Vermächtnis - Das Leben des Ferdinand Magellan (eBook)
612 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-5020-4 (ISBN)
Im Mittelpunkt von Christina Göttes Leben stehen die Pferde, denen sie ihr erstes Buch gewidmet hat. Zu ihrem eigenen Erstaunen schlug dieses bei Lesern und Fachzeitschriften voll ein. Die gebürtige Münchnerin absolvierte zwei Studiengänge sowie diverse Ausbildungen. Intensives Erleben entspricht der Natur der Autorin, die mit ihrer Familie in der Nähe der Nordsee wohnt und sich damit einen Jugendtraum erfüllt hat.
JANUAR 1510
»Nun, Kapitän Godin, da sind wir endlich in Sichtweite der portugiesischen Besitzungen. Vor uns liegt Travancore. Neues Jahr, neues Glück! Zeit, dass Ihr wieder ein eigenes Schiff bekommt!« Ferdinand zwinkerte dem Mann neben sich zu, der gegen die kräftig heizende Januarsonne stand.
Jener grinste gelassen zurück. »Hier wird das ohnehin noch nichts. Da werde ich bis Cochin warten müssen.«
»Wirklich schade um Eure Karavelle. Sie war doch gar nicht so alt, nicht wahr?«
»Nein. Ich hatte sie frisch von der Werft in Lissabon bekommen. Dann sind wir über das Kap der Guten Hoffnung nach Indien gesegelt. Ihre Jungfernfahrt. Aber so ist es halt… Die Untiefen der letzten Wochen hatten es in sich. Früher oder später musste eines unserer Schiffe auf Grund laufen, ohne Piloten mit Kenntnis der dortigen Gewässer. Dumm nur, dass es ausgerechnet mein Schiff traf.«
»Wenigstens konnte die Mannschaft gerettet werden. Bis auf einen einzigen Matrosen, der sich zwischen Bordwand und Kanone eingeklemmt hatte.« Francisco war wie immer pragmatisch.
»Tja. Es sind auch genügend Männer während der Weiterfahrt gestorben, bei weiteren - wie meinte Admiral Sequeira so schön - Verhinderungen von Blockadebrüchen. Ich würde es allerdings eher als Überfälle bezeichnen.« Ferdinand zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch.
Da bekam er bereits einen kräftigen Rempler von der anderen Seite, wo Francisco stand.
»Was mein Cousin meinte, ist, dass diese windigen Araber und Chinesen, die unsere Vorherrschaft nicht akzeptieren wollen, sich dies selbst zuzuschreiben haben. Nicht wahr?!«
Ferdinand musterte irritiert Francisco. War er etwa schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten? Er wollte doch nur Konversation machen. »Ähm. Nun. Immerhin sind wir durch den frischen Wind schnell vorangekommen.«
»Die andere Karavelle, die unser Admiral vor einer Woche versenken ließ, war schon älter. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie stark der Wassereinbruch war. Das hätten wir bestenfalls in einem Hafen mit Werft hinbekommen«, führte Francisco das Gespräch von dem verfänglichen Thema weg.
»Tja. Auf der Santa Luisa mussten wir ganze fünfundzwanzig Tote hinnehmen. Zu viele fehlende Männer, um dieses lecke Schiff noch ins Schlepp zu nehmen. Mal ganz abgesehen von den Gefahren, die sich daraus ergeben hätten. Aber sie war ja schon in der Bucht, wo Ihr Eure Dschunke verloren hattet, angeschlagen… Hoffentlich ist unser Vizekönig gnädig gestimmt, wenn wir die vielen Fehlschläge berichten müssen.«
Mittlerweile hatte sich die Flotte dem Eingang des Hafens genähert. Die Soldaten der Garnison feuerten ein Salut zur Ankunft der deutlich dezimierten Flotte. Admiral Sequeira nahm die Ehrenbezeugung huldvoll im Kreis seiner Offiziere entgegen.
Als er zum förmlichen Rapport beim Garnisonsleiter aufbrach, ließ sich Admiral Sequeira von seinen vier Kapitänen begleiten.
Nachdem die Reise umfassend geschildert und vor allem die unermesslich reiche Stadt Malakka samt ihrer Verteidigung beschrieben worden war, bat der Kommandant die Marine-Offiziere zu einem Glas Portwein in den Wohnbereich.
Schnell kam die Rede auf die Ereignisse, die sich in der Zwischenzeit zugetragen hatten.
»Meine Herren, Ihr wart dabei, als Vizekönig Dom Almeida am 8. März 1509 nach der Schlacht von Diu in Cochin eingelaufen ist. Die Soldaten des in der Nacht desertierten Dom Albuquerque liefen nahezu alle zu ihm über, sodass Dom Almeida keine Probleme damit hatte, den vermeintlichen Verräter gefangen zu setzen und gemeinsam mit Emir Hoseyn nach Cananore bringen zu lassen. Dort im Fort Santo Angelo verbrachte Dom Albuquerque viele Monate zu Unrecht in Haft, bis endlich im Oktober – einige Wochen nach Eurer Abfahrt - der Großmarschall Portugals, Dom Fernando Coutinho, in Cananore eintraf und die Entlassung Dom Almeidas erreichte.« Der Garnisonsleiter beugte sich vor und blickte in die teils entgeisterten Gesichter seiner Gäste. Er wusste, dass der Admiral ein treuer Gefolgsmann des Vizekönigs war. So treu, dass er gemeinsam mit den übergelaufenen Offizieren Albuquerques eine Petition eingereicht hatte, dass letzterer nicht fähig sei, den Gouverneursposten zu übernehmen.
