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Der letzte Satz

Spiegel-Bestseller
Roman

**** 10 Bewertungen

Buch | Hardcover
125 Seiten
2020
Hanser Berlin (Verlag)
978-3-446-26788-6 (ISBN)
CHF 28,90 inkl. MwSt
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An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt.

Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint.

An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.

Robert Seethaler, geboren 1966 in Wien, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Seine Romane "Der Trafikant" (2012) und "Ein ganzes Leben" (2014) wurden zu großen internationalen Publikumserfolgen. 2018 ist sein neuer Roman "Das Feld" erschienen. Robert Seethaler lebt in Wien und Berlin.

Gustav Mahler am Ende seines Lebens: Das ergreifende Porträt eines Künstlers, der alles erreicht hat und dafür einen hohen Preis zahlt. Nach "Der Trafikant", "Ein ganzes Leben" und "Das Feld" der neue Roman von Robert Seethaler. "Der letzte Satz" ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

„Man wird mit vielen tollen Sätzen belohnt. … Ein sehr unterhaltsamer Roman.“ Jan Ehlert, NDR Kultur, 30.10.20

"Ein schönes, melancholisches, einfühlsames, kleines wunderschönes Herbstbuch." Elke Heidenreich, WDR4, 04.10.20

"Bis zum letzten Satz ein fantastisches Buch." Harald Welzer, Die Tageszeitung, 08.09.20

"Es hat mich tief bewegt." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 01.09.20

"Für mich ist das eine feine, kleine Poetikvorlesung von Robert Seethaler über die Art und Weise wie er schreibt. Schon die Schmalheit des Buches ist die Bescheidenheitsgeste … Es ist ein Buch, das innerhalb des Werkes von Robert Seethaler ganz schlüssig ist, in der Art und Weise, wie er Figuren erzählt." Insa Wilke, SWR2 lesenswert Quartett, 22.09.20

"Es geht mal wieder um alles – Wie habe ich gelebt? Was habe ich verpasst? Kein Buch über das Scheitern, sondern über das was bleibt!" Dörte Hansen, Literarisches Quartett, 28.08.20

"Eine berührende Biografie über den Menschen hinter dem Weltstar, der einem in der für Seethaler typischen, lakonisch, knappen Erzählweise auf seiner letzten Reise ganz nah kommt." Terry Albrecht, WDR5 Bücher, 14.08.20

"Es ist faszinierend, wie dicht, wie intensiv Robert Seethaler vom Leben Mahlers zu erzählen weiß. Als würde man neben ihm sitzen und ihn erzählen hören." Christine Westermann, WDR2, 23.08.20

"Sehr stimmungsvoll … Eine kleine, gelungene Romanstudie über die Schönheit der Kunst und die Vergänglichkeit unseres Lebens." Mario Scalla, HR2 Kultur, 17.08.20

"Elegisch, poetisch und dabei ganz und gar unsentimental. Ein Geschenk von Lektüre." Barbara Weitzel, Welt am Sonntag, 16.08.20

"Ein meisterliches Stück über den Musiker Gustav Mahler. …sprachlich und atmosphärisch hervorragend komponiert.." Luzia Stettler, SRF, 04.08.20

"Es ist die große Kunst der Verdichtung, die Robert Seethaler wie kaum ein anderer Schriftsteller beherrscht und die diesen schmalen Roman zu einem wundervollen Meisterstück des Abschieds macht." Annemarie Stoltenberg, NDR, 04.08.20

"Seine Sprache ist besonders. …Mit schnörkellosen Sätzen schält Seethaler alles Beiwerk ab, bis der Kern offenliegt. Das, was vom Leben eben so übrig bleibt, wenn man mit Abstand draufguckt." Elisa von Hof, Spiegel Online, 31.07.20

"Gustav Mahlers existentielle Situation erfasst der schmale Roman mit der für Seethaler eigentümlichen Prägnanz, Kürze und Kunst der Verdichtung." Alexander Kosenina, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.08.20

