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Avan -  Nicole Eckermann

Avan (eBook)

Die Mission des Zeitreisenden
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
368 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783756277957 (ISBN)
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8,99 inkl. MwSt
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Was ist, wenn du nicht weißt, wer du wirklich bist? Was ist, wenn du dich an viele Jahre deines Lebens nicht mehr erinnern kannst? Dann beginnt deine Geschichte neu - bis die Vergangenheit dich einholt. Avan ist ein Zeitreisender, der sein Leben einer scheinbar eigenartigen Mission gewidmet hat. Er nutzt seine Gabe, um Kindern das zu ermöglichen, was ihm selbst nicht vergönnt war - bei seinen eigenen Eltern aufzuwachsen. Denn seit geraumer Zeit verschwinden überall auf der Erde kleine Mädchen und Jungen. Spurlos. Und wenn Avan sie nicht findet, werden diese Fälle irgendwann als Cold Case zu den Akten gelegt. Kein normaler Mensch ist in der Lage sie aufzuspüren - nicht die Polizei, nicht die Kripo und auch kein Detektiv. Sie wurden aus ihrer Zeit entführt. Als Avan auf den Fall der gekidnappten Emilie stößt, holt ihn plötzlich seine eigene Vergangenheit ein und ein abenteuerlicher Kampf gegen einen ungleich stärkeren Gegner beginnt.

Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin Dipl. Sozialpädagogin und arbeite seit ca. 20 Jahren im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Mit dem vorliegenden Debütroman bin ich meiner Leidenschaft für Fantasiegeschichten und der Faszination über die verschiedenen Facetten des menschlichen Seins nachgegangen. Entsprechend treffen in der Geschichte starke Persönlichkeiten aufeinander, die durch ihre Einzigartigkeit und Besonderheit den Lauf ihrer Geschichte bestimmen.

Die Suche nach einem Gefährten


Im Jahr 1853, irgendwo in England

Seine eigenen Schritte auf dem nassen Kopfsteinpflaster waren das einzige Geräusch auf der Straße. Ein eiskalter Wind blies dem jungen Mann entgegen und ließ den langen Mantel nach hinten fliegen. Avan ging schnell durch die Dunkelheit. Er hatte es eilig. Das spärliche Licht der alten Straßenlaterne erreichte kaum die umliegenden Häuser und Gewölbe. Doch Avan war nicht zum ersten Mal hier. Zielstrebig ging er durch die schwarzen Gassen in Richtung einer dunklen Brücke, hinter der sich der Eingang zu einem Gewölbekeller befand. Er drückte die geschwungene Messingklinke des Eingangstores herunter. Von drinnen kam ihm ein Schwung warmer Luft entgegen. Eine Mischung aus Rauch, geräuchertem Fisch, Amber und Gewürzen nahm ihm für einen kurzen Moment den Atem. Da seine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt waren, erkannte er an den Seiten des Ganges viele in dunkle Tücher und Gewänder gekleidete Personen. Gesinde, Zauberer, Hexen – vielleicht auch ein paar Sklaven, vermutete er. Doch Avan war auf der Suche nach einem Anderen. Er suchte jemanden, der so war wie er. Einen Zeitreisenden. Er ging an einer alten Frau vorbei, die etwas gekrümmt mit einem hutzeligen Männchen an ihrer Seite in der Ecke stand. Das kleine alte Männlein neben ihr hatte einen leeren Blick und war in alte beige Leinentücher gewickelt. Seine knochige Gestalt zeugte von einem Leben in Armut und von schwerer Arbeit. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Leibeigenen. Die alte Frau hatte eine grau-grüne Gesichtsfarbe und einen scharfen Blick. In dem Moment, in dem sich Avan auf ihrer Höhe befand, hob sie ihren Kopf und schaute ihm direkt in die Augen.

„Du wirst ihn nicht finden, Junge“, raunte sie ihm mit heiserer Stimme zu.

