Das Floriansprinzip (eBook)
336 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2160-8 (ISBN)
»Heiliger Florian, verschone mein Haus, zünde lieber das Dach meines Nachbarn an.« Nach diesem Prinzip entsorgt die Wohlstandsgesellschaft ihren Müll in der Dritten Welt. Als Mark Malecki einen Versicherungsbetrug aufklären will, stößt er auf einen Müllschieberring, der mit illegaler Entsorgung Millionen verdient und skrupellos jeden entsorgt, der das Geschäft gefährdet. Dann geschieht ein Mord, und Malecki erkennt zu spät, dass Giftmüll auch eine tödliche Waffe sein kann ...
Die Kriminalromane von SPIEGEL-Bestsellerautorin Rebecca Gablé bei beTHRILLED in der richtigen Reihenfolge (jeder Krimi kann für sich gelesen werden):
Jagdfieber
Die Farben des Chamäleons
Das letzte Allegretto
Das Floriansprinzip
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus. <br><br></p>
Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.
1
Sie will, dass ich mir die Haare abschneiden lasse.«
»Ah ja?«
»Hm.«
Gleißendes Sommerlicht fiel durchs Fenster und die offene Tür herein, Staubkörnchen wiegten sich träge darin. Es roch nach Öl. Über unseren Köpfen drehte sich der Ventilator, aber sogar er wirkte schlapp, und man spürte eigentlich keinen Hauch.
»Sie sagt, wenn ich mir die Haare abschneiden lasse, kauft sie mir ein Moped.«
»Tja. Was für Geschäfte du mit deiner Mutter machst, ist allein deine Sache, Daniel.«
Das sah ihr doch wirklich ähnlich. Im Grunde genommen war sie immer schon ein erpresserisches Miststück gewesen. Es stand derzeit nicht gerade zum Besten zwischen meiner Exfrau und mir, und während der vielen, einsamen Stunden in meiner Werkstatt vertrieb ich mir manchmal die Zeit damit, mich daran zu erinnern, was sie mir alles Grässliches angetan und wie unerschrocken ich alldem die Stirn geboten hatte. Ich kam jedes Mal zu der Erkenntnis, dass ich mich glücklich preisen konnte, dass sie ihren Hintern schließlich in das Bett ihres Tennistrainers gelegt hatte, und dann lächelte ich wie einer, der mit knapper Not einen Schiffbruch überlebt hat.
Ich machte mir ein Bier auf. »Was gefällt ihr nicht an deinen Haaren?«
»Sie sagt, ich seh aus wie ein trauriges Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. Und sie sagt, ich seh aus wie du vor zwanzig Jahren.«
»Vor zwanzig Jahren kannte sie mich überhaupt noch nicht. Sag ihr, wenn sie gelegentlich mal wieder die Augen aufmacht, wird sie feststellen, dass die Welt sich ein gutes Stück weitergedreht hat, seit sie zuletzt hingesehen hat.«
Ich fragte mich verdrießlich, ob’s ihr lieber wäre, er würde sich den Schädel rasieren und in Springerstiefeln rumlaufen. Ich betrachtete ihn verstohlen. Morsche, mit System zerfetzte Jeans, ein ärmelloses T-Shirt undefinierbarer Farbe, Ohrring, Lederarmbänder, nichts Besonderes. Für meinen Geschmack sah er völlig in Ordnung aus. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht schmeichelte es mir, dass er mit seiner Erscheinung das gleiche rebellische Statement abgab wie ich in seinem Alter. Aber was immer seine Gründe sein mochten, ich hatte ihn ganz sicher nicht dazu verleitet, denn ich wusste inzwischen, dass das letztlich nur ein schwaches, bedeutungsloses Aufbäumen war. Trotzdem hätte ich nicht übel Lust gehabt, es ihm gleichzutun und mir die Haare noch mal wachsen zu lassen. Aber einem Typen von beinah achtunddreißig kauft das ja keiner mehr ab. Und ich wollte lieber nicht wissen, was Goldstein dazu zu sagen hätte. Zwischen Goldstein und mir stand es auch nicht zum Besten, und ich hatte nichts zu verschenken.
»Könntest du mal eben mit anfassen?«
Er stieg über das Werkzeug, das am Boden verstreut lag, und hielt die weiße Ledersitzbank fest, so dass ich sie festschrauben konnte. Das war eins der tausend Dinge, für die man wenigstens drei Hände brauchte.
