Heimatkrimi - Der Tod kommt aus dem Jenseits (eBook)
284 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-3187-6 (ISBN)
Bereits der Debüt-Roman von Wolfgang Wallenda Ende der 1990er Jahre wurde ein kleiner internationaler Erfolg. Es folgten rund 40 Romanhefte unterschiedlicher Genres, die der Autor für zwei große deutsche Verlage schrieb. Brisante Themen wie Migration, Rassismus und Homosexualität behandelt der Autor mit einer perfekten Mixtur aus Humor und Spannung in seinen Komödien: Heimatkrimi - der Tod kommt aus dem Jenseits Heimatkrimi - der Tod trinkt gerne Frankenwein Der etwas andere Detektiv Pressestimmen hierzu: ... ein Meisterwerk an Spannung sowie einem Schuss Herzgefühl. Ein großes Lesevergnügen. Zwischen den Zeilen gelesen, ist es dem Autor gelungen, ernste Themen, wie Homosexualität, Migration oder Rassismus locker zu verpacken. Mit seinen Büchern über den Zweiten Weltkrieg setzt Wallenda Zeichen gegen das Vergessen und warnt vor Kriegen. Besonders lesenswert sind: Der Scharfschütze von Monte Cassino: Manchmal höre ich sie heute noch schreien Der Scharfschütze von Stalingrad Landser an der Ostfront - zwischen Tod und Stacheldraht Stalingrad im Fadenkreuz - das Duell der Scharfschützen Der Autor meint zu seinen Büchern über den Zweiten Weltkrieg: Der Zweite Weltkrieg war eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit. Es darf nie wieder einen Holocaust oder einen Genozid, wie in Ruanda, geben. Wie vergesslich die Menschheit ist, zeigt das traurige Beispiel des blutigen Bürgerkriegs in Jugoslawien, der in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ganz Europa in Atem hielt. Man muss aufklären, darf nichts verleugnen und muss rigoros gegen Unrecht vorgehen. Die Veteranen, deren Geschichten in meinen Büchern einflossen, hatten auch nach 50, 60 und 70 Jahren, ihre schrecklichen Erlebnisse nicht verdrängt. Unsere höchsten Güter sind Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Dafür müssen wir einstehen.
Gschwendtner und der Hundehaufen
Das Anbahnungslokal im Münchner Rotlichtmilieu war weniger als spärlich besucht. Eigentlich saß nur ein einziger Gast in dem heruntergekommenen Etablissement und dieser hatte sich ins dunkelste und hinterste Eck gezwängt. Oberkommissar Gschwendtner ging davon aus, dass der ältere Herr nicht erkannt werden wollte. Eine abgewrackte Animierdame leistete dem Kunden Gesellschaft. Ihm war das laute Kichern der ehemaligen Prostituierten, deren Karrierehöhepunkt gewiss schon etliche Jahre zurück lag, peinlich. Jedenfalls sprachen das schnelle: „Pssst!“, und ein langgezogenes: „Schsssst!“, welches er so diskret wie möglich herauspresste, dafür.
Im verschmutzten Schaufenster blinkte ein rotes Neonlicht-Herz. Die Glanzzeit des Schuppens lag noch länger zurück als die Tage, in denen die Animierdame in der Woche mehr Geld einnahm, als ein Arbeiter im ganzen Monat. Der Einrichtung nach zu urteilen, war das Etablissement in den fünfziger oder sechziger Jahren eröffnet worden. Damals war hier garantiert die Hölle los. Im Gedanken sah der Oberkommissar ein zum Bersten gefülltes Lokal. Soldaten der US-Armee dürften die besten Kunden der leichten Damen gewesen sein. Rauchschwaden schwängerten die Luft. Aschenbecher waren voller Lucky Strike Kippen, Schlager, Rock n` Roll und Beat liefen die Jukebox rauf und runter. Der US-Dollar lag bei drei oder vier D-Mark und selbst die amerikanischen GI´s mit dem niedrigsten Dienstgrad in der US-Army fuhren einen BMW oder Mercedes.
Alles war vergangen, verblasst, lag weit zurück. Jetzt vermittelte das in einer Seitenstraße nächst dem Hauptbahnhof gelegene Nachtlokal eher den Eindruck einer verruchten Spelunke, in der man als Gast besser aus Dosen als aus Gläsern die Getränke zu sich nehmen sollte. Zumindest wenn vermeiden wollte, sich Lippenherpes oder gar Schlimmeres einzufangen. Eines war klar! Wer hier einkehrte, war entweder mit dem Milieu verwoben, hatte sich verlaufen oder war dicht wie eine Haubitze. Alternativ hierzu konnte man noch ein Bulle sein, der im Halbmilieu eine mehr oder weniger wichtige Information suchte. Genau das traf auf Gschwendtner zu. Aus diesem Grund saß er auf einem der hölzernen Barhocker und wartete auf eine Antwort.
