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Honigsüßer Tod -  Alexander Rieckhoff,  Stefan Ummenhofer

Honigsüßer Tod (eBook)

Ein Fall für Hubertus Hummel . -Schwarzwaldkrimi
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
240 Seiten
Piper Verlag
9783492987332 (ISBN)
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4,99 inkl. MwSt
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Ein besonders heikler Fall für Studienrat Hummel - seine Ehe steht auf dem Spiel Studienrat Hummel, der ungewollt in immer neue Kriminalfälle verwickelt wird, steckt in einer handfesten Ehekrise. Seine esoterische Frau ist in ein einsames Gehöft im Schwarzwald gezogen, zu einer Sekte namens »Kinder der Sonne«. Als der dortige Imker ermordet aufgefunden wird, beschließt Hummel gemeinsam mit seinem Freund, dem Journalisten Riesle, dem Fall auf den Grund zu gehen. Im angrenzenden Dorf beäugt man die Sekte schon immer mit Argwohn und glaubt nun zu wissen, dass der Täter aus den Reihen der Sekte stammen muss. Doch dann wird eine zweite Leiche gefunden, offenbar die von Sektenchef Lucidus höchstpersönlich ... »Neben der spannenden Suche nach dem Täter enthält das Buch auch kritische Aspekte, die den Schwarzwald abseits vom Touristenimage zeigen.« (WAZ)

Alexander Rieckhoff, geboren 1969 und aufgewachsen in Villingen, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Konstanz und Rom und ist zurzeit als Fernsehredakteur beim ZDF in Mainz beschäftigt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Mainz. Gemeinsam mit Stefan Ummenhofer hat er mehrere erfolgreiche Schwarzwald-Krimis geschrieben.

1. Rosenzettel


Hubertus Hummel fühlte sich leicht und frei: die großen Ferien. Endlich. Als Lehrer freute er sich mittlerweile mindestens ebenso sehr wie damals vor drei, vier Jahrzehnten, als sie beim ersten Klingeln und in kindlichem Übermut johlend in den Pausenhof gestürmt waren. Allein schon wegen seines Gewichts war für Hubertus an Stürmen aber nicht mehr zu denken. Er trottete eher bedächtig in Richtung Eigenheim, entlang den Einfamilienhäusern in der Villinger Südstadt, auf die die Sonne ihre kräftigen Strahlen lenkte.

Mitten auf der Hummelschen Haustür prangte ein mit einer Rosengirlande verzierter Klebezettel.

»Blumen JEDEN Abend gießen, Rasen sprengen. BITTE«, stand in Elkes mädchenhafter Schönschrift auf dem Papier. Es war exakt mittig auf die weiße Holztür geklebt.

Hubertus zog den Zettel ab und fuhr sich durch die verschwitzten Haare, die seinen runden Kopf nur noch spärlich bedeckten. Typisch an dieser Bewegung war auch, dass sie mit einem leichten Kratzen der Fingernägel am Hinterkopf endete.

Was sollte so ein Hinweis auf der Haustür? Sollten auch die Nachbarn mitbekommen, dass er seine Pflichten vernachlässigte? Die nahmen ohnehin zu regen Anteil an seinem Leben.

Die Sonne schien plötzlich nicht mehr wohltuend, sondern schlichtweg heiß. Zu heiß. Jedenfalls für seine 104 Kilogramm.

Verbürgen hätte er sich für die genaue Kilo-Angabe übrigens nicht können. Die letzte Zwangswiegung beim Arzt war etwa fünf Jahre her – und damals hatte er schon das Gefühl gehabt, das Ding müsse defekt sein oder der Mediziner die Waage irgendwie manipuliert haben, um ihn behandlungsbedürftiger erscheinen zu lassen. Über hundert? Er?

93 Kilo, gut. 95 vielleicht, nach Weihnachten. Aber maximal.

Schnaufend schleppte er sich über die Schwelle des 50er-Jahre-Häuschens.

Die nächste Nachricht erwartete ihn nur wenige Schritte weiter im Flur – am Spiegel, der zwischen einem eisernen Gott Shiva und einem golden schimmernden Buddha hing.

Das Bodenständige innerhalb ihrer vier Wände ging auf Hubertus zurück: Bücher über die Schwäbisch-Alemannische Fasnacht, Bildbände über Zähringerstädte und Jubiläen heimischer Vereine, natürlich auch die geläufige Belletristik von Simmel bis Stephen King.

Die deutschen Klassiker, die er für den Schulunterricht benötigte, befanden sich im Arbeitszimmer. Er respektierte sie, richtig zu Herzen gingen ihm aber weniger Goethe und Schiller als Narro und Morbili – die Villinger Fasnachtsfiguren.

