Die Lügen der Vergangenheit (eBook)
369 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-332-0 (ISBN)
Ein dunkles Geheimnis, das alles veränderte …
Der historische Roman für Fans der Nell Sweeney-Reihe
1873, Florenz: Claire Clairmont, die letzte Überlebende des ,haunted summer of 1816‘, verlebt ihre letzten Jahre in vornehmer Armut – bis durch die Ankunft eines englischen Touristen ihre ganze Welt erschüttert wird. Geheimnisse dringen ans Licht und Claire weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Fassungslos über den Verrat derer, die ihr am nächsten stehen, beschließt Claire zum Kloster Bagnacavallo zu reisen. Dort will sie die Wahrheit über Schicksal ihrer Tochter Allegra herausfinden. Doch dann wird ihr etwas Wertvolles gestohlen und Claire hat mehr und mehr das Gefühl, dass sie beschattet wird. Schnell wird ihr klar, dass sie in Gefahr schwebt und die Zeit davon läuft … Schafft sie es, die Vergangenheit zu entschlüsseln, bevor ihr Verfolger sie einholt?
Weitere Titel dieser Reihe
Die Toten der Vergangenheit (ISBN: 9783968177601)
Erste Leserstimmen
„Claire bei der Suche nach der Wahrheit zu begleiten war wieder äußerst spannend!“
„Ich liebe diese historische Krimi-Reihe und kann Teil 3 kaum erwarten.“
„mysteriös, unvorhersehbar und wahnsinnig unterhaltsam“
„Eine fesselnde Reise in die Vergangenheit … sehr lesenswert!“
Marty Ambrose hat sich schon fast zwei Jahrzehnte lang mit der Welt der Literatur beschäftigt: Sei es als Englischlehrerin an der Southern New Hampshire University oder als Autorin ihrer eigenen Romane. Ihre Veröffentlichungen umfassen sowohl Krimis als auch historische Belletristik. Gegenwärtig lebt Marty mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Nachrichtensprecher Jim McLaughlin, und Labrador-Welpe Luna auf einer Insel im Südwesten Floridas.
ZWEI
»The sense of earth and earthly things come back,
Corrosive passions, feelings, dull and low …«
The Prophecy of Dante, I, 131-132
»Auf meine Stirn’ drückt wieder, ach! wie schwül
Der Erde und des Irdischen Empfindung,
Aetzende Leidenschaft, zehrend Gefühle …«
Die Prophezeiung Dante’s, I, 131–132
Florenz, Italien, Juli 1873
Ich war erschöpft.
Eine schmerzhafte, schwere Müdigkeit hatte sich in meinem ganzen Körper ausgebreitet, und ich musste darum kämpfen, wach zu bleiben.
Seit wir vor Stunden nach Hause gekommen waren und meine Wohnung im Palazzo Cruciato verwüstet vorgefunden hatten, war die polizia da, um uns abwechselnd zu befragen – zuerst auf Italienisch, dann auf Englisch, um sicherzustellen, dass wir ihre Absichten verstanden. Leutnant Baldini, der Polizeichef, der mich nach Vater Giannis Tod besucht hatte, leitete wieder die Untersuchung. Er war ein junger Mann mit ernstem Gesicht und freundlichem Benehmen, und er führte seine Befragung ruhig durch, machte viele Notizen, gab aber nur selten einen Kommentar ab. Trotz meiner Müdigkeit empfand ich seine Anwesenheit als beruhigend.
»Signora Clairmont, bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so lange aufhalte, aber ich habe noch einige Fragen.« Er ging langsam in meinem Wohnzimmer auf und ab, ein kleines Notizbuch in der Hand, während ich auf dem Kanapee blieb, Trelawny neben mir. Gaslampen beleuchteten das zerstörte Interieur mit den Büchern und Schriftstücken, die zwischen zerbrochenen Porzellanteilen auf dem Boden verstreut waren.
Ich hatte noch keine Inventur gemacht – bis auf die Cades-Zeichnung und meine Briefe von Byron. Ich hatte mich davon überzeugt, dass meine Korrespondenz nicht angerührt worden war.
Mister Rossetti war nach seiner Aussage weggegangen, während Paula und Raphael sich in der Küche mit zweien von Baldinis Polizisten unterhielten. Klein-Georgiana lag schlafend auf meinem Bett, in ihrem ruhigen Kinderschlaf wohlig vor den chaotischen Geschehnissen um sie herum bewahrt.
»Ist es vonnöten, diese Unterhaltung heute Abend fortzuführen?«, fragte Trelawny und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Kanapees. Er wurde immer nervöser. Ihm eilte ohnehin nicht gerade der Ruf eines ruhigen und geduldigen Temperaments voraus – gerade angesichts von Ungewissheiten.
