Jerry Cotton 3255 (eBook)
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8854-1 (ISBN)
Showdown in der kalten Hölle
Es war Winter, als Enrico Savazza, der Sohn eines berühmt-berüchtigten Mafiabosses, in Lake Placid festgenommen wurde. Die Cops hielten ihn im örtlichen Police Department fest, wo er hart rangenommen wurde, weil er die Schwester eines Kollegen belästigt und ihren Freund zusammengeschlagen hatte. Da Enrico bereits vom New Yorker FBI wegen verschiedener Verbrechen gesucht wurde, schickte Mr. High meinen Partner Phil und mich nach Lake Placid, um ihn abzuholen. Was wir nicht ahnten: Parallel sandte Enricos Vater ein Dutzend Männer aus, die seinen Sohn befreien sollten ...
»Was fällt Ihnen ein, meine Freundin zu belästigen!«, rief der andere aufgeregt.
»Ist schon okay, Tommy«, versuchte die Frau, ihn zu beruhigen, und stand auf. »Lass ihn in Ruhe! Das ist sicher nur ein Missverständnis. Wir wollten ohnehin gerade gehen.«
Die einzigen anderen Gäste, zwei ältere Damen, zogen sich mit ängstlichen Gesichtern zur Damentoilette zurück. Ein Kellner war nicht zu sehen.
Der junge Mann erhob sich und zeigte wieder sein fieses Lächeln. Diesmal wandte er sich an den Mann.
»Missverständnis? Mag sein. Ich würde sie trotzdem gern auf mein Zimmer mitnehmen. Ich stehe eben auf Blondinen, besonders auf solche mit einer aufreizenden Figur wie ihre. Aber keine Angst, danach bekommst du sie in einem Stück zurück. Ich will nur meinen Spaß, kein Ehegelübde.«
Tommy Brice, der Freund von Janice Saltzman, reagierte genau so, wie Enrico es erwartet hatte. Er machte zwei schnelle Schritte nach vorne und versuchte, Enrico mit der Faust zu treffen. Doch der war diesmal vorbereitet und wich geschickt aus. Anschließend verpasste er dem Angreifer einen Schlag auf die Seite, worauf der in die Knie ging.
Aber noch war Tommy Brice nicht bereit aufzugeben. Er rappelte sich hoch, holte tief Luft und ging in Kampfstellung. Janice Saltzman sah sich auf der Suche nach Hilfe um, doch nach wie vor war niemand zu sehen.
Natürlich hatten sie dieses Restaurant gewählt, weil dort um diese Zeit nie viel los war, zumindest nicht vor der Hauptsaison. Doch jetzt wünschte sie, sie wären in ihre übliche Kneipe an der Ecke gegangen, wo sie immer auf Freunde und Bekannte trafen. Dann hätte Tommy dem Fremden, von dem eine unheimliche Bedrohlichkeit ausging, nicht allein gegenübergestanden.
Und sie kannte Tommy gut genug, um zu wissen, dass er in einer solchen Situation nicht einfach aufgeben würde.
»Hast du noch immer nicht genug, Jungchen?«, fragte Enrico mit einem hämischen Grinsen. »Vielleicht sollte ich dir eine Lektion erteilen …«
»Nein, bitte, lassen Sie ihn in Ruhe!«, mischte sich Janice ein und trat zwischen die beiden, in einem letzten Versuch zu verhindern, dass sie sich weiter prügelten.
»Aus dem Weg, das ist Männersache«, sagte Enrico, machte einen Schritt nach vorne und stieß sie grob zur Seite.
Tommy Brice kochte vor Wut. Was fiel dem Fremden ein, eine Frau – noch dazu seine Freundin! – so zu behandeln?
Er startete einen weiteren Angriff. Auch diesmal ging sein Schlag ins Leere, ebenso der zweite. Dann trat ihm Enrico zwischen die Beine, genau in die Weichteile, und als er sich vor Schmerz krümmte, trat er erneut zu.
Brice ging zu Boden. Enrico fuhr fort, ihn zu treten, hörte nicht auf, obwohl der junge Mann vor Schmerzen aufschrie.
