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Tod in den Uthlanden -  Rita Bolzmann

Tod in den Uthlanden (eBook)

Sylt-Krimi mit mystischer Zeitreise
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
Kadera-Verlag
9783948218294 (ISBN)
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7,99 inkl. MwSt
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Julia Petersen ist unvermutet ein Vermögen zugefallen. An der Ostsee richtet sie eine Stiftung für traumatisierte Kinder ein und erfüllt sich selbst den Wunsch, auf Sylt zu leben. Sie malt das wilde Meer, den dramatischen Himmel und das geheimnisvolle Watt. An einem stürmischen Tag verspürt sie einen dumpfen Schlag am Kopf - dann wird es Nacht. Im Watt liegend wird sie gefunden, kommt ins Krankenhaus. Kommissar Rainer Fritz, der den Fall routinemäßig untersucht, vermutet einen Mordversuch. Doch er kann Julia nicht befragen, sie ist ins Koma gefallen. Das ist nur die Diagnose. Denn Julia erlebt indessen die Zeit, in der die Nordsee mit der Sturmflut 'Grote Mandränke' anno 1362 die Küste zur Inselwelt wandelte. Während der Kommissar mit der Aufklärung des Mordversuchs wieder Ordnung in Julias Leben bringt, bleibt ihr die Frage, ob sie das alles geträumt oder wirklich erlebt hat. Sie malt wieder, interessiert sich für die Geschichte der friesischen Küste. Sie findet ihr Koma-Erlebnis bestätigt und entdeckt im Husumer Museum eine Okarina, von der sie mehr weiss als das Museum. Ein Jahr später stellte sie ihre Malerei aus. Bilder von der untergegangenen Stadt Rungholt. 'Als sei sie selbst dort gewesen', sind sich die Kunstkritiker einig.

In den Uthlanden

Im Strudel

Im nächsten Moment fühlte sie sich in den Strudel des Sturms gerissen. Sie wurde hin – und hergeschleudert, drehte sich immer schneller um sich selbst. Dabei dröhnte der Orkan so ohrenbetäubend, dass sie sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte, wäre sie nicht in Bewegungsunfähigkeit erstarrt.

Von einem Moment auf den anderen folgte eine atemberaubende Stille – unheimlich! Was hatte das zu bedeuten? Sie wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Sie wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie spürte, dass sie sich nicht rühren konnte. Und plötzlich hörte sie Laute um sich herum und fühlte Fesseln um ihren Körper. Der Boden unter ihren Füßen bewegte sich.

»Wieso bin ich gefesselt? Was geschieht mit mir?«

Julia stand, festgebunden an einem Pfahl oder ähnlichem, als sie vorsichtig die Augen öffnete. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Bärtige Männer in Kleidung, die sie an die Störtebeker Festspiele an der Ostsee erinnerten, standen um sie herum. Einer von ihnen stach von den anderen heraus. Er trug eine graue Strumpfhose und dazu eine dreckbesuhlte, wohl ehemals blaue Jacke. Auch sein Bart war länger als der aller anderen. Es kam ihr so vor, als hielte er eine Rede, denn die Männer starrten wie gebannt auf seine Lippen. Nur ab und zu schaute der eine oder andere zu ihr, so dass sie das Gefühl hatte, der Redner bezog sich auf ihre Anwesenheit. Verstehen konnte sie nichts, auch wenn es ihr vorkam, als wäre es ein deutscher Dialekt.

War es Traum oder Wirklichkeit? Julia schaute sich um. Trotz der Dämmerung entdeckte sie vor sich ein Steuerhaus und einen Mast. Sie befand sich auf einem Schiff – an einen Mast gefesselt.

Ein schreckliches Unwetter tobte, es blitzte, donnerte und ein sintflutartiger Regen hatte sie bereits total durchnässt. Das alles kann doch nur ein Traum sein! Doch ihre weit aufgerissenen Augen widerlegten es. Alles um sie herum war Realität!

Panik ergriff sie. Etwas abseits der Männer um sie herum, die sie mit Blicken anstarrten, die zwischen Furcht und Wut lagen, stand ein blonder junger Mann, dessen muskulöser Oberkörper in einem verwaschenen Leinenhemd steckte. Im Gegensatz zu den anderen Gestalten um sie herum drückten seinen hellblaue Augen Mitgefühl aus.

