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Schattenelfen - Der Gläserne Kaiser (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26995-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenelfen - Der Gläserne Kaiser -  Bernhard Hennen
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Das märchenhaft schöne Reich Langollion der Fürstin Alathaia schwebt in höchster Gefahr. Die Elfenkönigin Emerelle droht es zu vernichten, und zugleich breitet sich eine böse Kraft in seinem Inneren immer weiter aus. In ihrer Not versucht Alathaia, in den Ruinen lange vergessener Echsentempel eine Macht aus alter Zeit auferstehen zu lassen. Zusätzlich schickt sie die Bienenhexe Leynelle und die Meuchlerin Adelayne an den Hof des Gläsernen Kaisers, um das größte Heer Albenmarks für ihre Sache zu gewinnen. Doch der Kaiserhof ist eine Schlangengrube, wo Missgunst und Intrigen regieren. Und die Zeit verrinnt unerbittlich.

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.

DIE MEERSCHAUMPFEIFE

Das Leck war zu groß, auch wenn es nicht einmal den Durchmesser seiner Faust hatte. Die ausgefransten, nach innen gebogenen Ränder der Eisenplatte machten es unmöglich, den Wassereinbruch zu stoppen. Vielleicht hätten die Elfen etwas tun können, wenn der Aal nicht so gut gegen Magie abgeschirmt gewesen wäre. So blieb ihnen nur, das Tauchboot auf ein rettendes Ufer zu ziehen. Doch das war nicht in Sicht.

Harr erhob sich aus seinem Ledersessel. Sich einer unausweichlichen Niederlage zu stellen war eine neue Erfahrung für ihn. Er war ein Kämpfer, doch dies würde seine letzte Schlacht werden. Es gab nur noch eines, was er für die Bolzenspucker und ihre Besatzung tun konnte. Sich dem furchtlos zu stellen würde sein letzter Triumph sein.

Das Wasser stand inzwischen kniehoch in der Ruderkammer, und es war so eisig, dass Harr die Zähne klapperten. Er watete zur Rückwand. Das Schott zur Kurbelwelle, die das Tauchboot durch Muskelkraft antrieb, war bereits geschlossen. Er drehte das Handrad an der schweren Eisentür. Jetzt war sie von der Kurbelwellenkammer aus nur noch zu öffnen, wenn man den Trick kannte. Und den hatte er einzig und allein Swid verraten.

Der Kapitän watete zurück zu seinem Ledersessel und stopfte den Korkpfropfen in das Ende des Sprachrohrs. Es gab nichts mehr zu sagen.

Wieder schlug der Aal gegen ein Hindernis. Harr klammerte sich an der weichen Lehne des Kommandosessels fest, von dem aus er die Bolzenspucker durch so viele abenteuerliche Fahrten gesteuert hatte. Er ärgerte sich, an einer Gefahr zu scheitern, die er nicht einmal hatte kommen sehen.

Grimmig packte er die Leiter, stieg hinauf und drehte das Handrad am Einstieg. Nun konnte niemand außer Swid in die Ruderkammer gelangen, und Harr hoffte, dass sein Navigator und Koch vernünftig genug sein würde, es nicht zu versuchen. Swid müsste eigentlich genug Verstand besitzen, um zu ahnen, was hier unten geschah.

Nun, da alles getan war, überkam Harr eine fatalistische Stimmung. Resignierend blickte er auf das eisige Wasser unter sich.

Ein metallisches Knirschen riss ihn aus seiner Lethargie. Dies war sein Aal! Die Bolzenspucker war sein Leben! In den dreiundzwanzig Jahren seit ihrem Stapellauf war sie nur ein einziges Mal gesunken. Es gab nicht viele Tauchboote, die auf eine so stolze Geschichte zurückblicken konnten. Diese Geschichte würde heute nicht enden!

Entschlossen stieg Harr die eiserne Leiter wieder hinab. Während er zu seinem Ledersessel watete, löste er den Gürtel seiner Hose.

Der Kapitän schlotterte am ganzen Leib. Das Wasser zog ihm die Wärme aus den Knochen. Zitternd schlang er den Gürtel um die Rückenlehne des Sessels, dann schloss er ihn. Er musste den Bauch einziehen und die Luft anhalten, damit er den Dorn der Gürtelschnalle durch das letzte Loch führen konnte.

