder in die Haut eingeschnitten hatten.

Bei ihm ist es dasselbe. Der Rechtsmediziner deutete auf den benachbarten Obduktionstisch, auf dem ein zweiter Männerkörper lag, ebenfalls mit einem Einschussloch in der Stirn.

Erneut der Rechtsmediziner, der sich wieder dem ersten Toten zugewandt hatte: Was hatte er überhaupt dort zu suchen? Er muss doch gewusst haben, in welche Gefahr er sich begab.

Sie öffnete die Lippen einen Spalt weit, brachte aber keinen Ton heraus.

Sie. Sie selbst war der Grund. Höchstpersönlich hatte sie sein Todesurteil unterzeichnet.

In diesem Moment schlug der Tote die Augen auf und sah sie an. Seine Lippen formten eine Frage.

Warum?

Sanna Harmstorf schreckte aus dem Schlaf hoch und schnappte nach Luft. Das Herz raste in ihrer Brust. Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg und sich zu einer Angstattacke auszuweiten drohte. Ihre Kehle schnürte sich zu.

Sie setzte sich auf die Bettkante und zwang sich, kontrolliert zu atmen, so wie sie es gelernt hatte.

Es ist in Ordnung, Angst zu haben, sagte sie sich. Angst ist nur ein Gefühl von vielen. Jeder verspürt sie dann und wann. In dir ist nichts kaputt. Akzeptiere die Angst. Sie ist dein Freund, sie sagt dir, wenn etwas nicht stimmt. Finde heraus, warum du dich gerade jetzt fürchtest, frage dich, ob es wirklich angebracht ist. Nein? Dann nimm die Angst, schieb sie sachte wieder in den Raum, aus dem sie hervorgekrochen ist, und verschließ die Tür.

Langsam beruhigte sie sich. Sie hatte dieses Mantra dutzendfach mit der Polizeipsychologin eingeübt. Manchmal half es, manchmal nicht.

Sanna stand auf, zog die Jalousie hoch und öffnete das Fenster. Mit beiden Händen stützte sie sich auf das Sims und sog die kühle Luft, die hereinwehte, tief in die Lunge. Ihr Blick wanderte hinaus über das gekräuselte Wasser der Flensburger Förde, dahinter die Häuser der Stadt, die sich auf dem Hügel dicht an dicht drängten. In den frühen Morgenstunden brannte nur in wenigen von ihnen Licht, und auch im Hafen regte sich rings um das Hausboot noch kein Leben. Der Frühling schickte zwar seine ersten Vorboten, doch zu dieser Jahreszeit lagen die meisten Segelschiffe und Motorboote verlassen da.

Sanna schloss die Augen.

Mario.

Atme weiter tief und ruhig und spüre, wie sich dein Herzschlag beruhigt.

Fast ein Jahr war vergangen, seit sie vor jenem Obduktionstisch im Rechtsmedizinischen Institut in München gestanden hatte. Es würde dauern, das Geschehene zu verarbeiten, hatte die Psychologin ihr erklärt, doch irgendwann würde sie damit klarkommen. Irgendwann. Sanna fragte sich noch immer, wann das sein würde.

Sie hatte lange über eine Versetzung nachgedacht, die Möglichkeit, das alles weit hinter sich zu lassen, den Schritt dann aber doch erst vor Kurzem gewagt.

Nun war sie wieder hier, in ihrer Heimat, seit zwei kurzen Wochen, und es fühlte sich gut an. Denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie den Norden vermisst. Sie mochte in München erfolgreiche Jahre gehabt haben, doch im Stillen war sie nie mit der Stadt warm geworden. Sie hatte sich nach dem salzigen, klaren Geruch des Meeres, dem Sand unter den Füßen und dem weiten Himmel ihrer Heimat gesehnt.

Sanna schloss das Fenster wieder und ging die paar Schritte hinüber in das Wohn- und Esszimmer. Das Hausboot, das sie im Jachthafen unterhalb der Marineschule angemietet hatte, bis sich etwas Besseres fand, war der neueste Versuch findiger Geschäftsleute, bei wuchernden Mieten und Immobilienpreisen auch noch auf dem Wasser Geld zu verdienen. »Minimalistisches Wohnen in der Natur«, hatten sie das Hausboot im Internet angepriesen. Die ehrliche Variante hätte gelautet: »Beengtes Wohnen zu unverschämten Preisen«. Doch Sanna war es egal. Sie lebte allein, verbrachte die meiste Zeit des Tages im Büro, und es war nur vorübergehend.

Das Hausboot bestand aus einem Schlafzimmer, einem Bad mit Dusche und dem relativ geräumigen Wohnraum mit Küchenzeile. Das alles in moderner quadratischer Bauweise.

