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Katzenpfötchen im Schnee (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99996-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Katzenpfötchen im Schnee -  Katharina Gerwens
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Katzenglück unterm Weihnachtsbaum Kaum ist die pragmatische Irene in Rente, stellt sie fest, dass ihr Leben unerfüllt ist. Kurzerhand übernimmt sie ein Ehrenamt im Tierheim Quellenhof: Sie prüft, ob es den adoptierten Katzen in ihrem neuen Zuhause gut geht. Während erste Schneeflocken vom Himmel fallen und sich das Tierheim auf den großen Adventsbasar vorbereitet, besucht sie die Katzen und lernt deren Besitzer kennen. Doch als ihr Lieblingskater Bruno vermittelt wird, ist Irene untröstlich ... wie gut, dass im Tierheim alle zusammenhalten und Irene schließlich ein ganz besonderes Weihnachtsfest bescheren ... Ein wunderbar weihnachtlicher Katzenroman von der Autorin von »Auf Samtpfoten zum Glück« und ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle Katzen-Fans!

Katharina Gerwens schrieb als 15jährige Schülerin ihren ersten Liedtext für Udo Jürgens, dem viele weitere folgen sollten. Er war es auch, der sie darin unterstützte, sich dem Schreiben zu widmen. Nach ihrer Journalistik-Ausbildung arbeitete sie in verschiedenen Verlagen, später am Deutschen Jugendinstitut. Seit fast 20 Jahren ist sie als freie Autorin und Lektorin tätig und schreibt weiterhin Chansontexte. Mit ihrem erstveröffentlichten Krimi »Stille Post in Kleinöd« war sie für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Katharina Gerwens ist Mitglied des Syndikats (dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur) sowie der Mörderischen Schwestern (dem europäischen gemeinnützigen Verein deutschsprachiger Kriminalautorinnen). Als Mörderische Schwester war sie 2023 ehrenamtlich in deren fünfköpfiger Stipendienkommission tätig.  Katharina Gerwens lebt mit ihrem Mann in einem zweihundert Jahre alten Holzhaus auf dem niederbayerischen Land. Immer an ihrer Seite ist auch Katze Stella, deren ungewöhnlich laute Stimme eigenes Stimmrecht genießt - eine Schrei(b)-Kraft der besonderen Art ... 

Katharina Gerwens wuchs in einem Dorf im Münsterland auf. Nach ihrer Ausbildung zur Journalistin arbeitete sie in verschiedenen Verlagen und ist heute als freie Autorin tätig. Sie lebt mit Mann und Katze in Niederbayern. Gemeinsam mit Herbert Schröger verfasste sie eine Reihe von Niederbayern-Krimis, die im fiktiven Ort Kleinöd spielen. Allein veröffentlichte sie bereits mehrere Krimis, unter anderem die Reihe um Franziska Hausmann, die im Bayerischen Wald spielt.

1. Kapitel


Sie war es nicht gewohnt, dass ihr entgegengefiebert wurde, möglicherweise sogar sehnsüchtig. Und dass Bruno sie auch heute wieder erwartete, erfüllte sie mit Freude. Allein dafür hatte es sich gelohnt, die Wohnung zu verlassen. Und das war gut, denn sie konnte ja nicht tage-, wochen- oder gar jahrelang allein in ihren vier Wänden hocken. Da würde man ja seltsam mit der Zeit. Und sie kannte wahrlich viele seltsame Menschen. Darüber hätte sie mal ein Forschungsprojekt anleiern sollen, über die zunehmende Verschratung allein lebender Personen. Was hätten die Kollegen im Institut die Augen verdreht, wenn sie das vorgeschlagen hätte!

Zu spät. Sie, Irene, wurde natürlich nicht komisch. Sie hatte eine Aufgabe; sie wurde erwartet. Von Bruno.

Früher, als sie noch in der Forschung tätig gewesen war, hatte niemand auf sie gewartet. Allenfalls ihr penibel aufgeräumter Schreibtisch im Institut ihres Arbeitgebers und möglicherweise auch der Abteilungsleiter, der – auf der Türschwelle stehend, quasi im Vorübergehen – wichtigtuerisch eine Abhandlung oder ein Statement anmahnte. Aber mit einem Lächeln oder mit Blumen in der Hand war sie dort kein einziges Mal empfangen worden, nicht einmal an ihren Geburtstagen und auch nicht in ihren eigenen vier Wänden. Der Mann, mit dem sie kurzzeitig verheiratet gewesen war, hatte dort nie sehnsuchtsvoll auf sie gewartet.

Zugegeben, das mit den Blumen hatte Bruno bisher auch noch nicht geschafft, aber das verzieh sie ihm.

Sie freute sich auf Bruno ebenso, wie er sich auf sie zu freuen schien. War nicht allein dies schon eine Form von Glück? Über Glück und vor allem darüber, wie man es halten und behalten konnte, wurde auch viel zu wenig geforscht. Dabei war Glück doch eigentlich ein großes Wunder, und ihr war es widerfahren.

