Espoir heißt Hoffnung (eBook)
359 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7394-3428-5 (ISBN)
Seit ihrer Geburt 1979 ist das wundervolle Rhein-Main-Gebiet, neben der Funktion als pulsierende Metropolregion und seinen malerischen Weinbergen, Flusslandschaften und ruhigeren Kurorten, auch Heimat für die Autorin Elisa Schwarz. In ihren Büchern finden sich große Gefühle, viel Tiefgang und kantige Charaktere wieder, sowie ein Schreibstil, der den Figuren angepasst ist und durchaus aneckend und provokant daher kommen kann.
Seit ihrer Geburt 1979 ist das wundervolle Rhein-Main-Gebiet, neben der Funktion als pulsierende Metropolregion und seinen malerischen Weinbergen, Flusslandschaften und ruhigeren Kurorten, auch Heimat für die Autorin Elisa Schwarz. In ihren Büchern finden sich große Gefühle, viel Tiefgang und kantige Charaktere wieder, sowie ein Schreibstil, der den Figuren angepasst ist und durchaus aneckend und provokant daher kommen kann.
1. Hope
„Herr Severin von und zu Hohenkamp, bist du endlich fertig?“
Ich grinse in den Spiegel und sehe in das Gesicht meines langjährigen, besten Freundes Nathan, der die Augen verdreht. Bereits geputzt und geschniegelt wartet er, bis ich ausgehbereit bin.
„Gleich“, antworte ich gelassen. „Drängle nicht so.“
Warum sind alle Menschen, die mich umgeben, ständig in Eile? Sie wirken gehetzt, als würde die Welt untergehen, wenn es mal zehn Minuten länger dauert. Wir sind eine halbe Stunde zu früh, wohlgemerkt.
„Du weißt doch …“
„Sag es nicht!“ Oh ja, ich weiß sogar sehr gut. Nathan ist stets auf der Suche nach dem ultimativen Nachterlebnis. Die Neugierde, wen er sich dieses Mal für sein Sexabenteuer aussucht, hält sich bei mir allerdings in Grenzen. Soll er mal, denke ich und werfe einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel.
„Du bist hübsch genug.“ Nathan drückt seine Lippen auf meinen Nacken und schnuppert an mir. „Um deine dunklen Locken beneide ich dich ja schon mein Leben lang.“
„Schmeichelst du mir schon wieder? Du kannst dich immer und überall sehen lassen, mon ami.“ Ich zupfe noch eine Strähne zurecht, drehe mich um und schenke ihm ein strahlendes Lächeln. „Wir werden die Ersten sein. Was ich an Zeit vertrödle, holen wir unterwegs wieder rein.“
„Ich nehme dich beim Wort.“
„Mach dich locker, Nathan. Wir werden so zeitig da sein, dass du dir in aller Ruhe einen Kerl für dein Schäferstündchen aussuchen kannst.“
Belustigt boxe ich in seine Seite und er zuckt zusammen, bevor ich meinen Arm um seine Schultern lege. Gemeinsam verlassen wir mein Appartement mit dem Fahrstuhl in Richtung Tiefgarage.
„Hast du immer noch keine Lust, mal wieder jemanden mit nach Hause zu nehmen?“ Nathan betrachtet sich im Spiegel der Aufzugkabine, bevor er meinen Blickkontakt sucht.
„Nein. Ich bin zufrieden.“
„Ach, komm schon, Sev! Wann hast du denn das letzte Mal …?“
„Genießer schweigen“, unterbreche ich ihn und ernte ein Schnauben.
Genau dieses Detail weiß Nathan von mir nicht; bester Freund hin oder her. Zudem sind meine Eroberungen leider keinen zweiten Gedanken mehr wert. Zugegeben, Nathan hat schon ein gutes Gespür. Es gab tatsächlich schon längere Zeit keinen Mann mehr in meinem Bett. Mir fehlt schlicht und ergreifend die Lust, jemanden mit nach Hause zu nehmen, den ich am nächsten Morgen nicht mehr loswerde. Meine Gäste finden den Aufenthalt in meinem Appartement zu angenehm oder den Service von Marise, meiner guten Fee und treuen Seele, zu einladend. Früher war sie die Angestellte meiner Eltern, heute pendelt sie mit mir gemeinsam zwischen dem Appartement an der Außenalster und meinem Elternhaus – einem alten Gehöft in der Nähe von Schenefeld. Ihr liebevoll zubereitetes Frühstück ist erstklassig, ihre Aufmerksamkeit allen Gästen gegenüber vollkommen. Vielleicht ist es auch die Reihe an Autos auf meinen Privatparkplätzen in der Tiefgarage, die beim abendlichen Einkehren oftmals lange Blicke auf sich zieht und meine Übernachtungspartner zum Bleiben animiert. Ich weiß es nicht. Denn diese Statussymbole sind mir unwichtig und ich verstehe dieses überschwängliche Interesse an meinem Besitz nicht. Meist hatte ich daher noch beim Kennenlernen beschlossen, dass es eine einmalige Sache bleibt.