Warum war er so anders? Doch das war jetzt nicht so wichtig, schließlich befand sie sich in einer ziemlich aussichtslosen Situation. Julia versuchte, ruhig zu bleiben und ihre Umgebung näher zu erfassen. Das Schiff schlingerte durch die Wellen, den Steuermann konnte sie nicht sehen. Doch nun verstummte die drohende Stimme hinter ihr und sie schaute in Panik wieder in die Richtung, wo der Jüngling gestanden hatte. Doch er war nicht mehr da.

Kurz darauf sah sie die Männer laufen, der Kapitän schrie Befehle und dann sah sie, dass eine Riesenwelle auf sie zukam. Im nächsten Moment gab es ein lautes Krachen. Es hörte sich an, als ob das Schiff aufgelaufen war. Ein Bersten lief durch den Rumpf. Männer wurden durch die Luft gewirbelt, Wasser überflutete das, was vorher das Deck gewesen war. Julia stand mittendrin, immer noch an den Mast gefesselt. Ihr Angstschrei blieb lautlos im Hals stecken.

Eine mörderische Woge stürzte sich auf die Schiffstrümmer. Wie ein Streichholz brach der Mast, wurde in den Fluten fortgerissen, hin und her gewirbelt, gerollt und gestoßen. Julia, die immer noch fest geschnürt mit ihm verbunden war, tauchte mit ihm unter, surfte dann auf dem Wellenkamm. Sie schnappte nach Luft, schluckte Wasser, schrie es heraus. Nichts, was sie meinte, tun zu müssen, gelang. Alles griff nach ihr – und sie musste sich dem hilflos ergeben. Sie schrie – doch das war nur ein Flüstern im ohrenbetäubenden Lärm des aufgebrachten Wassers.

Fühlte sie sich eben noch gefesselt, hatte Julia jetzt das Gefühl, die sich lockernden Stricke könnten reißen. Sie klammerte sich mit all ihrer restlichen Kraft an das Holz, das in dieser eisigen Kälte um sie herum ein wenig Wärme ausstrahlte – dann verlor sie das Bewusstsein.

Das nächste, was sie fühlte, war feuchter Sand. Möwen kreischten und es duftete nach Strand und Algen. Julia horchte, versuchte, die Umgebung um sich herum wahrzunehmen und wagte kaum die Augen zu öffnen. Nachdem sie noch einen Moment gehorcht hatte und nur die Geräusche der Vögel und ein leises Plätschern vernehmen konnte, zwang sie sich, die Augen zu öffnen. Sie lag im Schlickwatt, das in eine Dünenlandschaft überging.

»Völlig verrückt. Ich habe geträumt«, sagte Julia und wiederholte es, um sich zu bestätigen, dass ihre Stimme wieder hörbar war. Sie versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Dann bemerkte sie, dass sie immer noch an den Mast gefesselt war, doch als sie ihre Hände bewegte, konnte sie die gelockerten Fesseln mühelos abstreifen. Keine Menschenseele war zu sehen, nur Treibholz und Algen – Überbleibsel einer Flut.

Sie musste sich eingestehen, dass die Erinnerung an die unwirkliche Szene zwischen den merkwürdigen Menschen kein Traum gewesen sein konnte. Während sie weiter ihr Gehirn zermarterte, was vorher passiert war, versuchte sie, alle Glieder langsam zu bewegen und merkte erleichtert, dass sie, abgesehen von ein paar Kratzern und Schmerzen am ganzen Körper, nicht verletzt war. Sie tastete mit den Händen – auch ihre Kleidung war noch vorhanden, wenn sie auch förmlich an ihr klebte, wie der feuchte Sand und Schlick an ihren Haaren und im Gesicht. Sie versuchte sich mit dem Salzwasser, dass sich in einem Priel neben ihr gesammelt hatte, zu säubern.

Ein Krebs fühlte sich gestört und bewegte sich seitlich von ihr weg in Richtung der Queller, die hier wie auf einem Feld braun und scheinbar abgestorben im Schlick wuchsen.

Julia schaute sich ihre Umgebung an und beobachtete das Wasser, das sich gerade zurückzog. »Dann hat mich also die Flut hier angespült – und jetzt hat die Ebbe begonnen«, erklärte sie sich selbst.