Irene Thannberg fragte sich oft, warum sie nicht schon früher diesen Weg gegangen war, wenigstens an den Wochenenden oder im Urlaub. Ihr Leben wäre um einiges erfüllter gewesen. Sinnvoller auf jeden Fall als alle diese Expertisen und Broschüren, die sie im Lauf der Jahre publiziert hatte. Selbst in ihrer freien Zeit hatte sie daran geschrieben und Erkenntnisse zu Papier gebracht, die dann doch so gut wie niemand las. Welche Lebenszeitverschwendung!

Während ihrer Arbeit im Forschungsinstitut hatte sie als sogenannte Expertin soziologische Untersuchungen begleitet und deren Ergebnisse in Punktetabellen, wissenschaftlichen Gutachten und Anregungen festhalten müssen, aber kein einziges Mal hatte sie das befriedigende Gefühl gehabt, ihre Vorschläge würden ernst genommen oder auch nur ansatzweise berücksichtigt.

Eins ihrer Projekte beispielsweise hatte sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen befasst und in einem zweiten Schritt das Kaufverhalten von Menschen erforscht, die viel beziehungsweise wenig Geld besaßen. Diejenigen mit weniger Geld hatten sich als weitaus großzügiger erwiesen als die Wohlhabenden, was möglicherweise auch daran lag, dass die Einkommensschwachen so wenig zu verlieren hatten.

Bruno besaß gar kein Geld. Und er war besonders großzügig.

 

Mit ihren Filzpantoffeln betrat sie den Flur zu seinem Aufenthaltsraum und ging vor dessen Tür in die Hocke. Er schoss auf sie zu und begrüßte sie mit einem lautstarken »Miau«!

»Da bin ich«, erklärte sie, kroch auf allen vieren in sein Zimmer und lehnte sich im Schneidersitz an die Wand. Der getigerte Kater rieb den Kopf an ihrem Knie, drehte sich auf den Rücken, streckte alle Pfoten von sich und schnurrte. Sie atmete tief durch. Draußen im Freigehege rekelten sich Brunos Mitbewohner in der Oktobersonne. Irene lächelte und sonnte sich in ihrem Glück. Hoffentlich blieb er ihr noch lange.

Das war das einzig Traurige am Quellenhof. Wer hier wohnte, befand sich auf einer Durchgangsstation in ein hoffentlich besseres Leben und sollte so bald wie möglich vermittelt werden. Aber Bruno war nicht mehr der Jüngste, ebenso wie Irene nicht mehr die Jüngste war. Das Alter war in diesem Fall ihrer beider Glück. Familien wollten vor allem niedliche kleine Katzenbabys, die bei ihnen aufwuchsen und mit ihnen groß wurden, keine ausgewachsenen Kater mit festen Gewohnheiten und katzentypischen Macken. Bruno hatte durchaus seine Macken. Er biss ihr in den kleinen Finger, wenn er Futter wollte, und wehe, sie spurte nicht. Und wenn er unter dem Kinn gekrault werden wollte, stupste er mit dem Kinn an ihre Hand oder kratzte sie an der Wade. Aber sie, Irene, hatte ja auch so ihre Marotten. Und Bruno war nun mal Bruno. Sie verzieh ihm alles. Sogar Laufmaschen.

Wie gut, dass er schon mindestens elf Jahre alt war.

»Warum nimmst du ihn nicht zu dir?«, hatte Edda, die Leiterin des Tierheims, neulich wieder gefragt.

»Ich habe nur drei Zimmer und einen winzigen Balkon. Bruno braucht Auslauf. Er will sich austoben.«

»Er ist doch schon ein älterer Herr. Was er wirklich braucht, sind Ruhe und Gesellschaft.«

Irene hatte den Kopf geschüttelt. »Ich bin doch nur noch sehr selten daheim. An zwei Tagen in der Woche bin ich für euch unterwegs, und an den anderen Tagen besuche ich ihn. Ihn und meine anderen Lieblinge.«

Edda Kallmayer verstand. »Da ist was dran. Denn wenn er tatsächlich zu dir zieht, geht ihr womöglich beide nicht mehr vor die Tür. Und du würdest uns hier fehlen. Übrigens konnten wir gestern Lucy und Felix vermitteln.«

Irene hob den Kopf. »Als Paar?«

»Ja, zum Glück. Sie wohnen jetzt auf einem alten Bauernhof, der von den neuen Besitzern renoviert wird. Dort gibt es einen großen Garten, in dem sie nach Lust und Laune herumspringen und Mäuse jagen können. Zudem ein paar baufällige Scheunen und eine Katzenklappe an der Tür zum Wintergarten.«

»Wie lange waren sie eigentlich hier? Schon immer, oder?«

»Fast ein ganzes Jahr.«

Irene hob die Brauen. »Hoffentlich finden sie sich noch zurecht. Hier war ihr Lebensraum ja überschaubar.«

Edda schüttelte den Kopf. »Meine Güte, was du immer denkst! Glaub mir, Tiere sind schlau. Sie finden ihren Weg. Und gerade Katzen kommen mit so gut wie jeder Situation klar, auch wenn sie eigentlich keine Veränderungen mögen. Wäre es bei den Menschen doch nur auch so!«

Irene schluckte. War etwa sie damit gemeint? Dabei empfand sie sich selbst – im Vergleich zu früher – als inzwischen extrem wandlungsfähig. Kaum wiederzuerkennen.