»Das wird dir eine Lehre sein! Mit einem Savazza legt sich niemand ungestraft an!«, schrie Enrico und trat weiter zu.
Die Kellnerin, die gerade mit zwei Stücken Kuchen den Raum betrat, warf einen Blick auf die Szene und zog sich zurück, um die Polizei zu alarmieren.
Als Janice sich aufgerappelt hatte und ihrem Freund zur Hilfe kommen wollte, packte Enrico sie.
»Und?«, zischte er. »Wie sieht es jetzt mit uns beiden aus?«
Sie wollte sich losreißen, schaffte es aber nicht. Seine kräftigen Hände hielten ihre Arme wie Stahlklammern fest.
»Was zum Teufel ist denn hier los?«, fragte der Mann von Mitte dreißig, der mit einem Mal auftauchte. »Was hast du wieder angestellt?«
»Ich wollte nur ein wenig Spaß haben! Diese Dorftrottel sind so verdammt prüde.«
»Lass die Frau los, wir fahren. Sofort!«, befahl der Mann.
»Mensch, Mario, du kannst einem auch jeden Spaß verderben«, erwiderte Enrico Savazza.
Er warf Janice erneut zu Boden, schaute sie an und seufzte.
»Du weißt nicht, was dir entgeht«, behauptete er. »Ich hätte dir Dinge zeigen können, die sich dein Schwächling von Freund nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen könnte. Aber wahrscheinlich bis du es einfach nicht wert, dass ich dir auch nur eine Minute meiner Zeit schenke.«
»Los, wir müssen hier weg!«, sagte Mario bittend und fordernd zugleich.
Enrico machte einen Schritt nach vorne, drehte sich noch einmal zu Tommy Brice um und versetzte ihm einen letzten Tritt in die Eingeweide.
»Damit du mich nicht vergisst!«, knurrte er.
Draußen angekommen, liefen die beiden zu ihrem Auto.
»Unauffällig! Dein Vater hat uns gebeten, unauffällig zu sein. Eine Schlägerei anzufangen, ist sicher nicht das, was er damit gemeint hat!«, sagte Mario, als er sich ans Lenkrad des Mercedes setzte. »Davon abgesehen sollst du mich nicht Mario nennen. Wir haben uns nicht umsonst falsche Identitäten zugelegt!«
»Ist nicht meine Schuld, der Typ hat angefangen«, erwiderte Enrico. »So etwas darf ich als Savazza nicht durchgehen lassen. Mein Vater hat auch gesagt, dass Respekt wichtig ist. Ich höre auf das, was mein Vater sagt. Immerhin ist er der Boss.«
Ohne dass Enrico Savazza es sehen konnte, verdrehte Mario die Augen. Er hätte gerne etwas erwidert, wusste aber, dass es nur in einer weiteren Diskussion münden würde.
Dazu hatten sie jetzt keine Zeit. Falls jemand im Hotel die Cops benachrichtigt hatte, mussten sie weg sein, bevor man nach ihnen suchte. Lake Placid, wo sie sich gerade erst drei Tage aufhielten, war nur ein kleiner Ort, aber Cops gab es in den Staaten überall.
Enrico Savazza und er, Mario Belcanto, waren bereits seit mehreren Wochen im Norden der Staaten unterwegs und fuhren von einem kleinen Ort zum nächsten. Bisher hatte Enrico es sogar geschafft, sein Temperament unter Kontrolle zu halten und nicht auffällig zu werden. Wahrscheinlich waren es seine Hormone gewesen, die ihn dazu gebracht hatten, die Blondine anzusprechen.
Daran hätte Mario denken müssen. Es war schon mehr als eine Woche her, dass er ihm eine Frau besorgt hatte.