"Robert Seethaler beschreibt das große Kunststück, das einem das Leben abverlangt: Man lebt nach vorn, die Gegenwart erscheint oft peinigend und die Zukunft düster. In der Rückschau aber begreift man überrascht, wieviele schöne Momente es doch auch hatte. Und man beginnt zu bedauern, sie nicht intensiver gelebt zu haben. Zu trauern über sich selbst.“ Christine Westermann und Andreas Wallentin, WDR5 Bücher, 11.07.20

"Der neue Roman erweitert die letzten beiden Erfolgsbücher von Seethaler, 'Ein ganzes Leben' und 'Das Feld', zu einer Trilogie des Triumphs der Literatur über den Tod ... Ein sicherer Bestseller. Und einer von denen, derer man sich wahrlich literarisch nicht schämen muss." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.20

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Gewicht 223 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alma Mahler • das Feld • Der Trafikant • Eifersucht • Ein ganzes Leben • Einsamkeit • Genie • Gustav Mahler • Komponist • Krankheit • Künstlerporträt • Künstlerporträt • Liebe • Longlist Deutscher Buchpreis 2020 • Melancholie • Musik • New York • New Yorker Philharmonie • Nostalgie • #ohnefolie • ohnefolie • Oper • Reise • Toblach • Tochter • Überfahrt • Überfahrt • Vergangenheit • Vergänglichkeit • Vergänglichkeit • Vermächtnis • Vermächtnis • Verrat • Wien
ISBN-10 3-446-26788-3 / 3446267883
ISBN-13 978-3-446-26788-6 / 9783446267886
Zustand Neuware
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5 Die letzte Reise - Eine Reise ins Ich

von (Chemnitz), am 02.09.2020

„Der letzte Satz“ ist ein schmales Buch von 126 Seiten, in dem Gustav Mahler (1860 - 1911), ein bedeutender Komponist und berühmter Dirigent seiner Zeit am Ende seines nicht sehr langen Lebens dargestellt wird. Es kann daher nur eine Momentaufnahme seines wechselvollen Lebens sein.
Robert Seethaler fängt sein Büchlein an mit einem Zustandsbericht, der sich bis zum Ende hin durchzieht. Mahler befindet sich auf dem Sonnendeck der „Amerika“, mitten auf hoher See, auf seiner letzten Schiffsreise von New York nach Wien. Sein Körper bereitet ihm wie stets Schmerzen, Fieberschübe verzehren ihn. Er resümiert über sein gesamtes Dasein, über sein kompositorisches, musikalisches Schaffen, über seine Beziehung zu Alma, den schmerzlichen Verlust seiner Tochter Maria... Wie im Wahn oder wegen des nahen Todes (?) schweifen seine Gedanken und Erinnerungen ab. Deshalb erscheint die Handlung oft sprunghaft, wechselt von der Gegenwart in vergangene Zeiten. Ich finde das stilistisch vom Autor hervorragend gelöst. Mir gefällt die erzählerische Perspektive, die er für seinen Roman gewählt hat. Ich las oft zwischen den Zeilen bzw. fühlte mich veranlasst über Mahlers und Almas Leben nachzuschauen, mich zu informieren, Wissen zu rekapitulieren.
Immer wieder werden Gustav Mahlers körperlichen Gebrechen thematisiert, die unerträglichen Schmerzen im Kopf, die ihn aber ebenso wie die Natur, ein Vogel, dessen Ruf und vieles andere zum Komponieren inspirieren. In so einem Falle arbeitete er ungeachtet seines Gesundheitszustandes intensiv hintereinander weg, nahm darauf keine Rücksicht.

