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Die Reise der Sommerfrauen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-365-00008-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Reise der Sommerfrauen - Sarah Morgan
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Sommerreise zu neuen Träumen

Kathleen will sich wieder ins Abenteuer stürzen und lieber die große Reise quer durch die USA unternehmen - statt ins Seniorenheim zu ziehen. Ihre Tochter Liza steckt mitten im Alltagstrubel mit Mann und Kindern. Da fehlten ihr neue Sorgen um ihre Mutter gerade noch. Aber sie treffen eine Vereinbarung: Liza hütet das Cottage in Cornwall, wenn Kathleen sich von jemandem fahren lässt. Das übernimmt die junge Martha allzu gern und nutzt die Chance, endlich den Erwartungen ihrer Familie zu entfliehen.

Vor den drei Frauen liegt ein Sommer voll Liebe und neuer Wege ins Glück.

»Turbulent!« Meins



Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.

1. KAPITEL


Kathleen

Der Becher Milch hatte sie gerettet. Er und der salzige Schinken zum Abendessen, der ihr einen trockenen Mund beschert hatte.

Wenn sie keinen Durst gehabt und noch immer oben geschlafen hätte auf der lachhaft teuren Matratze, die sie sich zum achtzigsten Geburtstag geschenkt hatte, dann hätte sie nichts bemerkt.

So aber stand sie vor dem Kühlschrank, den Milchkarton in der einen und den Becher in der anderen Hand, als sie ein lautes Rumsen hörte. In der grünen Dunkelheit des englischen Landlebens, wo der Ruf einer Eule und das gelegentliche Blöken eines Schafes die einzigen Laute sein sollten, war das Geräusch ungewöhnlich.

Behutsam stellte sie den Becher ab und neigte lauschend den Kopf, um den Ursprung zu lokalisieren. Die Hintertür. Hatte sie schon wieder vergessen, sie abzuschließen?

Fahles Mondlicht erhellte die Küche, und sie war froh, dass sie kein Licht angemacht hatte. Das verschaffte ihr einen Vorteil, oder?

Sie stellte die Milch zurück und schloss leise die Kühlschranktür. Nun war sie sicher, dass sie nicht allein im Haus war.

Wenige Minuten zuvor hatte sie noch geschlafen. Nicht besonders tief – das geschah inzwischen nur noch selten –, sondern auf einer Welle von Träumen dahindämmernd. Wenn ihr früher jemand gesagt hätte, dass sie auch mit achtzig noch träumen und ihre Abenteuer genießen würde, hätte sie weniger Angst vor dem Altwerden gehabt. Und es war nicht mehr zu ignorieren, dass sie alt wurde.

Die Leute sagten zwar, sie sei topfit für ihr Alter, doch die meiste Zeit fühlte sie sich nicht topfit. Die Lösungsworte für ihre geliebten Kreuzworträtsel fielen ihr nicht mehr ein. Namen und Gesichter wollten im entscheidenden Moment nicht mehr zusammenpassen. Sie hatte Mühe, sich zu erinnern, was sie am Tag zuvor getan hatte, doch wenn sie sich zwanzig Jahre oder mehr zurückversetzte, war ihre Erinnerung kristallklar.

Und dann gab es noch die körperlichen Veränderungen – sehen und hören konnte sie Gott sei Dank noch gut, doch ihre Knochen und Gelenke knackten und schmerzten. Sich hinunterzubeugen, um die Katze zu füttern, stellte eine Herausforderung dar. Die Treppe nach oben strengte sie mehr an, als ihr lieb war, und sie ging sie immer nur mit einer Hand auf dem Geländer – für den Fall des Falles.

Sie war nie der Typ gewesen, der für den Fall des Falles lebte.

Ihre Tochter Liza wollte, dass sie sich einen Notrufknopf anschaffte. Eines von diesen Alarmsystemen, die man wie ein Armband trug und bei denen man im Notfall nur einen Knopf drücken musste. Doch Kathleen hatte abgelehnt. Sie war schon in ihrer Jugend um die Welt gereist, lange bevor das Reisen in Mode gekommen war. Sie hatte ihre Sicherheit ohne Zögern für das Abenteuer geopfert. Heute fühlte sie sich an den meisten Tagen wie ein völlig anderer Mensch.

