Am Horizont der Sonne (eBook)
376 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-4257-3 (ISBN)
Das Land am Nil seit Jahrzehnten das Reich meiner Leidenschaften und Träume. Die Lebens- und Denkweise der alten Ägypter, ihr unerschütterlicher Glaube an die Götter und an Ma'at, die alles im Gleichgewicht hält, meine Maxime. Was mich inspiriert, all meinen Romanen Leben einhaucht: die versunkene Kultur, den Glanz der Pharaonen in aller Pracht vor meinen Augen erstehen zu lassen! Deshalb schreibe ich.
DAS VERHÄNGNIS
Kapitel 1
Das junge Mädchen erwachte mit der aufgehenden Sonne, dachte widerwillig an den vergangenen Abend, erblickte neben sich den schlanken Jungen, konnte nicht glauben, daß sie die Nacht mit ihm verbracht hatte. Er war seit gestern ihr Gemahl und in der Nacht hatte sie ihm ihre Unschuld geschenkt. Vorbei das lustige Leben! Vorbei die Freiheiten! Von nun an war sie Weret Hesut, Die groß ist an Gunst, ein hohes Mitglied der königlichen Familie!
Da lag sie nun; Taduchipa, vierzehn Jahre alt, Tochter des Imi ra nut Tjati, des Großwesirs Eje, Nichte der Hemet Nesut Weret Teje, Schwiegertochter des großen Amenhotep Neb-Maat-Re, Gattin des Kronprinzen und dachte über ihr zukünftiges Leben nach. Der zwei Jahre jüngere Amenhotep erwachte und lächelte sie an.
„Guten Morgen, meine Schöne.“
Taduchipa wandte sich ihm lächelnd zu, doch sie konnte dem Gesicht von Amenhotep nichts abgewinnen. Die länglichen, schräg stehenden Augen gaben dem Antlitz etwas Katzenartiges. Die vollen Lippen würden eher zu einem Mädchen passen. Überhaupt überkam sie das Gefühl, daß mit dem Prinzen etwas nicht stimmte. Aber damit mußte sie sich von nun an abfinden. Ihr Vater und Teje hatten die Heirat vor Jahren abgemacht, daran gab es nichts zu rütteln. Sie erwiderte den Morgengruß und erhob sich. Nachher würde sie ein letztes Mal für ein paar Tage in das Haus ihres Vaters zurückkehren. Sie mußte noch einmal nach dem Rechten sehen. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie Eje das Haus geführt, ihre kleine Schwester erzogen und ihr die Mutter ersetzt. Doch zukünftig war Pen Tjehen Aton, der königliche Palast, ihre Heimat.
Mudjemet hopste ihr in der großen Empfangshalle der Villa entgegen. Taduchipa drückte sie. „Hast du auch nichts angestellt?“
„Was soll ich schon ohne dich anstellen?“ Taduchipa zog ihre kleine Schwester am Ohr. „Deine Heirat war ein schönes Fest. Nur dein Bräutigam gefällt mir nicht. Mir ist er zu häßlich. Ich habe Vetter Amenhotep nie was abgewinnen können. Wenn ich mal heirate, such ich mir einen Schöneren.“
„Mudjemet! Niemand kann was für sein Aussehen. Ptah dreht alle Menschen auf seiner Töpferscheibe wie er es für richtig hält. Willst du dem Gott vormachen, was er zu tun hat? Ich habe ihn mir nicht selbst ausgesucht, das weißt du. Ich muß eben das Beste daraus machen. Er ist nicht übel. Scheu und schüchtern vielleicht. Hör auf, solche Grimassen zu ziehen!“
„Du bist viel zu gut erzogen, als daß du dich dazu äußern würdest!“
„Mag sein!“
Die beiden Mädchen ließen sich im Garten unter einem Baldachin nieder. Ein vornehm wirkender Kerl brachte Wein, verbeugte sich steif vor Taduchipa: „Majestät, Henut, darf ich Euch Irep einschenken?“
„Senmut, schenk den Wein ein und mach weniger Aufhebens um meine Person. Habe ich mich seit gestern verändert, daß du so geschwollen mit mir redest?“ Taduchipa war es peinlich. Jeder sprach sie mit „Majestät“ an oder „Königliche Hoheit“. Senmut hatte ihr das Streitwagenfahren beigebracht, sie jagte mit ihm am Fluß Vögel und er hatte sich mit ihr freundschaftlich gestritten, wenn es um Fragen des Haushaltes ging. Er war mehr ihr großer Bruder als ein Knecht, brachte ihr alles bei, was sie über die Führung eines Haushaltes wissen mußte. Mit Senmut verbrachte sie mehr Zeit als mit ihrem Vater. „Entschuldige, Taduchipa, aber man sagte mir, ich soll dir ab sofort mit gebührendem Respekt begegnen.“
„Laß es, ja, behandle mich wie immer und wir bleiben die besten Freunde.“
Bald nach ihrer Heirat fühlte Taduchipa sich elend, mußte manchmal erbrechen, bat um eine Unterredung mit Teje. Ihre Tante und Schwiegermutter war ihr wie eine Mutter. Taduchipa vertraute Teje all ihre kleinen und großen Sorgen an.
„Meine Kleine, ich glaube du bekommst ein Kind!“
„So schnell geht das?“ Sie dachte nicht im Traum daran, daß die Hochzeitsnacht irgendwelche Folgen gehabt hätte. Dieser tolpatschige Junge, der ihr mit zittrigen Fingern das Kleid ausgezogen hatte, seine nassen Küsse, seinen schwabbeligen Leib. Kein Muskel, nichts als weiches Fleisch… Seitdem hielt sie sich nicht mehr allzuoft in seiner Nähe auf.
