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Jerry Cotton 3251 (eBook)

Die Korrupten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Aufl. 2019
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8704-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3251 - Jerry Cotton
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Die Korrupten

Herman Dahlkemper wurde in seinem Büro mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Ihm gehörte das Consulting-Unternehmen 'The Fabulous Key', das Schüler sowohl auf das Examen als auch auf das Aufnahmeverfahren einer Uni vorbereitete. Da Dahlkemper Kontakte zu dem russischen Mafioso Vladimir Wolkow hatte, ermittelten Phil und ich - immerhin war Wolkow ein alter Bekannter. Aber war er auch Dahlkempers Mörder?

Grinsend beugte ich mich über Phil, der auf dem Rücken lag und beide Augen fest geschlossen hielt.

»Seit wann hast du so einen Hang zur Theatralik?«, fragte ich. »Kann ich dir vielleicht hoch helfen, alter Mann?«

Phil öffnete das rechte Auge.

»Ansprechen zwecklos, Jerry«, erwiderte er. »Ich bin tot und will’s auch bleiben.«

Diesen Worten zum Trotz erhob er sich wieder, legte die Übungspistole, die an einem Kabel hing, auf einer Brüstung ab und verzog säuerlich das Gesicht.

»Mann, Mann, was für eine beschissene Leistung«, fuhr er fort. »Ich habe mich wie ein blutiger Anfänger überrumpeln lassen. In freier Wildbahn hätte sie mich tatsächlich in die ewigen Jagdgründe geschickt. Oder, Supervisor Lavelle?«

Der Schießausbilder, ein harmlos aussehender, drahtiger Mittvierziger mit Nickelbrille, checkte gerade die Daten auf einem Bildschirm.

»Ihr Gefühl trügt Sie nicht, Agent Decker«, erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Die Lady hat Ihnen einen Volltreffer direkt in die Halsschlagader verpasst. Selbst bei rascher Hilfe hätten Sie keine Überlebenschance gehabt.«

Er holte Phils Silhouette auf den Computerbildschirm und zeigte uns den rot markierten Einschlag.

Phil nickte. »War mir sofort klar, als ich das Mündungsfeuer gesehen habe. Da war ich wohl nicht ganz bei der Sache.«

»Kopf hoch, Phil, jeder kann mal einen Aussetzer haben.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Hauptsache, du bist im Einsatz voll da.«

»Wenn es Sie denn tröstet, Agent Decker, Sie sind nicht alleine in die ewigen Jagdgründe eingegangen«, sagte Lavelle. »Auch wenn Sie grausam langsam beim Erfassen der Situation waren, so hat Ihr Schuss die Killerin doch noch sauber getroffen.«

»Ja, danke, das tröstet mich ungemein«, erwiderte Phil mit düsterer Miene und starrte auf das Standbild des interaktiven Simulators. »Ich könnte heulen vor Freude.«

Lavelle ließ den Zugriff noch einmal laufen. Phil war der einzige echte Akteur in dieser virtuellen Szenerie, in der zwei Dealer festgenommen werden sollten. Er war wirklich nicht bei der Sache gewesen. Ich selbst hatte sofort erfasst, wo die Gefahr lauerte, als die Frau ihre rechte Hand hinter den Rücken des Mannes gesenkt und dort eine Pistole aus seinem Gürtel gezogen hatte.

Lavelle nickte. »Das war ein Ausreißer, Agent Decker. Aber noch kein Problem. Wenn Sie sich in Hogans Alley genauso gut schlagen wie beim Fahr- und beim Schießtraining, werden Sie diese Trainingseinheit trotzdem noch erfolgreich abschließen, ohne dass wir Sie ein zweites Mal hier einbestellen müssen. Aber in der Alley dürfen Sie sich nun keine weiteren Unkonzentriertheiten erlauben.«

»Na, wenn’s so ist …« Phil entspannte sich wieder. »Ich dachte tatsächlich schon, ich hätt’s weitgehend versaut. Und jetzt mach du deinen Job, Jerry, damit wir in die Alley kommen. Dieser Makel hier lastet schwer auf mir. Ich kann’s kaum erwarten, ihn wieder auszubügeln.«

Wir befanden uns im Firearms Training Center in Quantico, Virginia. Jeder FBI Agent musste einmal jährlich zur Abfrage seines Leistungsstandes in der legendären FBI-Akademie antreten. Wer durchfiel, hatte mit intensiven Nachschulungen in allen Bereichen und möglicherweise sogar psychologischer »Betreuung« zu rechnen. Das war weder Phil noch mir bisher passiert.