Sanna lief vorbei an einem Stapel Umzugskartons, die sie noch nicht ausgepackt hatte, zur Küchenzeile, wo sie sich einen Kaffee machte. Während die Maschine spratzelte, warf sie einen Blick auf ihr Smartphone. Das Display zeigte eine eingegangene Nachricht. Abgeschickt gestern kurz vor Mitternacht, als sie bereits im Bett gelegen hatte.

Kommst du morgen?, fragte Jaane.

Ja. Später Nachmittag oder Abend. Okay?, schrieb Sanna ihrer Schwester zurück und steckte das Smartphone in die Hosentasche.

Nun, wo ihre Mutter nicht mehr lebte, würde sie sich um Jaane kümmern müssen. Ein weiterer Grund, in die Heimat zurückzukehren. Mama war vor wenigen Monaten gestorben. Plötzlich, aber nicht überraschend, wenn man sein Leben lang mindestens eine Packung Zigaretten am Tag rauchte und Sherry wie Sprudelwasser trank. So gesehen konnte man es schon als kleines Wunder betrachten, dass Mama überhaupt das Alter von zweiundsiebzig Jahren erreicht hatte.

Jaane war vor einigen Jahren wieder zu Mama in das kleine Haus in Munkmarsch auf Sylt gezogen. Und dort würde sie jetzt auch weiterhin wohnen, zumindest soweit es Jaane betraf.

Sanna zog sich einen Pullover über, nahm die Kaffeetasse und trat hinaus auf die Terrasse. Auf dem Weg schnappte sie sich noch die Tageszeitung von gestern, die ungelesen auf dem Wohnzimmertisch lag.

Das Hausboot war quer zur Landseite an einem Steg vertäut, sodass die kleine Holzterrasse nach Osten zeigte, wo die Flensburger Bucht sich weitete. Am Horizont war das erste Morgenrot zu sehen.

Sanna setzte sich auf einen der beiden Holzklappstühle, die sie in einem nahe gelegenen Baumarkt geholt hatte, trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse auf dem Gartentisch neben sich ab.

Dann schlug sie die Zeitung auf. Die Titelseite beschäftigte sich neben politischem Geschehen mit dem Absturz eines Kleinflugzeugs auf Sylt. Der hatte vor wenigen Tagen offenbar für einigen Wirbel gesorgt, weil der Flughafen der Insel für mehrere Stunden hatte gesperrt werden müssen.

Sanna blätterte weiter zum überregionalen Teil.

Jaane hatte ihr empfohlen, sich die Zeitung zu besorgen. Dein Ruf eilt dir voraus, hatte sie gesagt.

Tatsächlich fand Sanna einen halbseitigen Artikel, in dessen Mitte ein Porträtfoto von ihr abgedruckt war. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Dennoch konnte man erkennen, dass ihr Haar sehr hell war, heller als das gewöhnlicher Menschen. Tatsächlich war es vollkommen weiß.

Das Bild zeigte sie beim Verlassen eines Gerichtsgebäudes. Sie trug einen Hosenanzug und hatte sich einen Stapel Akten unter den Arm geklemmt.

Sanna überflog die Zeilen, fand darin aber nichts Überraschendes. Der Artikel erzählte, wie sie einen korrupten Politiker überführt und vor dem Landgericht eine langjährige Haftstrafe erwirkt hatte. Der Autor verlor einige Sätze über Sannas Werdegang und schloss mit den Worten, dass sie unter Kollegen als besonders unerbittlich gelte, selbst wenn dies bedeute, gegen Leute aus den eigenen Reihen vorgehen zu müssen.

Sie faltete die Zeitung wieder zusammen und legte sie auf den Tisch. Was für ein pathetischer Müll. Ihre Arbeit als Staatsanwältin galt der Suche nach der Wahrheit. Sie ermittelte belastend und entlastend. Wenn die Indizien es hergaben, hatte sie keine Scheu, noch vor Gericht ihre Ansicht zu ändern und einen Freispruch zu beantragen. Belegten die Beweise hingegen eine Straftat, dann musste dem Recht Genüge getan werden, egal um wen es sich handelte. Vor Justitia waren alle gleich.

Sanna trank noch einen Schluck Kaffee.

In wenigen Stunden würde sie ihre neue Stelle bei der Staatsanwaltschaft Flensburg antreten. Sie machte sich keine Illusionen. Vermutlich würden der Oberstaatsanwalt und die neuen Kollegen sie nicht...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2023
Reihe/Serie Hauptkommissar John Benthien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Eva Almstädt • Föhr • Friesische Wintermorde • Friesland • Jahreszeiten • John Benthien • Krimis • Küste • Küstenkrimi • Küstenmorde • Meer • Mordsee • Möwenschrei • Nordseekrimi • Pia Korittki • Regionalkrimi • Reihe • Schweigende See • Sylt • Tiefer Sand • Westfriesland
ISBN-10 3-7517-2840-6 / 3751728406
ISBN-13 978-3-7517-2840-9 / 9783751728409
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