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Die Komplizin (eBook)

Alles auf Anfang - BAND I
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
414 Seiten
ellis Buchverlag
978-3-947538-08-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Komplizin -  Ellen Puffpaff
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Natürlich weißt du, dass es sie gibt. Brutale, skrupellose und gefühlstaube Menschen, denen ein Leben genauso viel wert ist wie ein abgetragenes Paar Turnschuhe. Doch ihre Welt ist fremd für dich. Du bist nur Zuschauer durch Fernsehen und Medien - bis diese Menschen plötzlich in deinem Auto sitzen. Das geregelte Leben der Krankenschwester Anna Selbig ändert sich schlagartig, als sie nach einer Nachtschicht nach Hause fährt. Sie muss an einer roten Ampel halten, als plötzlich zwei fremde Männer ihren Wagen stürmen und sie mit vorgehaltener Waffe zwingen loszufahren. Auf einmal ist sie mitten in einer unbekannten Welt voller Gewalt und Hass und kämpft ums nackte Überleben - doch es ist nichts wert.

Ellen Puffpaff, geboren 1983 in Eckernförde, ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin und Speditionskauffrau und schrieb bereits als Jugendliche ihre ersten Kurzgeschichten. Schließlich nutzte sie ihre Elternzeit zum Schreiben ihrer Bücher 'Dachbodenfund' und 'Fatale Folgen', die als Neuauflage in ihrem 2017 gegründeten 'ellis Buchverlag' erschienen. Mit 'Die Komplizin - Alles auf Anfang' erscheint der erste Teil ihrer Alles-Thriller-Reihe. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Flensburg

Kapitel 2

Anna strich sich müde die Hände an der Hose ab. Sie hatte Farbe an den Fingern und in den Haaren. Sie würde unbedingt duschen müssen, bevor sie gleich ihre Nachtschicht begann.

Zufrieden trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Das Wohnzimmer erstrahlte in einem frischen cremigen Weiß, die Bilderabdrücke der Vormieter waren verschwunden. Neue Farbe, neuer Lebensabschnitt – eine neue Zukunft in der ersten gemeinsamen Wohnung.

Gemeinsam. Hier war das Wort wieder, das absolut nicht zu dieser Situation passte. Eigentlich hatten sie und ihr Freund Nico heute zusammen hier renovieren wollen, aber er hatte keine Zeit. Wieder mal. Er fand immer eine Ausrede und einen Weg, um den Umzug auf die lange Bank zu schieben.

Seufzend strich Anna den Pinsel am Farbeimer ab und schloss den Deckel. Sie fühlte sich mies und irgendwie allein gelassen. Sie hätten hier längst eingezogen sein können. Die Wohnung stand ihnen seit dem ersten August zur Verfügung. Heute war der Zehnte. Aber nein, wir trödeln noch ein bisschen und leisten uns einfach zwei Wohnungen. Kostet ja auch nichts in Hamburg.

Anna stieß den Farbeimer zur Seite und hörte, wie sich ein Schlüssel in der Wohnungstür drehte. Einen kurzen Augenblick später folgten Schritte im Flur. Schön, dass er auch noch kommt.

Mürrisch machte sie einen Schritt zur Seite und trat aus dem Wohnzimmer heraus. „Da bist du ja endlich.“

„Ja, es tut mir leid. Es ging nicht eher.“ Er balancierte einen Karton auf seinen Armen und stieß mit einem Bein die Tür zu. Dann ging er direkt an Anna vorbei in die Küche, wo er den Karton abstellte.

„Was ist das?“, murrte Anna, die ihm gefolgt war.

„Ich dachte nur, ich bringe schon mal ein paar Sachen her. Dann haben wir nachher nicht mehr so viel auf einmal. Wir können einfach jedes Mal, wenn wir hierherfahren, etwas mitbringen. Dann kriegen wir die Wohnung schon mal so nach und nach leer.“

„Damit dann hier alles rumsteht? Wir haben die Küche doch noch nicht mal renoviert? Wo willst du das denn jetzt hinstellen?“

„Ich lass es einfach hier stehen. Hier stört es doch nicht.“

Anna funkelte ihn an, verkniff sich aber ihren Kommentar. Sachen für das Wohnzimmer machten vielleicht Sinn, aber in der Küche war noch gar nichts gemacht worden.

Nicos stahlblaue Augen nahmen seine Freundin prüfend ins Visier. Er hatte eine muskulöse, sportliche Figur und war bestimmt einen Kopf größer als Anna. Seine rotblonden Haare fielen ihm in leichten Wellen in die Stirn, die er jetzt grimmig zusammenzog. „Was ist?“

Vergiss den Karton, dachte Anna und rollte mit den Augen, dann steht er eben hier herum und muss ständig hin und her geschoben werden. „Wo bist du gewesen? Ich dachte, du hilfst mir?“

Jetzt war es Nico, der die Augen verdrehte. „Morgen ist die Projektpräsentation, das habe ich dir doch erzählt!“

„Ja, klar, dein blödes Projekt.“ Anna stapfte wütend ins Badezimmer, um sich die Hände zu waschen.

„Einen Entwurf für eine Shopping-Mall in London anzufertigen, sehe ich nicht unbedingt als blöd an. Es ist wahnsinnig wichtig, hast du das vergessen?“

„Ach, und unser Umzug ist nicht wichtig? Wir zahlen gerade zwei Mieten, hast du das vergessen?“

Nico war ihr zum Badezimmer gefolgt und spielte mit einem Stück Tapete, das locker an der Wand hing. „Nein, habe ich nicht. Und genau deswegen ist mir das Projekt ja auch so wichtig. Kennst du noch andere Architekturstudenten, die kurz nach dem Abschluss so eine Chance bekommen wie ich? Tut mir leid, dass ich mich nicht mit einem 08-15-Job zufriedengeben möchte, aber wenn ich bei Schmidt & Berger erst richtig Fuß fasse, dann können wir uns noch was ganz anderes leisten als zwei Wohnungen.“

„Aber wie soll es denn klappen, wenn ich hier alles alleine machen soll, Nico? Hast du nicht neulich noch gesagt, dass du jetzt eigentlich schon fertig sein wolltest?“

„Ich habe es aber nun mal nicht geschafft, okay? Es ist nicht nur eine einfache Hausarbeit, die ich hier abgeben soll. Da steckt schon ein bisschen mehr dahinter.“ Nico hatte nach und nach weiter an der Tapete gezogen und riss einzelne Stückchen ab, die schwirrend auf den Fußboden fielen.

Anna starrte auf ihre Hände und kratzte an den letzten hartnäckigen Farbresten, die beim Waschen nicht hatten abgehen wollen. „Das Wohnzimmer ist auf jeden Fall fertig. Hast du wenigstens die Rollläden besorgt?“

Sie sah auf und in Nicos verzogenes Gesicht.

„Verdammt, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht.“

„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“

Nico schüttelte den Kopf und kniff die Lippen fest aufeinander. „Das habe ich total vergessen.“

Anna boxte ihm wütend in den Bauch und schob sich schnaubend an ihm vorbei. „Es kann echt nicht angehen!“ Sie lief ins frisch renovierte Wohnzimmer und hätte am liebsten die Tapete von den Wänden gerissen.

„Dann holen wir sie eben morgen, Anna!“, versuchte Nico sie zu besänftigen und folgte in den großen Raum mit Südbalkon und Parkettfußboden. „Das ist doch jetzt nicht so schlimm.“

Anna hatte ihm den Rücken zugedreht und hielt sich die Hände vor das Gesicht.

„Sag mal, weinst du jetzt etwa?“

Anna wischte sich einmal durch das Gesicht. Sie weinte nicht. Noch nicht zumindest und wollte es auch nicht. „Weißt du nicht mehr, dass das Angebot nur noch bis heute lief? Morgen müssen wir fast das Doppelte dafür bezahlen.“

„Dann ist das eben so. Oder wir warten auf ein neues Angebot.“

„Wir warten. Klar. Wir warten. Lass uns doch einfach noch ein halbes Jahr in diesem Zustand verbringen!“, fauchte sie und drehte sich zu ihm herum. Sie kochte vor Wut.

„Anna, ich habe es vergessen“, brüllte er zurück. Sein Kopf war gerötet und auf seiner Stirn hatte sich eine dicke Ader gebildet.