Die Probleme zwischen Mahler und Alma waren unausweichlich– zwei schwierige Charaktere trafen aufeinander. Alma, obwohl die Liebe seines Lebens, wird von ihm sehr vernachlässigt. Oft bemerkt er sie nicht einmal, betrachtet sie als Gegenstand. Er war eine zerrissene melancholische Seele, getrieben von ständiger Unruhe und Launenhaftigkeit, liebte die Einsamkeit und fühlte sich nicht unbedingt wohl in Gesellschaft, tat aber seine Meinung kund. Alma fühlte sich unverstanden, die immer größer werdende Distanz zwischen den beiden Eheleuten kommt hervorragend zum Ausdruck. Es ist verständlich für mich aus heutiger Sicht, dass sie sich einem anderen Mann zuwandte.

Mahlers Rückblicke umkreisen seinen eigenen Kosmos. Er sieht sein Ende auf sich zukommen und reflektiert bis zuletzt, was er hätte noch erschaffen können. Mahler bedauert es sehr, zu wenig Musik gemacht zu haben in seinem Leben.

"Er hätte die Harmonien seines Körpers komponieren sollen. Und noch viel mehr die Disharmonien". S. 114

Sehr gut gelöst finde ich das Ende des Buches mit dem Schiffsjungen. Durch einen Zufall erfährt er vom großen Begräbnis des „Direktors“ und bekommt eine Ahnung von der Erhabenheit seiner Musik.
Ich empfinde den Roman als authentisch. So könnte es gewesen sein! Es gibt eine große Zahl von wunderschönen Vergleichen, Metaphern, Sinnbildern, Anspielungen...Ich habe mir viele Zitate notiert.
Trotz der Kürze des Buches werden die wichtigsten Dinge im Leben des großen Komponisten angesprochen: die großen Erfolge in der Musik, seine Frau Alma, die beiden Töchter, der Tod des geliebten Kindes, das Versagen als Ehemann...

Robert Seethaler versteht es eindrucksvoll den Leser mit auf die letzte Reise dieses bedeutenden Künstlers mitzunehmen. Dass der Autor es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 schaffte, kann ich gut nachvollziehen!

4 Mahler erinnert sich

von , am 27.08.2020

Gustav Mahler sitzt 1911 unter einer warmen Decke gewickelt am sonnigen Deck der "Amerika" – es ist seine letzte Überfahrt von New York nach Europa, der große Dirigent und Komponist steht kurz vor seinem zu frühen Lebensende. Seit Kindheitstagen von Krankheiten heimgesucht tritt er nun seine letzte Reise an. Seine Frau Alma sitzt mit der Tochter in der Luxuskabine unterhalb des Decks – längst haben sie sich entfremdet. Fieberschübe suchen ihn heim, ein junger und zuvorkommender Schiffsjunge, der nicht weiß, wer Mahler ist, umsorgt ihn. Mahler erinnert sich – an seine Kindheit, an seine verstorbene Tochter, an seine Zeit als Direktor in Wien, an eine von ihm gefertigte Büste von Rodin, an Antisemitismus, an seine Reisen nach St. Petersburg oder Paris, an einen Besuch bei Freud und seine Zeit in New York als Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Aber auch an sein Komponierhäuschen in Toblach, das Vogelgezwitscher dort und immer wieder an seine große Liebe Alma, die einen anderen Liebhaber hat. Und Mahler hadert an seiner Vergangenheit: die Einsamkeit, das ständige Überarbeiten und hilflose Kranksein, dass er noch so viel hätte komponieren sollen, was aus seinem Körper kommt, und besonders warum er die schöne Alma verloren hat. Und dass es zum Sterben zu früh ist.

In schönen Sätzen webt Robert Seethaler ein emotionales und gedankliches Konstrukt um das Innenleben eines großen Künstlers. Und doch ist es kein Künstlerroman, denn es geht um den gebrechlichen, nahbaren Menschen mit Schmerzen, der kurz vor dem Tod steht. Und so fieberhaft die letzten Momente Mahlers sind, so sind es auch seine Erinnerungen, „wie ungeordnete Schwebeteilchen, die herumirren“. Es gibt viele Metaphern und wiederkehrende Bilder wie die Vögel (die am Ende auch Vorbote des Todes sind), fliegende Fische, immer das Meer, der Himmel und der Schiffsjunge, der sich zu einem zweiten Protagonisten entwickelt.

Seethaler kann wie gewohnt wunderbar flüssig und unverwechselbar erzählen, es reihen sich in zahlreichen Rückblenden poetische Sätze und Gedanken sowie Beobachtungen aneinander und es macht Freude, in diesen dünnen Roman einzutauchen. Doch eine Frage bleibt – warum Gustav Mahler, dem vielleicht größten Schöpfer von atemberaubenden, unsterblichen Symphonien, wenn die Erschaffung von Musik in dem Buch völlig ausgeklammert wird? Die Linien und Ecken als hochsensibler und reizbarer Künstler und seiner Kunst kann der Leser nur erahnen, hier bleibt viel Spielraum zum Spekulieren. Detailreiche, melancholische und sinnliche Atmosphäre schafft Seethaler dennoch und bringt Mahler einmal als feurigen, arbeitswütigen Dirigenten zur Sprache.

Dennoch: „Der letzte Satz“ ist es ein wertvolles, gefühlvolles Kleinod über den schmerzhaften Abschied vom Leben, dem Hadern und Bilanzziehen – feinfühlig und fiktiv um einen großen, sich erinnernden Künstler komponiert, von dem man am Ende sehr viel mehr wissen und vor allem hören möchte. Mahler war am Ende alleine, einzig der Schiffsjunge war bei ihm und wird sich durch die Begegnung weiterentwickeln. Auch das waren Gedanken von Mahler – die Zeit, Vergänglichkeit und Fremdsein.

„Das Meer lebt, dachte er. Man muss nur lang genug stillstehen, um es atmen zu fühlen.“

5 Emotionen eines Genies

von (Ilsenburg ), am 25.08.2020

Gustav Mahler ist ein musikalischer Nerd seiner Zeit. Er geht komplett auf in seiner Arbeit, lebt sein Talent aus, ist jedoch in seiner Sozialkompetenz spürbar eingeschränkt. Das Lesen des neuen Seethalers lässt einen den kauzigen Ausnahmekünstler dennoch in sein Herz schließen.

Wir lernen den schon kranken Gustav Mahler auf seiner Überfahrt von New York nach Europa kennen. Fiebrig sitzt er an Deck bei Tee und sinnt über sein Leben. Robert Seethaler führt dabei sehr schön zwischen der Atlantiküberfahrt und Mahler’s Erinnerungen hin und her. Seine Gedanken widmet Mahler seiner Familie, allen voran seiner Frau Alma, und seinem Lebenswerk. So kehrt er sukzessive an die wichtigen Stationen seines Lebens zurück.

Seethaler lenkt das Augenmerk auf die sensible Seite des Künstlers, der nicht nur alle anderen, sondern auch oder gerade sich selbst fortwährend kritisch betrachtet. Da er seine Ausführungen mit ganz feiner, perfekt pointierter Sprache unterstützt, konnte ich beim Lesen beinahe selbst den emotionalen Schmerz des Ausnahmetalents fühlen. Trotz der eher bedrückenden Grundstimmung hat mich das Gelesene nicht runtergezogen, weil mich Seethaler‘s Sprachniveau einfach nur fasziniert hat.

Wenn ich die Lektüre Revue passieren lasse, finde ich zudem das Cover perfekt gewählt. Der zurück blickende Mann an der Reling, dieser blaß kränkliche Touch des Bildes insgesamt, verkörpert für mich die emotionalste Szene des Romans.

Insgesamt bin ich begeistert von Seethaler‘s Roman. Nicht nur das Lesevergnügen trägt zu diesem Urteil bei, sondern auch die bewusste Verknüpfung zu weiteren zeitgenössischen Berühmtheiten. Diese sind mir zwar grob mit Lebensdaten bereits bekannt gewesen, der direkte zeitliche und örtliche Zusammenhang war mir allerdings nicht präsent. Den Roman empfehle ich gern weiter. Wenn man Gustav Mahler noch gar nicht kennt, ist es vielleicht hilfreich, sich grob vorab über ihn zu informieren.