»Kannst du sie in etwa zwei Wochen mal besuchen?«

»Wen?«

»Lucy und Felix natürlich. Oder ist dein Terminplan schon voll?«

Was hätte Irene darauf antworten sollen? Dass sie für Katzen jeden anderen Termin hintanstellte? Dass es keine anderen Termine in ihrem Leben gab? Edda Kallmayer verfügte über ein großes und geräumiges Herz. Zusätzlich zu Mann und Kindern hätte eine Fünfzimmerwohnung darin Platz gefunden, ach was, ein ganzes Schloss. Manchmal schien sie Irene für reichlich verschroben zu halten.

Was nicht verwunderlich war, bestätigte sich Irene insgeheim. Schließlich hatte sie ihr Leben lang nur am Schreibtisch gesessen und das Verhalten anderer Menschen und deren Reaktionen katalogisiert und beschrieben. Aus ihrer Soziologinnenperspektive waren die zweibeinigen und aufrecht gehenden Erdbewohner Lebewesen mit der Fähigkeit, zu sprechen und zu schreiben, und somit interessante Untersuchungsobjekte. Mit ihr selbst allerdings hatten diese Menschen so gut wie nichts zu tun. Erst jetzt kam sie näher mit ihnen in Kontakt. Das fand sie hochinteressant, gelegentlich aber auch aufregend und gefährlich.

Kollegen hatten ihr seinerzeit, als sie noch im Institut gearbeitet hatte, einen Mangel an Zugewandtheit unterstellt. »Du bist doch gar nicht in der Lage, dich in andere hineinzuversetzen«, hatten sie ihr an den Kopf geworfen. Da war was dran, aber, ehrlich gesagt, wollte sie sich gar nicht in andere hineinversetzen. Wie sonst hätte sie ihre distanzierte Beobachtungsgabe und ihren untrüglichen Blick für sachliche Unstimmigkeiten entwickeln können? Inzwischen kam ihr diese Fähigkeit sogar zugute. Ihr wurde das beste Gespür für Kontrollbesuche bei den vermittelten Tieren bescheinigt. Gnadenlos brachte sie die Faktoren auf den Punkt, die in der neuen Lebenssituation ihrer Schützlinge den Regeln widersprachen. Dadurch gewann sie allerdings nicht nur Freunde.

Auch deswegen suchte Edda immer wieder Irenes Rat. Als sei diese allein aufgrund ihres Studiums und ihres Doktorgrads eine Expertin für alles und jedes. Das tat gut, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie von den Jugendlichen, die ihre Sozialstunden im Quellenhof ableisteten, nicht die geringste Ahnung hatte. Oftmals schüttelte sie den Kopf über deren Sprache. Vor Kurzem hatte sie zwei Jungen beim Stallausmisten belauscht und so gut wie kein Wort verstanden. »Okay, in der Bude gibt’s schon manchmal den Screenitus, aber hier draußen krieg ich echt Ameisentitten.« »Mein Mietmaul hat echt volle Kanne versagt. Der hätte mich rauspauken müssen.«

Aufklärung kam von Edda. Screenitus: Computerkoller; Ameisentitten: Gänsehaut; Mietmaul: Rechtsanwalt. Da musste man erst mal draufkommen.

 

Noch immer fragte sie sich, wer von ihren Ex-Kollegen den Einfall gehabt hatte, ihr dieses eigenwillige Abschiedsgeschenk zu überreichen. Entweder hatte man sich in der Kaffeepause darauf geeinigt, sie zu ärgern, oder man hatte ihr durch die Blume sagen wollen, dass man gar nichts von ihr und über sie wusste und auch nichts wissen wollte. Vielleicht war es einfach nur Gedankenlosigkeit gewesen.

Letzteres hätte am ehesten gepasst.

Das Geschenk war nicht nur an eine Topfblume geheftet gewesen, sondern die edlen Spender und soziologisch geschulten Kollegen hatten sich erkennbar auch von ihrem Geiz leiten lassen. An einem Blatt der Anthurie – es...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Advent • Adventskätzchen • Atmosphärisch • Eine Samtpfote zum Verlieben • Freunde auf vier Pfoten • Freundschaft • Gemütlichkeit • Geschenke • Geschenk für die beste Freundin • Katze • Katzencafé • Katzenroman • Krimikätzchen • Lichterglanz • Liebevoll • Tierheim • warmherzig • Weihnachten • Weihnachten auf Samtpfoten • Weihnachtsfest • Weihnachtsroman • Weihnachtszauber • Winter
ISBN-10 3-492-99996-4 / 3492999964
ISBN-13 978-3-492-99996-0 / 9783492999960
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