Ihr Atem roch süßlich-faulig und der junge Mann wandte sich schnell von ihr ab. Er spürte, wie ihre knochigen Finger nach seiner Schulter griffen, um ihn vom Gehen abzuhalten. Entschlossen beschleunigte er seinen Gang und entkam ihrem Griff. Eine Gänsehaut breitete sich über seinen Rücken aus und er hatte das Gefühl, dass sich sämtliche Haare an seinen Armen aufstellen. Der junge Mann versuchte bewusst, seinen Blick nach innen zu richten. „Sie weiß nicht, was ich suche. Sie weiß nicht, wer ich bin. Sie kann nicht wissen, ob ich heute einen Begleiter finde. Konzentrier dich, Avan. Sie können Angst riechen.“ Eine Rauchwolke riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte sich suchend um. Am Ende des dunklen Ganges entdeckte er einen schwarzen Vorhang, durch den der Gang vom Marktsaal abgetrennt wurde. Eiligen Schrittes steuerte er auf dieses Ende zu – bewusst Seitenblicke vermeidend.

Der Vorhang fühlte sich schwer und ein wenig speckig an. Dahinter herrschte ein wildes Marktleben. Hier wurde alles getauscht und gehandelt, was das Herz begehrte. Doch es waren keine normalen Waren, mit denen Handel betrieben wurde. Blind für das Auge der Menschen gab es hier sehr exotische Tauschgüter. Organe, Sklaven, Zauberutensilien, Gewürze und verschiedene Gebräue wurden genauso feilgeboten wie Speisen aus aller Welt. Es herrschte ein reges Treiben um die verschiedenen Verkaufsstände herum. Avan blickte zu einer Gruppe Spinnenbeinelfen, die sich aufgeregt über einen dampfenden Kessel beugten und wild gestikulierten. Aufgrund ihrer zarten Gestalt und der in allen Regenbogenfarben schimmernden Haut wirkten sie fast anmutig schön. Direkt neben ihnen befand sich der Verkaufsstand eines grobschlächtigen Zyklopen, der Tieraugen, Hühnerbeine und diverse kleine Reptilien zum Verkauf anbot. Am Stand gegenüber sah man eine Gruppe alter Frauen. Sie alle hatten lange, wilde Haare, die ihnen offen über ihre gebeugten Rücken fielen. Der junge Mann ließ seinen Blick schweifen. Er hatte weder Interesse an dem Gebräu der Spinnenbeinelfen noch an den skurrilen Zauberzutaten des Zyklopen. Die Gruppe der alten Frauen hielt er für Hexen und die waren ihm ohnehin unheimlich. Er suchte nach einem Stand für Zeitreisende, wie er einer war. Er wusste, dass es nicht viele von seiner Sorte gab, und noch schwieriger würde es wohl werden, einen anderen zu finden, der ihn auf seiner Mission unterstützen würde. Es gab, wie bei den normalen Menschen auch, nur wenige Wesen mit magischen Kräften, die bereit waren, diese selbstlos einzusetzen. „Sir, möchten Sie etwas Suppe kosten? Gute Suppe – eine ganz besondere Suppe!“ Ein knochiges Geschöpf versperrte Avan den Weg und hielt ihm eine dampfende Holzschale vor das Gesicht, in der sich die angepriesene Suppe befand. „Nur 3 Kupfertaler der Becher, Sir.“ Die knochige Kreatur schaute ihn mit großen, aus den Höhlen hervortretenden Augen erwartungsvoll an. Die Suppe hielt es ihm dabei schwenkend vor das Gesicht, wohl in der Hoffnung, dass ihr Duft den potentiellen Käufer überzeugen könne. Avan merkte, wie sein Magen sich zusammenzog. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen, doch sein Misstrauen gegenüber sämtlichem Gebräu auf diesem Markt ließ ihn zurückweichen. „Danke, mein Herr. Ihre Suppe duftet köstlich und wird bestimmt reichlich Abnehmer finden. Ich selber habe bereits gespeist.“ Mit diesen Worten schob er den Arm des knochigen Männchens zur Seite und drehte sich zum Weitergehen in eine andere Richtung um. „Er hat mich mein Herr genannt. Hast du das gehört, Weibsbild?