4 Ein melancholischer Blick zurück aufs Leben

von , am 17.08.2020

Wie mag es sein, wenn einem der eigene Tod immer näher rückt? Es einem bewusst wird, dass die verbleibende Zeit auf Erden sehr überschaubar ist? Davon schreibt Robert Seethaler in diesem Buch, in dem wir den berühmten Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler auf seiner letzten Seereise begleiten.
Auf seinem Weg von New York zurück nach Europa verbringt der bereits schwer kranke Mann seine Tage meist an Deck, wo er sich vergangener Zeiten erinnert. Wie er seine geliebte Frau Alma kennenlernte, der Verlust seiner erstgeborenen Tochter Marie, der Erfolg der 8. Symphonie, seine Zeit in Wien undundund. Es sind kurze Ausschnitte eines erfolgreichen Lebens, das nicht frei von Kämpfen und auch Niederlagen war. Gustav Mahler, der gerade einmal 50 Jahre wurde, liebt das Leben und hadert doch mit ihm. Viel zu früh geht es zu Ende, denn wie gerne würde er seine Tochter Anna aufwachsen sehen, mehr Zeit mit seiner Frau verbringen, Vergangenes wieder gut machen.
Obwohl die Hauptfigur seinerzeit ein erfolgreicher Komponist und international gefeierter Dirigent war, geht es nur selten um Musik in diesem schmalen Büchlein. Doch der Rückblick auf dieses Leben hat mich neugierig gemacht auf das Werk Mahlers, so dass ich beim Lesen den titelgebenden letzten Satz der 9. Symphonie gehört habe. Für mich war dies eine Bereicherung, denn Robert Seethaler hat die Stimmung, die dieses Werk vermittelt, unglaublich gut in Worte gefasst. Eigentlich sollte man klassische Musik nicht unbedingt als Hintergrundberieselung nutzen, aber in diesem Fall harmoniert es so hervorragend, dass ich immer wieder beim Lesen inne hielt, um der Musik zuzuhören und das Gelesene noch deutlicher vor Augen zu sehen.
Einziger Makel: 120 sehr großzügig gesetzte Seiten für diesen Preis - das ist schon sportlich.

4 Großartig geschrieben und trotzdem nicht ganz packend

von , am 09.08.2020

Wie von Robert Seethaler gewohnt, umfassen die letzten Lebensjahre des Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler lediglich 120 Seiten in diesem Büchlein. Die Erzählung (und ich wähle dieses Wort mit einer Intention) setzt wenige Monate vor dem Tod des Komponisten während einer Schiffsüberfahrt von New York zurück nach Europa ein. Mit reduzierten Beschreibungen bringt uns der Autor den gar nicht so alten, aber trotzdem sterbenskranken Komponisten näher. In mitunter kürzesten Erinnerungen, Gedanken und Gefühlsbeschreibungen Mahlers erfahren wir vor allem etwas über die tiefe Verbundenheit Mahlers zu seiner Ehefrau Alma und den Verlust der ersten Tochter Maria.

Die Beschreibungen sind kurz gehalten, nichts ist hier zu viel. Der Roman mutet dabei eher wie eine längere Kurzgeschichte an. Kaum hat man begonnen zu lesen, ist auch schon wieder alles vorbei. Hier schwanke ich zwischen dem Eindruck, dass alles punktgenau gesagt wurde und doch irgendwie etwas fehlt. Letztendlich so richtig am Herzen packen, konnte mich dieser Roman nicht. Er ist großartig geschrieben mit einem herausragenden Sinn für die richtigen Momente. Trotzdem fehlt etwas, was für mich nicht richtig greifbar bleibt.

Alles in allem ist man für einen Leseabend durchaus auf hohem Niveau gut unterhalten worden, hat interessante, bodenständige Einblicke in das Leben eines hochkarätigen Komponisten bekommen und trotzdem fehlt das i-Tüpfelchen, um auch dieses Buch herausragend zu machen.