Ich löste mein virtuelles Situationsspiel deutlich besser als Phil. Mit einem – ebenfalls virtuellen – Kollegen zusammen musste ich eine junge Frau vor einem Warenhausregal festnehmen. Sie behauptete, nicht in die Knie gehen zu können, und überwältigte den Kollegen plötzlich mit Karatetritten, als er die Handschellen zückte und kurz abgelenkt war.

»Sofort die Hände hochnehmen, oder ich schieße!«, brüllte ich.

Sie ignorierte mich und rannte auf mich zu. Obwohl sie keine Schusswaffe besaß, zögerte ich dennoch nicht mit dem Schuss. Ich traf sie, als sie gerade absprang. Der Einschlag schleuderte sie zurück. Schwer knallte sie auf den Boden und hob stöhnend die Schulter.

»Gut gemacht, Agent Cotton«, lobte mich der Supervisor. »Hätten Sie nur eine Zehntelsekunde gezögert, hätte sie Ihnen mit ihrem Tritt den Kehlkopf eingetreten. Dann wären Sie jetzt ebenfalls tot. Sie haben schnell erfasst, dass ihre Tritte ebenso tödlich wie Schusswaffen sein können.«

Nach dem Lunch fuhren wir zu Hogans Alley, einer kleinen, nachgebauten Stadt mit Casino, Bank, Post, Apotheke, Waschsalon, Billardsalon, Kino und einer Bar. Ein aus den Teilnehmern gebildetes SWAT-Team, das ich anführte, bekam die Aufgabe, ein Geiseldrama im Kino zu beenden. Dabei mussten wir uns in voller Montur von anfliegenden Hubschraubern abseilen, zwei Türen aufsprengen und die Geiselnehmer, die nicht wussten, wie wir angriffen, mit Blendgranaten außer Gefecht setzen. Wir machten beinahe eine Bilderbuchaktion daraus.

Nach zwei Tagen und bestandenem Training waren wir froh, wieder nach New York zurückkehren zu können. Special Agent in Charge Steve Dillaggio »erwischte« uns auf dem Rückweg. Mein Jaguar steckte gerade im Abendverkehr von Baltimore auf der Interstate 95 fest, als Phils Handy klingelte. Er stellte auf Lautsprecher.

»Phil, Jerry, hi«, begrüßte uns Steve. »Gratulation zum bestandenen Training. Die Auswertungen liegen mir bereits vor. Ihr macht unserer ganzen Task Force Ehre, das freut mich sehr, auch wenn Phil einen kleinen Durchhänger hatte. Welche blonde Schönheit hat dir da die Sinne vernebelt?«

»Du ganz sicher nicht«, erwiderte Phil in Anspielung auf Steves flachsblondes Haar und starrte grinsend auf die von der Spätnachmittagssonne beschienene Skyline von Baltimore, die sich ein paar Meilen vor uns erhob.

»Da bin ich aber froh. Ich hätte dir einen Korb geben müssen. Also, auch Mr. High hat sich bereits lobend über euch geäußert. Okay, an Zeery seid ihr beide nicht vorbeigekommen, aber das ist auch extrem schwierig. Wahnsinn, der Typ. Äh, ich weiß ja, dass ihr euren Feierabend mehr als verdient habt. Trotzdem möchte ich euch bitten, noch im Field Office vorbeizuschauen. Ich habe vor einer halben Stunde einen Fall auf den Tisch bekommen, den ich euch beiden anvertrauen möchte. Das NYPD hat ihn zu uns abgeschoben.«

»Um was geht’s?«, fragte ich.