Einen Gedanken an eine Beziehung war mir tatsächlich noch keiner von ihnen wert. Wer mich mag, wie ich bin, der hat gute Chancen, mein Freund zu werden. So einfach ist das. Es könnte wenigstens einfach sein, wenn mein Erbe, ein Firmenimperium aus uraltem Familienbesitz, dieser Einfachheit nicht im Weg stehen würde.
Der Fahrstuhl hält in der Tiefgarage und der tiefschwarz glänzende Aston Martin ist unser Ziel. Ich trinke nicht und Nathan nutzt das aus, feiert jede Party sehr exzessiv. Wer hat schon einen Freund, der einen auf jeder Veranstaltung aushält und dafür keine Gegenleistung erwartet? Ich hätte auch gern so einen Freund. Grinsend sehe ich zu Nathan rüber – meinem Besten. Er ist mir wahnsinnig wichtig und genießt mein vollstes Vertrauen. Wir sind füreinander da, ganz egal, wo der Schuh drückt. Das sind die Dinge, auf die ich Wert lege.
Die Straßen sind halbwegs frei und ich lenke den Wagen schneller durch die Innenstadt als erlaubt. Nathan schaut alle fünf Minuten auf die Uhr und wird immer unruhiger auf dem Beifahrersitz. Glücklicherweise haben wir bald darauf den Citysporthafen erreicht und Nathan atmet erleichtert auf, als direkt vor uns ein Parkplatz an den Vorsetzen, der Hafenstraße, frei wird. Er springt aus dem Wagen, wartet ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tretend, bis ich abgeschlossen habe, und gemeinsam laufen wir über die Brücke und den Steg, die den Jachthafen mit dem Festland verbinden.
Viele Menschen sind hier unterwegs. Touristen flanieren über die Promenade, kommen von den Landungsbrücken, einem Tagesausflug oder einfach einem Spaziergang am Hafen oder der Speicherstadt. Wir gehen vorbei an dem alten Feuerschiff, das hier seit Jahren vor Anker liegt und auf dem reger Restaurantbetrieb herrscht, in Richtung der Anlegestellen, wo die überwiegend schneeweißen, das Sonnenlicht reflektierenden Jachten um Exklusivität streiten und doch friedlich nebeneinander im dunklen Wasser des Hafenbeckens schaukeln. Ein wunderbarer, für mich sehr ästhetischer Anblick. Allerdings ist ein Boot eines der Dinge, für das ich mich überhaupt nicht interessiere. Falls ich irgendwann einmal in die Verlegenheit kommen sollte, eines zu benötigen, würde ich es anmieten. Eine Einladung verachte ich natürlich dennoch nicht.
Die Hope sticht am Ende der Anlegestellen bereits ins Auge. Es wird sicher ein Partyvergnügen der Extraklasse werden. Auch das Wetter spielt mit, heute war es den gesamten Tag über brütend heiß. Ob Jochen einen Pool an Bord hat? Die Größe des Schiffes lässt diese Vermutung durchaus zu. Nathan stößt mich am Arm an und deutet zur Jacht. „Das haben wir nun von deiner Trödelei!“
„Was denn?“
Langsam schiebe ich die Sonnenbrille auf meine Haare und kneife die Augen ein wenig zusammen. Jochen steht an der Reling. Neben ihm zwei weitere, mir durchaus bekannte Gesichter.