Er war es gewohnt, die Führung zu übernehmen und ließ sich nicht gern Vorschriften machen, besonders nicht von einem Polizeibeamten.
»Si.« Baldini hob den Gedichtband von Byron auf, der mit einem Messer zerlegt worden war, betrachtete ihn einige Augenblicke und legte ihn dann auf den Teetisch neben das silbern ziselierte Tintenfässchen, das Shelley mir geschenkt hatte. Es war ebenfalls unversehrt geblieben – eines meiner wertvollsten Besitztümer und Zeichen seiner Freundschaft. Ich hatte mich nie davon trennen können.
»Ein rascher Erfolg meiner Spurensuche könnte zu einem schnellen Arrest führen.«
»Ich verstehe.« Ich zwinkerte mehrmals, um einen klaren Blick zu bekommen. »Die letzten beiden Wochen waren gelinde gesagt verwirrend. Nach Matteos Verhaftung dachte ich, unser Leben würde wieder so ereignislos verlaufen wie in der Vergangenheit, aber das scheint mir jetzt unwahrscheinlich.«
»Questo dipende.« Er trat zum Kamin, wobei er sorgsam um eine zerbrochene, geschliffene Blumenvase herumging, deren Inhalt sich auf den Boden ergossen hatte: Wasser und zerknitterte Rosenblätter waren verteilt. »Das hängt von dem Motiv des Eindringlings ab …«
Trelawny schnaubte. »Das ist für Sie eine Frage? Wo doch Signora Clairmonts wertvolle Cades-Zeichnung der einzige Gegenstand von Wert zu sein scheint, der gestohlen wurde?«
»Ich meine, dass das eigentliche Ziel gewesen sein kann, Ihre Briefe zu stehlen, und dass die Diebe ihren Plan änderten, als sie sie nicht schnell finden konnten. In Florenz ist es bekannt, dass Sie Briefe von der Hand des berühmten Dichters selbst besitzen. Was mir eigenartig erscheint, ist vielmehr die Frage, woher die Diebe wissen konnten, dass sie hier nach der Zeichnung suchen könnten.« Baldinis Blick blieb an mir hängen. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist diese Zeichnung erst kürzlich in Ihren Besitz gelangt. Wer außer Ihrer Familie und Ihren direkten Freunden konnte davon wissen?«
»Das … kann ich nicht sagen.« Es war kühl im Raum geworden, und ich zog meinen Schal fester um mich. »Ich bin nicht sicher, wer von der Zeichnung hätte wissen können. Mister Rossetti ist vor über zwei Wochen damit in Florenz angekommen. Er hat sie von England hergebracht. Bis dahin hat seine Mutter sie besessen, aber in ihrer Wohnung war sie nicht für jedermann sichtbar ausgestellt. Er übergab sie mir in der Nacht, in der Matteo versuchte, mich zu töten. Haben Sie ihn gefragt, ob er mit irgendjemandem über die Existenz der Skizze gesprochen hat?«
Baldini nickte. »Anscheinend hat er sie nur seinem Bruder, Dante Gabriel, gezeigt, der selbst Künstler ist, und den er auf Stillschweigen eingeschworen hat.«
»Also wissen wir noch gar nichts über die Motivation des Diebs …«, sagte ich, mehr zu mir selbst.
»Dies ist eine etwas delikate Frage, aber glauben Sie, dass Raphael und Ihre Nichte gänzlich … vertrauenswürdig sind?« Baldinis Worte kamen zögernd, als müsse er über einen unebenen Pfad balancieren. »Ich will nicht andeuten, dass sie den Diebstahl absichtlich herbeiführten, aber vielleicht hat einer der beiden die Cades-Zeichnung unabsichtlich bei einer Begegnung mit einem Freund oder Nachbarn erwähnt. Der Name des Künstlers ist den meisten Italienern bekannt und könnte einen skrupellosen Menschen zum Diebstahl verführen.«
Gedanklich ging ich alle Personen durch, mit denen Paula und Raphael regelmäßig Kontakt hatten. Der Kutscher? Nein, er war ein junger Mann von ernsthaftem Charakter. Unsere Nachbarn, die manchmal Georgiana betreuten? Auch nicht. Sie waren ein liebenswertes Paar mit zwei eigenen kleinen Kindern. Der macellaio in unserer Nähe? Unwahrscheinlich. Wir kannten sie alle seit Jahren, und keiner von ihnen schien des Diebstahls fähig.
