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Tod im Kilt (eBook)

John Mackenzies zweiter Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
230 Seiten
tolino media (Verlag)
9783739345574 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod im Kilt -  Emma Goodwyn
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Ein paar Tage Urlaub mit der ganzen Familie in Edinburgh - darauf hat John Mackenzie, Beefeater im Tower von London, sich schon lange gefreut. Doch das große Treffen der Clans, organisiert von seiner greisen, aber tatkräftigen Tante Isabel, wird überschattet von einem plötzlichen Todesfall. John bleiben nur wenige Tage, um den Täter zu entlarven - nun muss er sich mit Superintendent Simon Whittington zusammenraufen.

Hinter dem Pseudonym Emma Goodwyn verbirgt sich eine erfolgreiche Psychologin, die mit John Mackenzie, dem Helden ihrer Cosy Mysteries nicht nur den Beruf teilt. Neben einer Vorliebe für die asiatische Küche und Darjeeling-Tee verbindet beide die Leidenschaft fürs Gärtnern und das Lösen von Rätseln.

Hinter dem Pseudonym Emma Goodwyn verbirgt sich eine erfolgreiche Psychologin, die mit John Mackenzie, dem Helden ihrer Cosy Mysteries nicht nur den Beruf teilt. Neben einer Vorliebe für die asiatische Küche und Darjeeling-Tee verbindet beide die Leidenschaft fürs Gärtnern und das Lösen von Rätseln.

Kapitel 1


 

Staunend beäugt von einer Reihe Touristen folgten zwei Dutzend Frauen John Mackenzie unter ausgelassenem Gelächter aus dem White Tower hinaus in den Innenhof des Towers. Die Damen, allesamt nicht mehr ganz jung, bildeten mit ihren lila Gewändern und roten Hüten eine auffallende Truppe. Offensichtlich genossen sie das Aufsehen, das sie erregten, weidlich.

John konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als seine Mutter, die sich an die Spitze der Gruppe gesetzt hatte, einer Gruppe von Japanern huldvoll zuwinkte und sich dann kess in Positur stellte, als diese ihre Kameras zückten.

„Wetten, dass das Amerikaner sind, Sabine? Bestimmt irgendein verrückter Rentner-Club aus Florida“, brummte ein deutscher Tourist hinter Johns Rücken seiner Begleiterin zu. John wandte sich um, lüpfte höflich seine blau-rote Beefeater-Mütze und sprach das Paar auf Deutsch an.

„Sir, Madam, ich darf Ihnen versichern, es handelt sich um britische Staatsangehörige. Die Ladies gehören der Red Hat Society an, einem sozialen Netzwerk, das sich in erster Linie an Frauen mit Lebenserfahrung wendet. Die Vereinigung hat sich auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam die schönen Seiten des Lebens zu genießen.“ Der Mann starrte ihn verblüfft an. Die Frau lachte.

„Mir gefällt das, Klaus. Wer sagt schon, dass wir Frauen im besten Alter damit zufrieden sein müssen, uns auf Kaffeefahrten neue Rheumadecken andrehen zu lassen? So einen Verein könnten wir zu Hause auch brauchen.“

 

Während er zum Tower Green voranschritt, dachte John zurück, wie belustigt er selbst und seine Geschwister noch vor einigen Monaten reagiert hatten, als seine Mutter ihnen von ihren neuen Aktivitäten berichtet hatte. Mittlerweile hatte sich die Familie an Emmelines gelegentliche Ausflüge gewöhnt.

„Und warum sollten die Frauen sich nicht mal eine Auszeit nehmen von ihrem üblichen Alltag? Grandmas Leben hat sich doch jahrelang nur um die Familie und ihren Gartenclub gedreht. Ich finde es gut, dass sie mal ein bisschen rauskommt und einfach Spaß hat“, hatte Renie, Johns älteste Nichte, bei der Neujahrsparade festgestellt.

Wenige Tage nach dem dramatischen Ende einer Mörderjagd, die drei der Mackenzies in tödliche Gefahr gebracht hatte, hatte sich die ganze Familie am Trafalgar Square versammelt, um Emmeline zuzuwinken. Mit über hundert rot behüteten Gefährtinnen war sie in einem Doppeldeckerbus bei der großen Parade mitgefahren und hatte sich sichtlich prächtig amüsiert.