Der Atem des Barkeepers stank abscheulich. Angewidert vom fürchterlichen Mief der Mundfäulnis seines Gegenübers, versuchte Gschwendtner nicht mehr durch die Nase zu atmen, sondern schnaufte flach durch den Mund ein und aus. Dabei war er darauf bedacht, die Luft immer seitlich, weit ab vom Geruchsherd, einzusaugen. Schon kurz nach Beginn des Gesprächs hatte der Oberkommissar für sich beschlossen, sofort einen routinemäßigen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu vereinbaren. Er wollte definitiv nicht wie dieser Typ enden, der ihm gegenüber stand. Er wollte weder jetzt, noch zu einem späteren Zeitpunkt, pure Zahnruinen in seinem Mund herumtragen, die mehr an historische Schlachten und abgebrannte Burgruinen erinnerten, als an einst weiße Kauwerkzeuge. Nun ja. Sofort würde vielleicht nächste Woche heißen. Spätestens nächsten Monat. Aber da ganz bestimmt. Vorausgesetzt, sein Zahnarzt hatte einen Termin frei. Die kleinen schwarzen Stummel im Rachen des bulligen Mannes hinterm Tresen hatten mit Zähnen nichts mehr gemeinsam. Der verspürte Ekel löste bei dem Polizisten leichte Gänsehautbildung aus. Gschwendtner stellte sich immer wieder eine Frage. Was ist das nur für ein Mensch?
In der Schule gehörte der Dicke garantiert zu den gehänselten Außenseitern. Heute würde man ihn wohl als Mobbingopfer bezeichnen. Damals war er einfach der fettleibige Trottel, der Klassenclown oder das Mastschwein. Spitzname: Schwarte oder Mister Piggy! Beim Sport hatte er, um sich vor jeglicher Aktivität zu drücken, meistens eine Entschuldigung dabei. Selbstverständlich gefälscht. Wer damals Schwarte genannt wurde, würde heutzutage wohl eher als Opfer, Schnürschinken oder Mann mit Weißbierspoiler betitelt werden.
Ich selbst war zu meiner Schulzeit rank und schlank, fuhr es durch den Kopf des Kripobeamten, der zwar auch über einen kleinen Knödelfriedhof verfügte, sich aber nicht als dick, auf gut bayrisch gwampert oder gar als fettleibig betrachtete. Er war einfach ein gstandenes Mannsbild!
Und er gehörte auch nie den anderen an. Den seltsamen Kreaturen der Spezies Mensch. Gschwendtner war weder bei den Strebern, den sogenannten Mathe-Einser-Gummifingern, noch bei den Aussätzigen angesiedelt, mit denen niemand spielen wollte und bei denen die Mädchen leise tuschelnd und kichernd vorüber gingen. Er war bei den Normalen zu Hause. Die Aussätzigen, das waren die Loser, die Pickelfressen, fett- oder magersüchtigen Kerle ohne Chance jemals in eine der angesagten Cliquen zu kommen. Das waren Einzelgänger. MOF-Typen. Menschen ohne Freunde! Außer Ihresgleichen hatten sie keine Ansprechpartner. Loser eben!
Gschwendtner wusste genau, wie es dem Typen hinter dem Tresen ergangen war. Irgendwann wog der Kerl 70 oder 80 Kilo, während seine Klassenkameraden gerade mal 45 Kilo auf die Waage brachten. Und wiederum irgendwann hatte der geistige Tiefflieger zum ersten Mal mit seiner fleischigen Faust zugeschlagen. Die Karriere war vorprogrammiert. Abgebrochene Metzgerlehre, misslungener Fünf-Finger-Rabatt, also beim Klauen zwecks fehlender Grundschnelligkeit erwischt worden, und nach jahrelangem Abhartzen und Sozialschmarotzen holte er sich eine Kneipenlizenz. Damit hatte er alles erreicht, was für ihn möglich war. Jetzt stand er hinter dem Tresen der abgefuckten Bar und warf Gschwendtner seinen übel riechenden Atem entgegen. Mundgulli, schoss es blitzartig durch Gschwendtners Kopf.
Als die dickwanstige Hand des 130 plus x Kilo-Kolosses sich hob und auf der Schulter des Polizisten landete, mischte sich zusätzlich abstoßender Schweißgeruch zur in der Luft schwelenden Mundfäulnis. Die freigelegte Achselhöhle hatte seit Tagen weder Duschwasser noch Deo gesehen. Achselterror pur! Gschwendtner rang sich ein Lächeln ab und bugsierte seinen Kopf etwas zurück. Ein Würge-Reflex wurde unterdrückt. Verdammt! Er brauchte unbedingt die noch nicht ausgesprochene Information. Er musste mehr Druck machen. Die Achsel lag immer noch frei. Ein Kuhstall wäre eine Parfümmetropole gegen diesen abstoßenden Geruch.