Für den bunten Religionsmischmasch im Hause Hummel zeichnete Elke verantwortlich. Synkretismus hieß eine solche Mischung, das wusste Hummel. Als Lehrer wurde von einem ohnehin erwartet, dass man über so gut wie alles Auskunft geben konnte. Er wusste in aller Bescheidenheit – nun, ja – ziemlich viel. Mit seinen Mitte 40 war Hummel Bildungsbürger, wie er bodenständiger Schwarzwälder war. Und wer das für einen Widerspruch hielt, dem konnte er durchaus einen einstündigen Vortrag darüber halten. Bodenständigkeit, so sagte er stets, sei nicht mit Oberflächlichkeit oder gar Dummheit zu verwechseln. Im Gegenteil.

»Villingen trifft Freiburg«, sagte sein Journalistenfreund Klaus Riesle über Hubertus – und das war nicht ganz falsch. Die Jahre an der Uni hatten durchaus die eine oder andere Spur bei Hummel hinterlassen, aber im Grunde seines Herzens war er immer ein echter Villinger geblieben. Ein traditionsbewusster, stolzer Kleinstädter.

Elke war anders: feingliedriger, zarter – in jeder Hinsicht. Sie hatte aus der Zeit ihres Freiburger Lehramt-Studiums die Begeisterung für alles Spirituelle mitgenommen – wenn es nur unkonventionell daherkam. Problemlos konnte sie binnen einer Woche von der Schamanen-Anhängerin über die Buddhistin und Hinduistin zur UFO-Gläubigen mutieren – oder all das miteinander mischen, denn Elke war ständig auf der Suche.

Er sei froh, dass sie sich keinen langen Bart wachsen lassen könne, hatte Hubertus erst neulich gespottet. Sonst wäre sie bestimmt schon beim radikalen Islam angekommen, und er hätte die CIA am Hals. Selbstmordattentate kamen in der bürgerlichen Südstadt schließlich doch eher selten vor.

Hinter solch Flapsigkeiten steckte die Erkenntnis, die auch einem flüchtigen Besucher des Hummelschen Hauses eigentlich nicht verborgen bleiben konnte: Weder die Einrichtungs-Stile noch die Weltanschauungen, noch die Hobbys der beiden Bewohner bildeten eine harmonische Einheit. Aber war das nicht in vielen Ehen so?

Hummel kam beim Blick in den Spiegel zu dem Schluss, dass er vielleicht doch nicht so deutlich unter hundert lag. Er konzentrierte sich schnell auf den Rosenzettel, der sehr akkurat auf Kinnhöhe seines Spiegelbildes prangte.

»Boden einmal wöchentlich saugen. BITTE«, stand da.

Wöchentlich?

Dass Elke zu einer Chakra-Harmonisierung in eine abgelegene Schwarzwaldhütte, zu einem »Delfin-Wochenende« oder einer Körpertherapie reiste, das kam schon einmal vor. Sie nahm mit, was in der losen esoterischen Szene Villingen-Schwenningens am Ostrand des Schwarzwaldes eben so geboten wurde. Länger als zwei, drei Tage dauerten derartige Veranstaltungen aber selten.

Theoretisch war es immerhin möglich, dass Elke trotzdem bald wieder aufkreuzte und es sich bei den Nachrichten nur um ganz allgemeine Erinnerungszettel handelte. Einen davon auf die Haustür zu kleben war jedoch aufdringlich bis ungewöhnlich.

Zugegeben, Hubertus war nicht gerade das, was sich eine Gleichstellungsbeauftragte gewünscht hätte. Er brachte zwar des Öfteren den Müll raus, kümmerte sich um seinen ebenfalls in Villingen wohnenden Enkel Maximilian und verwaltete mit Enthusiasmus den Hummelschen Weinkeller. Im Garten war er seiner Erinnerung nach für das Heckenschneiden und das Rasenmähen zuständig.

Kochen, Backen, Putzen, Organisieren, das ganze »Haus-Management«, wie er es nannte, überließ er aber komplett Elke. Darüber hatte es seiner etwas unzuverlässigen Erinnerung nach auch nie Diskussionen gegeben. Dass seine Frau ihn nun aber so plump zur Mehrarbeit antrieb, ärgerte Hubertus nicht nur. Es beunruhigte ihn auch etwas.

Elke und er waren ohnehin an einem schwierigen Punkt ihrer Beziehung angelangt. Das Grundproblem war recht banal: Das Ehepaar Hummel hatte sich auseinandergelebt. Jeder frönte seinen eigenen Interessen: Hubertus dem Eishockey und Fußball (passiv), der traditionellen Fasnacht, dem Essen und Trinken (aktiv). Elke hingegen wollte mehr denn je ihr Bewusstsein erweitern – und zwar weniger durch das Trinken von badischem Wein als mittels spiritueller Suche.