 

Als die Frauentruppe sich um ihn versammelt hatte, fuhr John mit seiner Führung fort. Er wies auf die südwestliche Ecke des Innenhofs, wo sich die fachwerkbekränzte Fassade des Queen’s House befand.

„Meine Damen, an dieser Stelle möchte ich Ihnen von einer äußerst entschlossenen und couragierten Frau erzählen: Winifred Maxwell.

In Frankreich, wo der Stuart-König James II im Exil lebte, lernte Winifred 1699 Lord William Maxwell kennen, der wie sie Katholik und treuer Anhänger der Familie Stuart war. Sie verliebten sich, heirateten und zogen in ihre schottische Heimat zurück, wo sie auf dem Familiensitz der Maxwells lebten und zwei Kinder bekamen. So weit, so gut. Vermutlich hätten sie bis ans Ende ihrer Tage glücklich dort gelebt, wenn sich nicht im Jahr 1715 die Stuart-Getreuen, die sich Jakobiten nannten, zusammengeschlossen hätten, um den neuen englischen König George I zu stürzen und stattdessen mit dem Sohn von James II der Stuart-Monarchie wieder zur Herrschaft zu verhelfen. Winifreds Mann schloss sich den Rebellen an. Allerdings dauerte es nur wenige Monate, bis die Engländer den Aufstand niedergeschlagen hatten. Lord Maxwell wurde gefangen genommen und wie eine ganze Reihe anderer hier im Tower interniert. Als Winifred davon erfuhr, machte sie sich, begleitet nur von ihrer Zofe Evans, auf den langen Weg hierher.

Der schlimmste Winter seit Menschengedenken machte es unmöglich, in der Familienkutsche zu reisen, aber die beiden Frauen kämpften sich unerschrocken auf Pferden durch und erreichten nach fünfzehn Tagen London. In der Zwischenzeit hatte das Parlament beschlossen, alle Aufständischen zu begnadigen – mit Ausnahme einer Handvoll ihrer Anführer. Darunter war auch Winifreds Mann. In ihrer Verzweiflung beschloss sie, an den König persönlich zu appellieren. Da sie nicht zu ihm vorgelassen wurde, verkleidete sie sich als Dienstbote und schaffte es so tatsächlich bis in die Privatgemächer von George I. Aber auch ihr Bitten und die Petition, die sie aufgesetzt hatte, brachten nichts. Weitere Männer wurden zwar freigelassen, aber ihr Mann gehörte zu den dreien, die exekutiert werden sollten.

Während William sich gottergeben auf sein Schicksal vorbereitete und bereits die Rede verfasste, die er auf dem Schafott halten wollte, fasste seine Frau einen wagemutigen Plan. Am Tag vor der geplanten Hinrichtung betrat sie den Tower mit einigen anderen Frauen, die sie für ihre Absichten gewinnen konnte, und einer Flasche Cognac. Eine ihrer Begleiterinnen hatte unbemerkt ein zweites Gewand übergezogen. Die Wachen der Gefangenen vertrieben sich die Zeit meist mit ihren Frauen und dem Kartenspiel in der Wachstube in dem Gebäude hier, gleich hinter uns. Den Alkohol nahmen sie freudig an und sie ließen Lady Maxwell und eine weitere der Frauen zu William. In der Zelle wurde der Gefangene unbemerkt in das Frauengewand gesteckt und geschminkt. Die Frauen schafften es mit Hilfe des Alkohols und einiger Ablenkungstaktiken, die Wachen soweit zu verwirren, dass diesen nicht auffiel, dass am Ende eine ‚Frau‘ mehr den Tower verließ. Erst als William am Folgetag zur Hinrichtung geführt werden sollte, wurde sein Fehlen bemerkt. Trotz einer großen Suchaktion gelang es dem Paar, aus England zu fliehen. Winifred lebte mit ihrem Mann, um dessen Leben sie so mutig und listenreich gekämpft hatte, noch an die 30 Jahre lang in Italien. Das Kleid, in dem Lord Maxwell die Flucht gelang, ist übrigens bis heute im Besitz der Familie.“

John sah lächelnd in die Runde. „Eine solch bemerkenswerte Frau wie Winifred Maxwell würde sicher gut in die Reihen der Red Hat Society passen. Und damit sind wir am Ende der Führung angelangt. Ich hoffe, sie hat Ihnen gefallen. Sollten Sie noch Fragen haben, stehe ich gern zu Ihrer Verfügung.“

Die Frauen klatschten Beifall und zerstreuten sich dann, um noch ein paar Fotos zu schießen. Während John seinen Kollegen und Freund George Campbell entdeckte und über den Hof zu ihm hinüberging, scharten sich einige der Frauen um Emmeline Mackenzie.

