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Uruk ist niemals tot -  Michael Schubothe

Uruk ist niemals tot (eBook)

ein Märchen über eine geheimnisvolle Reise durch das Universum der Gedanken
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-4630-8 (ISBN)
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Für Kinder ein Bild der Welt mit Geschichten zu malen, das ist für den Bamberger Arzt und Kardiologen Michael Schubothe die spannende Herausforderung, die ihn neben seinem Beruf zum Schreiben und Zeichnen geführt hat. Nach seinem selbstillustrierten Kinderbuchdebüt im Jahre 2017 »Die seltsame Geschichte von Sonnenschein und Silbermond« hat er sein neues Buch der schwierigen Zukunft unserer Kinder gewidmet, die mit einer ökologisch und technologisch überlasteten Erde klarkommen müssen. »Uruk ist niemals tot« ist ein Märchen, in dem die 13-jährige Amilla durch mysteriöse Umstände aus ihrer vertrauten Wohlstandswelt herausfällt. Mit dem Harlekin Kiran und seinen Freunden, den menschenähnlichen Amphibonauten, wird sie in ein fesselndes Abenteuer verstrickt. Eine Reise durch eine geheimnisvolle Wasserwelt im »Universum der Gedanken« zeigt ihr neben bezaubernder Schönheit auch die Verletzlichkeit unserer Lebenswelt und die Abgründe, vor denen sie steht. Als Amilla die Quelle des Unheils in einem Dämon entdeckt, der sich tief in unserer eigenen Seele verbirgt, wird ihr klar, dass wir Menschen diesen Dämon in uns selbst bekämpfen müssen, wenn wir die Erde als unser Zuhause bewahren wollen. Dabei wird es nicht um Rivalität und Bevormundung, nicht um Gewinnoptimierung und Selbstherrlichkeit gehen, sondern um Achtsamkeit, die Bereitschaft zu teilen, füreinander zu sorgen und Opfer zu bringen. »Uruk ist niemals tot« ist ein Lese- und Bilderbuch für Kinder, aber auch für Erwachsene - für alle, die sich Gedanken über die Wertschätzung und Verantwortung gegenüber unserer Erde machen.

Michael Schubothe, geb. 1950 in Freiburg im Breisgau, lebt und arbeitet als Arzt seit vielen Jahren in Bamberg. Die wunderbare Gabe von Kindern, die Welt durch ein Kaleidoskop spiegeln zu können und die aus ihr entspringende Schöpferkraft hat ihn Zeit seines Lebens fasziniert. Dafür Sorge zu tragen, möglichst viel von dieser schöpferischen Kraft über die Zeit unseres Daseins lebendig zu halten, gehört für ihn zu den wertvollsten Geschenken, die wir unseren Kindern machen können. "Sonnenschein und Silbermond" ist ein Debüt. Mit der von ihm selbst illustrierten Märchenfantasie erzählt er nicht nur eine spannende Geschichte sondern schuf auch ein kleines bibliophiles Schmuckstück für Kinder und jung gebliebene Erwachsene.

Die Bibliothek

Die quadratische, von einer mächtigen Glaskuppel überdachte Eingangshalle glich eher einem Innenhof als einem Empfangsraum. Sie erstreckte sich über drei Stockwerke in die Höhe und hatte, abgesehen von der Wand auf der Eingangsseite, keine Außenfenster.

In der Mitte des Lichthofes führte in Blickrichtung eine breite, von Marmorgeländern eingerahmte Treppe auf einen Absatz vor der Hinterwand des Hofes. Dort zweigten, rechtwinklig nach beiden Seiten, weiterführende Treppen ab, welche im zweiten Stockwerk auf einer von zierlichen Säulen und Rundbögen eingefassten Galerie endeten.

Auf dem Absatz befand sich eine überlebensgroße Marmorstatue. Die hatte Amilla so ähnlich schon einmal auf einem Foto gesehen. Es war die freizügige Nachbildung eines sehr berühmten Bronzestandbildes, welches der französische Bildhauers Rodin geschaffen hatte: Es hieß »Der Denker«. Aber so genau wusste das Amilla nicht.

Über dem Kopf der Statue zeichnete sich an der Hinterwand der Galerie, vom umlaufenden Marmorgeländer halb verdeckt, der obere Teil einer großen Flügeltür aus dunklem Holz ab. Ein Schriftzug in silbernen Buchstaben war darauf zu erkennen. Richtig lesen konnte man die Buchstaben nicht. Dazu war es zu weit weg und ein bisschen zu dunkel, aber Amilla meinte, dort das Wort »Bibliothek« erkennen zu können.