»Ich weiß nicht, was ich machen soll. Haare wachsen wieder. Und ich brauche ein Moped. Aber irgendwie …«
»Ich sag dir was, Daniel. Wenn ich zwölftausend für dieses Motorrad hier kriege – und das werd ich –, dann kauf ich dir ein Moped. Spätestens von dem nächsten. Ohne Bedingungen. Ich misch mich ja sonst nicht ein, ich bin ja nicht lebensmüde, aber das geht einfach zu weit …«
Er reichte mir eine Schraube an. »Letzte Woche hast du gesagt, wenn du die Harley gut verkauft kriegst, fliegen wir in Urlaub.«
»Tun wir.«
»Aber in der Küche liegt ein Brief von der Bank. Und der sieht haargenau so aus wie die Briefe, die dich höflich dran erinnern, dass du die Hypothek nicht bezahlt hast.«
Die Sitzbank saß fest. Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete mein Werk. Was vor drei Wochen noch als stumpfes, räderloses Skelett in der Garage eines gichtgeplagten Altrockers gestanden hatte, sah beinah schon wieder aus wie eine Harley Davidson Heritage, Baujahr 91, ein chromblitzender Augenschmaus.
Ich setzte mich auf den Boden. Es war egal, ich war sowieso schon dreckig. Heutzutage machte ich mich bei der Arbeit immer dreckig. Das machte mir Spaß.
»Wirf mal die Kippen rüber, ja.«
»Wenn du nicht so viel qualmen würdest, würden wir ’ne Menge Geld sparen.«
»Oh, nicht schon wieder …«
»Ich sag ja nur …«
Ich steckte mir eine an, nahm einen Schluck aus der Flasche und warf noch einen verliebten Blick auf das Motorrad. Es war jedes Mal ein Wermutstropfen, dass ich sie nicht behalten konnte.
»Die Hypothek ist bezahlt, nur keine Bange. Es ist jetzt über zwei Jahre gut gegangen, willst du nicht endlich mal aufhören, dir Sorgen zu machen?«
Es reichte schließlich, wenn ich mir gelegentlich Sorgen machte.
Beinah zehn Jahre lang hatte ich einen relativ sicheren, relativ gut bezahlten Job als Bankrevisor gehabt, und sosehr ich die Bank auch manchmal gehasst hatte und sie mich, hatten wir uns doch irgendwie aneinander gewöhnt. Bis eine meiner Ermittlungen einen grandiosen Steuerschwindel enthüllte, von dem niemand etwas wissen wollte. Unsere Hartnäckigkeit brachte meinen Freund und Partner Paul auf den Friedhof und mich in den Knast, weil ich den Vorstandsvorsitzenden der Bank, der die ganze Schweinerei unter den Teppich kehren wollte, krankenhausreif prügelte. Da war’s dann natürlich aus mit meinem ›sicheren‹ Job.
Ich weinte meiner bürgerlichen Existenz keine Träne nach, aber die Situation stellte mich vor einen Haufen Probleme, denn ich hatte einerseits eine Hypothek und zwei Kinder am Hals, auf der anderen Seite keine Frau und keinen Job mehr. Eine Zeit lang war unsere Lage wirklich düster, und die Existenzangst wurde meine vertrauteste Bettgenossin.
Inzwischen hielt das Geschäft mit den Motorrädern uns meistens ganz gut über Wasser. Es war lange her, seit ich mich zuletzt dem demütigenden Ritual unterzogen hatte, meine Exfrau zu überreden, ihren Kindern mal für einen Monat das Dach über den Köpfen zu bezahlen.
Daniel setzte sich mir gegenüber an die Wand. Unsere Füße berührten sich fast. Die Garage war klein, und wir hatten beide lange Beine.
»Ich könnte dir helfen, jetzt in den Ferien«, schlug er vor.