„Dein Sohn ist ja ein fescher Bursche. Die Uniform steht ihm gut.“ Joan Cummings, mit 79 Jahren die Älteste der Gruppe, warf über den Hof hinweg einen Blick auf John und pfiff anerkennend. Die anderen Frauen kicherten. Emmeline lächelte geschmeichelt.

„Naja, ein junger Bursche ist er ja mit seinen 44 Jahren nicht gerade. Aber ich finde auch, dass er sich ganz hübsch herausgewachsen hat. Und ich bin sehr froh, dass er nach all den Jahren im Ausland nun endlich wieder in England ist. Er besucht uns auch regelmäßig draußen in Kew und hat sogar begonnen, mir bei meiner ehrenamtlichen Arbeit in den Königlichen Gärten zur Hand zu gehen.“

„Er war lange beim Militär, nicht wahr?“

„Ja. Als Psychologe hat er unsere Soldaten im Ausland betreut. Er war lange in Deutschland, aber in den letzten Jahren wurde er hauptsächlich bei den kämpfenden Einheiten in Afghanistan und im Irak eingesetzt. Irgendwann wurde es ihm zuviel und nach einem Hörsturz hat er sich entschieden, den Dienst aufzugeben. Glücklicherweise hat er über eine Empfehlung seines Kommandanten die Stelle hier bei den Beefeatern bekommen. In der ersten Zeit war es hier, glaube ich, nicht immer leicht für ihn. Er hat zwar nie direkt mit uns darüber gesprochen, aber es hat wohl eine Weile gedauert, bis er sich den Respekt seiner Kollegen erkämpft hatte. Am Anfang hatten die wohl Angst, dass da so ein verschrobener Psycho-Onkel zur Truppe stößt. Mittlerweile scheint er hier sehr glücklich zu sein.“

Mary Iverson, die gerade ihren Fünfzigsten gefeiert und damit das Eintrittsalter für die Red Hatters erreicht hatte, schob sich heran.

„Du sagtest, er wäre unverheiratet?“ Wieder Gekichere.

„Er gefällt dir wohl, Mary? Meinst du nicht, er ist ein wenig jung für dich?“, kam gutmütiger Spott aus den Reihen der Frauen. Emmeline winkte ab.

„Ach, ich bezweifle es mittlerweile schon, dass ich John einmal zum Traualtar werde schreiten sehen. Seine Schwester Maggie ist schon über 20 Jahre verheiratet und unser jüngster, David, ist mit seiner Annie auch schon ewig zusammen. Aber was das mit John noch werden soll …“

Mary Iverson machte ein enttäuschtes Gesicht.

„Du … meinst aber nicht, dass er … du weißt schon … gar nichts von Frauen wissen will?“

Emmeline warf ihr einen scharfen Blick zu.

„Unsinn. Als junger Mann hatte er eine sehr nette Freundin. Und kürzlich hat er mir erzählt, dass er manchmal mit der Sekretärin des Kommandanten ausgeht. Aber das sei rein freundschaftlich, sagte er. Sie haben sich wohl ein wenig kennengelernt, nachdem dieser furchtbare Mord hier passiert ist.“

Während die Frauen Emmelines dramatischer Schilderung der Geschehnisse im letzten Jahr lauschten, sah John auf die Uhr.

„Der Bus müsste eigentlich gleich da sein, um die Damen abzuholen. Bis später, George.“ Lächelnd ging er zu der Gruppe hinüber, um sie hinauszugeleiten.

Auf dem Weg zum Ausgang fragte seine Mutter, „Hast du in den letzten Tagen von Renie gehört?“

Johns Nichte befand sich seit einigen Monaten in Schottland. Dort half sie Isabel Mackenzie, der...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2016
Reihe/Serie John Mackenzie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Familie • Humor • Krimi • London • Schottland • Spannung • Thriller
ISBN-13 9783739345574 / 9783739345574
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