Jagdfieber (eBook)
336 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2163-9 (ISBN)
Mark Maleckis Welt bricht zusammen, als seine Frau ihn verlässt. Mit der Rolle des alleinerziehenden Vaters fühlt sich Mark völlig überfordert - und sucht Trost im Alkohol. Weil er bei seiner Arbeit in einer Düsseldorfer Privatbank morgens regelmäßig zu spät kommt, schickt ihn sein Chef auf eine »Strafexpedition« in die Nähe von Freiburg. Noch hofft Mark, dort die frische Schwarzwaldluft zu genießen und ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Doch schon bald stößt er auf Ungereimtheiten: Die kleine Filiale verzeichnet höhere Wertpapierumsätze und Spareinlagen als die Hauptstelle. Außerdem sind einige Kontoinhaber nicht auffindbar. Das riecht nach Steuerbetrug! Alle Fäden scheinen bei dem eigenwilligen Filialleiter und passionierten Jäger Alwin Graf Brelau zusammenzulaufen. Mark spürt, dass Brelau etwas zu verbergen und mehr als eine Leiche im Keller hat. Und dann geschieht ein Mord ...
Die Kriminalromane von SPIEGEL-Bestsellerautorin Rebecca Gablé bei beTHRILLED in der richtigen Reihenfolge (jeder Krimi kann für sich gelesen werden):
Jagdfieber
Die Farben des Chamäleons
Das letzte Allegretto
Das Floriansprinzip
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus. <br><br></p>
Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.
1
Es war sieben oder halb acht, als ich endlich nach Hause kam. In der Küche empfing mich warmes Licht und der Duft von Apfelkuchen. Nicht schlecht. Ich warf die Schlüssel auf den Küchentisch und öffnete den Kühlschrank auf der Suche nach den Kuchenresten. Fehlanzeige. Ich schnappte mir ein Bier.
Grafiti lag auf der Fensterbank und hob mit mäßigem Interesse den Kopf.
»Na, Alter.«
Er erhob sich umständlich, streckte sich, sträubte das Fell und sprang auf den Boden. Auf dem Weg zur Tür warf er einen Blick in seinen Futternapf und sah mich dann abschätzend an. Ich schüttelte den Kopf. »Du wirst zu fett, Kumpel.«
Er kniff die Augen zu; irgendwie sah er ziemlich dämlich aus, wenn er das machte, aber ich wusste, was es hieß: Was kümmert mich deine Meinung? Er trat behäbigen Schrittes hinaus in den Regen.
»Hey, jemand zu Hause?« Ich war müde oder vielleicht eher gerädert. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.
»Papi!?«
Von irgendwoher erscholl Annas Elfenstimme, und im nächsten Moment kam sie in die Küche gefegt. Ich fing sie auf, als sie zu mir hochsprang.
»Papi, wo warst du denn so lange? Daniel hat mir einen Apfelkuchen gebacken!«, verkündete sie atemlos.
Ich drückte sie vorsichtig an mich, ich fand sie immer noch so zerbrechlich wie am Tag ihrer Geburt vor fünf Jahren.
»Himmel, du riechst so gut, Prinzessin.« Mit einem Mal traf mich bleierne Traurigkeit wie ein Hammerschlag. »Und? Wie war der Apfelkuchen? Habt ihr mir was übrig gelassen?«
Sie lachte und schüttelte ihren winzigen, blonden Kopf, so dass die Zöpfe hin und her tanzten. »Nein, es ist alles weg.«
»Saubande.«
»Sei nicht traurig. Komm, wir fragen Daniel, er backt bestimmt noch einen für dich!«
Da war ich nicht so sicher. »Nein, lass mal. Ich werd mir ’ne Pizza bestellen.«
»Oh, ich möchte auch eine! Mit Pilzen und viel, viel Tomatensoße! Ja?«
»Vergiss es. Du wirst jetzt schlafen gehen.«
»Och, wie doof. Bitte, bitte.«
»Na schön, meinetwegen.«
Ich setzte mich an den Küchentisch, verfrachtete Anna auf mein linkes Knie und sah sie an. Sie wurde ihrer Mutter von Tag zu Tag ähnlicher.
»Hat deine Mutter angerufen?«
Sie sah ratlos zu mir hoch, doch ehe sie antworten konnte, sagte eine wütende Stimme von der Tür: »Nein, natürlich hat sie nicht angerufen. Warum sollte sie ausgerechnet heute anrufen?«
»Hallo, Daniel.«
»Hi. Schon zu Hause?« Er grinste humorlos.
