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Vivat Academia-Trilogie (eBook)

Romane aus dem Universitätsleben - Du mein Jena, In der Philister Land & Im Wechsel der Zeit

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
565 Seiten
Musaicum Books (Verlag)
978-80-272-2073-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vivat Academia-Trilogie -  Paul Grabein
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Die Vivat Academia-Trilogie von Paul Grabein bietet einen fesselnden Einblick in das studentische Leben an einer renommierten Universität. Mit einem lebendigen und mitreißenden Schreibstil fängt Grabein die Herausforderungen, Freuden und Intrigen des Campuslebens ein. Die Bücher bieten nicht nur ein spannendes Leseerlebnis, sondern werfen auch einen kritischen Blick auf die Bildungsinstitution und die gesellschaftlichen Normen. Die Trilogie hebt sich durch ihre detaillierte Charakterentwicklung und die Tiefe der Handlung von anderen Campusromanen ab. Grabeins Werk wird Fans von Bildungsromanen und Campusliteratur begeistern. Paul Grabein, selbst Absolvent einer angesehenen Universität, verfügt über aus erster Hand erfahrene Einblicke in das studentische Leben. Seine passionierte Darstellung von Universitätstraditionen und studentischen Beziehungen spiegelt sich in seiner detaillierten und authentischen Recherche wider. Grabeins persönliche Verbindung zur Universitätswelt zeigt sich in der Feinheit der Beschreibungen und der lebendigen Charaktere, die er geschaffen hat. Seine kluge Analyse der akademischen Welt macht die Vivat Academia-Trilogie zu einer informativen und unterhaltsamen Lektüre. Für Leser, die sich für das studentische Leben und die Dynamik von Universitätsgemeinschaften interessieren, ist die Vivat Academia-Trilogie ein absolutes Muss. Grabeins meisterhafte Darstellung des Campuslebens, gepaart mit intelligenten Beobachtungen über Bildungsinstitutionen, macht diese Trilogie zu einer bereichernden Leseerfahrung, die sowohl unterhaltsam als auch bezeichnend ist.

KAPITEL 2


Inhaltsverzeichnis

»Pastor, jetzt muss gleich die Rudelsburg kommen, wo der S. C. immer seinen Kongress abhält. Pass' Du drüben auf, ich werde hier raussehen.« Rudolf Simmert rutschte eifrig, in gespannter Erwartung, auf seiner Bank zum rechten Fenster des Coupés hin. Es war ein Stück hinter Naumburg, wo die mit jungem frischen Grün üppig bewachsenen Höhen dicht an die Windungen der Saale herantreten.

»Den Ausguck da drüben kannst Du Dir sparen,« belehrte Pahlmann überlegen den Reisegefährten, mit dem er der alma mater Jena entgegendampfte: »Cösen mit der Rudelsburg liegt bekanntlich am rechtsseitigen Saalufer.«

»Hast recht, Pastor – kommst einen rauf! Na, bei mir war Geographie ja immer schwach!« lachte Simmert vergnügt vor sich hin und kam wieder zu Pahlmann hinüber.

Ein paar Minuten später fuhr der Zug in der Tat in Cösen ein, und gleich danach tauchte zur Linken auf steil abfallendem Felshang die malerische, weiss schimmernde Ruine mit ihrem spitzen Turmdach auf. Begeistert sprang Simmert auf und beugte sich weit zum Fenster hinaus, mit leuchtenden Augen hinaufschauend zu der vielbesungenen Feste, dann griff er zu dem Schoppen, den er sich eben in Cösen hatte ins Coupé reichen lassen, und schwenkte das Glas zu der alten Burg hinauf.

»Stosst an, Rudelsburg lebe, hurra hoch!« sang er mit lauter Stimme – er war ja mit Pahlmann allein im Coupé – und stürzte mit kräftigem Zug mehr als die Hälfte des Trankes hinab. Dann reichte er das Glas seinem Genossen hin, der sich aber mit schweigender Bewunderung genügen liess und nur immer eifrig an seiner Zigarre sog, ein ihm nun ja öffentlich freigegebener Genuss, von dem er ausgiebigsten Gebrauch machte.

»Sei nicht so stumpfsinnig, Pastor!« schalt Simmert, während er Pahlmann den Schoppen in die Hand drückte. »Anstossen kannst Du ja nicht mit mir – da trink' wenigstens auch mal. Eben in diesem Augenblick betreten wir ja geheiligtes Land, – den Bier-Bezirk unserer künftigen alma mater – da heisst's: »Nunc est bibendum! Also prosit, Du alter Knacker!«

Pahlmann hatte, nachdem, sein neulicher erster Excess auf dem Abiturientenkommers einen fürchterlichen Jammer im Gefolge gehabt hatte, sich immer nur sehr massig mit dem Biertrunk befasst; es schien ihm weiser, sich im Reiche des Gambrinus erst allmählich zu akklimatisieren. Er willfahrte daher auch jetzt dem allweil begeisterungs- und bierfrohen Reisegefährten nur zögernd, denn sie hatten während ihrer Reise schon auf drei bis vier Stationen einen Schoppen »genehmigt«.