»Ich erklär es euch, wenn ihr da seid. Gute Fahrt.«

Brighton Beach, Brooklyn, New York, zwei Tage zuvor

Eine von Vladimir Wolkows Lieblingsweisheiten hieß: Mit Schwund muss man rechnen.

Er selbst war bereits in sieben Fällen für diesen Schwund verantwortlich gewesen. Höchstpersönlich. In aller Regel berührte ihn das nicht.

Der Schwund, mit dem er sich im Moment auseinandersetzen musste, ließ ihn allerdings vor Wut fast durch die Decke gehen. Soeben hatte er, noch im Bett liegend, die Nachricht vom gewaltsamen Dahinscheiden Harry Dahlkempers erhalten.

Brüllend warf er das Handy gegen die Wand. Das Display zersprang.

»Was hast du denn, Darling?«, fragte seine Frau Jekaterina, die durch seinen Wutausbruch aufgewacht war, nun im Bett saß, die Decke vor ihren Busen zog und ihn ängstlich anstarrte.

»Dahlkemper ist tot«, sagte er knurrend und sprang aus dem Bett. »Und ich weiß auch schon, wer dafür verantwortlich sein könnte.«

Im Schlafanzug hastete er durch die riesige, protzig eingerichtete Villa, in der die größte Ikonensammlung der Vereinigten Staaten hing. Im Moment hatte er allerdings keinen Blick für die Heiligenbilder, die über vierhundert Millionen Dollar wert waren.

Über die breite Treppe ging er, zwei Stufen auf einmal nehmend, in den ersten Stock. Ohne anzuklopfen, stürmte er in das Apartment seines Sohnes. Dabei stieß er die Tür so brutal auf, dass sie gegen die Wand krachte.

»Anton, wo bist du?«, brüllte er und blieb mitten im Wohnzimmer stehen.

Antons Schuhe und seine Jeans lagen auf dem Boden, er hatte sie einfach ausgezogen und liegen lassen. Der akribisch denkende, ordnungsliebende Wolkow verzog angewidert das Gesicht.

»Anton!«, brüllte er ein zweites Mal, während er die Tür zum Schlafzimmer seines Sohnes öffnete.

Dort war es dunkel. Er nahm ein lautes Schnarchen wahr sowie einen undefinierbaren Geruch, in dem Schweiß und Wodka dominierten.

Wolkow hieb auf den Schalter neben der Tür, Licht flammte auf. Antons rotes Hemd lag vor dem Bett, er selbst darin, auf dem Rücken, mit weit geöffnetem Mund, nur mit Unterhose und Socken bekleidet. Als Wolkow neben das Bett trat, drehte sich Anton mit einem besonders lauten Schnarcher auf die Seite.

Wolkow verachtete seinen zweiten Sohn in Augenblicken wie diesen, da war sein Erstgeborener Mischa von ganz anderem Kaliber. Aber Anton war eben doch sein Fleisch und Blut – was für ihn allerdings kein Grund war, sonderlich sanft mit ihm umzuspringen.

»Anton, wach sofort auf«, befahl er und rüttelte ihn brutal an der Schulter.

Anton murmelte etwas, schlug zwei Mal um sich und drehte Wolkow dann den Rücken zu.

Wolkow verzog das Gesicht. Die Alkoholfahne war fast unerträglich.

Er knurrte, ging ins Bad, nahm einen dort stehenden Putzeimer und füllte ihn mit Wasser. Der eiskalte Schwall, der sich über Anton ergoss, ließ ihn grunzend hochfahren. Nach Luft japsend, saß er im Bett. Schlagartig war er wieder nüchtern geworden.

»Dad, was … was soll das?«, fragte er, zog aber instinktiv den Kopf ein, als er seinen wütenden Vater wie einen Rachegott vor dem Bett stehen sah.

»Dahlkemper ist heute Nacht abgemurkst worden«, sagte Wolkow gefährlich leise....

Erscheint lt. Verlag 8.10.2019
Reihe/Serie Jerry Cotton
Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7325-8704-5 / 3732587045
ISBN-13 978-3-7325-8704-9 / 9783732587049
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