Obwohl sie fror, war sie noch nicht in der Lage, sich zu bewegen und sie spürte die Sonne, die langsam hinter den Wolken zum Vorschein kam. Julia genoss die tröstenden Strahlen und dachte: Sie wärmt so stark, als hätten wir Spätsommer. Die Überlegung lenkte sie einen Moment von ihren zwiespältigen Gedanken ab.

In einiger Entfernung hatte sich ein Schwarm Nonnengänse niedergelassen, die sich durch Julia nicht stören ließen. Sie schlugen sich den Bauch voll, denn nicht weit von ihr wuchs Andelgras, mit dem sie sich für die Weiterreise stärkten. Nachdem Julia noch einen Moment die Augen geschlossen und ihr Gesicht in die Sonne gehalten hatte, regten sich ihre Lebensgeister. Den Geschmack des Salzwassers noch im Mund, merkte sie, dass sie Hunger und Durst hatte und überdachte ihre Lage. Wo war sie hier? War es doch ein Albtraum? Doch so sehr sie sich bemühte, von diesem Traum zu erwachen – wacher konnte sie nicht werden.

Ihr fielen die merkwürdigen Gestalten wieder ein, die sie anscheinend gefesselt hatten, dabei war sie doch gerade vorher noch an der Wattseite von Sylt gewesen.

Wieder redete sie mit sich selbst: »Was wollten die von mir? Mein Geld oder mein Handy? Aber warum waren sie dann wie Piraten verkleidet und was mochte der Blonde wohl vorgehabt haben?«

Sie war ratlos. Irgendetwas stimmte nicht, nur dass sie sich anscheinend immer noch an der Nordsee befand. Vielleicht war sie in Braderup gestürzt, ins Wasser gefallen und dann?

»Wenn ich jetzt weiter darüber nachdenke, drehe ich durch«, warnte sie sich selbst und stoppte damit ihren Gedankenstrom, um sich auf die momentane Situation zu konzentrieren. Schwerfällig schleppte sie sich zu den Dünen, um auf den nächsten Hügel zu steigen und sich zu orientieren. Hinter einer kurzen Dünenlandschaft konnte sie einen Deich sehen und dahinter, am Horizont erkannte sie mehrere Warften. Der Strandhafer kratzte an ihrer Haut, wo die Jeans zerrissen war.

Während sie sich langsam in Richtung der Warften bewegte, wurde ihr klar, dass ihr diese Gegend unbekannt war, obwohl ihr Sylt bekannt war und ihr geschultes Auge einer Malerin über den gesamten Küstenstreifen keine einzige Windenergieanlagen entdeckte.. Auch sonst war irgendetwas anders. Es fiel ihr schwer, durch den Sand voranzukommen. Sie hatte das Gefühl, stundenlang gegangen zu sein, bevor sie den Deich endlich erreichte.

Der Wind, den sie an der See so liebte, hatte sie bis dahin so durchgeweht, dass ihre Kleidung inzwischen fast trocken war und durch die Anstrengung und die Sonne war ihr wieder warm geworden. Besonders der Drang, unbedingt zu erfahren, was mit ihr geschehen war, gab ihr die Kraft, weiter zu gehen.

Von der Deichkrone aus konnte sie sehen, dass sich bis zu den Warften eine Heidelandschaft mit Dünenweiden und Sanddornsträuchern zog. Die Priele, die sich durch das Marschland zogen, wirkten von hier aus wie winzige Straßen durch einen Dschungel. Julia versuchte, ihre Gedanken nur auf das zu konzentrieren, was sie sah.

»Wie auch immer ich hierhergekommen bin, ich lebe noch und die Zivilisation ist nicht weit, also ist alles gut«, sprach sie sich Mut zu und quälte sich weiter. Gleichzeitig machte sie sich bewusst, dass sie vorsichtig sein sollte, denn das merkwürdige Erlebnis mit den Gestalten wie aus alten Zeiten kam ihr vor, als wäre es gerade erst geschehen. Trotzdem schien es ihr, als wäre sie auf dieser Hallig oder Insel willkommen, denn die Häuser mit den Strohdächern, die sie vor sich auf den Hügeln liegen sah, machten einen freundlichen Eindruck. »Wenn ich nur wüsste, was mit mir los ist«, sagte sie und kniff sich in ihre linke Hand, doch da sie dadurch nicht aus einem Traum erwachte, musste...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-13 9783948218294 / 9783948218294
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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