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No Sound - Die Stille des Todes (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
288 Seiten
Piper Verlag
9783492995764 (ISBN)

Lese- und Medienproben

No Sound - Die Stille des Todes -  Emma Viskic
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Als Calebs bester Freund ermordet wird, schwört er, den Täter aufzuspüren. Dabei hat der Privatermittler allerdings einen vermeintlichen Nachteil: Er ist gehörlos. Caleb macht dies zu seiner Stärke, denn er kann Menschen auf den ersten Blick einschätzen, gespielte Emotionen von echten unterscheiden und Lippen lesen. Und er vergisst nie ein Gesicht. Alle Spuren in diesem Fall führen überraschend in Calebs Heimatstadt. Er muss erkennen, dass sein bester Freund dunkle Geheimnisse hatte. Und nicht nur er. Je mehr Caleb herausfindet, desto tiefer werden die Abgründe ...

Emma Viskic ist eine preisgekrönte australische Krimiautorin. Ihr von der Kritik gefeierter Debütroman »No Sound - Die Stille des Todes« gewann den Ned Kelly Award for Best First Fiction 2016 sowie drei Davitt Awards: Bester Roman für Erwachsene, bestes Debüt und den Leser-Preis. Viskic erhielt außerdem den Ned Kelly Preis und den Thunderbolt Award für ihre Kurzfilme. Sie lernte die australische Gebärdensprache (Auslan), um die Figur von Caleb Zelic authentisch zu beschreiben. Der zweite Roman der Caleb-Zelic-Serie, »No Words - Die Sprache der Opfer« folgt unmittelbar auf Band 1. Als klassisch ausgebildete Klarinettistin hat Emmas musikalische Laufbahn von Auftritten mit José Carreras und Dame Kiri Te Kanawa bis hin zum Busking in der Londoner U-Bahn gereicht.

Emma Viskic ist eine preisgekrönte australische Krimiautorin. Ihr von der Kritik gefeierter Debütroman "No Sound – Die Stille des Todes" gewann den Ned Kelly Award for Best First Fiction 2016 sowie drei Davitt Awards: Bester Roman für Erwachsene, bestes Debüt und den Leser-Preis. Viskic erhielt außerdem den Ned Kelly Preis und den Thunderbolt Award für ihre Kurzfilme. Sie lernte die australische Gebärdensprache (Auslan), um die Figur von Caleb Zelic authentisch zu beschreiben. Der zweite Roman der Caleb-Zelic-Serie, "No Words – Die Sprache der Opfer" folgt unmittelbar auf Band 1. Als klassisch ausgebildete Klarinettistin hat Emmas musikalische Laufbahn von Auftritten mit José Carreras und Dame Kiri Te Kanawa bis hin zum Busking in der Londoner U-Bahn gereicht.

1. Kapitel


Caleb hielt ihn noch immer in den Armen, als die Sanitäter eintrafen. Eigentlich dumm, einen Krankenwagen zu rufen – Gary war tot. Musste tot sein. Mit einer derart aufgeschlitzten Kehle konnte er unmöglich noch atmen. Dieser Meinung schienen auch die Sanis zu sein. Sie blieben am Rand der blutverschmierten Küchenfliesen stehen, den Blick auf Garys leblosen Körper gerichtet. Ein Mann und eine Frau in blauer Uniform und mit müdem Gesichtsausdruck.

»Es ist zu spät«, sagte er.

Die Frau machte einen Schritt zurück. »Haben Sie ein Messer? Einen scharfen Gegenstand?« Sie sprach langsam, jede Silbe eindeutig und wohlgeformt.

»Nein.« Ihre Miene entspannte sich nicht, weshalb er noch hinzufügte: »Ich habe ihn nicht getötet.«

»Ist noch jemand im Haus?«

»Nein, aber Garys Kinder kommen bald aus der Schule. Bitte, sorgen Sie dafür, dass sie ihn nicht so sehen müssen.«

Sie wechselte einen Blick mit ihrem Kollegen. »Okay, aber wie wäre es, wenn Sie Gary nun loslassen, damit wir ihn untersuchen können?«

Er nickte, schaffte es aber nicht, sich zu bewegen. Die Sanis stimmten sich kurz ab, wagten sich dann zu ihm. Lösten seine Hände von Gary und legten ihn sanft auf den Boden, suchten mit den Fingern nach einem Puls, wo keiner mehr war. Blut an ihren Handschuhen. Auch an ihm – an seinen Händen und Armen, sein T-Shirt war vorn ganz davon durchtränkt. Der Stoff klebte an seiner Brust, noch warm. Hände griffen nach ihm, halfen ihm auf, irgendwie bewegte er sich. Durch das Wohnzimmer, vorbei am umgestoßenen Aktenschrank und den aufgeschlitzten Kissen, den Glasscherben. Fort von dem schauerlichen Etwas, das mal Gary gewesen war.