Links, neben der Eingangstür, befand sich noch eine Pförtnerloge, in der Licht brannte. Besetzt war sie nicht. »Besuch der alten Bibliothek nur nach Voranmeldung!« stand dort auf einem vergilbten Schild.

Warum wirkte das ganze Gebäude so ausgestorben, wo die Eingangstür doch offen war? Amilla spürte plötzlich, wie sich ein flaues Gefühl in der Magengrube breit machte. Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches, wenn man nicht weiß, warum etwas ist, wie es ist. Vielleicht hatte der Hausmeister irgendwo im Gebäude zu tun.

Die kunstvoll gestaltete Marmorarchitektur des Treppenhauses und der Innenhofgalerie hatte ihren Glanz längst verloren. Sie war im Laufe der dahingeflossenen Jahre und durch mangelnde Pflege ganz grau geworden.

Jetzt, da die Unwetterwolken die Welt draußen in ein düsteres Licht getaucht hatten, schien dieses Grau den ganzen Raum zu erfüllen. Nur die Statue – das war sehr seltsam –, sie strahlte in leuchtendem Weiß, als wolle sie mit einem stummen Schrei die alles umklammernde Stille durchbrechen. Doch das schaffte nicht einmal das ferne Trommeln der Regentropfen oben auf dem Glasdach. Es war gerade diese fremdartige, leise Melodie, welche der Stille auf merkwürdige Weise einen Ton verlieh und die ganze Szene wie ein Traumbild der Wirklichkeit entzog.

Amilla spürte, wie ihr Herzschlag in den Ohren zu pochen begann. Der Schock vom verlorenen Handy hatte einem Gefühl von zunehmender Furcht Platz gemacht.

Am liebsten wäre sie weggelaufen. Aber draußen schüttete es immer noch wie aus Kübeln. Und nass war sie schon mehr als genug. Zudem hatte sich erstes Frösteln bemerkbar gemacht.

Deshalb entschied sie, der bedrückenden Stille durch ein Gespräch mit einem Menschen ein Ende zu bereiten und den Hausmeister zu suchen.

»Vielleicht ist er ja gerade in der Bibliothek beschäftigt«, dachte sie sich und begann, die Treppe hinaufzusteigen.

»Bibliothek« – die auf dunklem Eichenholz angebrachten silbernen Buchstaben leuchteten ihr jetzt eindringlich entgegen, als sie sich dem Eingang näherte. Die Tür war nicht verschlossen. Vorsichtig schob sie den großen Türflügel, an dem sich die Klinke befand, nach innen. Da die Tür ungewöhnlich schwer war, musste sie ziemlich viel Kraft aufwenden.

Als ein erster feiner Lichtstreifen aus dem langsam sich weitenden Türspalt schlüpfte, fühlte sich Amilla einen Moment lang erleichtert, denn nun würde sie bestimmt gleich den Hausmeister finden. Doch dann wurde sie von einem großem Erstaunen überwältigt, das sie alles andere erst einmal vergessen ließ.

Vor ihr öffnete sich ein Raum, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Er erinnerte entfernt an eine Kirche, nur dass der Wandschmuck nicht aus Bildern und Heiligenfiguren, sondern aus Bücherregalen bestand.

Alles schien hier aus Holz gefertigt zu sein. Kunstvolle Verzierungen und geschickte Kombinationen von hellen und dunklen Brauntönen hielten den Blick und die Neugier in Bewegung. Ein feiner erdiger Geruch aus einer Mischung von altem Holz, Leder und Farbe lag in der Luft.

Über dem Grundriss eines langgestreckten Ovals erhob sich ein majestätisch anmutender Saal über gut zwei Stockwerke in die Höhe. Der ganze Raum war in weiches, gedämpftes Licht getaucht, das nach oben hin zunehmend verdämmerte und die Decke im Dunkeln nur erahnen ließ. Es kam von den kleinen elektrischen Leselampen, welche eine Anzahl von Tischchen beleuchtete, die wie Lichtinseln über dem Parkettfußboden zu schweben schienen.

Im unteren Stockwerk wurde der Raum von einer Reihe quadratischer Säulen umrahmt, die auch hier in Rundbögen übergingen und in doppelter Kopfhöhe eine umlaufende Galerie mit einem kunstvoll geschmiedeten Geländer trugen.

Nischen in der Seitenwand oberhalb der Galerie verrieten, dass es auch Fenster geben musste. Sie schienen aber mit Vorhängen verdunkelt zu sein, denn es drang kein Tageslicht herein.