Vor einiger Zeit hatte Elke sich eine »Ehepause« genommen, weil sie zu dem Schluss gekommen war, Hubertus und sie seien doch nicht seelenverwandt. Diese Pause hatte sie mit einem stadtbekannten Rechtsanwalt überbrückt, der sich allerdings als richtiggehend seelenfremd entpuppte.

Also hatte sich das Ehepaar wieder zusammengerauft, »gute Gespräche« geführt, wie Elke es nannte. Hubertus nannte es anders – oder eigentlich gar nicht. Jedenfalls hatte er sich nach einiger Zeit des relativen häuslichen Friedens vor Kurzem in eine jüngere Kollegin verliebt: Carolin. Eigentlich war das in Hubertus’ bodenständiger Art gar nicht vorgesehen. Die Liaison war auch noch gar keine richtige, denn Hummel wusste weder ein noch aus.

Ratlos stapfte er auch jetzt in Richtung Treppe, kam aber nur bis zum Gäste-WC: dort prangte Klebezettel Nr. 3 auf der Tür.

»13 wöchentl. feucht wischen, Schüssel und Klobrille desinfizieren. BITTE«, las er.

Ehe er Zettel Nr. 4 finden konnte, klingelte es. Hubertus warf wütend seine braune Ledertasche auf den Korbstuhl im Flur und öffnete ruckartig die Haustür. Wenn das Elke war, dann konnte sie sich auf etwas gefasst machen. Den Beginn der Schulferien hatte sie ihm durch ihr schriftliches Mobbing einigermaßen verdorben. Und jetzt hatte sie sicher wieder einmal den Schlüssel verloren. Das Seelenheil mochte wichtig sein. Die Gegenstände des täglichen Gebrauchs waren es aber auch.

Zwar konnte man bei Elke nicht ausschließen, dass sie sich aus weltanschaulichen Gründen kurzfristig eine Glatze rasierte, aber diese hier gehörte Edelbert Burgbacher. »Ich muss dich dringend sprechen, Hubertus Hummel«, dröhnte ihm der Bass seines Freundes entgegen. Er war Impresario des kleinen Zähringer-Theaters an der Stadtmauer und eine der schillerndsten Figuren der gesamten Schwarzwälder Kulturszene.

»Dringend!«, betonte er nach einer bedeutungsvollen Kunstpause. Edelbert stand in Gedanken 24 Stunden am Tag auf einer Bühne. Und er inszenierte sich gut, das musste auch Hummel ihm lassen. Burgbacher hatte Charisma und einen gewissen Stil – mehr zumindest als Manieren.

Dazu, ihn hereinzubitten, kam Hubertus nämlich gar nicht. Burgbacher hatte sich schon an ihm vorbeigeschoben und stand jetzt im Flur.

»Ein einfaches Guten Tag hätte es auch getan.« Normalerweise machte ihm Edelberts schroffe Art nichts aus. Aber im Moment war er doch etwas dünnhäutig.

»Äh…wie läuft’s denn so bei dir?«, gab Burgbacher nun pflichtschuldig zu Protokoll.

Hummel wies mit einer Hand auf die Tür des Gäste-WCs. »Elke spricht offenbar nur noch über ihre blumenverzierten Klebezettel mit mir und fordert mich zur Hausarbeit auf.«

»Tja, Frauen«, gab ihm Burgbacher kurz die benötigte Unterstützung und schüttelte den polierten Glatzkopf. »Wie ist denn der aktuelle Stand des Ehedramas?«

Hubertus zögerte. »Na ja: Offiziell sind wir nach wie vor ein Paar. Inoffiziell: Frag mich was Leichteres.«

»Und wie sieht es mit dieser Carolin und dir aus?«, bohrte Burgbacher weiter, der in groben Zügen Bescheid wusste. Er hatte sie schon ein-, zweimal gesehen Und sie schien...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2020
Reihe/Serie Hubertus-Hummel-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Baden-Württemberg • Band 7 • Bienen • Bücher lustig für Frauen • Bücher lustig für Männer • Buchreihe • Heimatkrimi • Hubertus Hummel • Hubertus Hummel Reihe • Humor • Imker • Krimi • krimi lustig • Krimi mit Humor • Krimi mit Kindern • Krimi Schwarzwald • lustig • Mord • Provinzkrimi • Schwarzwald • Schwarzwald-Krimi • Sekte • Sekte Kinder der Sonne • Spannung • Totentracht • Verschwörung
ISBN-13 9783492987332 / 9783492987332
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