Das Wasser stand schon auf einer Höhe mit der Sitzfläche des Sessels. Harr schloss die Hände fest um die Griffe der Hebel rechts und links des Ledersessels. Über sich hörte er das rhythmische Klacken des Pumpschwengels. Dieser Kampf war aussichtslos. Der Hohlraum zwischen innerer und äußerer Hülle des Aals würde sich bei einem so großen Leck schneller mit Wasser füllen, als es die da oben abpumpen konnten. Es ging nur noch darum, sie beschäftigt zu halten. Zwerge kämpften bis zuletzt. Er hatte es ihnen leichter gemacht, indem er ihnen ein Ziel gab. Die Pumpe. Sich dort abzurackern war besser, als untätig zu verharren und sich zu fragen, welches Schicksal sie erwartete.

Dicht vor seinem Sessel befanden sich zwei große linsenförmige Fenster aus dickem Panzerglas im Bootsrumpf. Er konnte eiserne Schutzschilde vor den Fenstern herablassen. Bei normaler Strömung vermochte er blind durch die unterirdischen Flüsse zu steuern. Bei allen bekannten Routen war in den Fahrbüchern angegeben, wie viele Umdrehungen die Antriebsschraube bis zum nächsten Navigationspunkt, der leichte Kurskorrekturen erforderte, zu machen hatte. Ein Kapitän öffnete nur ab und an die Schutzblenden vor den Fenstern, um anhand auffälliger Felsformationen zu überprüfen, ob der Kurs noch stimmte.

Zwei Stunden war es nun her, dass Harr bemerkt hatte, dass die Strömung stärker wurde. Seitdem fuhr er auf Sicht. Doch das sonst so klare Wasser des unterirdischen Flusses hatte sich eingetrübt. Dafür konnte es nur eine Erklärung geben: Weit über ihnen fiel außergewöhnlich starker Regen. Bei einem Unwetter mochte es geschehen, dass nicht nur die oberirdischen Flüsse anschwollen, sondern auch jene, die tief unter der Erde verborgen lagen.

Harr griff nach dem Hebel vorn links vom Sessel und veränderte die Ausrichtung des Scheinwerfers. Der tastende Lichtfinger ließ einen Schatten voraus erahnen.

Der Kapitän zog den Hebel für das Seitenruder. Die Bolzenspucker schwenkte nach backbord. Viel zu langsam. Er biss die Zähne zusammen, stemmte die Füße gegen den Boden und zog stärker. Es gab einen leichten Stoß. Dann ein Knirschen … Sie schrammten schon wieder an einem Felsen entlang. Ihm blieb nicht mehr viel Raum für Fehler. Wie viele Stöße konnte die äußere Hülle des Aals noch vertragen, bevor sie brach?

Die Strömung zerrte das Tauchboot mit sich. Sie brauchten die Kraft der Kurbelwelle, welche die Schiffsschraube antrieb, um manövrierfähig zu bleiben. Der Aal schoss viel schneller, als zu verantworten war, durch die Tunnel. Und es gab keine Möglichkeit, seine Fahrt zu verlangsamen. Er war wie eine treibende Flasche in reißender Strömung, und wenn sie bei dieser Geschwindigkeit frontal einen Felsen rammten, dann war es vorbei. Ein solcher Schlag würde so viele Nietbolzen aus der Hülle platzen lassen, dass der Aal auseinanderfiel.

Harr fragte sich, wie der Schadensstand wohl war. Er blickte auf das verstopfte Sprachrohr, einen Herzschlag nur, dann riss er sich zusammen und sah durch die Fenster. Er musste sich ganz auf den Kurs konzentrieren. Nicht ablenken lassen!

Jetzt knirschte es über ihnen. Das musste die Finne sein, die sich über dem eisernen Rumpf erhob. Sie schützte einen kleinen Turm, in dem sich das Ausstiegsluk befand.

Die Bolzenspucker schrammte an der Decke des unterirdischen Tunnels entlang, den das Wasser in Jahrtausenden durch das Gestein getrieben hatte. Harr neigte das Tiefenruder ein wenig. Er hatte keine Ahnung, wie groß der Durchmesser des Tunnels war. Wenn er einen Fehler machte, dann mochte sich der Aal in den Fels unter ihnen bohren.