„Majestät Tante, welch eine schöne Nachricht. Da bin ich aber froh.“
„Laß Neferhotep rufen. Er soll nach dir sehen. Wenn ich recht habe, nimm eine Statue der Taueret an dein Bett und bringe meinem Sohn die gute Nachricht.“
Taduchipa verabschiedete sich, ließ Neferhotep rufen. Der Wer Sunu bestätigte Tejes Vermutung. Auch das noch! Am Abend suchte sie Amenhotep, fand ihn im Garten vom Nordpalast. Versunken in seine Gedanken hockte er am Ufer des Gartenteiches.
„Amenhotep, ich muß dir etwas sagen! Amenhotep? Hörst du mich?“
„Du störst mich!“ Amenhotep drehte sich zu ihr um. Mit seinen fast geschlossenen Augen sah er aus wie eine schläfrige Katze.
„Bei was, wenn ich fragen darf? Du sitzt bloß da und stierst in den Sonnenuntergang. Ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen. Hörst du mir zu oder soll ich es für mich behalten!“
„Was ist denn?“ Amenhotep drehte sich wieder der Sonne zu. Taduchipa wurde ungehalten. So ein Mensch war ihr noch nie begegnet. Er interessierte sich wirklich für nichts und niemanden. Sie stellte sich vor ihn und versperrte ihm die Sicht, schüttelte ihn an den Schultern und zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen.
„Ich bekomme ein Kind!“
„Ist das wahr?“
„Tju!! Meinst du ich erzähle dir Märchen!“
Ungestüm und unverhofft fiel er Taduchipa um den Hals.
„Du bist ja wundervoll! Schenkst mir was, was mir allein gehört! Das werde ich ihm sofort sagen und Er wird mich dafür lieben!“
„Wem? Meinst du nicht, wir beide sollten den Abend gemeinsam verbringen? Uns auf unser Kind freuen? Wo willst du denn hin?“ Taduchipa ärgerte sich, daß sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Er dagegen wirkte, als wäre er nicht bei Trost. „Sag doch was, ist dir nicht gut? Du bist ganz… ganz bleich.“
„Ich werde es ihm sagen und dabei ins Gesicht lachen! Er hat mich nie geliebt, gab immer irgendwelchen anderen den Vorzug. Mich hat er in die Tempel abgeschoben, belächelt, hat mich Jüngelchen gerufen. Oder, wenn er schlechtgelaunt war, Schwachkopf, Affe. Das lasse ich mir nicht mehr länger bieten! Ich werde meinen It sagen, was ich von ihm halte!“ Amenhotep straffte die hängenden Schultern, stapfte aus dem Garten.
Taduchipa machte sich hinterher die schlimmsten Vorwürfe. Sie hätte ihn aufhalten müssen. Er hätte nicht zu seinem Vater gehen dürfen. Der große Amenhotep fühlte sich seit Tagen unwohl, lag leidend im Bett, überließ die Amtsgeschäfte seiner Gemahlin. Der Sa Nesu war in Pharaos Gemächer gestürmt und hatte ihn aufs heftigste beleidigt. Warf dem alten Mann vor, ihn nicht zu lieben, ihn niemals als liebenden Sohn behandelt zu haben. Bis lange nach Einbruch der Dunkelheit blieb Amenhotep allein in den Gemächern seines Vaters, bis er plötzlich bestürzt nach Teje rufen ließ. Die Familie eilte an sein Krankenlager. Pharao hatte sich an die Brust gegriffen, starke Schmerzen verzerrten sein Gesicht, als er versuchte Teje die Hand zu reichen. Ein schwacher Laut entwich seinen blau angelaufenen Lippen, mühselig rang er nach Atem. Teje, außer sich vor Angst, gab ihrem Sohn eine schallende Ohrfeige: „Scher dich hier raus! Verschwinde und komm mir heute nicht mehr unter die Augen! Majaret! Laß die Herrin vom Isistempel rufen!“
Am frühen Morgen waren die Ärzte und Priester immer noch bei Pharao. Drückendes Schweigen lag über dem Glanz des Aton. Niemand lachte oder scherzte. Der Kronprinz war seit dem Abend nicht mehr gesehen worden. Und nun hörte man im Palast Wehgeschrei. Das konnte nichts Gutes bedeuten!
Taduchipa war eben im Begriff sich anzukleiden, ließ die Perücke, auf das schlimmste gefaßt, zurück in die Truhe fallen. Ihr Vater, gekleidet in seine offizielle Tracht; das Leopardenfell ordentlich um Schultern und Hüfte gelegt, betrat das Gemach. Sie versuchte ein freundliches Lächeln, welches ihr im Halse steckenblieb. Der große, schlanke, beinahe hagere Mann mit dem eckigen Gesicht verbeugte sich tief vor ihr.
„Königliche Hoheit, Majestät, Hemet Nesut Weret, Pharao ist ein stilles Herz! Er ist soeben verstorben.“
Taduchipa ließ sich entmutigt auf das Bett sinken. „Oh wie furchtbar!“ In ihrer Aufregung fiel ihr gar nicht auf, mit welchen Titeln Vater sie anredete.
„Majestät, er war lange sehr krank, aber der gestrige Abend hat ihn besonders aufgeregt. Ihr müßt zu eurem Gatten gehen. Ihr habt heute viel zu erledigen. Die...
| Erscheint lt. Verlag | 1.11.2019 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Ägypten • Amarnazeit • Echnaton • Nofretete • Pharao • Tut-ench-Amun |
| ISBN-10 | 3-7504-4257-6 / 3750442576 |
| ISBN-13 | 978-3-7504-4257-3 / 9783750442573 |
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