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Der Hammer von Luzern Band 2 -  Bianca Oesterle

Der Hammer von Luzern Band 2 (eBook)

Die THARAs im Mittelalter
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
700 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-4631-7 (ISBN)
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Kommt es nach Jahren des Religionskrieges im gebeutelten Abendland zum Konzil in Augsburg? Wird die Abrüstung der Bürger und Bauern in Luzern endlich umgesetzt? Das Einfordern der Reiterhammer zögert sich hinaus und selbst die Kürassiere wollen den Nadziak nicht ausmustern ... Im Jahr 1555 soll Frieden zwischen Katholiken und Protestanten geschlossen werden, aber ein Kleinkrieg um Getreide und Bier hält das Landsberger Lechtal in Aufruhr ...

Bianca Oesterle, Jahrgang 1977, Ausbildung Belletristik an der Axel Andersson Akademie

„Meine alternde Mutter ist nie mürrisch!“, klärte Fritz die anderen darüber auf, dass nicht alle älteren Frauen verbittert in die Welt blickten.

„Daheim wartet sein blutjunges Weib auf ihn – welchem Manne, der seine Gattin ehrt und liebt, würde dieser Gedanke nicht die aufgehende Sonne ins Gesicht zaubern?“, merkte Frederick munter an.

„Hauptmann, wenn ich es nicht besser wüsste“, sagte Samuel-Peter lachend, „dann würde ich dich für einen Philosophen halten!“

Das Pferd des Hauptmanns wieherte. Hörte man daraus Frust und Fürbitte vom Tier an den Menschen, sich endlich auf den noch bevorstehenden Weg zu machen?

„Fred“, meinte Alexej beim Abschütteln über die Schulter hinweg, „Ich glaube, dein Gaul will, dass du lieber Soldat bleibst – und Schneider und Sattler, damit du deinem Pferdchen einen neuen bequemen Sattel machst! Wegen mir kannst du dabei Sätze von Poesie und Liebreiz trällern so viel du willst, wenn meine Hosenknöpfe trotzdem ordentlich angenäht werden!“

„Und nicht nur das!“, mischte sich Jaroslav ein, der vom Urinieren zurückkam. „Wenn wir zurück in der Kaserne sind, kannst du für uns Uniformhosen schneidern, die man schneller aufkriegt, wenn man muss! Es ist ja ein Dilemma, mit den vielen Knöpfen! Schneidere mir fürs Zimmern künftig andre Hosen … mit einem Klapplatz vorne im Schritt, der nur zwei Knöpfe nebeneinander anstatt vier Knöpfe übereinander in Reihe hat!“ Die Nähe zu Landsberg und seiner Frau trieben seine kreativen Kräfte an.

Die fünf eingeschworenen Kürassiere banden ihre Pferde los und führten sie eine Weile lang an Zügel oder Halfter durch den Wald, auf einem schmaleren Pfad, hofften und kämpften mit dem Bierwagen, der in der Trockenheit sich wacker auf dem Erdweg hielt, geführt von Mettens, der die besten Lenkerhände hatte, bis sie auf dem Weg waren, der sie weiter nach Landsberg führen würde, da dies die schnellste befestigte Straßenverbindung war. Lange Zeit hatten sie in Krieg und Kampf verbracht, was sie zu einer Einheit eingeschworen hatte, die sich ohne Befehl und Kommando stumm aufeinander verlassen konnte, wenngleich ihnen untereinander immer wieder menschliche Dispute ausgebrochen waren. Ruhe und Frieden herrschte im Mischwald, und der Duft nach feuchter Erde, Moos und Laub war eine süße Mischung, die an Rehbraten und Preiselbeermarmelade erinnerte. Am Weg angekommen, bestiegen sie ihre Pferde und ritten hintereinander wortlos weiter, während die Sonne den letzten Tau aus den Wiesen leckte, und sie trieben ihre Tiere im verminderten Galopp, angepasst auf die Geschwindigkeit des beladenen Bierwagens, der nur um ein Fass leichter war, das die Kürassiere am Abend zuvor leergetrunken hatten, in die Richtung ihrer Heimat auf Zeit.

Stadtmauer und Tor von Landsperch und der Lech kamen erst nach fast zweieinhalb Stunden in Sicht, da sie die Schnelligkeit wegen der schweren Zugtiere aus dem Ritt nehmen mussten, um die Pferde weniger zu belasten und keines der aufgeladenen Fässer zu verlieren und den Wagen nicht umzuwerfen oder ein Rad zu brechen oder zu verlieren, wenn es in eine Kurve ging, zumal Samuel-Peters Pferd hinten seitlich rechts am langen Zügel angebunden war.

„Glaubst du, Jesko“, wandte sich Frederick an den Leutnant, der neben ihm auf Fuchshengst Kasimir ritt, „dass wir den Bierbrauern trauen können?“

Darüber musste Jaroslav keinen Pferdeschritt lang nachdenken: „Nein.“

„Du klingst sehr überzeugt“, stellte Frederick fest, der selbst wusste, dass sie belogen worden waren.

„Ja, ich bin überzeugt, dass wir niemandem trauen können und dürfen“, teilte Jaroslav offen mit, was er dachte.

„Wie kommst du zu dieser Annahme?“, fragte der Hauptmann nach. Er hatte seine eigenen Bedenken, die er bereits am gestrigen Tag vor seinen vertrauenswürdigen Soldaten geäußert hatte, aber er wollte von seinem Leutnant hören, was dieser beobachtet hatte, damit er sich ein ganzes Bild von der Lage zeichnen konnte, wie er sonst Schnittmuster mit der Schneider-Kreide anzeichnete, um das Kleidungsstück aus den geschnittenen einzelnen Stoffteilen perfekt aneinandergenäht zusammensetzen zu können.