Er blinzelte in die blasse Melbourner Sonne. Schwach summte die Stimme der Sanitäterin, aber er schaute an ihr vorbei auf die Straße, die aussah wie immer. Eine Reihe nichtssagender Hausfassaden, Trampoline in den Vor-, Labradoodles in den hinteren Gärten. Dort stand sein Wagen, zwei Reifen auf dem Bordstein. Als Gaz ihm die SMS geschickt hatte, war er auf der Peninsula gewesen, um einen Auftrag abzuschließen: gutes Ergebnis, gegenseitiges Schulterklopfen. Es war eine Stunde vergangen, bis er Zeit gefunden hatte, die Nachricht zu lesen. Im Auto war noch eine weitere gekommen, und Caleb war hinter jedem Lkw und jedem rostigen Volvo hängen geblieben. Er hätte sich weder von den roten Ampeln aufhalten lassen sollen noch von der Geschwindigkeitsbegrenzung oder den Gesetzen der Physik.

 

Blaulicht zuckte über die Straße, während die Dämmerung allmählich in Dunkelheit überging. Caleb saß mit einer Decke um die Schultern am Ende der Krankenwagenliege. Ein Constable, der nach Kotze roch, leistete ihm Gesellschaft. Auch sein Magen rebellierte. Er bekam das Blut nicht von den Händen. Es war in seinen Poren, unter seinen Nägeln. Er rieb sie über seine Jeans, während er dabei zusah, wie zahllose Fremde in Garys Haus verschwanden und wieder herauskamen. Sie trugen Klemmbretter und Beutel und hatten kleine Schutzschuhe über den eigentlichen Schuhen. Auf der anderen Straßenseite beleuchteten die Übertragungswagen der Fernsehsender die gaffende Menge: Nachbarn, Reporter, Kinder mit ihren Fahrrädern. Caleb war zu weit weg, um ihre Gesichter erkennen zu können, aber ihre Sensationsgier war spürbar. Die Luft war aufgeladen wie vor einem nahenden Gewitter.

Der Constable nahm Haltung an, als jemand die Auffahrt herunter auf sie zukam. Es war der bullige Detective, der ihn durchsucht und etwas enttäuscht gewirkt hatte, als er keine Mordwaffe bei ihm gefunden hatte. Etwa Calebs Alter, höchstens Mitte dreißig, kurz rasierte Haare und breite Schultern, die eine Herausforderung für die Nähte seiner Uniformjacke darstellten. Telleco? Temenko? Tedesco.

Tedesco blieb vor dem jungen Polizisten stehen. »Halten Sie die Reporter auf Abstand, Constable. Und wenn Sie noch einmal das Bedürfnis verspüren, sich zu übergeben, zielen Sie lieber auf die Journalisten als auf den Tatort.« Dann wandte er sich an Caleb. »Ich habe noch ein paar Fragen, Mr Zelic, dann bringe ich Sie auf die Wache, wo Sie Ihre Aussage machen können.«

Ein leichter Rhythmus, der auf einen staubigen Dorfakzent hindeutete, doch ein Schatten verdeckte die Hälfte seines Gesichts. Also machte Caleb ein paar Schritte, um Tedesco ins Licht zu locken.

Tedesco schaute von ihm zur nächsten Straßenlaterne. »Wenn es hier zu dunkel ist, können wir auch näher ans Haus gehen.«

Näher zu Garys Leiche. Zum Geruch von Blut und Angst.

»Hier ist es in Ordnung.«

»Ich nehme an, Sie und Senior Constable Marsden verband mehr als nur eine berufliche Beziehung?«

»Er ist ein Freund.« Nein. Kein Präsens mehr für Gary. Von nun an nur noch Präteritum: Ich kannte einen Mann, der Gary Marsden hieß, ich liebte ihn wie einen Bruder.

Tedesco beobachtete ihn genau, sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt, entsprechend viel Wärme darin. Er holte ein Notizbuch aus der Tasche.

»Dieser dringende Anruf, als er Sie bat, sofort vorbeizukommen. Können Sie sich an den genauen Wortlaut erinnern?«

»Das war eine SMS, ich kann sie Ihnen zeigen.« Er steckte die Hand in die Hosentasche, aber da war nichts. Scheiße. Er tastete die anderen Taschen ab. »Ich habe mein Handy verloren. Ist es noch im Haus?«

»Eine SMS? Kein Anruf? Dann war es ja doch nicht so dringend. Vielleicht war es nur Zufall, dass er Sie gebeten hat, herzukommen.«

»Nein. Gaz hat mir immer nur SMS geschickt, das tun alle. Und er hatte Angst. Normalerweise schreibt er ganze Sätze, aber diese Nachricht war völlig anders. Sie ging ungefähr so: ›Scott hinter mir her. Komm Haus. Dringend. Sprich niemandem. Niemandem.‹ Und alles in Großbuchstaben.«

Tedesco blätterte langsam durch sein Notizbuch, dann begann er zu schreiben. Wohlgeformte Buchstaben, inklusive Interpunktion, eine strenge, deutliche Handschrift. Das würde er ohne Probleme vor Gericht vorlesen können. Gaz wäre begeistert gewesen.