Entsprechend schockiert schluckte Admiral Sequeira, als der Kommandant mit geschmeidiger Stimme fortfuhr: »Dom Coutinho bestätigte nochmals formell, dass Dom Almeida als Vizekönig abgesetzt sei, und seinen Posten als Gouverneur von Indien an Dom Albuquerque abzugeben habe. Dieser wurde offiziell am 4. November als neuer, als zweiter Gouverneur von Indien eingesetzt, während Dom Almeida am 19. des Folgemonats mit seiner Flotte Cochin in Richtung Portugal verließ.«
Befriedigt mit seiner Erzählung und der offensichtlichen Wirkung auf die Zuhörer lehnte sich der Kommandant zurück. Er wartete mit Spannung auf die nun einsetzenden Reaktionen.
Sequeira fuhr sich verwirrt durch die Haare. Sein Blick kreuzte den seines Sekretärs und den Castellobrancos, der sich wie üblich an seiner Seite befand. Dann bemerkte er die Genugtuung in den Augen Kapitän de Sousas, der sich freudig überrascht aufgerichtet hatte. Kapitän Texeira ließ sich dagegen keinerlei Gefühlsregung anmerken, er betrachtete nur aufmerksam die Menschen um sich herum.
»Nun. Das ist sicherlich eine Überraschung«, begann der Admiral. Er stockte. Was sollte er jetzt tun? Als offener Feind, der den neuen Gouverneur Indiens als unfähig für diesen Posten erklärt und damit die Gefangensetzung Albuquerques ermöglicht, ja sogar aktiv betrieben hatte, wäre es Selbstmord, diesem nun in die Arme zu laufen. Er überlegte blitzschnell. Sicherlich waren bereits Sendboten mit der Nachricht ihrer Ankunft hier in Travancore unterwegs nach Cochin und ihm blieb nur wenig Zeit.
So richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und blickte auf den Garnisonsleiter hinab, der nun auch schleunigst aufsprang.
»Mein Schiff wird sofort zum Auslaufen vorbereitet. Sorgt dafür, dass alles Notwendige für die Heimkehr nach Portugal an Bord kommt. Gleichzeitig muss das Schiff schnellstens überholt werden. Ich erwarte, dass ich in fünf Tagen ablegen kann.«
Dem Kommandanten quollen fast die Augen über. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet.
»Das schaffen wir nicht, Herr Admiral!«
Den Rest dessen, was er eigentlich hatte sagen wollen, sparte er sich lieber und biss sich stattdessen auf die Zunge. Dem Blick, den Sequeira ihm zuwarf und der ihn an Ort und Stelle festnagelte, war er, der er von niederem Adel war, schlichtweg nicht gewachsen. So bestätigte er nur ergeben und ließ sofort Order erteilen.
Währenddessen standen auch die anderen auf und folgten ihrem Admiral hinaus in Richtung Hafen zu den Schiffen.
»Es steht Euch natürlich frei, wohin Ihr fahrt«, wandte sich Sequeira zu den anderen Kapitänen.
Godin nickte und bat, bei ihm bleiben zu dürfen. Dagegen wollten de Sousa und Texeira mit ihren Karavellen ordnungsgemäß zurück nach Cochin.
»Wir dienen alle dem König. Ihr seht Eure Aufgaben anders als ich die meinen. So sei es denn. Hier trennen sich unsere Wege. Ich eile Dom Almeida hinterher. Mit viel Glück erreichen wir ihn noch vor dem Kap der Guten Hoffnung. Fahrt mit Gott.«
Er verneigte sich leicht in Richtung seiner Kapitäne und ließ sich mit seinem Sekretär, Castellobranco und Godin zu seinem Schiff hinüberrudern.
Als de Sousa in seiner Kabine Ferdinand und Francisco die Neuigkeiten überbrachte, strahlten diese um die Wette.
»Gott sei gedankt, wir sind dem richtigen Gefühl gefolgt.« Francisco umarmte seinen Vetter.
Dieser schob ihn von sich. »Ich behaupte, du wolltest in Zukunft nur keine Gefangenenkost essen.«
Ein Schubser von Francisco folgte. »Das hätte auch passieren können, wenn Dom Albuquerque im Kerker geblieben wäre.«
»Stimmt. Aber wie es ist, ist es gut. Weniger gut dürfte allerdings die Laune unseres neuen Gouverneurs sein, wenn er hört, dass Sequeira gleich nach Portugal gesegelt ist und sich damit seiner Rache entzogen hat.« Ferdinand setzte sich gegenüber von seinem Kapitän, der einladend auf die Stühle gedeutet hatte.
De Sousa wiegte seinen Kopf. »Vergesst nicht, dass unsere Mission nicht besonders erfolgreich war. Ausgefahren sind wir mit dreihundert Mann und fünf Schiffen, zurück kommen wir mit zweien. Und nicht einmal achtzig Mann. Das dürfte ebenfalls für schlechte Laune sorgen, die womöglich wir abbekommen.«
»Wir standen auf seiner Seite und haben öffentlich das Vorgehen des Vizekönigs verurteilt. Das wird Dom Albuquerque nicht vergessen«, meinte Ferdinand.
»Du hast sogar das Angebot Dom Almeidas abgelehnt, Statthalter von Diu zu werden!«, fügte Francisco hinzu. »Außerdem waren vorhin Soldaten aus der Garnison an Bord, die erzählt haben, er sei mit einer Flotte in Richtung Calicut unterwegs. Die Mauren und...
| Erscheint lt. Verlag | 24.8.2020 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| ISBN-10 | 3-7526-5020-6 / 3752650206 |
| ISBN-13 | 978-3-7526-5020-4 / 9783752650204 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,1 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich