Wort für Wort zurück zu dir (eBook)
368 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-898-8 (ISBN)
Vor fünfzehn Jahren nahm ihre Freundschaft ein abruptes Ende. Doch als Aggie hört, dass ihre ehemals beste Freundin Rosie dringend Unterstützung braucht, ist sie zur Stelle - ungeachtet der Schatten der Vergangenheit und der Entfernung, die sie mittlerweile voneinander trennt. Die beiden Frauen beginnen einen Briefwechsel, und schon bald ist die besondere Vertrautheit, die nur beste Freundinnen kennen, wiederhergestellt. Gemeinsam lachen und weinen sie über bisherige Entscheidungen, schmieden Pläne für die Zukunft und bauen Luftschlösser - bis das Leben dazwischenkommt.
<p>Melanie Hudson ist das jüngste Kind von sechs Geschwistern und stammt aus Yorkshire. Als junges Mädchen nahm sie Reißaus, um der britischen Armee beizutreten. Ihre militärische Karriere hat sie rund um die Welt geführt. 2010 hat sie ihre Laufbahn beendet, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Sie lebt nun mit ihrer Familie in Devon.</p>
Teil 2
Von: Aggie
An: Rosie
Datum: 20. März
Oh Gott, Rosie. Es ist so weit. Ich hoffe, es geht Dir gut. Pass auf Dich auf, meine Hübsche. Weiß gar nicht, was ich noch schreiben soll, nichts scheint von Bedeutung. Tausend Umarmungen.
Ag
Von: Mr. Hughes
An: Rosie
Datum: 20. März
Mein Liebes,
nun ist es also so weit. Immer schön ducken, und spiel ja nicht die Heldin. Schreib so oft Du kannst.
Alles Liebe.
Mama und Papa
Von: Josh
An: Rosie
Datum: 21. März
Hi Rosie,
mir tut es auch leid. Scheiß auf die Lampe. Ich habe gehört, dass sie jetzt Kuwait unter Beschuss nehmen. Ich sollte eigentlich da draußen sein, nicht Du. Pass ja gut auf Dich auf.
Josh
Von: Gethyn
An: Aggie
Datum: 22. März
Liebe Agatha,
es ist drei Uhr morgens. Zum ersten Mal seit Tagen habe ich etwas Zeit für mich. Zeit, ein paar Augenblicke lang einfach nur dazusitzen.
Ich habe nicht viele Briefe geschrieben, seit ich in Kuwait angekommen bin, doch in denen an Sie konnte ich am ehrlichsten sein.
Während die Zahl der Toten steigt und der Krieg in die nächste Phase übergeht, ist auch meine Anwesenheit hier wichtiger geworden. Jetzt sehe ich die ganze Sache nicht mehr in verschiedenen Grautönen, sondern schwarz-weiß. Ganz vereinfacht gesagt bin ich derjenige, der den Sanitätern einen Überblick über die Verletzten auf dem Schlachtfeld gibt. Es ist viel schwieriger, als ich es erwartet hatte. Die Todesrate ist zwar vergleichsweise niedrig, doch jeder einzelne Tod bedeutet doch, dass ein Menschenleben ausgelöscht wurde. Und man muss sich auch um die Verletzten kümmern. Es gab viele schnelle Entscheidungen zu treffen, und ich kann nur hoffen, alles richtig gemacht zu haben.
Ich frage mich, ob irgendjemand über die Toten und Verletzten auf der Seite der Iraker den Überblick behält. Was ist mit den Kindern? Mit den Tieren? All das ist nur wenige Kilometer von meinem jetzigen Standpunkt entfernt, an dem ich diesen Brief schreibe. Ich bin auf der sichereren Seite. Auf der anderen Seite muss es furchtbar sein. Die Amerikaner haben uns ein riesiges Waffenarsenal zur Verfügung gestellt. Tatsächlich ist es so riesig, dass die Iraker nicht einmal Angriffe fliegen, um zurückzuschlagen – es hat keinen Sinn.
Ich wünschte, die Iraker hätten die Einsicht gehabt, überhaupt nicht zurückzuschlagen – sie können unmöglich gewinnen. Ich wünschte, sie hätten einfach gesagt: »Ok, Amerikaner. Macht, was ihr wollt, aber wir werden nicht ein Leben mehr opfern, als unbedingt nötig ist.« Doch wie kann sich eine ganze Nation stillhalten und nicht zurückschlagen? In diesen furchtbaren ersten beiden Nächten, als die britische Marine den Angriff auf die al-Faw-Halbinsel startete, habe ich es geschafft, mich zwischen den Raketenangriffen ein paar Stunden lang hinzulegen und konnte regelrecht fühlen, wie die gewaltige Macht des Krieges durch die Wüste dröhnte. Es ist sehr schwer zu erklären, aber ich denke, die Erde begriff, was da gerade passierte, und ich glaube, sie weinte.