Er hielt den Stift bereit. »Wer ist Scott?«

»Das weiß ich nicht.«

»Mir ist ziemlich egal, in welche zwielichtigen Geschäfte Ihre Firma verwickelt ist, Mr Zelic. Ich bin bei der Mordkommission und nicht für Betrug oder Drogenkriminalität zuständig. Also, worum geht es hier? Einen geplatzten Deal? Einen Racheakt? Einen Denkzettel?«

»Nein, nichts dergleichen. Trust Works arbeitet sauber. Wir ermitteln in Betrugsfällen oder entwickeln Sicherheitslösungen für Unternehmen, solche Sachen. Meine Partnerin war auch mal bei der Polizei – Frankie Reynolds. Hören Sie sich um, eine Menge Ihrer Kollegen würden die Hand für sie ins Feuer legen.«

»Und Senior Constable Marsden? Wie kommt der ins Spiel?«

»Er hat uns bei einem Fall unterstützt, um sich was dazuzuverdienen.«

Die Idee war ihm spontan über ein paar Bier mit Gaz gekommen. Die Lösung für einen Auftrag, der viel zu groß für sie gewesen war. Einen Auftrag, den Frankie ihm schon vorab auszureden versucht hatte. Warum hatte er bloß nicht auf sie gehört?

Tedesco sprach weiter, fragte, ob Gaz … irgendwas hatte. Feldprobleme. Nein, das konnte nicht sein.

»Wie bitte?«

»Geldprobleme«, wiederholte Tedesco. »Sie haben doch gerade gesagt, er hätte sich was dazuverdient. Hatte er Geldprobleme?«

»Nein, aber seine Kinder sind noch so klein, da braucht man doch immer Geld. Das alles muss irgendwie mit dem Auftrag zusammenhängen. Es gab eine Reihe von Einbrüchen in eine große Lagerhalle. Gaz ist davon ausgegangen, dass die Diebe einen Angestellten geschmiert haben.«

»Constable Marsden wurde nicht von einem windigen Lagerhallenmanager ermordet, Mr Zelic. Das war eine Exekution. Exekution – das ist ein Wort, das man hier am Stadtrand nicht gerade häufig benutzen muss.«

Ein Wort, das so fröhlich aussah: ein kleines Lächeln bei der ersten Silbe, ein leichtes Lippenkräuseln bei der dritten.

»Es ist Blut an den Wänden und der Decke.« Tedesco zögerte kurz. »Auf Ihnen. Das ist eine Botschaft. Aber von wem? Und was hat sie zu bedeuten?«

»Ich habe keine Ahnung. Er hat sich umgehört. Aber die Sache war nicht gefährlich, nicht … Ich habe keine Ahnung.«

Der Blick des Detectives durchbohrte ihn. Graue Augen; die Farbe von Granit, nicht die des Himmels. Wenn der wortlose Blick eine Vernehmungstechnik war, dann verfehlte sie bei Caleb jede Wirkung: Mit Stille hatte er noch nie Probleme gehabt.

»Okay«, sagte Tedesco schließlich. »Dann kommen Sie mal mit. Ich suche jemanden, der Sie auf die Wache bringen kann.«

»Warten Sie. Der Hund! Der Hund der Kinder. Ich hab ihn nicht gesehen, ist er …?«

Die Antwort des Detectives entging ihm, weil Tedesco sich wegdrehte, aber Caleb hatte seinen Gesichtsausdruck gesehen. Das Aufblitzen eines Gefühls: Trauer. Fuck, die armen Kinder. Tedesco hatte schon halb die Straße überquert, steuerte auf die Menschenansammlung zu. Später, sagte Caleb sich, damit befasst du dich später. Reiß dich jetzt erst mal zusammen. Joggend schloss er zu Tedesco auf und tauchte neben ihm unter dem Flatterband durch. Kameras wandten ihm ihre schwarzen Schnauzen zu. Dann die Scheinwerfer, dann reckten sich ihm Mikrofone entgegen, alle Geräusche vermischten sich zu einem einzigen Dröhnen. Er erstarrte.

Tedesco war vor ihm, sein Mund bewegte sich schnell. Er sprach von was? Paradies? Parasit?

»Das habe ich nicht verstanden«, sagte Caleb, dann merkte er, dass er gebärdete. Er versuchte es noch mal lautsprachlich.

Der Detective griff nach seinem Arm und zog ihn zu einem der Streifenwagen, schob ihn hinein. Die Tür knallte hinter ihm zu, konnte aber die hungrigen Gesichter nicht aussperren.

Caleb schloss die Augen und schaltete die...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2020
Reihe/Serie Caleb Zelic
Übersetzer Ulrike Brauns
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aborigines • Australien • Ermittler • ermittler mit scharfsinn • Gebärdensprache • Gehörlos • Gehörlosikeit • Identität • Jagd • Lippenlesen • Outback • Rache • Taub • Thriller Bestseller • Thriller Neuerscheinung 2020
ISBN-13 9783492995764 / 9783492995764
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