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Hope Hill Drive (eBook)

Kriminalroman. Ein Constable-Hirschhausen-Roman (2)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
336 Seiten
Unionsverlag
978-3-293-31093-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hope Hill Drive -  Garry Disher
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Die Dezemberhitze brennt auf die trockenen Felder und den flimmernden Asphalt im australischen Tiverton. Constable Paul Hirschhausen leitet die Polizeistation der Kleinstadt im staubigen Niemandsland. Bagatelldiebstähle, Trunkenheit am Steuer - Hirsch hat nicht allzu viel zu tun. Bis ein Pferdemassaker die Anwohner erschüttert und dem Constable Rätsel aufgibt. Die Medien wittern eine Story und fallen in Tiverton ein. Hirsch muss die Gemüter beruhigen, doch als auch noch eine Leiche gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Hinter den rostigen Gattern der entlegenen Farmen stößt Hirsch auf schlummernde Leidenschaften und explosive Gewalt.

Garry Disher, geboren 1949, wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Werk wurde für den Booker Prize nominiert und mehrfach ausgezeichnet, u. a. viermal mit dem Deutschen Krimipreis sowie zweimal mit dem wichtigsten australischen Krimipreis, dem Ned Kelly Award. Garry Disher lebt an der Südküste von Australien in der Nähe von Melbourne.

Garry Disher, geboren 1949, wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Werk wurde für den Booker Prize nominiert und mehrfach ausgezeichnet, u. a. viermal mit dem Deutschen Krimipreis sowie zweimal mit dem wichtigsten australischen Krimipreis, dem Ned Kelly Award. Garry Disher lebt an der Südküste von Australien in der Nähe von Melbourne.

1


So kurz vor Weihnachten hatte die winterliche Sonne ordentlich Kraft, und Ziegelwände, Blechdächer, Asphalt und das roterdige Flachland strahlten die aufgestaute Hitze all der heißen Tage ab. An diesem Donnerstagvormittag kam obendrein noch ein Grasfeuer dazu.

Hirsch stupste mit dem Schuh einen dicken Wurm aus weichem Teer am Rande des Barrier Highway an und schaute den Löscharbeiten zu. Feuerwehrfahrzeuge aus Tiverton, Redruth und Mount Bryan waren am Werk. Eines davon am Brandherd hinter einem alten Farmhaus abseits der Straße, ein weiteres kümmerte sich um Brandnester, und die Einheit aus Tiverton patrouillierte am Zaun entlang. Kein lodernder Brand – die Flammen fraßen sich langsam durch die schütteren Weizenstoppeln voran. Auch kein großes Feuer – nur eine Ecke der Zypressenhecke des Farmhauses und die Wiese an der Straße. Es war windstill. Wolkenlos, reglos wie auf einem Gemälde.

Ein verdächtiges Feuer.

»Inwiefern verdächtig?«, fragte Hirsch.

Sein Allrad-Dienstfahrzeug der South Australia Police berührte praktisch die Aufschrift Tiverton Electrics auf der Hecktür von Bob Muirs Nutzfahrzeug. Wenn Hirsch einen Freund in der Gegend hatte, dann Muir. Ein sanfter, gelassener Mann, aber durchaus kompetent und entscheidungsfreudig, wann immer er Hand anlegte oder seinen Verstand gebrauchte. Er war in der Gegend so etwas wie der Feuerwehrkommandant.

»Kein Feuerteufel, falls du das denkst«, sagte Muir. »Ich zeigs dir, wenn wir das Okay kriegen.«

Alles, was Hirsch im Augenblick erkennen konnte, war ein Wellblechdach, an dem sich noch ein Rest der roten Farmhausfarbe fand, und eine turmhohe Palme.

Die Einheit aus Tiverton kam näher, am Steuer Kev Henry, der Gastwirt. Zwei Männer hinten, die die Zaunpfosten abspritzten: Wayne Flann und ein Mann, den Hirsch nicht erkannte. Ein Schafscherer? Ein Arbeiter vom Windpark? Nicht wichtig. Flann war wichtiger, zumindest in gewisser Hinsicht. Mitte zwanzig, Schlafzimmerblick, geschmeidige Bewegungen, fast gut aussehend. Stets wirkte er so, als würde er sich amüsieren und sei der Welt einen Schritt voraus. Dieses Feuer machte ihm Spaß. Als er Hirsch sah, machte er eine kurze Handbewegung und spritzte ihm die Dienstschuhe nass.