Enrico war ein verwöhnter junger Mann von zweiundzwanzig Jahren. Sein Vater Santino Savazza war einer der einflussreichsten Mafiabosse von New York. Und er verwöhnte seinen Sohn, gab ihm alles, was er wollte. Neben teuren Autos, einem Penthouse an der Fifth Avenue und einem Haus in den Hamptons gehörten auch Frauen dazu. Wenn sich gerade keine fand, die es auf sein Geld abgesehen hatte und deshalb mit ihm zusammen sein wollte, wurde gern auf den Escortservice zurückgegriffen, der Teil der Unternehmungen des Vaters war. Da die Mutter bereits vor Jahren verstorben war, gab es niemanden, der ihn diesbezüglich maßregelte.
So hatte Enrico Savazza bisher ein ausschweifendes Leben in Luxus führen und seine gewalttätige Ader ohne Konsequenzen ausleben können. All das hatte sich schlagartig geändert, als er einen Mann getötet hatte und dabei beobachtet worden war. Seitdem saßen ihm die Cops und das FBI im Nacken. Santino Savazza hatte seinen Sohn in Mario Belcantos vertrauensvolle Hände gegeben, und die beiden hatten New York verlassen.
»Bis sich der Staub gelegt hat«, hatte der Mafiaboss gesagt.
Das war nun schon einige Wochen her. Zunächst war alles gutgegangen. Mit der Zeit aber war es für Mario Belcanto immer schwieriger geworden, seinen Schützling unter Kontrolle zu halten.
»Wir haben gleich die Stadtgrenze erreicht«, sagte Belcanto, schaute in den Rückspiegel und seufzte. »Keine Verfolger. Ein Glück.«
Enrico Savazza nickte. »Siehst du, ist doch alles gutgegangen. Uns kann nichts passieren, wir sind ein unschlagbares Team.«
In dem Moment heulten hinter ihnen Sirenen auf, und sie sahen die blinkenden Lichter eines Streifenwagens.
»Verdammt!«, fluchte Mario Belcanto und trat aufs Gaspedal. »Die Cops sind noch relativ weit entfernt. Mal sehen, ob wir sie abhängen können.«
»Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns schnappen!«, stieß Enrico Savazza aus und rutschte auf seinem Sitz hin und her.
»Ich gebe mir Mühe, das zu verhindern!«, erwiderte Belcanto. »Unser Wagen ist schneller als ihrer. Allerdings kommt es darauf an, ob die Straße frei ist.«
Zunächst gelang es den beiden, den Abstand zum folgenden Streifenwagen zu vergrößern. Sie fuhren in Richtung Norden, auf die kanadische Grenze zu. Bisher hatten sie es nicht für nötig erachtet, das Land zu verlassen. Diese Option hatten sie sich für den Notfall aufgehoben. Der schien jetzt eingetreten zu sein.
»Wir schaffen es, sie abzuhängen«, jubelte Savazza, als der Streifenwagen immer weiter zurückfiel.
Plötzlich schoss von einer Seitenstraße ein weiterer Polizeiwagen heran und hängte sich direkt hinter sie.
»Verdammte Cops!«, fluchte Belcanto.
Er scherte aus, fuhr auf die Gegenfahrbahn und überholte einen Truck, der ihnen den Weg versperrte. Während des Überholmanövers kamen ihnen mehrere Autos entgegen. Ein roter Toyota war nur noch wenige hundert Yards entfernt und näherte sich schnell.
»Los, überhol den blöden Truck!«, rief Savazza, während sich seine Hände an den Sitz klammerten.
Belcanto blieb ruhig. Er war ein guter Fahrer und konnte genau abschätzen, wie viel Zeit ihnen bis zur Kollision noch blieb. Routiniert schaltete er einen Gang höher und gab Vollgas. Der Wagen machte einen Satz nach vorne und hatte den Truck zwei Sekunden später hinter sich gelassen. Sofort wechselte er zurück auf die rechte Spur. Der Toyota und die anderen Fahrzeuge sausten an ihnen vorbei.
»Das war knapp«, bemerkte Savazza und drehte sich um. »Ich glaube, wir haben die Cops abgehängt. Die werden ein solches Überholmanöver nicht wagen.«
»Schön...
| Erscheint lt. Verlag | 5.11.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Jerry Cotton | Jerry Cotton |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
| ISBN-10 | 3-7325-8854-8 / 3732588548 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-8854-1 / 9783732588541 |
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