4 Ein melancholischer Blick zurück aufs Leben

von , am 05.08.2020

Wie mag es sein, wenn einem der eigene Tod immer näher rückt? Es einem bewusst wird, dass die verbleibende Zeit auf Erden sehr überschaubar ist? Davon schreibt Robert Seethaler in diesem Buch, in dem wir den berühmten Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler auf seiner letzten Seereise begleiten.
Auf seinem Weg von New York zurück nach Europa verbringt der bereits schwer kranke Mann seine Tage meist an Deck, wo er sich vergangener Zeiten erinnert. Wie er seine geliebte Frau Alma kennenlernte, der Verlust seiner erstgeborenen Tochter Marie, der Erfolg der 8. Symphonie, seine Zeit in Wien undundund. Es sind kurze Ausschnitte eines erfolgreichen Lebens, das nicht frei von Kämpfen und auch Niederlagen war. Gustav Mahler, der gerade einmal 50 Jahre wurde, liebt das Leben und hadert doch mit ihm. Viel zu früh geht es zu Ende, denn wie gerne würde er seine Tochter Anna aufwachsen sehen, mehr Zeit mit seiner Frau verbringen, Vergangenes wieder gut machen.
Obwohl die Hauptfigur seinerzeit ein erfolgreicher Komponist und international gefeierter Dirigent war, geht es nur selten um Musik in diesem schmalen Büchlein. Doch der Rückblick auf dieses Leben hat mich neugierig gemacht auf das Werk Mahlers, so dass ich beim Lesen den titelgebenden letzten Satz der 9. Symphonie gehört habe. Für mich war dies eine Bereicherung, denn Robert Seethaler hat die Stimmung, die dieses Werk vermittelt, unglaublich gut in Worte gefasst. Eigentlich sollte man klassische Musik nicht unbedingt als Hintergrundberieselung nutzen, aber in diesem Fall harmoniert es so hervorragend, dass ich immer wieder beim Lesen inne hielt, um der Musik zuzuhören und das Gelesene noch deutlicher vor Augen zu sehen.
Einziger Makel: 120 sehr großzügig gesetzte Seiten für diesen Preis - das ist schon sportlich.

4 Eine Zeitreise zu und mit Gustav Mahler

von , am 03.08.2020

An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
"Der letzte Satz" ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt. (Klappentext)

Dieser Roman ist eine Zeitreise über das Leben von Gustav Mahler. Es wird in einer eindrucksvollen Sprache geschildert und der Leser ist gleich gefangen davon. Sie ist klar, deutlich, fließend, emotional und vor allem bildlich. Man taucht gleich ein und ist bis zum Ende des Buches gefangen.

4 Ich sollte noch ein bisschen bleiben

von , am 02.08.2020

In Robert Seethalers neuem Roman “Der letzte Satz“ ist der Komponist und Dirigent Gustav Mahler auf dem Schiff „Amerika“ von New York Richtung Europa unterwegs. Er ist todkrank und weiß selbst, dass dies seine letzte Reise sein wird. Er schaut vom Deck aus über das Meer und lässt Stationen seines Lebens Revue passieren: seine bemerkenswerte Karriere als Dirigent, die ihn in die großen Häuser der ganzen Welt führte und unter anderem in Wien einem disziplinlosen Orchester mit teilweise mittelmäßigen Musikern zu großen Triumphen verhalf. Er erinnert sich an seine kleine Tochter Maria, die etwa zwei Jahre zuvor verstarb, und er denkt über seine Ehe mit der schönen Alma nach, die mit der kleinen Tochter Anna ebenfalls an Bord ist. Alma ist die Liebe seines Lebens. Sie ist dennoch von dieser Ehe enttäuscht und hat sich einem anderen Mann zugewandt, weil sie immer gespürt hat, dass die Musik in Gustav Mahlers Leben die wichtigste Rolle spielt. Sie verlässt ihren Mann jedoch nicht, denn ihm bleibt ohnehin nicht mehr viel Zeit. Rückblickend bedauert Mahler, nicht mehr komponiert zu haben: „Ich sollte noch ein bisschen bleiben.“ (S. 118) Seine Tätigkeit als Dirigent und die vielen Reisen haben zu viel Zeit gekostet.
Seethaler zeichnet in diesem schmalen Bändchen ein faszinierendes Porträt eines großen Künstlers, der trotz antisemitischer Anfeindungen und Widerständen aller Art seinen Weg ging und großes leistete. Auch die lange Krankheit mit vielen unangenehmen Symptomen lässt ihn nicht resignieren. Er weiß: Solange man sich den Tod vorstellen kann, ist er noch nicht da (S. 108). Dem Autor ist ein auch sprachlich beeindruckendes Porträt gelungen, das ich gern empfehle.

