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Der Mond bricht durch die Wolken (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
285 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
9783841217790 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mond bricht durch die Wolken - Edmund Crispin
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Grausame Morde sorgen für Verunsicherung und Unruhe in einem kleinen englischen Dorf in Devon. Erfahrungen mit brutalen Enthauptungen hat hier niemand und die örtliche Polizei ist mehr als ratlos. Bald folgt ein Mord auf den anderen und das gesamte Dorf ist auf der Jagd nach dem Täter. Ein Schuldiger ist schnell gefunden, doch dann geschieht die nächste Tat, während der noch hinter Gittern sitzt. Damit Schluss ist mit dem Verfolgen falscher Fährten, eilt Gervase Fen, Oxford-Professor und Amateurdetektiv, zu Hilfe. Nur er kann es schaffen, die schmutzige Wahrheit ans Licht zu bringen ...

'Der Mond bricht durch die Wolken' ist Edmund Crispins neunter und letzter Roman um den exzentrischen Literaturprofessor Gervase Fen.



Edmund Crispin, geboren 1921, war das Pseudonym des englischen Krimiautors und Komponisten Robert Bruce Montgomery. 1944 erschien der erste Band seiner Reihe um den Ermittler Gervase Fen, Professor für englische Literatur in Oxford. Crispins Kriminalromane zeichnen sich durch ihren humoristischen Stil, der bis ins Absurde reicht, und gleichzeitig einen hohen literarischen Anspruch aus. Er verstarb 1978. Alle neun Romane der Krimireihe um Gervase Fen sind bei Aufbau Digital verfügbar.

2. Kapitel
Alpen sich auf Alpen türmen


Obschon wir ›Parson‹ (Pfarrer) anders schreiben,

ist das nur ›Person‹ … und auf lateinisch persona,

und personatus ist ein Pfarrhaus.

John Seiden ›Tischgespräche‹

1


So ließen sie Jack Jones allein und gingen wieder die Treppe zum Schankraum hinunter, der sich inzwischen zu füllen begann. Gobbo schlief noch immer – in einem gefährlich aussehenden Winkel vorgebeugt, so als hielte er den Kopf nach unten, um einer Ohnmacht vorzubeugen –, und Padmore, der ihm weitere Fragen stellen wollte, sagte, es wäre nur human, ihn zu wecken und ihn wieder aufzurichten. Aber der Major war anderer Meinung. Sie sollten zuerst besser den Pfarrer aufsuchen, meinte er, und notfalls später auf Gobbo zurückkommen. Was Gobbos Haltung beträfe, so schlafe er oft so, und sie scheine ihm eher gut zutun, möglicherweise wegen der Minderung des Drucks vom Herzen auf das Zwerchfell oder umgekehrt. Nachdem diese Theorie Padmore vorübergehend zum Schweigen gebracht hatte, holten sie Fred, den Whippet, und Fens Sack und traten in den Altweibersommer hinaus.

Die kleinen Vögel waren verschwunden, ohne Zweifel auf der ersten Teilstrecke nach Süden, auch die Katze war weg. Von den Zwingern der Meute Glazebridge und Umgebung, eine Dreiviertelmeile entfernt, tönte Hundegekläff herüber, auf diese Entfernung unheimlich an das Geschrei von Fußballanhängern in einem Stadion erinnernd. Plötzlich gab es eine dumpfe Explosion, und ein Hinterreifen von Padmores Mietwagen sank zu einem Gummipfannkuchen zusammen.

»Jetzt sehen Sie sich das an«, sagte Padmore.

Aber der Major erklärte, er solle wegen seiner Arthritis ohnehin zu Fuß gehen, so dass sich die Expedition zum Pfarrer, nachdem Padmore das Auto sekundenlang starr fixiert hatte, auf den Weg machte. Mit einem Winken für Jack Jones am Fenster bog sie auf dem Weg in Richtung Aller und Glazebridge nach links ab – vorbei an der Kirche mit ihrem hohen Turm (›papistisch‹, so lautete das Urteil des Pfarrers über Kirchtürme) und ihrem Geläut von sieben Glocken (›papistisch‹); vorbei am alten Pfarrhaus, wo Mrs. Leeper-Foxe beim Frühstück ihr schreckliches Erlebnis gehabt hatte; und so nach etwa zweihundert Metern aus Burraford hinaus in das, was vor dem Eingreifen des Central Electricity Generating Board offene Landschaft gewesen war.

Stromleitungen marschierten mit- und gegeneinander, kreuzten sich in allen möglichen Winkeln wie Kolonnen von Militär-Kradfahrern bei einer Zapfenstreich-Vorführung; das Stromversorgungsamt führte ausländische Besucher mit Vorliebe nach Burraford, wenn es seine Methoden vorführen wollte, nie einen Mast allein zu verwenden, wo drei es genauso gut taten. Unter dem Eisenwerk-Gewirr gab es jedoch Felder, Hecken, Bäume, Bäche, Fußwege und auch Nutztiere. An einem einigermaßen klaren Tag konnte man auf der rechten Seite einen Teil der südöstlichen Landstufe des Hochmoores sehen. Zur Linken gewahrte man die Fassade von Aller House aus dem achtzehnten Jahrhundert. Geradeaus – ungefähr eine Meile entfernt, wo der Weg zu einer Reihe enger Kurven anstieg und die Hecken hohen Steinmauern und Böschungen wichen – lag das Dorf Aller. Dort wohnte der Pfarrer, und dort hatte Fen für die drei Monate seines Aufenthalts ein kleines Landhaus gemietet. Wenn man Aller hinter sich ließ, erreichte man nach etwa fünf Meilen Glazebridge, die kleine, aber wohlhabende Marktstadt, die Mittelpunkt des Bezirks war.

Infolge der Hüfte des Majors kamen sie nur langsam voran, aber Fens Sack war auch schwer genug, so dass Fen froh war, nicht so schnell gehen zu müssen. Und Padmore war selbst zu seinen besten Zeiten kein Sportler gewesen. Sie begegneten Leuten, die grüppchenweise von den Vorbereitungen für das Pfarrfest zurückkehrten. Ein, zwei Meter vor den dreien lief Fred und drehte häufig den Kopf, um sich zu vergewissern, dass sie noch da waren. Er schien zu befürchten, dass, wenn seine Wachsamkeit nur einen Augenblick nachließ, an der Straße wie durch Zauberei eine Gastwirtschaft emporschießen und den Major verschlucken werde.

Padmore legte Rechenschaft über sich ab.

Er war, wie sich herausstellte, genaugenommen gar kein Polizeireporter. In Wirklichkeit war er Fachmann für afrikanische Fragen und vor drei Monaten mit der unliebsamen Auszeichnung vom schwarzen Kontinent zurückgekehrt, von mehr Entwicklungsländern schneller ausgewiesen worden zu sein als jeder andere Journalist jeder beliebigen Nationalität irgendwo sonst.

»Unterentwickelte Länder mit überentwickelter Empfindlichkeit«, sagte Padmore verdrießlich.

Da seine Zeitung, die ›Gazette‹, es müde geworden war, aufgebrachte Meldungen über die diversen Ausweisungen ihres Sonderkorrespondenten zu bringen, hatte sie ihn schließlich nach London zurückbeordert, ein Ruf, dem er gefolgt war, sobald er das Gefängnis in Sambia hatte verlassen können, in das man ihn wegen eines Artikels gesteckt hatte, der die Aufmerksamkeit der Welt darauf lenkte, wie gut Präsident Kaunda stets gekleidet sei (das war als Versuch gewertet worden, Verschwendung höheren Orts anzudeuten). Man hat ihm bei der ›Gazette‹ keine Schuld zugemessen, aber nicht viel Beschäftigung für ihn gefunden, bis zu dem Abend, als Chief Superintendent Mashman seine Pensionierung nach dreißig Dienstjahren bei der Kriminalpolizei feierte. Alle vier Polizei- und Gerichtsreporter der ›Gazette‹ hatten teilgenommen und auf der Rückfahrt einen Lastwagen von Bird’s-Eye-Kühlkost gerammt, worauf sie ins Krankenhaus gebracht worden waren. Als am folgenden Morgen die sensationelle Nachricht von Rouths Ermordung eingegangen war, hatte man deshalb Padmore beauftragt, darüber zu schreiben; nicht (wie er zugab) weil er dafür besonders qualifiziert gewesen wäre, sondern weil sein Umherirren in der Redaktion allen auf die Nerven zu gehen begonnen hatte.

»In Afrika werden Sie wohl viel Schlimmeres gesehen haben«, hatte sein Redakteur gesagt.

»So fuhr ich nach Glazebridge und blieb eine Woche im ›Seven Tuns‹«, erzählte Padmore, »und da kam ich auf den Gedanken …, warum werden wir plötzlich so schnell?«

Der Major erklärte, sie beeilten sich so, weil sie im Begriff seien, am Pisser vorbeizukommen.

Padmore antwortete: »Aha.«

»Hören Sie das«, sagte der Major. »Er lässt sich wieder vernehmen.«

Es war tatsächlich etwas zu hören, erkannte Padmore, und zwar etwas Beunruhigendes. Es wurde erzeugt von einem großen altmodischen Mast nahe der linken Wegseite; und es sei auf die Grundnatur dieses Geräusches zurückzuführen, erläuterte der Major, dass dieser Mast, der es hervorbrachte, in der ganzen Gegend als der ›Pisser‹ bekannt war. (Selbst überaus achtbare ältere Damen, so behauptete der Major wahrheitsgemäß, pflegten einander anzurufen und zu sagen: »Der Nachmittag ist so herrlich, warum treffen wir uns nicht am Gatter beim Pisser und gehen bis Worthington’s Steep spazieren?«) Lange Vertrautheit mit dem Pisser hatte jedoch nicht zur Gleichgültigkeit geführt. Im Gegenteil, es herrschte allgemein die Ansicht, dass das Geräusch des Pissers eines Tages zu einer Detonation führen würde, so dass die Leitungen herunterfallen würden, die er trägt, und diese auf jeden in der Nähe niederstürzen und ihn durch Starkstrom töten würden. Klagen über die Bedrohung durch den Pisser waren von den E-Werk-Leuten zunächst geringschätzig abgetan worden, um so mehr, als er nur in unregelmäßigen Abständen tätig wurde, so dass die zuerst eingesetzten Techniker ihn so stumm wie eine Auster vorgefunden und voll Empörung darüber, dass ihre kostbare Zeit von falschen Alarmrufen in Anspruch genommen wurde, wieder abgezogen waren. Monate später war der Pisser jedoch von einem hohen Beamten des Werkes belauscht worden, der in der Nähe mit Frau und Kindern bei einem Picknick gewesen war; die Haltung der Behörde hatte einen schlagartigen Wandel erfahren, und der Pisser wurde jetzt häufig von Technikern in Hubschraubern oder Werkstattwagen besucht, in der Hoffnung, ihn bei seiner Geräuscherzeugung zu ertappen und endgültig festzustellen, was dahinter steckte. Im zweiten Teil des Überwachungsprogramms hatten sie bisher keine Erfolge aufzuweisen gehabt, da der Lärm des Pissers nicht nur zwei vollständige Überholungen gemeinhin überstanden, sondern sowohl an Lautstärke als auch an Häufigkeit sogar noch zugenommen hatte. Aus diesem Grund beeilte sich jedermann, wenn er in seiner Nähe war, ihn möglichst rasch zu passieren.

Bis Padmore über das Verhalten des Pissers genau unterrichtet war, hatten sie ihn sicher passiert, aber da der Major vom gleichzeitigen Reden und Hasten außer Atem war, blieben sie zu einer kurzen Rast stehen, wobei ein Pferd sie über die Hecke anstarrte.

»Du schlimmes Tier, du«, sagte der Major zu ihm.

»Ist es in schlechter Verfassung?« fragte Padmore.

»Nein, nein, mein Lieber, es ist ein ganz gewöhnliches, gesundes Pferd«, versicherte der Major. Das Pferd rollte mit den Augen und zitterte mit den Ohren auf seinem Schädel. »Schreckliche, heimtückische Wesen«, sagte der Major. »Beißen einem den Kopf ab, ehe man sich umsieht.«

Wie um das zu bestätigen, bleckte das Pferd große gelbe...

Erscheint lt. Verlag 31.10.2019
Reihe/Serie Professor Gervase Fen ermittelt
Professor Gervase Fen ermittelt
Übersetzer Tony Westermayr
Sprache deutsch
Original-Titel The Glimpses of the Moon
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Agatha Christie • Alibi • Amateurdetektiv • Brutalität • Carola Dunn • College Krimi • Cosy Crime • Cosy Krimi • Devon • Dorf • Edmund Crispin • England • england krimi • falsche Beschuldigung • Gervase Fen • Krimiklassiker • Michael Innes • Mord • P.G. Wodehouse • Professor
ISBN-13 9783841217790 / 9783841217790
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