»Lass das, Wayne«, sagte Muir.

Der Feuerwehrwagen zuckelte weiter, dann knisterte ein Funkgerät. Bob Muir lauschte, sagte: »In Ordnung«, und machte eine Kopfbewegung. »Hier entlang, Constable Hirschhausen.«

Eine lange, ausgefahrene Zufahrt brachte sie zu einer Lücke in der Hecke und zu dem Haus und den Schuppen dahinter. Das Haus war seit Jahren unbewohnt, die Steinwände ergaben sich dem Staub, den Felsen und dem toten Gras. Wo früher Rasen und Blumenbeete gewesen waren, wimmelte es nur so vor Ameisen. Ein Kinderwagen ohne Räder neben einem verbogenen Gartenwasseranschluss; eine bis auf drei, vier Sprossen ruinierte Leiter ans Wassertankgerüst gelehnt. Nichts schien noch heil zu sein. Kaputte Fensterscheiben, Gras in den rostigen und durchhängenden Regenrinnen. Nur die Palme wirkte noch prächtig, und der Boden rings umher war mit trockenen Palmwedeln bedeckt.

Hirsch hielt hinter Muir auf dem Hof neben dem Haus und stieg aus. Hier war der Rauch beißender – verbrannte Vegetation mit einer Spur verbranntem Gummi? Auch die Sonne wirkte seltsam, wie sie verschwommen durch die ausgefransten Palmwedel zwinkerte und wirre Schatten auf den Boden warf.

Hirsch blickte auf und sagte: »Diese alten Anwesen mit ihren Palmen.«

Muir brummte. »Hier rüber.«

Er führte Hirsch an der Seite des Hauses entlang um das Tankgerüst zum Hinterhof. Die Zypressenhecke umgab das Haus von drei Seiten, wie Hirsch erkannte. Das Feuer hatte wohl in einer Ecke angefangen und das Gras verkohlt sowie ein spinnwebenhaftes Durcheinander aus geschwärzten blattlosen Zweigen hinterlassen, bevor es sich auf der Suche nach Brennstoff auf der anderen Seite – die Weizenstoppeln – durch die Hecke gefressen hatte.

»Was hältst du davon?«, fragte Muir und wies auf den schwarzen Staub.

Hirsch sah nach unten. Er hatte Asche auf den Schuhspitzen, nicht nur Staub. Er fühlte sich verschwitzt und klebrig und hatte das Gefühl, als hätte er Grieß zwischen den Zähnen. Dabei war es noch früh am Tag. »Kinder, die mit Streichhölzern spielen?«

Muir war enttäuscht von ihm. »Der Draht, Mann.«

Zusammengerollt in der Asche am Fuß der Hecke lag ein Stück Kabel. Jetzt begriff Hirsch, warum der Qualm so beißend roch: brennendes Plastik. Dann fiel sein Blick auf einen Streifen glänzendes Kupfer. »Ah.«

»Ganz genau«, sagte Muir und breitete die Arme aus. »Wozu sich die Mühe machen und die Isolierung mit dem Messer abtrennen, wenn man sie einfach abbrennen kann? Netter heißer Sommertag, überall trockenes Gras …«

Hirsch grinste. »Vielleicht dachten sie, sie seien hier besser versteckt.«

Muir zeigte auf den trockenen Boden zwischen Haus und Schuppen. »Da drüben wären sie von der Straße aus auch nicht gesehen worden.«

»Wer hat das Feuer gemeldet?«

»Deine Freundin.«

Hirsch konnte es sich bildlich vorstellen. Wendy Street fuhr um sieben Uhr dreißig los, um pünktlich um acht Uhr in Redruth in der Highschool zu sein, so wie immer. Sie sah das Feuer, rief Bob an und wusste, dass Bob bei Hirsch anrufen würde.

»Ziemlich früh für einen hundsgewöhnlichen Kupferdieb«, sagte Hirsch. »Liegt vielleicht an der Landluft.«

Damals, als er in der Stadt noch Detective beim CIB gewesen war, hatte er sich darauf verlassen können, dass die bösen Buben bis mittags schliefen. Er schaute misstrauisch zu dem alten Haus hinüber. »Die haben doch sicherlich nicht die Bruchbude ausgeräumt, oder?«

»Nein. Zu viel Mühe. Das hier ist ihr Stützpunkt. In der Scheune steht eine große Mulde voller Kupfer.«

Hirsch sah hinaus über einen Streifen Ödland, das nur von einer verrosteten Egge, einem löchrigen Ölfass und einem silbrigen Eukalyptus belebt wurde. Eine Scheune, daneben ein offener Unterstand, der an einem Ende eingesunken war wie ein starres Grinsen. »Die sind also schon eine Weile dabei.«

»Würd ich mal schätzen«, sagte Muir.

Hirsch fiel ein Rundbrief ein: Zweitausend gemeldete Diebstähle von Halbedelmetallen in South Australia in diesem Jahr, geschätzter Wert zweieinhalb Millionen australische Dollar. Meistens Kupfer, meistens von Baustellen; daneben auch von Stromtrassen, Eisenbahnstrecken und aus Lagerhäusern. Elektrokabel, Antennenkabel, Transformatoren, Heißwasserrohre. Die Polizei wurde gebeten, die Augen offen zu halten, was ungewöhnliche Aktivitäten oder Hinweise anging, welche allenfalls bla, bla, bla …

Hirsch ging im Geiste den Bezirk durch, Tausende Quadratkilometer, die er zu patrouillieren hatte. In Redruth wurden ein paar Häuser gebaut, aber das war das Problem des Sergeants, nicht von ihm. Hier und da wurden Küchen modernisiert. Die schon lange stillgelegte Eisenbahnstrecke. Da war nicht viel zu holen. Vielleicht wurde das Zeug aus der ganzen Gegend hergeschleppt, um es hier abzuisolieren, zu lagern und abzutransportieren. Hirsch wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Manchmal kam es ihm – dem Neuling im Busch – so vor, als würde es in seinem Job ebenso darum gehen, die Landschaft zu erforschen wie die Umstände der Verbrechen, die in ihr begangen wurden.

»Abdrücke«, murmelte er, dachte an den vor ihm liegenden Papierkram und fragte sich, wie wahrscheinlich es war, so kurz vor Weihnachten noch einen Trupp Kriminaltechniker herholen zu können.

Hirsch fotografierte den Draht in der Asche, das verkohlte Gras ringsherum und die mit geklautem, großteils schon oxidiertem Kupfer gefüllte Mulde. Dann spannte er Absperrband vor den Eingang des Schuppens und rief seinen Sergeant an, die wenig begeistert klang, aber versprach, das CIB in Port Pirie zu benachrichtigen.

Schließlich wägte Hirsch den vor ihm liegenden Tag ab. Donnerstags machte er einen Abstecher in das Hinterland südlich und westlich von Tiverton, montags nördlich und östlich. Hunderte Kilometer die Woche an Kontrollfahrten. Ein älterer Viehzüchter hier, eine Witwe mit einem schizophrenen Sohn da. Polizeipräsenz – das bedeutete eine Tasse Tee, ein Schwatz, eine Nachsorge. Tut mir leid, aber Ihr Wagen ist ausgebrannt unten in Salisbury aufgefunden worden. Ihr Nachbar beschwert sich, dass Ihre Hunde seine Schafe belästigen. Ich bin dazu verpflichtet nachzuschauen, dass Ihr Gewehr und Ihre Schrotflinte ordnungsgemäß eingeschlossen sind. Und haben Sie den rätselhaften Laster wiedergesehen, den Sie letzte Woche gemeldet haben?

Einige der Personen, die er aufsuchte, waren einsam, andere verletzlich. Manche gerieten durch mangelnde Voraussicht in Schwierigkeiten; eine Handvoll war schlichtweg zwielichtig. Aber genau das genoss Hirsch an diesen Patrouillenfahrten donnerstags und montags: die Vielfalt an Menschen und Erfahrungen. Er machte sich gern früh um sieben Uhr auf den Weg, doch heute war es schon fast neun, und er war immer noch erst ein paar Kilometer südlich von Tiverton. Er würde ein paar Abkürzungen nehmen müssen, um die Zeit wieder reinzuholen. Ein paar Leute anrufen, statt bei ihnen vorbeizuschauen.

»Musst du los?«, fragte Muir.

...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2020
Übersetzer Peter Torberg
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Australien • Kleinstadt • Krimi des Jahres • Kriminalroman • Paul Hirschhausen • Pferde • Polizeiroman • Spannung • Tiverton
ISBN-10 3-293-31093-1 / 3293310931
ISBN-13 978-3-293-31093-3 / 9783293310933
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