»Erspar mir den Rest, ja.«
Das Grinsen wurde noch eine Spur impertinenter.
Ich betrachtete meinen Sohn mit dem üblichen Unbehagen. So sehr Anna nach ihrer Mutter kam, so ähnlich sah Daniel mir. Zugegeben, ein zweifelhafter Vorzug. Und genau wie ich in seinem Alter, war er dürr und schon ziemlich groß. Nur kann ich nicht sagen, ob ich meinen Vater auch immer mit wütenden Kugelblitzblicken traktiert habe, als ich dreizehn war. Vermutlich nicht. Daniels Zorn jedenfalls richtete sich bei jeder Gelegenheit gegen mich, und das machte mich ratlos. Und nicht selten machte es mich auch wütend. Meine Qualitäten als Vater sind ebenso bescheiden wie die als Ehemann. Er hatte das sehr klar erkannt. Er hielt seinen Vater für einen Versager auf der ganzen Linie, und in schwachen Stunden gab ich ihm durchaus recht. Mein Sohn und ich, wir steckten in einer Dauerkrise.
Sein Blick machte mir zu schaffen, er nagelte mich regelrecht fest. Ich machte mich mit Mühe davon frei und starrte auf das Bild an der Wand neben der Tür. Blaues Meer, blauer Himmel, ein Eiland mit gelbem Sand und ein stattliches Segelschiff. Daniel hatte es vor ein paar Jahren gemalt. Und ich wusste genau, was dabei in ihm vorgegangen war. Aber du kannst rennen und rennen, mein Sohn, so weit du kannst, du findest niemals das Eiland und das Meer und das Segelschiff.
»Komm schon, setz dich zu uns, Daniel.«
»Nein, kein Bock.«
Er drückte sich im Türrahmen rum wie ein streunender Kater, fixierte mich und zwang mich ohne jede Mühe, ihn wieder anzusehen.
»Na los, Junge.«
»Was?«
»Ich seh doch, dass du mir was sagen willst.«
»Tatsächlich?«
Wie kann ein dreizehnjähriger Bengel ein solcher Zyniker sein? Er vergrub die Fäuste in den Taschen seiner Jeans und senkte den Kopf wie zum Angriff. »Ich hab einen Brief für dich. Ich hatte mal wieder Ärger in der Schule. Sie wollen wohl, dass du mal vorbeikommst. Ich denke, diesmal wollen sie mich ernsthaft rausschmeißen.«
Sein Ärger in der Schule war nicht neu, dass sie ihn rauswerfen wollten, schon. Mein Magen verkrampfte sich, weil ich für diese ganze Misere keine Kraft hatte, ich wollte nichts davon hören. Ich hatte genug Scherereien mit mir selbst.
»Was hat’s gegeben?«
Er verzog das Gesicht und hob die Schultern. Sagte nichts. Er wollte es spannend machen. Ich war zu zermürbt, um ihn zu packen und zu schütteln, also musste ich es ertragen.
Ich spürte Annas ängstlichen Blick; sie hasste es, wenn er und ich uns stritten.
Schließlich hielt Daniel die Zeit für gekommen. »Da ist dieser Frank Wefers in meiner Klasse.«
Ich hatte den Namen schon gehört.
»Heute Mittag hatte er eine echt komische Idee. Wir saßen mit ein paar Leuten zusammen und aßen, da fing er an rumzutönen, er hätte sie am Sonntag mit diesem Wichser auf dem Tennisplatz gesehen.«
Ich zuckte zusammen, ehe ich es verhindern konnte. Weil mir das Thema nicht gefiel und ebenso wenig die Vorstellung, dass sie ihre Sonntage jetzt auf Tennisplätzen verbrachte.
»Daniel, ich bin wirklich nicht an langen Ausführungen interessiert. Was ist passiert?«
»Was ist ein Wichser, Papi?«, wollte Anna wissen.
Fantastisch.
Daniel sprach weiter, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Vermutlich war sie wirklich mit diesem Typen auf dem Tennisplatz. Ich mein, mir ist ja egal, wo sie sich rumtreibt. Das hab ich auch zu Frank gesagt. Er meinte, er könnt sich nicht vorstellen, dass ihm das egal wär, mit wem seine Alte bumst. Er hat dann ziemlich hässliche Sachen über sie gesagt, eben über Frauen, die’s mit jedem machen und so. Ich hab ihm gesagt, er soll aufhören mit dem Quatsch, aber er kam immer mehr in Fahrt. Na ja, da bin ich eben auf ihn los und hab ihm sein verdammtes Maul gestopft.«
Er machte wieder eine Pause. Offenbar fand er es plötzlich schwierig, mich anzusehen, und das beunruhigte mich ziemlich.