„Sind schon welche da!“
„Uhh … dann kannst du ja direkt deinem Hobby nachgehen.“
„Sev …“
„Du klingst wie ein beleidigter, kleiner Junge. Atme mal tief durch, Nathan. Du machst dir selbst Stress.“
Neben mir grummelt es, aber zu einer Antwort kann Nathan glücklicherweise nicht mehr ansetzen. Jochen hat uns entdeckt und kommt uns entgegengelaufen.
„Severin, mein Freund! Nathan! Ich habe mich schon gewundert, wo ihr bleibt. Ihr seid spät für eure Verhältnisse.“
Dieses Mal grummle ich und werfe meinem Nebenmann einen strafenden Blick zu. Das habe ich ihm zu verdanken – das Gerede um das Doppelpack, das immer zu früh auf den angesagten Feiern im Umkreis auftaucht. Mit Handschlag und kurzer Umarmung werden wir beide begrüßt, bevor wir unsere Schuhe ausziehen – auf Deck müssen wir barfuß laufen. Bei den auf Hochglanz polierten Schiffsdielen ist das kein Wunder.
„Ihr kennt euch ja.“ Jochen sieht zwischen uns und seinen Bekannten – Devin von Weihhäuser und Marc Kracher – hin und her und deutet gleich darauf auf zwei weitere Personen etwas abseits. „Dahinten, der, der gerade mit dem Skipper spricht, das ist Enno von Dewitz, ein sehr guter Freund von mir aus Jugendtagen. Macht euch bekannt. Ich muss weitere Gäste begrüßen, wir sehen uns später.“ Nathan nickt schnell und tänzelt bereits von einem Fuß auf den anderen. Er möchte endlich von meiner Seite weichen und ich gönne mir einen längeren Blick auf die beiden Männer, die abseits stehen, begleitet von einer kribbeligen Wärme, die in mir Einzug hält. Enno von Dewitz! Sieh mal einer an! Nicht schlecht!
Die Bilder seiner Eltern tauchen vor meinem inneren Auge auf: Éva, mit dem schulterlangen, blonden Haar, dem perlenden Lachen und diesem unglaublichen Strahlen in den Augen. Jede ihrer Bewegungen war dynamisch und schwungvoll, voller Leben. Ihr Ehemann Louis hingegen wirkte, als sei er dem Drehbuch eines alten Seebären-Streifens entsprungen: mit Fischermütze auf dem braunen Schopf, einem gepflegten Vollbart und einer Pfeife im Mundwinkel, deren Rauch einen kräftigen, würzigen Geruch verströmte, gespickt mit einer hauchfeinen Vanillenote. Ich erinnere mich noch genau, wie sich der Rauch stets im gesamten Haus ausbreitete, wenn die von Dewitz zu Besuch waren. Und auch dem wachsamen Blick von Louis aus klaren, blauen Augen heraus konnte ich mich nur schwer entziehen. Viele Jahre sind vergangen, seit ich die beiden gesehen habe. Seit ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin. Ganz von der Bildfläche sind sie allerdings verschwunden, als sie ihren gesamten Familienbesitz, inklusive der Reederei, wegen Spekulationen an der Börse verloren haben. Das ging vor fünf Jahren nicht nur durch die Presse, als wäre es die Sensation des Jahrhunderts. Meine Firma, die Hohenkamp AG, war sogar involviert. Hat Bestände aufgekauft und unter den Hammer gebracht. Seinerzeit regierte noch mein Vater.
Eine Gänsehaut überkommt mich. Und mit einem Mal fühle ich mich schuldig, schaffe es nicht, Enno weiterhin neugierig anzusehen und schiebe die Sonnenbrille zurück auf meine Nase.
Als hätte er meinen Blick gespürt, dreht er sich kurz zu uns um. Ich lächle gezwungen und wende mich schnell Marc zu, bevor mich weitere Gefühlsduseleien übermannen. Marc kenne ich natürlich. Er mich auch. Bisher hatte ich jedoch selten die Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten, obwohl er rein optisch interessant ist. Er und sein Kumpel...
| Erscheint lt. Verlag | 10.11.2018 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Hamburg |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | BoysLove • Enemies • Erotik • Erotischer Liebesroman • Gay-Romance • Homosexuell • LGBTIQ • Liebesroman • Milliardär • Millionär • Queer • Schwul |
| ISBN-10 | 3-7394-3428-7 / 3739434287 |
| ISBN-13 | 978-3-7394-3428-5 / 9783739434285 |
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