Freunde zu verlieren machte die Sache nicht besser. Einer nach dem anderen blieben sie auf der Strecke und nahmen die gemeinsamen Erinnerungen mit sich. Mit jedem Verlust verschwand ein kleiner Teil ihrer Selbst. Sie hatte Jahrzehnte gebraucht, um zu begreifen, dass man nicht einsam war, weil man zu wenige Menschen in seinem Leben hatte, sondern weil man zu wenige Menschen hatte, die einen kannten und verstanden.

Sie kämpfte verzweifelt darum, einen Teil ihres früheren Ichs zu bewahren. Aus diesem Grund ignorierte sie Lizas Bitten, sie möge den Teppich aus dem Wohnzimmer entfernen und nicht mehr die Trittleiter benutzen, um Bücher aus dem obersten Regalfach zu holen, und sie möge nachts ein Licht anlassen. Jeder Kompromiss bedeutete, ein weiteres Stück ihrer Unabhängigkeit aufzugeben, und der Verlust dieser Unabhängigkeit machte ihr am meisten Angst.

Kathleen war die Rebellin in der Familie gewesen, und sie war es noch immer – auch wenn sie sich fragte, ob Rebellen zitternde Hände und ein heftig klopfendes Herz haben sollten.

Sie hörte schwere Schritte. Jemand durchsuchte das Haus. Wonach? Welche Schätze hoffte man hier zu finden? Und warum versuchte die Person nicht, ihre Anwesenheit zu verbergen?

Nachdem sie immer alle Mahnungen, ihr könne etwas zustoßen, resolut ignoriert hatte, musste sie die Möglichkeit nun doch anerkennen. Vielleicht hätte sie nicht so stur sein sollen. Wie lange hätte es vom Drücken des Notrufknopfs bis zum Eintreffen der Kavallerie wohl gedauert?

Tatsächlich bestand die Kavallerie aus Finn Cool, der drei Felder weiter wohnte. Finn war Musiker und hatte das Anwesen gekauft, weil es keine direkten Nachbarn gab. Seine Eskapaden sorgten für Gesprächsstoff im Dorf. Er veranstaltete bis spät in die Nacht Partys mit berühmten Gästen aus London, die die Einheimischen in Angst und Schrecken versetzten, wenn sie mit ihren protzigen Sportwagen zu schnell durch die engen Straßen rasten. Jemand hatte in der Post eine Petition aufgehängt, die Partys zu verbieten. Es hatte Gerüchte gegeben über Drogen und halb nackte Frauen, und das alles klang nach so viel Spaß, dass Kathleen versucht gewesen war, sich selbst dort einzuladen. Lieber das als eine langweilige Frauengruppe, in der man buk und strickte und Bananenbrot-Rezepte austauschte.

In diesem speziellen Krisenmoment würde Finn ihr jedoch nichts nutzen. Höchstwahrscheinlich saß er gerade mit Kopfhörer in seinem Studio oder war betrunken. In jedem Fall würde er ihren Hilfeschrei nicht hören.

Um die Polizei zu rufen, musste sie durch die Küche und über den Flur ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand, was allerdings ihre Anwesenheit verraten würde. Ihre Familie hatte ihr ein Handy geschenkt, das aber noch unbenutzt in seiner Verpackung lag. Ihre Abenteuerlust erstreckte sich nicht auf Technik. Und der Gedanke, dass eine namen- und gesichtslose Person jede ihrer Bewegungen verfolgte, gefiel ihr nicht.

Wieder hörte sie ein Rumsen, diesmal lauter. Kathleen legte die Hand auf ihr Herz. Sie fühlte, wie es raste. Immerhin tat es noch seinen Dienst. Vermutlich sollte sie dankbar dafür sein.

Als sie sich ein bisschen mehr Abenteuer gewünscht hatte, hatte sie nicht an so was wie das hier gedacht. Was sollte sie tun? Sie hatte keinen Knopf, den sie drücken konnte, kein Telefon, um jemanden zu Hilfe zu rufen. Also musste sie allein damit fertigwerden.

Fast meinte sie Lizas Stimme zu hören: Mum, ich habe dich gewarnt!

Wenn sie überlebte, würde sie das noch lange zu hören bekommen.