Ich hob zur Andeutung, die der Leutnant gemacht hatte, die Augenbrauen. »Ich nehme an, Sie haben Paula und Raphael befragt und beide verneinten, dass sie die Skizze erwähnt hätten?«
»Si.«
»Dann glaube ich ihnen.« Ich unterdrückte ein Gähnen und spürte, wie meine Schultern heruntersanken.
Trelawny gestikulierte mit erhobener Hand in meine Richtung. »Die Spur, der Sie mit dieser Befragung folgen, führt nirgendwohin, und Signora Clairmont braucht ihre Ruhe, wie wir alle. Sollte ihr noch etwas einfallen, kann ich Sie benachrichtigen. Aber ich denke, niemand in Florenz wusste davon, dass Rossetti Claire die Zeichnung gegeben hat.«
Trotz meiner Müdigkeit kam mir ein plötzlicher Gedanke.
Niemand … außer dem Mann hinter Gittern.
»Und Matteo Ricci?«, wollte ich wissen. »Er könnte von der Skizze erfahren … und jemanden geschickt haben, um sie zu stehlen.«
»Aus dem Gefängnis heraus?« Trelawny schüttelte den Kopf. »Die Wahrscheinlichkeit ist bestenfalls sehr gering, Claire.«
»Da stimme ich zu«, sagte Baldini.
»Vielleicht.« Ich rieb meine Wangen, schloss die Augen und versuchte, in dieser endlos dauernden Nacht ein letztes Aufgebot an Energie und Kraft aufzubringen. »Das klingt vielleicht wirr, aber ich möchte morgen zur Wache kommen und mit ihm sprechen.«
Die beiden Männer zogen gleichzeitig die Luft ein.
»Ganz sicher nicht.« Trelawny sah auf mich herab, als hätte ich tatsächlich den Verstand verloren.
»Signora, vielleicht habe ich Sie nicht richtig verstanden«, begann Baldini. »Sie wollen den Mann besuchen, der gedroht hat, Sie zu töten?«
Ich sah von einem zum anderen und zögerte – nicht, weil ich an mir selbst zweifelte, sondern vielmehr, weil ich wusste, dass beide bereits abwägten, ob sie meine Bitte ernst nehmen sollten, und ich meine Verteidigung entwarf. Ich hatte nicht mein ganzes Leben in der Gesellschaft von Männern verbracht, ohne eine oder zwei Lektionen darüber zu lernen, wie ich mit ihrer Zuneigung spielen konnte. Die delikate Kunst der Überzeugung war manchmal die beste Waffe einer Frau. »Ich bin um diese Uhrzeit vielleicht schon ein bisschen benommen, aber ich glaube, dass Matteo von der gestohlenen Skizze weiß. Leutnant, Sie haben selbst gesagt, dass er wahrscheinlich Verbindungen zu Diebesbanden in Florenz hat. Im Gegensatz zur polizia stelle ich für ihn keine Bedrohung dar, da ich nichts weiter bin als eine … nun, harmlose Frau.«
Baldini gelang ein schmales Lächeln. »Jeder Mann, der das annehmen würde, wäre verrückt.«
»Sie ziehen ihre Bitte nicht ernsthaft in Betracht?«, rief Trelawny ungläubig aus. »Das Gefängnis ist nicht der richtige Ort für eine Dame.«
»Lei è molto persuasiva … Ich könnte es erwägen«, sagte er knapp. »Aber auch ich bin müde und möchte sorgfältig darüber nachdenken. Für den Moment werde ich mich empfehlen und morgen ein Billett mit meiner Entscheidung schicken.« Der Leutnant deutete eine Verbeugung an und rief nach seinen Leuten, die noch in der Küche waren.
Trelawny geleitete sie nach draußen, und ich hörte eine unterdrückte, drängende Diskussion, die an der Haustür geführt wurde. Er versuchte nochmals, Baldinis Entscheidung zu beeinflussen. Ihre Stimmen wurden für einige Minuten etwas lauter, aber aus der Kraft, mit der Trelawny die Tür hinter ihm zuschlug und dem unterdrückten Fluch, der darauf folgte, schloss ich, dass mein alter Freund keinen Erfolg...
| Erscheint lt. Verlag | 17.6.2021 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Claire Clairmont Mysterys | Claire Clairmont Mysterys |
| Übersetzer | Angelika Lauriel |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Haunted-Summer-Drama • historisch-e-r Krimi-nal-roman • klassisch-Who-done-it • Mary Shelly-Franken-stein-historisch-e-Geschicht-en • Mord-Mörder-in • spann-ung-end-e Detektiv-in-geschichte • Tod-es-mord-fall-tat-ort-opfer-ermittlung-en-kommissar |
| ISBN-10 | 3-96817-332-5 / 3968173325 |
| ISBN-13 | 978-3-96817-332-0 / 9783968173320 |
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