»Du, jetzt bloss noch 46 Minuten, dann sind wir in Jena. Mensch – Mensch, denk' doch bloss: in Jena! Möchtest Du denn nicht auch vor Freude Kopp stehen!« Und Simmert machte wenigstens mit einem gellenden Juchzer seiner Jubelstimmung Luft. Der »Pastor« traf indessen keine Anstalten, das besagte parterregymnastische Kunststück auszuführen; er überzeugte sich vielmehr bedächtig zunächst durch einen Blick auf die Uhr, dass Simmert diesmal recht hatte. Darauf traf er seine Anstalten, sich für den Einzug in Jena allmählich »würdig« vorzubereiten. Er hatte eine Kleiderbürste aus dem etwas umfangreichen Handkoffer geholt, säuberte sich damit sorgfältig Anzug, Hut und Stiefel, und dann zog er sich ein ganz neues Paar baumwollener Handschuhe an. Durch ihn angeregt, begann auch Simmert sich zu verschönern, indem er den »schneidig« bis zum Kragen hinten durchgezogenen und mit reichlicher Stangenpomade festgelegten Scheitel mit seinen Taschenbürsten bearbeitete.

Über dieser eifrigen Beschäftigung war man bald auf Station Grossheringen angekommen, und hier rückte Simmert seinem Confuchs mit einem insgeheim schon lange erwogenen Plan auf den Leib.

»Du Pastor! Wir wollen doch in Jena gleich beim Ankommen einen guten Eindruck machen – nicht? Die Alemannen sind doch sicher alle an der Bahn. Da können wir aber auf keinen Fall schofel dritter Klasse angefahren kommen. Wir müssen daher entschieden hier 'nen Zuschlag zur zweiten nehmen. Kostet ja auch bloss 'n paar Groschen!«

Pahlmann, der von einer an Knauserei grenzenden Sparsamkeit war, gab schliesslich auf Simmerts dringliches Zureden nach und entschloss sich, wenn auch nicht leichten Herzens, zu der leichtsinnigen Luxusausgabe von 80 Pfennigen. Es schien ihm das der erste bedenkliche Schritt vom Wege der Ordnung und Solidität, den er bisher so erfolgreich gewandelt war. Doch enthob auch ihn bald die anmutige Landschaft des Saaltales dieser Gedanken. Als sie Kamburg, die alte Hussitenstadt, und Dornburg mit den malerischen Schlössern über dem lieblichen Dorfidyll ihm zu Füssen passiert hatten, als die Höhen rechts und links des hellblinkenden Stromes immer kühnere Linien zeigten und nun bei einer neuen Biegung des Tals über dessen saftig grünen, weiten Auen klar eine Anzahl altersgrauer Türme und spitzer Giebel aufragten – Jena, das alte liebe Nest – da kam auch über Pahlmanns nüchterne Seele eine Festtagsstimmung, und mit frohem, erwartungsvollem Herzen stand er neben dem Gefährten am offenen Fenster. Nun rasselte der Zug langsam in den Saalbahnhof ein.

Der Empfang war, wie sie es sich gedacht hatten. Hellmrich, der des »Keilens« wegen schon ein paar Tage vor ihnen nach Jena gereist war, stand dort inmitten einer grossen Schar Schwarzmützen, um die beiden Alemannenfüchse feierlich einzuholen. Das war ein grosser Moment! Noch während der Zug fuhr, und sie am Wagenfenster standen, zog die ganze stattliche Corona, auf Hellmrichs Winken hin, mit ritterlicher Höflichkeit die Mütze zu äusserst verbindlichem, lächelndem Grusse. Als ob sie schon zu ihnen gehörten. Was mochten wohl ihre Mitreisenden und die zahlreichen anderen Studenten auf dem Perron denken, die Zeuge dieses ehrenvollen Empfanges waren! Und wie imponierend sahen die Herren Alemannen nun aus, als sie diesen jetzt auf dem Bahnsteig entgegentraten und sich jedem einzelnen vorstellten. Fast alles grosse, starke, stattliche Leute mit mächtigen Schmissen, forschen Bärten und »sehr patent« angezogen, wie Simmert fand. Mit freundschaftlichem Händedruck wurden die Ankömmlinge von diesen Herren bewillkommnet.