»Ferien sind dazu da, um zu tun, was einem Spaß macht.«
»Es würd mir Spaß machen.«
Ich fiel aus allen Wolken. »Was ist mit …« Gott, wie hieß sie doch gleich wieder? »Anette?«
Er runzelte die Stirn. »Reden wir über was anderes, ja?«
»Oh. Tut mir leid.«
Er fuhr sich verlegen über die lange Matte. »Also, was ist jetzt? Wenn du mich helfen lässt, verdien ich mir mein Moped.«
»Bitte, wenn du es so haben willst …«
»Ja.«
»Abgemacht.«
Es hörte nie auf, mich zu verblüffen, dass die Kampfhandlungen zwischen meinem Sohn und mir zum Stillstand gekommen waren. Ich hätte unmöglich sagen können, was dazu geführt hatte, es war einfach so passiert. Wir konnten immer noch nicht besonders gut miteinander reden, aber wir konnten problemlos im selben Raum sein, ohne einen Ton zu sagen, und uns einigermaßen wohl dabei fühlen. Vermutlich konnte die Sache jederzeit wieder kippen, ich machte mir da keine Illusionen. Aber ich war ziemlich sicher, dass er mir nicht auf die Eier gehen würde, wenn wir hier die nächsten Wochen zusammen arbeiteten. Die Vorstellung bereitete mir sogar ein eigentümliches Vergnügen. Ich hatte ihn gern. Viel lieber als früher, musste ich gestehen, ich fand es leichter, je älter er wurde.
»Wo steckt deine Schwester?«
Er hob vielsagend beide Hände. »Drinnen. Sie liest. Heut ist sie besonders zickig. Besser, du lässt sie zufrieden.« Ich nickte, und er sagte, was ich dachte: »So ist sie immer, wenn wir ein Wochenende bei Ilona waren. Diese Besucherei ist Gift für Anna.«
»Ich kann’s nicht ändern.«
Gemeinsames Sorgerecht war das Äußerste gewesen, wozu die Richterin sich hatte breitschlagen lassen. Am liebsten hätte sie es Ilona allein zugesprochen, sie befürchtete, die Kinder würden in der Obhut ihres vorbestraften Vaters verwahrlosen. Zum Glück hatte Ilona kein Interesse. Zum Glück gab sie sich mit dem Alibi-Wochenende pro Monat zufrieden. Und selbst das war ihr oft lästig. Wenn ihr Tennisass zu einem Turnier fuhr, war sie immer dabei und ließ das Wochenende erleichtert sausen.
Das Licht nahm einen schwachen Kupferton an. Der Nachmittag ging zur Neige.
Daniel holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. Light. Daniel lebte so gesund, dass einem glatt schlecht davon werden konnte.
»Jedenfalls, als Ilona mein Zeugnis gesehen hat, ist ihr die Farbe aus dem Gesicht gefallen, aber sie hat eigentlich keinen Ton gesagt. Nur, dass sie mir ein Moped kauft, wenn ich mir die Haare abschneiden lasse.« Er schüttelte ratlos den Kopf. Offenbar bereitete es ihm Unbehagen, dass er die Strategie seiner Mutter nicht durchschaute. Ich erinnerte mich nur zu gut daran, was für ein Gefühl das war, aber ich ging nicht darauf ein.
»Dein Zeugnis war besser, als ich im Winter zu hoffen gewagt hätte. Kein Grund, sich aufzuregen. Eine Fünf kann man sich schließlich immer leisten, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Es gibt eine Menge Leute, die das anders sehen.«
»Tja, bestimmt. Aber rechne lieber nicht damit, dass ich dir Dampf mache. Wenn du einen Physiknobelpreis gewinnen oder ein großverdienendes, nützliches Mitglied der Gesellschaft werden willst, musst du dich schon selbst dazu antreiben.«
»Ja, ja. Ich weiß. Du willst nicht schuld sein, wenn ich...
| Erscheint lt. Verlag | 29.3.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Bestseller • bethrilled • Das letzte Allegretto • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Die Farben des Chamäleons • Dritte Welt • Düsseldorf Bücher • Düsseldorf Krimi • Ermittler • Ermittlerkrimi • Ermittler Roman • Gesellschaftsroman • Giftmüll • Jagdfieber • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimi-Roman • Krimis • Mord • Mörder • Müll • Müllentsorgung • Müllmafia • Müllschieberring • NRW Roman • Polizei • Polizist • Rebecca Gable • Rebecca Gablé • spannend • Spannung • Spannungsroman • SPIEGEL-Bestseller • Tatort • Thriller • Verbrechen • Versicherungsbetrug |
| ISBN-10 | 3-7517-2160-6 / 3751721606 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-2160-8 / 9783751721608 |
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