Zwischen jedem zweiten Säulenpaar waren riesige Bücherregale eingelassen, die sich oberhalb der Galerie fortsetzten.

Im Untergeschoß schlossen sich rechts und links des Hauptsaales Seitengänge an, wo man im schwachen Restlicht kaum noch Einzelheiten ausmachen konnte, aber schemenhaft waren auch dort Bücheregale zu erkennen.

Vor einigen Regalen befanden sich Leitern. Die waren in eine Art Schiene an der Oberkante eingehängt. Das war bei der ungewöhnlichen Höhe der Regale notwendig. Wie hätte man sonst an die oberen Fächer gelangen können? Und Lampen zur Beleuchtung der Bücher gab es auch – aber die waren nicht eingeschaltet.

Unter den offenen Rundbögen standen auf steinernen Sockeln Marmorköpfe von irgendwelchen berühmten Leuten, die Amilla nicht kannte. Aber ganz hinten am Ende des Hauptsaales entdeckte sie zu ihrem Erstaunen wieder die überlebensgroße Marmorfigur von draußen aus dem Lichthof, den »Denker«, als habe er sich unbemerkt in die Bibliothek geschlichen. Von einem besonderen Licht angestrahlt ruhte er dort wie ein Tempelgott in seiner heiligen Nische und schien mit nachdenklichem Blick eine Erdkugel zu betrachten, welche zu seinen Füßen auf einem kunstvoll gefertigten Holzgestell aufgestellt war.

Von Faszination getrieben, war Amilla ein Stück in den Raum hineingegangen und stand nun vor einem der Lesetischchen, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Das Buch war ungewöhnlich groß und ruhte auf einer hölzernen Stützvorrichtung, welche die Oberkante des Buches anhob und dafür sorgte, dass Seiten und Schrift dem Auge eines davor sitzenden Lesers ausreichend bequem dargeboten wurden; denn zum Halten in der Hand war dieses Buch viel zu schwer.

Bücher waren Amilla natürlich vertraut aus der Schule, der Stadtbibliothek, aus Buchhandlungen und ein bisschen auch von zu Hause, aber solch ein Buch, wie dieses, in welches nun ihr Blick fiel, das hatte sie noch nie gesehen.

Das Ungewöhnliche daran war nicht nur die Größe, sondern vor allem auch die Schrift. Das war kein gedruckter Text. Jeder Buchstabe schien aufs Sorgfältigste mit der Hand gemalt zu sein, die Worte zum Teil in verschiedenen Farben gehalten. Am kunstvollsten waren die Anfangsbuchstaben der Textabschnitte gestaltet, manche von ihnen wie Bilder mit kleinen Figuren von Menschen oder Tieren. Dazu kamen noch die wundervollen Ornamente, welche an vielen Stellen die Seiten schmückten.

Besonders schön empfand Amila das Zusammenspiel der Farben Blau und Gold, Grün und Weiß oder Rot und Schwarz.

Und wie wunderbar diese Farben leuchteten, als wären sie erst gestern aufgetragen worden! Man mochte gar nicht glauben, dass es ein sehr altes Buch war.

Amilla war es unbegreiflich, wie Menschen die Geduld aufbringen konnten, solche wunderbaren Buchgemälde zu erschaffen, nicht über zwei, drei Seiten hinweg, nein, über viele, viele hundert Seiten. Das musste ein halbes Leben oder länger gedauert haben, bis solch ein Kunstwerk vollendet war.

Ob man die Menschen zu dieser Arbeit gezwungen hatte, fragte sie sich. Aber nein! Um so etwas Schönes zu erschaffen, dazu brauchte man Begeisterung.

Doch wie konnte Begeisterung so lange anhalten? Auf jeden Fall mussten diese Menschen anders gefühlt und gedacht haben als die Menschen heute. Auch die wunderbar kunstvolle Gestaltung der Bibliothek, fast wie ein Heiligtum, zeigte die nicht auch, welchen Wert Bücher und das in ihnen enthaltene Wissen für diese Menschen gehabt haben mussten? Was würden diese Menschen uns sagen, wenn sie die heutige Zeit erleben könnten?

Vom Hausmeister war weiterhin keine Spur zu entdecken. Aber die Neugier hatte Amilla inzwischen so sehr in ihren Bann gezogen, dass es ihr fast...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7481-4630-2 / 3748146302
ISBN-13 978-3-7481-4630-8 / 9783748146308
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