“, hörte er nun hinter sich den Suppenverkäufer sagen. „Natürlich habe ich das gehört, du alter Sack“, krähte daraufhin eine ebenfalls alte, aber weibliche Stimme. Avan, der sich schon ein paar Meter entfernt hatte, drehte sich noch einmal um. Das Männlein stand nun, noch immer mit der Holzschale in der Hand, neben seiner Frau, die eifrig in einem großen Kessel rührte. Er beobachtete, wie die Alte gerade ein paar besonders dicke weiße Maden in die Suppe warf und beherzt umrührte. „Du und ein Herr“, schnarrte sie. „Dass ich nicht lache. Der Herr kann jetzt mal seinen Allerwertesten bewegen und die gute Suppe verkaufen, die seine liebenswerte Frau gekocht hat. Sonst kriegt der Herr nämlich mächtigen Ärger. Hat das der Herr verstanden?“, grölte sie dem Männlein entgegen, der offensichtlich der ihr Angetraute war. Avan verspürte eine Mischung aus Mitleid und Amüsement in sich aufsteigen. Die Ehe – ein wahrlich spannender Zusammenschluss – zumindest für Außenstehende. Er drehte sich wieder zurück und verfolgte den Dialog der beiden nicht länger. Links von ihm erspähte er den gesuchten Stand. Avan konnte schon von Weitem die Werbeschilder lesen. „Hier bekommen Sie Gewürze aus dem alten Ägypten, die Salben der Pharaonen und längst vergessene Kräuter und Pflanzen aus aller Welt.“ Offensichtlich handelte es sich um den Verkaufsstand eines Zeitreisenden. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und befand sich schließlich unmittelbar vor dem Stand. Der Verkäufer sah aus wie ein ganz normaler Mensch. Genauso wie er selbst. Das Haar war blond und gut frisiert. Er war von schlanker Gestalt und trug ein schneeweißes Gewandt. Seine Haut war sonnengebräunt und er unterhielt sich angeregt mit einem Kunden über die Vorteile der Originalkräuter aus dem alten Reich. „Nein, nein – die bekommen Sie sonst gar nicht mehr“, tönte er. „Diese Sorte wird seit 500 Jahren nicht mehr angebaut und ist selbst in den Tiefen der Wälder nicht mehr zu finden. 20 Kupfertaler das Gramm ist daher ein wahres Schnäppchen. Greifen Sie zu, bevor es ein anderer tut“, bewarb er seine Waren. „Gewiss, gewiss – aber 20 Kupfertaler sind doch reichlich überteuert. Für 5 Taler das Gramm würde ich Ihnen jedoch glatt etwas abkaufen“, erwiderte der potentielle Kunde. Energisch schüttelte der blonde Sonnyboy seinen Kopf. „Nein, mein Herr, dann wären ja noch nicht mal die Kosten für die Beschaffung dieser wertvollen Kräuter gedeckt. Bei dem Preis kommen wir nicht ins Geschäft.“ Der Kunde legte das grüne Bündel, welches er im Vorfeld prüfend in den Händen hielt, wieder auf den Tisch. „Ihre Preise sind der reinste Wucher. Keine einzige meiner Mixturen könnte ich so teuer veräußern, dass ich mir diese 20 Kupfertaler pro Gramm des roten Zarnitzkrautes bei Ihnen leisten könnte. Einen schönen Tag noch“, sagte der Mann und drehte sich auf dem Absatz um. Kopfschüttelnd ging er von dannen. Avan beobachtete die Szene ebenfalls kopfschüttelnd, stellte sich vor den Verkaufsstand und grinste den blonden Kräuterhändler herausfordernd an. „20 Taler das Gramm – das erscheint mir doch auch ein wenig viel. Wenn ich mich recht entsinne, dann wuchs das Zarnitzkraut vor rund 750 Jahren noch an jeder Ecke. Da die Menschen die Heilwirkung dieser Pflanze nicht kannten, haben sie das vermeintliche Unkraut jedoch so lange ausgerupft, bis es aus den Vor- und Nutzgärten komplett verschwunden war. Wenn ich mich nicht täusche, müsste ein kleiner Zeitsprung von ein paar hundert Jahren reichen, um dieses Kraut kostenfrei zu besorgen“, sagte er zum Verkäufer und grinste...

Erscheint lt. Verlag 23.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-13 9783756277957 / 9783756277957
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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