„Wir hatten einen Plan.“ Mit zittrigen Fingern und jetzt doch etwas feuchten Augen fischte Anna einen zerknitterten Zettel aus ihrer Hosentasche und faltete ihn auseinander. Sie hörte Nico aufstöhnen, achtete aber nicht auf ihn. Sie hatten sich das Wohnungsprojekt gemeinsam überlegt und einen Plan gemacht, wann sie wie weit mit der Renovierung sein wollten, wann welche Anschaffung gemacht werden sollte und wie die zukünftige Aufgabenverteilung geregelt werden würde.

Anna hatte für alles einen Plan. Sie brauchte immer alles auf dem Papier, damit sie den Überblick hatte. Als sie und Nico vor sieben Jahren zusammengekommen waren, hatte er ihre Pläne euphorisch geteilt. Wenn Anna manchmal genauer darüber nachdachte, hatte sie sogar eher das Gefühl, dass die ganze Plansache sein Ding war und er es in die Beziehung gebracht hatte.

Damals, als sie mit der Schule fertig waren, Anna ihre Ausbildung als Krankenschwester begann und Nico nach ein paar Versuchssemestern in Jura, Betriebswirtschaftslehre und Geschichte schließlich in der Architektur seine Berufung gefunden hatte, waren Pläne ständig an der Tagesordnung. Und am meisten machte es noch Spaß, gemeinsam zu planen. Sich die Zukunft auszumalen, Ideen zu entwickeln, Ziele zu überlegen, die man erreichen wollte. Doch in letzter Zeit war irgendwie nur noch Anna diejenige, die Pläne machte. Gemeinsame Pläne.

„Vergiss den Plan, Anna. Du kannst nicht alles festsetzen.“ Er drehte sich zur Seite und verschwand aus dem Wohnzimmer. Die Tür ließ er unsanft hinter sich zufallen.

Anna sackte in die Knie und ließ sich gedemütigt an der Wand niederrutschen. Da haben uns die Nachbarn ja schon gut kennengelernt, dachte sie. Tolle erste Wohnung mit dem abertausendsten Streit.

Nico hatte sich verändert in den letzten Wochen, vielleicht sogar Monaten. Er war unheimlich leicht reizbar. Bei jeder Kleinigkeit gerieten sie aneinander. Natürlich hatte er viel um die Ohren. Er war erst seit Anfang des Jahres bei Schmidt & Berger beschäftigt, und dieses Projekt in London war eine große Chance. Es könnte sein Durchbruch sein, da hatte er schon recht. Aber durfte er sie deswegen immer links liegen lassen? Es war nicht nur heute, dass er sich nicht an Abmachungen und Termine hielt. In der letzten Zeit kam es öfter vor, und Anna hatte in den letzten Tagen mehr als einmal Zweifel gehabt, ob die gemeinsame Wohnung wirklich die richtige Entscheidung war. Auch wenn sie diese wirklich gemeinsam geplant hatten.

Sie wischte sich durch die feucht gewordenen Augen und stand wieder auf. Der Sensor, der in ihrem Körper für die Tränendrüsen zuständig war, funktionierte immer viel zu empfindlich. Egal, ob Trauer, Wut oder Freude – eine Träne war mit Sicherheit drin.

Dann hörte sie Schritte im Flur. Nico ging zur Wohnungstür.

Angestrengt lauschte sie und hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Geht er jetzt etwa weg?

Schnell riss sie die Wohnzimmertür auf und starrte ihn verwirrt an.

„Wir holen sie morgen“, murrte Nico, während er bereits in der Wohnungstür stand. „Ich bezahl sie auch.“

„Wo gehst du hin?“

„Nach Hause.“

„Nico, warte!“ Anna machte einen Satz auf ihn zu, um ihn zum Halten zu bewegen.

Er blieb stehen und sah sie fragend an.

Anna wartete einen Moment, dann trat sie langsam vor. „Tun wir das Richtige? Mit der Wohnung, meine ich.“

Nico sah sie verwundert an, als wäre es für ihn eine komplett neue Möglichkeit, an die er vorher noch gar nicht gedacht hatte. Im gleichen Moment bereute Anna ihre Frage, weil sie Angst hatte, ihn jetzt auf eine Idee gebracht zu haben. Sie sah ihn weiter an, aber er sagte nichts.

„Ich meine nur, weil...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Emotional • Fesselnd • spannend
ISBN-10 3-947538-08-1 / 3947538081
ISBN-13 978-3-947538-08-9 / 9783947538089
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