»Und?«
»Na ja. Das Problem ist, ich hab ihm ein paar Knochen gebrochen. Den Kiefer zum Beispiel. Er liegt im Krankenhaus.«
Ich starrte ihn einige Sekunden lang an. Plötzlich war mir kalt, und ich verspürte ein leises Grauen bei der Einsicht, dass dieser Fremde nur das Gesicht meines Sohnes hatte. Ich wusste schon lange nicht mehr, wer das war. Umso böser traf mich diese Überraschung.
Alle Kraft schien aus meinen Armen gewichen, als ich Anna im Zeitlupentempo auf den Boden stellte. »Geh nachsehen, wo Flip ist, okay?«
»Aber was ist denn nun ein Wichser?«
»Ich erklär’s dir später. Schieb ab, okay?«
»Na gut.«
Sie verschwand, und in der Küche blieb dieses sirupdicke Schweigen zurück. Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte, wo diese verdammte Sache ein Paar Hörner hatte, die ich hätte packen können.
»Bitte, Daniel, setz dich.«
»Wozu?«
»Ich sag’s nicht noch mal!«
»Na schön. Kann ich ein Bier haben?«
Er wollte mich also in Rage bringen. Ich sah ihn scharf an, ohne Erfolg. Unmöglich, seine Strategie zu durchschauen. »Natürlich nicht.«
»Auch gut.« Zögernd kam er näher, ließ mich nicht aus den Augen.
Ich versuchte durchzuatmen und mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass mein Sohn seinem Kumpel den Kiefer gebrochen hatte. Ich merkte sofort, dass dieser Gedanke und ich niemals Freunde werden würden. Schließlich gab ich mir einen Ruck. »Ich dachte, Frank Wefers ist dein Freund.«
»Seit wann interessierst du dich dafür, wer meine Freunde sind?«
Ich starrte auf meine Bierflasche. Keine Ahnung, wie lange ich sie schon wie ein Irrer zwischen den Händen drehte, lange genug jedenfalls, dass das Bier pisswarm geworden war.
»Wolltest du wirklich ein Bier, oder wolltest du mir nur auf die Eier gehen?«
»Ich schätze, ich wollte beides.«
»Wenn du eins holst, kannst du einen Schluck abhaben.«
Er stand auf, ging zum Kühlschrank, stellte die Flasche vor mich hin und rutschte wieder auf die Bank mir gegenüber. Ich öffnete die Flasche mit dem Feuerzeug, schnappte mir ein Glas und füllte es zur Hälfte.
»Warum hast du das getan, Daniel? Ich meine, wenn es schon sein musste, dass du dir den Kerl vorknöpfst, warum hast du ihn so übel zugerichtet?«
»Ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern.«
»Komm mir nicht damit.«
»Aber es ist so. Als wär ein Filmriss in meinem Kopf. Ich kann mich erst wieder daran erinnern, dass er am Boden lag und röchelte und blutete und Rotz und Wasser heulte. Dann ist mir schlecht geworden, und ich hätte um ein Haar vor dem ganzen Publikum mitten in der Cafeteria gekotzt.«
Ich steckte mir eine Kippe an und zog ein bisschen zittrig daran. Wenigstens redete er offen mit mir. Das war einigermaßen selten.
»Mach dir nicht vor, du wüsstest nicht, warum das passiert ist. Denk darüber nach und sag es mir.«
Er starrte auf die Tischplatte, als gäbe es da irgendetwas...
| Erscheint lt. Verlag | 29.3.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Alleinerziehend Bücher • Amateurermittler • Bestseller • bethrilled • Das Floriansprinzip • Das letzte Allegretto • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Die Farben des Chamäleons • Ermittler • Ermittlerkrimi • Ermittlung • Freiburg • Freiburg Krimi • Gable Bücher • Großwildjagd • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Krimi Bücher • Kriminalroman • Krimis • Mord • Mörder • Mordfall Schwarzwald • Mord Roman • Polizei • Polizist • Rebecca Gable • Rebecca Gablé • Roman Gable • Schwarzwald • Schwarzwald Krimi • spannend • Spannung • Spannungsroman • SPIEGEL-Bestseller • Steuerbetrug • Tatort • Thriller • Verbrechen |
| ISBN-10 | 3-7517-2163-0 / 3751721630 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-2163-9 / 9783751721639 |
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