Das Tauchboot reagierte ungewöhnlich stark auf die Kurskorrektur. »Bei den Bärten der Ahnen«, knurrte Harr angespannt und steuerte wieder gegen.

Das Wasser stand ihm schon bis zur Brust. Eine Karte, seine Tuschefeder, einzelne Blätter mit Notizen und zwei seiner Meerschaumpfeifen trieben im Wasser. Auch die besonders schöne, deren Kopf wie eine Meerjungfrau geschnitzt war.

Er nahm die Hand vom Seitenruder und griff nach der Pfeife. Sie war der Stolz seiner Sammlung, ihr Stiel so lang wie sein Arm. So oft hatte er sich das gebogene Endstück in den Mundwinkel gehängt, im Schutz der Finne auf der Plattform gestanden und über die See geblickt.

Er schob sich das Pfeifenende in den Mund. Das fühlte sich gut an. Beruhigend. Wieder korrigierte er den Kurs. Wie schnell sie wohl waren? Die Bolzenspucker war gewiss bereits aus jenem Teil der unterirdischen Flüsse abgetrieben worden, den er auf den vorangegangenen Reisen kartografiert hatte. Aber wie weit hatte es sie ins Unbekannte verschlagen?

Die Passage zur Blauen Halle hatte er vor sieben Jahren auf seiner ersten großen Fahrt entdeckt. Es war nicht das gewesen, wonach er gesucht hatte …

Sein Volk hatte vor langer Zeit mit Albenmark und der arroganten Königin Emerelle gebrochen. Kaum ein Zwerg kam noch in die Welt der Elfen. Und schon gar nicht in das Labyrinth unterirdischer Flüsse, durch das vielleicht die versunkenen Städte der Alten zu erreichen waren.

Hier irgendwo lag das Meer der Schwarzen Schnecken. Für viele Kapitäne gehörte es ins Reich der Fabeln und Legenden. Nur Zwerge, die ihren Verstand in Bierhumpen ertränkt hatten, versuchten in diese Region vorzustoßen, denn das Einzige, was einen dort erwartete, war der sichere Schiffbruch. Es hieß, Hornbori, der Herr aller Tiefen, Hochkönig aller Zwergenvölker, der ruhmreichste Held seines Volkes, sei einst ins Meer der Schwarzen Schnecken vorgedrungen. Doch diese Geschichten waren alt wie die Zeit. Und alle endeten sie mit der Warnung, dass zuletzt keiner der Aale, die Kurs auf dieses verlorene Meer gesetzt hatten, wieder zurückgekehrt war. Hornbori selbst, so sagte man, hatte zuletzt alle Karten verbrannt, die den Weg zum Meer der Schwarzen Schnecken wiesen.

Eine Felsnase zwang Harr, leicht den Kurs zu korrigieren. Dieses Mal passierten sie das Hindernis, ohne es zu streifen. Das Wasser in der Ruderkammer reichte ihm nun fast bis zum Kinn. Es würde seinen hochgezwirbelten Schnäuzer ruinieren, dachte Harr mit leichtem Bedauern und spähte angespannt in die braunen Fluten vor den beiden Fenstern. Die Hände fest um die Steuerhebel geschlossen, kämpfte er gegen das Zittern an, das ihn überkam. Verdammte Kälte.

Er erinnerte sich an eine Geschichte, in der von Seespinnen die Rede gewesen war, die in den Tiefen des verlorenen Meeres lebten. Ihre Klauen waren derart scharf, dass sie Eisenblech so leicht zerteilten wie ein Federmesser Pergament …

Das Wasser erreichte Harrs Unterlippe. Er ließ den linken Steuerhebel los, nahm die Pfeife und steckte sie sich mit dem Kopf in den Mund, sodass der Stiel wie ein Schnorchel nach oben...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2022
Reihe/Serie Die Schattenelfen-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • Abenteuer • Bestsellerautor • Blutmagie • Der Herr der Ringe • eBooks • Elfen • Fantasy • High Fantasy • Liebe • Meuchelmörder • Neuerscheinung • Schlachten • Spiegel-Bestseller-Serie • Tolkien • Trolle
ISBN-10 3-641-26995-4 / 3641269954
ISBN-13 978-3-641-26995-1 / 9783641269951
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