Ihre Angst wich der Wut. Wegen dieses Einbrechers würde man sie als alt und hilfsbedürftig betrachten und sie zwingen, ihre restlichen Tage in einem winzigen Zimmer zu verbringen mit Pflegern, die ihr das Fleisch klein schnitten, übertrieben laut mit ihr sprachen und ihr ins Badezimmer halfen. Das Leben, wie sie es kannte, wäre vorbei.

Das würde sie nicht zulassen.

Lieber starb sie durch die Hand des Einbrechers. Zumindest würde ihr Nachruf interessant sein.

Noch besser wäre es, wenn sie am Leben blieb und bewies, dass sie allein zurechtkam.

Sie sah sich in der Küche nach einer geeigneten Waffe um und erblickte die schwere schwarze Grillpfanne, in der sie vorhin noch den Schinken gebraten hatte.

Sie nahm sie leise vom Herd und umklammerte den Griff, als sie zu der Tür schlich, die von der Küche in den Flur führte. Die Fliesen unter ihren Füßen fühlten sich kühl an. Glücklicherweise war sie barfuß. Kein Geräusch. Nichts, das sie verraten konnte. Der Vorteil lag bei ihr.

Sie konnte das! Hatte sie nicht mal in den Seitengassen von Paris einen Straßenräuber abgewehrt? Sicher, damals war sie deutlich jünger gewesen, doch dieses Mal lag das Überraschungsmoment bei ihr.

Wie viele waren es?

Mehr als einer würde schwierig werden.

Handelte es sich um einen professionellen Raubzug? Aber ein Profi wäre wohl kaum so laut und ungeschickt. Falls es Jugendliche waren, die es auf ihren Fernseher abgesehen hatten, würden sie enttäuscht sein. Ihre Enkelinnen hatten versucht, sie vom Kauf eines Smart-Fernsehers zu überzeugen. Doch warum sollte sie so etwas brauchen? Sie war mit dem IQ ihres jetzigen Geräts völlig zufrieden, vielen Dank. Technik gab ihr immer das Gefühl, dumm zu sein. Sie brauchte die Dinge nicht noch smarter, als sie bereits waren.

Vielleicht würden sie gar nicht in die Küche kommen. Sie könnte sich verstecken, bis die Einbrecher sich genommen hatten, was sie wollten, und wieder abhauten.

Sie würden nie erfahren, dass sie hier war.

Sie würden …

Ganz in der Nähe knarzte ein Dielenbrett. Es gab kein Knarren oder Quietschen in diesem Haus, das sie nicht kannte. Jemand stand direkt vor der Tür.

Ihre Knie wurden weich.

Oh Kathleen, Kathleen.

Sie umklammerte den Pfannengriff mit beiden Händen.

Warum war sie nicht in Selbstverteidigungskurse gegangen statt zum Senioren-Yoga? Welchen Nutzen hatte der herabschauende Hund, wenn man eigentlich einen Wachhund brauchte?

Die Tür öffnete sich, ein Schatten schlich herein, und ohne weiter nachzudenken, hob sie die schwere Grillpfanne hoch und ließ sie nach unten sausen. Es gab ein dumpfes Geräusch und eine Erschütterung, als sie seinen Kopf traf.

»Es tut mir so leid … Ich meine …« Warum entschuldigte sie sich? Lächerlich!

Der Mann hob reflexartig einen Arm und schwankte. Durch die Armbewegung prallte die Pfanne zurück an Kathleens Kopf. Der Schmerz war so stark, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie bereitete sich darauf vor, hier und jetzt ihr Leben zu beenden und ihrer Tochter damit recht zu geben – da ging der...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2022
Übersetzer Judith Heisig
Sprache deutsch
Original-Titel The Summer Seekers
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cornwall • drei Frauen • drei Generationen • Familie • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Geschenk Mutter • Lebenswege • Liebe • Mütter • Muttertag • Neubeginn • Reise • sarah morgan bücher • sarah morgan deutsch • Sommerlektüre • Töchter • Unabhängigkeit • unerwartete Freundschaft • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • USA
ISBN-10 3-365-00008-9 / 3365000089
ISBN-13 978-3-365-00008-3 / 9783365000083
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