»Sehr angenehm!« – »Freu' mich sehr, Sie kennen zu lernen« – »Hellmrich hat uns schon viel von Ihnen erzählt,« schallte es ihnen entgegen. »Aber erlauben Sie doch, bitte, Ihre Handtasche, Herr Pahlmann – he, Apel!«

»Ja, ich komm' Sie ja schon, Herr Doktor!« versicherte eifrig der graubärtige, wohlbeleibte alte Couleurdiener und schob sich langsam vom Büffet heran, wo er gerade mit dem Diener des Korps »Vandalia«, einem alten Jugendgespielen und jetzt noch gutem Freunde trotz ihrer feindseligen »akademischen« Position, ein paar Schnäpse ausgeraten hatte – Stein, Schere und Papier, ganz so, wie es ihre Herren Studenten machten. Nun ergriff das alte Faktotum der Alemannen nach einer halb ehrerbietigen, halb vertraulichen Begrüssung der neuen Herren Füchse deren Handgepäck, und die Eskorte in die Stadt begann.

Am Fürsten-Graben trennte sich Hellmrich mit seinen beiden Schutzbefohlenen und dem Couleurdiener von den anderen, die zum offiziellen Mittagstisch gingen, während er erst die Neulinge in die Buden geleiten wollte, die er schon für sie ausersehen hatte. Er hatte für Pahlmann die Hollmannei in der Saalgasse zur Unterkunft gewählt, eine seit Menschengedenken in Jena bekannte Studentenherberge, die sich weniger durch moderne Innendekoration, als durch Wohlfeilheit auszeichnete, während er für seinen Leibfuchs ein etwas teureres, aber auch hübscher eingerichtetes Logis am Löbdergraben ausgesucht hatte.

Zunächst wurde Pahlmann bei sich abgesetzt. Mit Ehrfurcht betrachtete dieser die kahle, viereckige Stube mit den alten, wurmstichigen Fichtenholzmöbeln, Bett, Tisch, Schrank, steiflehnigem Sofa, zwei Stühlen und einem Stehpult – alles Requisiten, denen man es ansah, dass sie schon seit den Zeiten des siebenjährigen Krieges getreulich einer Studentengeneration nach der andern gedient hatten. Ein Niederschlag all dieser längst vergangenen Geschlechter, die hier einst gehaust, war noch deutlich auf der Innenseite des Deckels und auf dem Boden des Schreibpultfaches zu erkennen, wo auf dem altersgrauen Holze vergilbte Tintenzüge zu entziffern waren: Namen, Daten, Zirkel und lateinische Verse. Hellmrich wies lachend diese historischen Monumente dem neuen Bewohner der geweihten Stätte vor, und Pahlmann fühlte sich stolz, der Hüter eines solchen akademischen Heiligtums zu sein.

»Im übrigen,« fuhr Hellmrich scherzend fort, »siehst Du, dass Deine Bude nicht gerade fürstlich ameubliert ist! Aber sie ist doch trotzdem immer sehr begehrt – nämlich absolut sturmfrei!«

»Wie – sturmfrei?! Sind denn hier die Stürme immer so gefährlich?« fragte Pahlmann naiv. Doch ein homerisches Gelächter Hellmrichs belehrte ihn, dass er gewiss da eben eine grosse Dummheit gesagt habe. Immer noch lachend, klopfte ihm der Bursch auf die Schultern: »Na, bleibe man immer so, Pahlmännchen! Aber ich fürchte, Du wirst bald recht genau wissen, was es mit der Sturmfreiheit auf sich hat. Oder hast Du vielleicht ein Keuschheitsgelübde abgelegt, o pastore?«

*

Nachdem sich die beiden Novizen ein bisschen zurecht gemacht hatten, holte sie Hellmrich wieder ab, um sie zu Heynei zu geleiten, wo die andern schon mit dem Mittag auf sie warteten. Die Alemannen hatten hier in dem grossen Speisehause – der »akademischen Zentralfutter-Anstalt«, wie sie dieses wohl im Ulk nannten – ein sehr geräumiges Zimmer reserviert erhalten. Sehr imposant machte es sich für die beiden Neulinge,...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2017
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Historische Romane
Schlagworte Akademisches Brauchtum • Beamter • Deutsche Literatur • Die Bücher der Erinnerung • Gregs Tagebuch • Günter Grass • Harry Potter • Hermann Hesse • Historischer Roman • Hochschulmilieu • Journalismus • Kafka • Pathos • Schatten und Licht • Schriftsteller • sittliche Anschauungen • Stefan Zweig • Studentenverbindungen • Thomas Mann • Zimt und zurück
ISBN-10 80-272-2073-4 / 8027220734
ISBN-13 978-80-272-2073-1 / 9788027220731
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