5 Wunderbare Zeitreise

von (Trassenheide), am 26.07.2020

Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ erscheint am 3. August 2020 der neue Roman von Robert Seethaler mit dem Titel "Der letzte Satz" als Hardcover bei Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG.
In der Ankündigung des Verlags heißt es auch : „Musik braucht nichts und niemanden, sie ist immer da. Ist das Leben?“ Das macht nachdenklich und erwartungsvoll zugleich.
Wir begleiten Gustav Mahler an Bord eines Schiffes ,das ihn 1910 von New York nach Europa zurückbringt auf seiner letzten Reise und erleben ein ergreifendes Porträt . Es ist das Porträt eines Ausnahmekünstlers; des todkranken Gustav Mahlers, eines Menschen , der wehmütig auf sein Leben blickt und sich fragt , ob er so gelebt hat, wie er es wollte oder ob er etwas versäumt hat. Gustav Mahler, der berühmte Komponist und Dirigent, hat sein Leben lang wie ein Besessener gearbeitet –hatte Erfolge aber auch Misserfolge.

Das Cover setzt gestalterisch an den vorherigen Werken des Autors an, es zeigt gleichzeitig Handlungsort und Lebenssituation.
Die Sprache Seethalers fügt sich wie gewohnt - glasklar und fast ohne Schnörkel und Verzierungen - zu einem beeindruckenden Roman zusammen.
Der Roman hat mich nicht nur sprachlich beeindruckt, mich zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit des Lebens angeregt , sondern auch darin , die Musik Gustavs Mahlers für mich wiederzuentdecken.

5 Wunderbar einfühlsam erzählt

von , am 26.07.2020

Der kranke und körperlich sehr geschwächte Gustav Mahler sitzt allein an Deck des Schiffes, das ihn, seine Frau Alma und seine Tochter Anna von New York in seine Heimat, nach Österreich bringt. Umsorgt wird er von einem extra für ihn abgestellten Schiffsjungen, der auch als Übermittler von Informationen zwischen Mahler und seiner Frau, die sich mit der Tochter unter Deck aufhält, fungiert. Diese Szene hat eine treffende Symbolik. Der Mann thront oben während Frau und Kind unsichtbar sind.
Gustav Mahler weiß, dass dies seine letzte Reise sein wird. Er erinnert sich an einige Erlebnisse und Ereignisse, z.B. an das Kennenlernen seiner Frau, an seine Arbeit als Dirigent, als Operndirektor, an die Ruhe in der Natur und daran, wie er den Vögeln im Garten und im Wald ihre Melodien ablauschte und sich von ihren Gesängen beim Komponieren inspirieren ließ.
Robert Seethaler widmet sich in diesem Buch wunderbar einfühlsam dem letzten Satz der großen Sinfonie dieses Lebens, des Menschen und Musikers Gustav Mahler, und erschafft damit ein kleines Memorial für die Leser, das ihnen eine Inspiration, eine Aufforderung, ein Anstoß sein kann, Mahlers Musik wieder zu hören oder sie für sich zu entdecken.
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