Ich bin so stolz auf Rosie. Unfassbar, dass sie so komplett unvorbereitet in diese Situation geworfen wurde. Seit Kriegsbeginn zieht sie aus irgendeinem verborgenen Winkel ihrer Seele eine große innere Stärke. Ich hoffe, sie weiß, wie wertvoll sie für uns ist. Ich habe versucht, es ihr klarzumachen, scheine jedoch auf taube Ohren zu stoßen. Dass eine Frau hier ist, ist ein Segen – und nicht nur irgendeine Frau, sondern eine Frau mit einem warmen Lächeln, die mit beruhigender, sanfter Stimme jeden Tag übers Radio zu den Truppen spricht. Die Männer hier gehen unterschiedlich mit Rosies Anwesenheit um. Die paar wenigen, die glauben, sie schikanieren zu müssen, tun das aus Angst – Angst, dass sie vielleicht weniger Charakterstärke besitzen als diese kleine blonde Frau, die jeden einzelnen Tag über nichts anderes als die Sonnenstunden redet. Tatsächlich ist ihr Spitzname (den sie hasst) Little Miss Sunshine, und er ist als Kompliment gemeint, doch vielleicht sehen ihr die Männer nicht tief genug in die Augen. Wenn sie es nämlich täten, würden sie die Traurigkeit in ihrem Blick bemerken.
Meine Augen brennen, also mache ich jetzt lieber Schluss, doch bitte schreiben Sie mir bald. Ich schäme mich dafür, dass ich Sie dazu überreden wollte, Ihren lockeren, leichten Schreibstil aufzugeben. Ein wenig Humor ist sicher die beste Medizin in schweren Zeiten. Ich habe immer eines Ihrer Bücher in meiner Tasche. Wenn mich die Traurigkeit überwältigt, ziehe ich es heraus und lese ein paar Seiten. Die Leichtigkeit Ihrer Prosa ist das beste Gegengift gegen den Krieg, das ich hätte finden können. In meinem letzten Brief schrieb ich, dass ich ohne meine Scheherezade verloren wäre, doch jetzt wird mir klar, dass Scheherezade und ihre Geschichten mich schon die ganze Zeit über begleiten. Und dafür werde ich für immer in Ihrer Schuld stehen. Danke.
G
Von: Schulleiterin der Grundschule von Midhope
An: Rosie
Datum: 23. März
Liebe Rosanna,
ich bin mir nicht sicher, ob Sie dieser Brief erreichen wird, nachdem nun der Krieg ausgebrochen ist. Mein Name ist Angela Cartwright. Vielleicht erinnern Sie sich an mich, ich bin die Schulleiterin der Grundschule von Midhope.
Ich kontaktiere Sie, weil ein elfjähriger Junge Ihnen gerne einen Brief schreiben würde. Am Tag des Kriegsausbruchs haben wir eine besondere Versammlung abgehalten, um gemeinsam für die Opfer des Krieges zu beten. Es ist eine sehr verwirrende und beunruhigende Zeit für die Kinder. Neulich habe ich Janet im Laden getroffen und von ihr erfahren, dass Sie in den Konflikt involviert sind. Daher habe ich auf der Versammlung erwähnt, dass eine Dame aus unserem Dorf im Irak Militärdienst leistet. Später fragte mich ein Junge namens Oliver aus der sechsten Klasse, ob er Ihnen schreiben dürfe. Ich habe Ihre Eltern angerufen, um sie nach Ihrer Adresse zu fragen. Ihr Vater meinte, es würde Ihnen nichts ausmachen, wenn Oliver mit Ihnen korrespondiert. Daher habe ich dem Jungen erlaubt, seinen Brief auf meinem Laptop während der Pause zu schreiben, und habe ihm mit der Rechtschreibung geholfen.
Sie sind sicher sehr beschäftigt, aber ich würde es sehr schätzen, wenn Sie Zeit fänden, Oliver zu antworten. Er ist ein sensibles, aber auch sehr eigensinniges und störrisches Kind. Sein Name passt gut zu ihm, da er derzeit bei Pflegeeltern lebt und eine schwierige Kindheit hatte. Es hat uns alle sehr überrascht, dass er Ihnen schreiben wollte. Er ist ein sehr intelligenter Junge und könnte es im Leben zu etwas bringen, auch wenn er unter einer Lernschwäche leidet, vor allem was Rechtschreibung angeht, weshalb ich ihm beim Verfassen seines Briefes helfe. Leider wird er uns mit ziemlicher Sicherheit in ein paar Monaten verlassen. Soweit ich weiß, wird seine gegenwärtige Pflegemutter bald nicht mehr für ihn sorgen können. Es wäre das Beste, wenn Sie Ihre Antwort an meine Adresse senden würden (die Post wird an unsere vorübergehende Unterkunft geschickt); ich gebe sie dann an Oliver weiter.