Duschwasser und Deo, durchströmte es ihn. Doppel-D. Genauso wie die Tittengröße der abgehalfterten Nutte, die hinter seinem Rücken immer noch den einzigen Gast belaberte und inbrünstig hoffte, er würde ihr für ‘nen Zwanni nach oben in eines der billigen Zimmer folgen. Der Polizist lachte innerlich über seinen selbst erfunden Doppel-D-Witz und schnappte gleichzeitig nach Luft. Er fühlte sich wie ein trockengelegter Goldfisch und überlegte, ob diese Situation schlimmer war als der letzte Fauxpas, der nur zwei Tage zurücklag.
Oh Mann, war das eine peinliche Nummer, die auf Anhieb in die Top Ten seiner berühmtesten Fehltritte schoss. Er konnte jetzt noch vor Scham im Boden versinken, wenn er daran dachte. Toll gemacht, Gschwendtner, sagte er im Stillen ironisch zu sich selbst.
Vorgestern sollte er im feinen Zwirn seine Beförderungsurkunde abholen. Natürlich im Präsidium und im Beisein seines obersten Chefs.
„Ganz großer Bahnhof! Irgendein Goldsternträger aus dem Präsidium möchte mir persönlich gratulieren“, hatte er zu seiner Frau gesagt, als er den Anzug aus dem Schrank nahm und die Schultern des Sakkos abstaubte. In diesem Moment war ihm noch nicht bewusst, welche Konsequenzen es haben würde, wenn die Hose so eng saß, als wäre er Nurejew, der Balletttänzer. Gut, das Sakko konnte er offen tragen. Das war leger und Lockerheit nahm er sich ohnehin heraus. Das lag allein schon daran, dass die Mode der letzten dreißig Jahre vorbehaltlos an ihm vorbeigezogen war. Er trug genau das, was ihm gefiel. Jeans, T-Shirts und offene Hemden. Nur an diesen einen Tag musste es der Anzug sein. Wann hatte er ihn zuletzt getragen?
War das die Hochzeit von …? Nein, zu lange her.
Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er trug ihn bei der Firmung einer seiner Töchter. Danach kleidete er sich bei solchen Anlässen immer in Tracht. „In Bayern kann man das in Lederhosen machen“, sagte er stur.
Jetzt stand er vor dem Spiegel und betrachtete sich abschätzend. Vielleicht habe ich seit der Firmung abgenommen, hoffte er. „Passt!“, kam es zufrieden.
Mit dem Kopfschütteln seiner Frau und ihrem „Du bist und bleibst ein alter Sturschädel“ im Ohr, verließ er das Haus.
Sie fuhren im nagelneuen Dienst-BMW. Dem Flaggschiff des Kommissariats und der von höchster Stelle auserkorene Chef-Wagen. Kriminaldirektor Schmelzer, der Dienststellenleiter, saß auf dem Beifahrersitz und rümpfte die Nase, während Gschwendtner auf die stark befahrene Nymphenburger Straße einbog. Das immer kalkiger werdende Gesicht seines Beifahrers bereitete dem Polizisten Sorgen. Die Ursache...
| Erscheint lt. Verlag | 8.9.2020 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Bayrische Ermittlungsgeschichten • Buchgeschenk • Cosy crime Bücher deutsch kindle • Cosy Crime mit Mystery-Elementen • Cosy Crime Roman • Crime Fighting • Ermittler-Krimi • Ermittler Trio • Frühlingslektüre • Heimatkrimi • Heimatkrimi Bayern • humorvolle Krimis • Humorvoller Detektivroman • Humorvoller Ermittleralltag • Humorvoller Rätselkrimi • Humorvoller Regionalkrimi • Kommissare & Wachtmeister • Krimi für den Frühling • Krimikomödie Buch • Krimi mit Lokalkolorit • Kriminalkomödie mit bayerischem Dialekt • Krimis & Thriller • Krimis über Kommissare & Wachtmeister • Krimi Süddeutschland • Kulturelle Konflikte • Kulturelle Vielfalt • Lachen • leichtlesen • LGBTQ in Krimis • lustig • lustige Krimis • lustiger bayernkrimi • Mordfall mit übernatürlichen Elementen Bayern • Multikulturelles Ermittlungsteam • mysteriöser Mordfall • mysteriöser Mord im bayerischen LKA • mysteriöse Vorfälle • Oberbayern • Pageturner • Polizeiroman Ermittler Trio • Polizeiroman mit schwarzem Humor • Rätselkrimi • regionale Ermittlungen • Regionale Spannung und Humor • Regionalkrimi Bayern • spannende Bücher für Erwachsene • spannende Krimis • Spannungsroman • Spannungsroman Ermittlungen • subtile Spannung • Tatort Deutschland • Unterhaltung • Vorurteile abbauen • weibliche Ermittlerin • Weilheim • Wessobrunn • Whodunit • Whodunit Kriminalroman |
| ISBN-10 | 3-7526-3187-2 / 3752631872 |
| ISBN-13 | 978-3-7526-3187-6 / 9783752631876 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich