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Die sardische Hochzeit (eBook)

Roman. Eine dramatische sowie romantische Familiengeschichte über die Allmacht der Liebe und den Mut, das Richtige zu tun

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45700-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die sardische Hochzeit -  Grit Landau
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Der große zeitgeschichtliche Familienroman mit viel Italien-Flair und eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die den Leser auf die Insel Sardinien führt, von Erfolgsautorin Grit Landau Eine Schicksalswoche Italiens. Der Mythos einer uralten Insel. Eine unmögliche Liebe. Sardinien 1922, kurz vor Mussolinis Machtergreifung: Leo Lanteri, Kriegsveteran und Erbe einer ligurischen Olivenplantage, hat im Streit einen Faschisten getötet und muss untertauchen: Sein Vater schickt ihn nach Sassari auf Sardinien - für den smarten, jazzbegeisterten Leo das Ende der Welt. Doch auf der »vergessenen Insel« brodelt es, Sardinien steht wie der Rest Italiens am Rand eines Umsturzes. Auch Leo gerät bald zwischen alle Fronten. Denn auf dem Landgut des Mussolini-Anhängers Soriga trifft er auf die Liebe seines Lebens: Gioia, die eigenwillige Tochter des Hauses. Kein guter Zeitpunkt, um sich zu verlieben, denn die musikalisch begabte Gioia soll keine Woche später heiraten, den Spross eines ursardischen Clans von Pferdezüchtern - und die Traditionen dieser Familie sind mörderisch.

Grit Landau hat Geschichte studiert und danach als Kultur- und Musikjournalistin gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Romandebüt 'MARINA, MARINA', eine Familien- und Liebesgeschichte im Italien der 1960er Jahre, erschien bei Droemer im Frühjahrsprogramm 2019 und wurde von den LeserInnen geliebt. Weitere Informationen unter www.gritlandau.de

Grit Landau hat Geschichte studiert und danach als Kultur- und Musikjournalistin gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Romandebüt "MARINA, MARINA", eine Familien- und Liebesgeschichte im Italien der 1960er Jahre, erschien bei Droemer im Frühjahrsprogramm 2019 und wurde von den LeserInnen geliebt. Und die Geschichte Italiens lässt Grit Landau nicht los: Ihr Faible für die Insel Sardinien und die intensive Beschäftigung mit der Zeit des italienischen Faschismus inspirierte sie nun zu ihrem neuen Roman. Die Autorin steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.gritlandau.de

Kapitel 1


IS JANAS / Die sardischen Feen (janas, von lat. Diana), Bewohnerinnen der »domus de janas«, der Feenhäuser, die sich überall verstreut auf der Insel befinden. Archäologen halten die Höhlen für Felsengräber aus der Jungsteinzeit, die Sarden selbst wissen es besser: Die Felskammern sind voller Magie und heidnischer Energie. In ihnen leben lichtscheue, zierliche Frauengestalten, die an goldenen Webstühlen kostbare Stoffe erschaffen. Diese Feen tun – je nach lokaler Legende – mal Gutes, mal Böses, sind mal verführerische Schönheiten, mal menschenfressende Hexen. Am Ende ihrer Zeit verwandeln sie sich in Stein.

Der Volksglaube weiß außerdem, dass, wann immer einem Sarden ein Schatten auf der Seele liegt, er in einem »domu de janas« in der Nähe seines Heimatdorfes übernachten sollte. Die Gegenwart seiner Ahnen wird ihn heilen und seinen Kummer vertreiben.

* * *

25. Oktober 1922 Porto Torres, Provinz Sassari


Als Leo Lanteri nach zwei Tagen auf schwerer, rollender See endlich Sardinien erreichte, verbarg sich die Insel hinter Wolken und Gischt.

Schon beim ersten Signal der Schiffsglocke erhob er sich von seinem Platz in dem viel zu niedrigen Passagierraum der ventura, schlüpfte in die Anzugjacke und verließ den Bauch der Fähre. Nur raus hier! So schnell es ihm seine elende Verfassung erlaubte, erklomm er über stählerne Treppen das Promenadendeck und vertrat sich die langen Beine. Er sog die salzige Luft tief in seine Lungen, fast als hinge er wieder am Sauerstoffgerät, und warf einen ersten Blick auf den Ort seiner Verbannung. Wo ist jetzt diese verfluchte Küste?

Die ventura stampfte in der Dünung. Ein harscher Wind zerriss den Qualm über dem einzigen Schornstein des Dampfers und zerrte an Leos Schiebermütze. Das Deck schwankte unter seinen Füßen. Er rettete sich an die Reling, starrte ins bewegte Grau und versuchte, die Fetzen dunklen Landes, die durch die dahinjagenden Wolken brachen, zu einer Küstenlinie zu verbinden. Ohne Erfolg. Stattdessen erinnerten ihn die schäumenden Wellenkämme und das Gewoge unter dem Schiffsrumpf daran, wie dringend er von Bord musste. Leo beugte sich vor, und unvermittelt überkam ihn ein Würgen, dazu Pochen und Brausen im Ohr. Nicht schon wieder!

Weiter hinten auf Deck bemerkte ein untersetzter Matrose seinen Zustand, rief etwas und lachte. Leo wandte sich ab und hieb mit beiden Händen auf die Reling.

Scheiße, was gibt’s da zu lachen? Komm zum Isonzo, da wollen wir mal sehen, wie schnell du das Kotzen kriegst!

Er zwang sich, ruhig durchzuatmen, und straffte sich zu einem imaginären Appell. Habt Acht! Mochte der Krieg auch schon vier Jahre vergangen sein, er half ihm in Momenten wie diesen. Presente! Leutnant Lanteri meldet sich zum Dienst! Leo biss die Zähne aufeinander und konzentrierte sich auf ein Blinken, das aus der Landrichtung kam, vermutlich ein Leuchtturm oder ein Signal von der Strafkolonie auf der vorgelagerten Gefängnisinsel Asinara. Schau gut hin!, sagte er sich, wenn du nicht aufpasst, kannst du dort immer noch landen. Und jetzt kneif den Arsch zusammen, das hier ist nichts. Gar nichts.

Keine Stunde später tauchten die bleichen Fassaden und der wuchtige Turm von Porto Torres aus dem Gewölk wie eine Geistererscheinung. Der Wind ließ nach, und ein Möwenschwarm eskortierte die Fähre bis in das Hafenbecken.

Leo hatte längst seinen Reisesack an Deck geholt. Die Enge im Innern des Dampfers hatte ihn zermürbt. Umringt von Mitreisenden, zählte er nun die Minuten bis zum Anlegen. Neben ihn drängte sich die Kaufmannsfamilie aus Sanremo, deren bildhübsche Tochter ihm erneut zulächelte. Leo drehte ihr den Rücken zu. Mach dich nicht unglücklich, Angelina, dachte er und wählte den Namen, den die Eltern des Mädchens während der Überfahrt oft gerufen hatten, schenk dein Engelslächeln lieber einem Mann, der dir im Leben was nützen kann.

Die Leeseite der ventura glitt an die Kaimauer, Taue flogen an Land und wurden um Poller geschlungen, Ankertrossen rasselten ins Meer. Dann schob man die Gangway zur Mole an den Schiffsleib heran. Leo kämpfte sich mit ausgefahrenen Ellbogen nach vorn. Dabei überhörte er die Flüche derjenigen, die es zu Recht erboste, von einem weggestoßen zu werden, der sie fast um Haupteslänge überragte. Nie wieder dieser Kahn, schwor er sich, und wenn ich mir vor der Rückreise Flügel wachsen lasse …

Doch so schnell war mit seiner Heimkehr nun auch wieder nicht zu rechnen, zumindest nicht nach der Order seines Vaters. Du bleibst da, bis ich dir telegrafiere. Schau dich nach der pecora nera um, aber nur, wenn du damit kein Aufsehen erregst. Vergiss nie: Die haben ihre Leute inzwischen überall. Lass mich machen und rühr dich nicht vom Fleck, bis du von mir Nachricht bekommst, dass die Sache erledigt ist.

Der Kai, an dem die Fähre nun unter heiseren Rufen und einigem Trara anlegte, wimmelte von Hafenarbeitern in verschlissener Kleidung. Magere Männer mit flinken Bewegungen. Arme Schlucker. Hilfskräfte, deren Eifer zeigte, wie dringend sie die Ausbeute dieses Tages brauchten. Viele hatte der Krieg gezeichnet: Sie hinkten, trugen eine Augenklappe oder kaschierten ein paar fehlende Finger. Sie wuchteten schwere Körbe mit silbrig glitzerndem Fang von den Fischerbooten. Einige hantierten mit Tauen und Brassen, andere schleppten Holzkisten, Reisekoffer, Stoffballen und sogar ein Koffergrammophon von Bord. Die meisten Arbeiter trugen wie er selbst einfache coppole auf dem Kopf, deren Schirme ihre Gesichter verbargen. Doch Leo wusste, dass viele von ihnen ähnlich scharfe Züge aufweisen würden wie die der Frontkameraden von der brigata Sassari, neben denen seine Einheit im Graben gelegen hatte. Viel zu nah, und viel zu lang. So lang, dass Leo, mochte er noch so oft über die »verdammten Sarden« schimpfen, irgendwann sogar ihre seltsame Sprache verstanden hatte.

Männer wie er waren das.

Überlebende. Außen und innen Beschädigte. Die den Krieg zwar gewonnen, ihren Frieden aber verloren hatten. Männer, die nicht mehr schlafen konnten, auch nicht bei ihren Frauen, wegen der Albträume. Die nachts dann lange ausblieben, in den Gassen aneinandergerieten und sich die Ohnmacht aus dem Leib prügelten. Männer, die dann manchmal auch etwas Dummes taten. Etwas sehr Dummes, denn was konnte es Dümmeres geben, als sich mit einem Squadristen anzulegen? Einem Squadristen, der dann auch noch – ach was, scheiß drauf!

Sobald das Gitter aufschwang, stürmte Leo über die Gangway. Beim ersten Schritt auf den Steinplatten des Kais entfuhr ihm ein Seufzer. Endlich fester Grund.

Trotz seiner hochgewachsenen Statur schien er niemandem aufzufallen – Leo trug vorsichtshalber einen seiner älteren Anzüge –, und nach einem kurzen Gang über den Kai, während dem er das Treiben im Hafen studierte, war er sich beinahe sicher, dass ihm niemand folgte. Trotzdem ließ er sich eine weitere Viertelstunde kreuz und quer durch die Gassen von Porto Torres treiben, alle Sinne geschärft für eventuelle Verfolger. Doch nichts. Nach diesem Manöver schlenderte er über enge Seitengässchen Richtung Bahnhof und hielt Ausschau nach einer Möglichkeit zur Weiterreise.

Die Temperatur war im Vergleich zum Vortag gefallen, und Leo nahm zum ersten Mal in diesem Jahr den Geruch des Winters im Süden wahr: Stockfisch und Holzkohle. Ein kalter Wind erhob sich, ihn fröstelte. Und der mannshohe Fahrplan an der Fassade der Bahnstation zeigte: Der nächste Zug würde erst abends gehen.

Es fahren vom Bahnhof aus auch Omnibusse, hatte ihm Enzo erklärt, wenn du Glück hast und die nicht gerade bestreikt werden. Ach was, geh von Streik aus, auf dieser Banditeninsel tut kaum einer, was er soll! In Sassari jedenfalls gehst du dann zu Lorenzo Capra, der hat sein Geschäft direkt neben der Kirche Santa Caterina und schuldet mir noch einen Gefallen …

Wie könnte es auch anders sein, dachte Leo mit leisem Groll. Gab es irgendwo einen Ölhändler, der Enzo noch nicht verpflichtet war? Sein Halbbruder, die Frucht eines Fehltritts seines Vaters mit der Haushälterin, war zu Kriegszeiten viel in Geschäften für die frantoio Lanteri unterwegs gewesen. Nur ein knappes Jahr jünger, hatten Enzo seine Jugend und ein leicht verkürztes Bein vor dem Kriegsdienst bewahrt. Und der ehrgeizige Schlaukopf hatte die Chance prompt für sich genutzt. Binnen dreier Jahre war er dem Vater zur unverzichtbaren Stütze geworden, während Leo, der legitime Erbe, angeschlagen und lungenkrank von der Front heimgekehrt war und der Familie seitdem mit seinen Eskapaden nur noch Scherereien machte.

Keine Spur von einem Omnibus. Und als Leo nach einigem Suchen den capostazione eine Zigarre rauchend am Ende des Bahnsteigs fand, erklärte ihm dieser, der letzte Zug für heute sei vor zehn Minuten abgefahren, und vor dem nächsten Abend ginge nichts mehr. Ein Streik der Eisenbahner anlässlich der Kundgebung in Sassari. Die politische Lage, nun ja, leider. Sciopero!

Inzwischen hatte es zu nieseln begonnen. Was nun? Leo sah sich um. Seine Übelkeit war verflogen, dafür plagten ihn jetzt Hunger und Durst. Er fischte nach der amarelli-Dose in der Brusttasche seiner Jacke und steckte sich ein Lakritz daraus in den Mund. Das würde seinen Magen etwas beschäftigen. Viel lieber hätte er geraucht, eine gute Selbstgedrehte – als junger Bursche war er überzeugt gewesen,...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1920er Jahre • 1. Weltkrieg • 20er Jahre Romane/Erzählungen • Clan • Dramatische Liebesromane • Dramatischer Roman • Familenfehde • Familie • Familiengeschichten • Familiengeschichten Romane • familiensaga historisch • Familiensaga Italien • Faschismus • Giola Soriga • Große Liebe • Großgrundbesitzer • GUT • Heirat • historische romane 20. jahrhundert • historische romane italien • Historischer Roman • Hochzeit • Italien • italien roman • Italien-Roman • Krieg • Leo Lanteri • Liebesgeschichte • marina • Marina, Marina • Mussolini • Pferdezüchter • Roman Drama • Romane Italien • Sardinien • Umsturz • Verbotene Liebe • Zeitgeschichte Roman
ISBN-10 3-426-45700-8 / 3426457008
ISBN-13 978-3-426-45700-9 / 9783426457009
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