Passen Sie auf sich auf, Rosanna. Und denken Sie daran, dass wir alle sehr stolz auf Sie sind.
Herzliche Grüße, Angela
Hier ist Olivers Brief:
Liebe Rosie,
Mrs. Cartwright hat uns von dem Krieg erzählt, und uns wurde gesagt, dass wir für Dich und all die anderen Soldaten beten sollen. Wir hatten heute eine total lange Versammlung. Mein Hintern tut richtig weh vom langen Sitzen, aber wir haben für Euch gebetet, und alle Kinder glauben jetzt, dass Gott Euch beschützen wird. Ich wollte Dir gern schreiben, weil ich mehr über den Krieg wissen möchte. Hast Du eine Waffe? Ist es heiß da draußen? Wieso befinden wir uns im Krieg? Gibt es da eine Menge Sand? Und Eidechsen auch? Wird Saddam Hussein Bomben auf England werfen? Hast Du schon mal jemanden erschossen? Hast Du Angst? Wirst Du einen Orden bekommen? Hast Du gewusst, dass unsere Schule abgebrannt ist? Wir müssen jetzt immer mit dem Bus nach Oakworth fahren. Ein paar der Eltern lassen die kleinen Kinder nicht den Bus nehmen und fahren sie selber zur Schule. Ich fahre mit dem Bus.
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver
Von: Rosie
An: Aggie
Datum: 23. März
Hallo Aggie,
es ist 23 Uhr, und ein leises, aber emsiges Gedränge erfüllt das Hauptquartier um mich herum, weshalb ich mir einen Moment Zeit nehme und Dir schreibe, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wann Dich dieser Brief erreichen wird. Wir sind ein paar Stunden früher als erwartet in den Krieg gezogen. Unter dem Mantel der vorgetäuschten Tapferkeit hatte ich eine Heidenangst. Doch es ist bemerkenswert, wie schnell man sich selbst beibringen kann, ruhig zu bleiben. Eine Rakete schlug bedrohlich nahe ein, aber das Patriot-System scheint die meisten zu neutralisieren, bevor sie landen können. Die Front-Truppen schlagen sich sehr gut. Dennoch ist es natürlich furchtbar, ihre Hilferufe über Funk zu hören, vor allem, wenn es keine einsatzbereiten Flugzeuge in der Gegend gibt, die ihnen Beistand leisten könnten. Die meisten Jets fliegen offenbar nach Bagdad.
Seit Kriegsbeginn gibt es regelmäßig Raketenangriffe, aber Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, sie sind nicht treffsicher. Zum Glück gibt es bisher keine Anzeichen für einen geplanten Gasangriff. Da ich nicht viel zu tun habe, spiele ich also Mäuschen und beobachte, wie sich der Albtraum entwickelt. Alles andere wäre mir lieber, ich würde sogar eines meiner Organe...
| Erscheint lt. Verlag | 8.11.2019 |
|---|---|
| Übersetzer | Carina Obster |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Dear Rosie Hughes |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Adventskalender • Asien • Basra • Beste Freundin • Beziehung • Brief • Briefe • Brieffreundschaft • Briefroman • Buch • Bücher • bücher für frauen • Bücher romane • Buchgeschenk • Buch Geschenk • Carlsen • Christmas • Dear Rosie Hughes • Deine Juliet • Devon • Die Bücherfreundinnen • Dublin • England • Enkel • Erinnern • Erinnerung • Erwachsen werden • Exeter • Familie • Frau • Frauen • Frauenliteratur • Frauenroman • Frauenromane • Freundinnen • Freundschaft • Für immer vielleicht • Gebunden • gefühlvoll • Gegenwartsliteratur • Geschenk für • Geschenk zu • Großbritannien • Heimat • Humor • Irak • Jugendbuch • Jugendbücher • Krieg • Leben • Liebe • lustige • Magie • Mails • Moderne Frauen • Muḩāfaz̧at al Başrah • Oma • Opa • Pension • Roman • roman bücher • Romane für Frauen • Roman Frauen • Romantik • Romantische • Schicksal • Schicksale • SPIEGEL-Bestseller • Sterben • Streit • Tante • Tod • Trauer • Trennung • Über uns der Himmel • Unterhaltung • unter uns das Meer • Urlaub • Vergangenheit • Vertrautheit • Wahrheit • was schenken • Weihnachten • Weihnachten 2024 • Weihnachtsgeschenk • Weihnachtsgeschenke • Winter • Winterroman • witzig • Zauber |
| ISBN-10 | 3-95967-898-3 / 3959678983 |
| ISBN-13 | 978-3-95967-898-8 / 9783959678988 |
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