Die fünf Männer erreichten die Lechbrücke und sie ritten in der Formation 2-1-2 hintereinander darüber – zwei Reiter vor dem Bierwagen und zwei dahinter.

„Wir haben absichtlich Verwirrung gestiftet, und wir hatten die Fässer längst heimlich getauscht, was in meinem Auftrag Fritz ausführte, die in erster Kenntnis - gegenüber dem Brauer - voll mit Schwarzpulver sein sollten, dann aber kein Schwarzpulver enthielten, weil wir um die Gefahr wussten … der Bierpanscher schien davon zu wissen, denn er war mir um ein Pferdehaar zu gelassen, er tat entrüstet, war es aber nicht, musste somit vom Tausch der Fässer gewusst haben, und sein Sohn ist, in all seiner Bescheidenheit, ein Mutterbrustkuschler zu sein, mehr von der Angst gelähmt gewesen, etwas zu wissen, was wir wissen, als dass er wirklich Angst hatte, wir würden ihm, seinem Vater und den Pferden den Garaus bereiten. Johann wusste, dass in den beiden Fässern harmloses Sägemehl ist, und ich nehme an, er weiß auch, wo wir das echte Schwarzpulver lagern – es in der Kaserne zu behalten, wäre Wahnsinn und ein Flammenmeer, wenn wir einen feindli-chen Angriff mit Katapult, Brandpfeilen oder Schießeisen fürchten müssen. Ein Schuss in so ein Pulverfass bringt es zum Explodieren, wenn die Lagerumstände zudem zu viel an Feuchtigkeit zugelassen haben.“

„Du meinst, wir müssen damit rechnen, dass dieser Gerstensaftmischer und sein Pausbacken-Bübchen uns zu gegebener Zeit in die Quere kommen?“, überlegte Frederick.

„Ich habe keinen Zweifel daran“, meldete sich von der Nachhutposition Fritz Fleschutz, „dass ich Heinz und Johann auf dem Weg Richtung Landsberg gesehen habe. Die waren nicht einen Schritt lang auf dem Weg nach Augsburg, wo sie den unsrigen Überfall aufs Bier hätten melden sollen! Sie waren nicht dafür beauftragt gewesen, dem Konzil Getreidegesöff zu liefern!“

„Ja, ob es uns schmeckt oder nicht – wir müssen mit allem rechnen!“, warnte Jaroslav alle vor. „Heinz wollte nur das Gold. Wofür, das werden wir sicher in den nächsten Wochen in Erfahrung bringen, was uns aufruft, weiterhin aufmerksam zu sein … und wenn es Monate dauert, egal, die planen was! Ja, ich bin mir auch sicher, dass die Brauer zwar in Richtung Augsburg rannten, in den Wald hasteten und – die Amsel hat es uns verraten mit ihrem Warnruf - in der letzten Nacht aber sich Landsberg zuwandten.“

„Das Konzil ist also nicht der einzige Grund, weshalb wir nicht nach Luzern oder heimwärts nach Pressburg aufgebrochen sind?", schlussfolgerte Alexej.

„Du sagst es“, stimmte Jaroslav zu.

„Sollen wir froh sein, dass wir noch immer nicht mit genügend Feuerwaffen ausgestattet sind, da diese in einer Schmiede im protestantischen Springen hergestellt werden, dafür aber unseren geliebten Reiterhammer behalten dürfen?“, fragte Alexej.

„Aus größerer Entfernung sind wir mit dem Reiterhammer machtlos, Alexej, auch mit dem Schwert, der Lanze oder dem Ger … auch Bogen und Armbrust halten mit den Schießeisen nicht mit, die eine bislang unbekannte Reichweite erlangen können, um einen Reiter aus dem Sattel zu reißen oder einen Wachsoldaten vom Wehrgang zwischen den Zinnenscharten zu treffen und zu stürzen“, öffnete Jaroslav den Männern die Augen. „Man wird diese Waffen hier wie in Spanien in hoher Stückzahl herstellen, aber nicht dafür, um auf Jagd zu gehen, weil der tägliche Hunger gestillt oder Wolfs- und Bärenangriff vorm eigenen Hof abgewehrt werden muss. Jetzt mag der Krieg ins Schweigen verbannt worden sein, aber ich kenne das streitlüsterne Gemüt der Menschheit!“

„Ich habe Hunger!“, verkündete Samuel-Peter, der sich auf dem Kutschbock mühsam hielt und gähnte. Er hatte sich nicht mit Jaroslav oder Fritz abgewechselt. Das mager ausgefallene Frühstück, beim Ritt ein Kanten Brot genagt, hatte ihm nicht gereicht.

Missmutig winkte die Wache am Stadttor die fünf ihm persönlich bekannten Kürassiere und führenden Offiziere des ansässigen 77. Kürassierregiments der am Perch angesiedelten Kaserne durch das geöffnete Tor, das lediglich so weit offenstand, wie jeweils ein Reiter zu Fuß mit dem Pferd am Zügel gehalten hindurchgehen konnte, was sie nacheinander zum Absteigen gezwungen hatte. Das Bierwagengespann stellte Mettens vor dem Tor ab, überließ mit knapper Erklärung, sie hätten dies so verlassen am Wegesrand gefunden und nach Landsberg zurückgebracht, bei den Wachposten, von denen einer die Bierkutsche am Bock bestieg, wartete, bis Mettens und sein Pferd beim Durchgang hindurchgelaufen waren und das Tor ganz geöffnet wurde.

Hauptmann und Leutnant überließen die Verantwortung für die Bierkutsche nun den Wachmännern.

Mit knappem Wort sagte einer der Wachposten: „Die...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7557-4631-X / 375574631X
ISBN-13 978-3-7557-4631-7 / 9783755746317
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